Fortschritte

Jul 12, 2020 13:58

Team: Metaphermorphose
Challenge: Crack/Humor: Schlaflos (Päckchen 8)
Fandom: Youtuber (Berliner Cluster)
Wörter: ~1400
Pairing/Personen: Frodo/Flo
Anmerkung:Frodo macht sowohl investigative als auch flirttechnische Fortschritte. Flo sollte an seiner Liebenswürdigkeit arbeiten.
Fortsetzung von Frodo weicht auf

Stefan steckt den Kopf in Max' Büro herein und zieht irritiert die Stirn kraus.
„Du noch hier?“, sagt er mit einem gewissen Amüsement in der Stimme. „Das is' ja ein seltener Anblick.“
Max ignoriert die Spitze. Er winkt ab;
„Muss noch was fertigmachen.“
„Okay.“ Stefan nickt belustigt. „Dann mach nicht zu lange. Bis morgen.“

„Bis morgen.“
Max stützt den Kopf auf seine freie Hand und klickt sich weiter durch seine Excel-Tabelle. Durch die offene Tür seines Büros lauscht er auf Stefans Schritte im Gang, wie sie sich entfernen und schlussendlich die Eingangstür vorne klappt.

Er horcht auf die Stille.

Dann minimiert er seine Excel-Tabelle, die nichts anderes war als ein Alibi, und klickt sich ins Netzwerk.
Wenn man sich auf eins verlassen kann, dann darauf, dass die Kollegen bei Festbeleuchtung in seinem Büro die Köpfe hereinstecken und sich einzeln von ihm verabschieden. Die perfekte Art und Weise sicherzugehen, dass niemand mehr da ist, der ihn bei seinem Vorhaben stört.
Er steuert Stefans Ordner an und klickt sich in die Dateien. Verträge, Lieferscheine, Abrechnungen zu jedem Verkauf, den der Typ tätigt. Ein heilloses Durcheinander.
„Schon mal von Unterordnern gehört?“, murrt Max in sich hinein. „Meine Fresse.“

Genervt öffnet er seine Bestandsliste der einkauften Materialien von Flos Firma und beginnt, mühsam Materialcodes abzugleichen. Das allein dauert schon ewig. Als er die korrekten Bestellungen von Stefans Kunden herausgesucht hat, zeigt die Uhr auf seinem PC halb neun. Scheiße, Flo schuldet ihm echt was jetzt.
Das Problem ist, dass in Stefans Zettelwirtschaft wenig zum Verleger der reklamierten Beläge zu finden ist. Ein Firmenname flackert zwei Mal über seinen Bildschirm- zufällig derselbe. Doch zum Rest fehlen die Angaben. Er kann Stefan daraus nicht einmal einen Strick drehen - es geht ihn und Max ja nichts an, wer bei ihren Kunden Parkett und Laminat verlegt.
Seufzend notiert er sich die Adressen, schreibt eine E-Mail vor und schickt sie dann an alle betroffenen Kunden ab.

Die Nacht schlägt er sich schlaflos um die Ohren. Was reichlich bescheuert ist, denn eigentlich kann ihm ja egal sein, was mit Flos Laden passiert. Wenn alles gut läuft, könnte der Mann vielleicht sogar bei ihnen anfangen. Einen kompetenten Techniker kann Herr Gerhardt garantiert noch gebrauchen. Doch dann denkt er wieder an Flos düsteren Blick und an seinen Chef und an Dombrowski. Außerdem möchte ein gar nicht allzu kleiner Teil von ihm nun auch ganz genau wissen, woher die mysteriösen Verlegefehler denn nun eigentlich kommen.
Eines ist mal klar: Seit dieser Pseudo-Krimi zusammen mit dem smarten, braungebrannten Techniker in sein Leben gekracht ist, ist ihm weitaus weniger langweilig.

Das erste, was er am folgenden Morgen tut, ist seine E-Mails auf Antworten zu seiner Frage zu checken. Was früh um acht Uhr natürlich noch nicht der Fall ist. Ein anderer Supplier schickt Lieferdaten, Hopfe eine Erinnerung für das Geldsammeln für ein Geburtstagsgeschenk für Herrn Gerhardt. Dombrowskis Name flackert ebenfalls mit einer Rückmeldung zu einer Bestellung auf, die Max ihm gestern geschickt hat. Max liest sie und ist enttäuscht, dass sie eben nicht von Flo ist.

Die Antworten auf seine Frage flattern zwischen dem ersten und zweiten Morgenkaffee herein. Max scrollt sich durch sie hindurch und mit einem Mal ist seine Ungeduld verflogen.
„Holy fuck“, murmelt er in sich hinein und greift nach dem Telefonhörer.

„Krüger“, sagt sein Chef am anderen Ende. „Wenn's eine weitere Reklamation ist, versichere ich Ihnen, ich werde Ihnen Beine machen!“
„Zumindest keene neue“, beeilt Max sich zu sagen. Er klemmt den Hörer zwischen Kopf und Schulter, während er mit den freien Händen beginnt, hektisch eine Whatsapp-Nachricht zu tippen.

„Ich wollte nur fragen, ob's okay ist, wenn ich heute Nachmittag super spontan zum Zulieferer fahre? Also, wegen der Claims.“

Herr Gerhardt brummt unwillig.
„Von mir aus“, schnarrt er. „Aber dann möchte ich anschließend einen anständigen Bericht darüber haben. Der letzte bestand nur aus Besichtigung der reklamierten Böden abgeschlossen und Verlegte Beläge waren wie erwartet kaputt.“
„Auf jeden Fall!“

„Na schön. Dann ab dafür und bringen Sie mir endlich eine Lösung mit!“

Max pfeift auf seinen Chef und die Sorge über irgendwelche Berichte. Nachdem er Flo sein Kommen angekündigt hat, springt er in sein Auto und fährt ins brandenburgische Nirgendwo, wo Dombrowskis und Flos Laden sehr idyllisch am Rand eines Gewerbegebiets gelegen ist.

Gegen ihre eigene Firma ist das Büro dort ein Schuhkarton. Es gibt keinen Empfang, sondern als er klingelt, kommt ihm ein Typ entgegengeeilt, den er noch nie gesehen hat und der anscheinend in der Buchhaltung arbeitet. Er bietet Max ein Wasser an, was der dankend ablehnt und zeigt dann in den winzigen, einzelnen Gang, der sich vor ihnen auftut:
„Letzte Tür links.“
Flos Büro ist eher eine Abstellkammer. Es ist schon beeindruckend, dass es ein Fenster und eine Tür hat. Der Mann sitzt zwischen Ordnern und Regalen, vollgestopft mit noch mehr Ordnern, hinter einem Schreibtisch, auf dem sich eine Parade leerer Energy Drinks aufreiht. Als Max gegen die offene Tür klopft, richtet Flo sich von einem Dokument auf;
„Hey, Frodo.“
„Hey, Flo.“
Sie betrachten einander kurz, was keine bewusste Entscheidung ist. Max tritt ein und schließt die Tür hinter sich.

„Oha“, macht Flo und legt den Kopf schief. „So geheimnistuerisch?“

„Halt die Klappe“, kanzelt Max ihn ab. Er sieht keinen zweiten Stuhl in dem winzigen Raum, also bleibt er stehen. Flo tut ihm den Gefallen, sich ebenfalls zu erheben und um den Tisch herumzukommen.
„Ich hab dir deine Info besorgt, also sei gefälligst 'n bisschen liebenswürdiger zu mir.“
„Ick weeß gar nich', wat du hast“, murmelt Flo, wendet sich zu ihm zu und parkt seinen halben Hintern auf der Tischkante. Mit einem Mal wirft er seine geballte Aufmerksamkeit auf Max, mitsamt seinen großen dunklen Augen und diesem Blick.
„Ich bin super liebenswürdig. Aber wenn du möchtest, kann ich noch viel liebenswürdiger sein.“

Die Luft zwischen ihnen wird weich und dick und süß.
„Liebenswürdig, huh?“, murmelt Max halb bewusst und macht einen Schritt auf Flo zu.
Dieses Mal nähert er sich, dieses Mal hat sein Gegenüber etwas im Rücken und könnte gar nicht zurückweichen, selbst wenn er wollte.

„Bei allen Claims, zu denen ich Dokumente oder 'ne Korrespondenz habe“, setzt er erneut an, „War dieselbe Verlegefirma am Werk. Boden Waiss, mit A-i und Doppel-S. Wenn dit nich' merkwürdig is', weiß ich auch nich'.“
Flo betrachtet ihn aufmerksam und verschränkt die Arme;
„Was is' mit Kunden, die das gleiche Material gekauft haben, aber selbst verlegen?“

„Von denen haben wir keine Reklamation.“

Er zieht triumphierend einen Mundwinkel höher und Max rollt mit den Augen.

„Ja doch, es waren Verlegefehler“, murrt er. „Bist du jetz'e glücklich?“

„Ein bisschen“, gibt Flo zu. „Was mich so richtig glücklich machen würde, wäre ein Grund. Ich meine, offensichtlich hat diese Firma Leute, die von ihrer Arbeit keene Ahnung haben. Aber wenn wir das Schwarz auf Weiß hätten, könnten wir das dem Gerhard hinklatschen und die bekloppte Diskussion um den Exklusivvertrag wäre hinfällig.“
Max nickt;
„Ich hab mir schon fast gedacht, dass du sowas sagen würdest.“ Dann zieht er einen Zettel aus der Gesäßtasche seiner Jeans. „Hier ist deren Adresse. Is' gar nich' so weit weg von hier. Warum fahr'n wa bei denen nich' einfach vorbei und fragen?“

Flo blinzelt ihn an und über sein Gesicht huscht mit einem Mal so helle Freude, dass sie Max geradezu blendet.
„Warum können nich' alle so sein wie du?“, säuselt er. Ja, säuselt.
„Weil's mich nur ein Mal gibt“, erwidert Max und dann überkommt ihn sein innerer Autopilot und er tritt so nah wie sie zuletzt einander im Lager gewesen sind. Er betrachtet die dunklen kurzen Wimpern an Flos Augen, um einen Moment auszuharren.
Wenn das alles hier nur ein Missverständnis sein sollte - etwas, was er sich in seinem verqueren Kopf nur eingebildet hat - dann wird Flo jetzt awkward wegrutschen oder ihn schief angucken oder ihn schlimmstenfalls wegstoßen.

Ein winziger Moment vergeht und sein Gegenüber tut nichts dergleichen.

„Deswegen hast du also die Tür zugemacht“, raunt Flo amüsiert.
„Vielleicht“, lügt Max.
„Na dann solltest'e jetz' vielleicht ooch mal wat tun.“ Ein oder bist du immer noch schüchtern hängt in der Luft und bürstet Max kurz gegen den Strich.

„Arsch“, murmelt er und dann legt er die Hände um Flos Gesicht und küsst ihn endlich.

team: metaphermorphose, tsutsumi, youtuber

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