Liebe wird aus Mut gemacht [Romantik/Intimität: JOKER - Für mich]

Sep 26, 2018 11:35

Titel: Liebe wird aus Mut gemacht...
Team: Sonne
Challenge: Romantik/Intimität: JOKER (Inspiration: Diese Geschichte von der_jemand) - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: P12
Genre: (Pre)Slash
Warnungen: None
Zusammenfassung: Eigentlich wollte Thorsten nur ein bisschen für sich sein, ohne allein zu sein...
Wörter: ~1300
Anmerkungen: Dieses nette Teil ist die Grundidee für den Epilog meines komsichen Tatort-Stuttgart-Projekts, das ich ja hier schon mal angekündigt hatte. Die Idee, Thorsten und Sebastian am Ende in diesem Club zu schicken (der auch eine größere Rolle in der Geschichte spielt) stand schon etwas länger, aber erst der_jemands Geschichte gab mir eine Idee, wie die Interaktion zwischen den beiden wohl verlaufen könnte, damit sie zwar tendenziell eindeutig aber doch noch vage genug ist. Thoeretisch hätte der Text deutlich länger werden sollen, wiel Thorsten ja ein Grübler ist, aber ich wollte natürlich nicht spoilern, deswegen musste das erst mal entfallen.

Der Titel stammt aus einem Lied von Nena, das eigentlich auch etwas promineter ein der Geschichte featuren sollte, aber es wollte nicht. Naja, deswegen ist es der JOKER und nicht das "Lieblingslied" geworden.

Entschuldigt den Sermon, hier also die Geschichte...


Die Luft in der alten Fabrikhalle war warm und drückend. Der Rauch ungezählter Zigaretten, der beißende Dampf der Nebelmaschinen, der süßliche Geruch allerlei verschütteten Alkohols und die Ausdünstungen hunderter schwitzender Menschen vermischten sich zu einem schweren, feuchten Dunst. Betäubend laut dröhnte die Musik aus den überdimensionalen Boxen, ließ den Boden unter den wummernden Bässen erbeben. Auf der Tanzfläche drängten sich die Menschen dicht an dicht. Im flackernden Licht der Spiegelkugeln und Stroboskope verschwammen sie zu einer wogenden Masse ekstatisch zuckender Körper.

Thorsten berührte das alles kaum. Er hockte auf seinem üblichen Platz an der Bar, angelehnt an eine der Säulen, die das Dach trugen, einen Arm auf der Theke abgelegt, in der Hand ein Whiskeyglas und beobachtete gedankenverloren das Treiben auf der Tanzfläche. Er wusste, dass er auffiel, er passte hier nicht so richtig her, zu angepasst, zu bieder, zu alt. Er hatte schon den einen oder anderen seltsamen Blick aufgefangen, aber es kümmerte ihn nicht. Vor ein paar Tagen noch mochte es ihn frustriert haben, dass seine Chancen auf ein wenig Ablenkung - und Druckabbau - so gering waren, aber seitdem war viel passiert. Heute war er dankbar dafür, dass ihm kaum jemand Beachtung schenkte. Die Anonymität war einer der Gründe, warum er überhaupt hier war. Er wollte für sich sein ohne allein zu sein. Deswegen saß er hier in seiner Ecke am Ende der Bar und hoffte, dass die harten Bässe seine düsteren Gedanken unter ihren dumpfen Schlägen begruben - oder der Whiskey sie ertränkte.

Er genehmigte sich einen Schluck von seinem Whiskey, ließ das Glas wieder sinken und stellte es hart auf der Theke ab. Er wusste längst, dass es keine gute Idee gewesen war, herzukommen, aber nach fünf Whiskey hatte er auch nicht mehr die Kraft oder die Entschlossenheit, daran etwas zu ändern. Er versuchte sich abzulenken, ließ seinen Blick ein wenig schweifen, nahm den Raum und die Tanzenden ein bisschen genauer unter die Lupe. Nach allem, was passiert war, hätte er erwartet, dass sich seine Wahrnehmung geändert hätte, dass er den Club und seine Gäste jetzt anders sah, aber dem war nicht so. Es sah noch immer alles genauso aus, wie es vor zwei Wochen schon ausgesehen hatte. Die riesigen Räumlichkeiten, die Nebelmaschinen, Stroboskope und Lasershows, die schon nach wenigen Metern kaum mehr als vage Konturen und zuckende Bewegungen übrigließen, das alles war noch genauso wie vor zwei Wochen. Selbst der Tänzer auf der erhöhten Plattform war wieder da.

Rational wusste Thorsten, dass das nicht möglich war - Freyer war tot - aber für den Moment hatte der doch das starke Gefühl eines Déjà-vus. Der dunkelhaarige junge Mann auf der Plattform, der sich da so selbstvergessen tanzte, sah genauso aus wie Freyer. Selbst die Ausstrahlung, irgendwo zwischen Verletzlichkeit und Erotik war dieselbe. Thorsten schluckte trocken. Er erinnerte sich daran, wohin sein letzter One-Night-Stand in diesem Etablissement geführt hatte, aber die Faszination für den Tänzer ließ sich davon nicht beirren - und das warme Kribbeln in seinem Unterleib noch viel weniger. Thorsten versuchte sich abzulenken, etwas anderes zu finden, worauf er sich konzentrieren konnte, aber es wollte ihm nicht gelingen. Der Dunst der Nebelmaschinen war dichter geworden, das Licht noch schlechter. Er konnte kaum mehr einzelne Menschen in der zuckenden Masse ausmachen, geschweige denn Details auf die er sich hätte konzentrieren können. Nur die Tänzer auf den Plattformen hoben sich nach wie vor aus der Masse heraus.

Ohne dass er es wirklich wollte, aber auch, ohne dass er es verhindern konnte, landete sein Blick wieder bei dem dunkelhaarigen Tänzer. Er hatte jetzt die Arme über den Kopf erhoben und bewegte sich lasziv im Rhythmus der Musik. Die enge Hose betonten seinen runden, knackigen Hintern und unter dem hautengen Shirt zeichnete sich jeder Muskel so deutlich ab, dass es mehr zeigte als es verbarg. Selbst wenn er kein Oberteil getragen hätte, hätte man kaum mehr sehen können. Thorsten meinte sogar die Brustwarzen erkennen zu können, aber das war auf diese Entfernung wohl nur seine fehlgeleitete Phantasie.

Der junge Mann nahm die Hände ein wenig herunter, ließ den Kopf in den Nacken fallen und strich sich selbst demonstrativ genussvoll die Brust hinab über den Bauch bis zum Hosenbund. Dann führte er die Hände in einem weiten Bogen zurück über seinen Kopf und begann das Spiel von neuem. Thorsten schluckte trocken und leckte sich über die Lippen. Für den Augenblick war die Vorstellung da, dass es seine Hände waren, die über diesen willigen Körper strichen, doch er verbot sich den Gedanken, bevor er wirklich Fuß fassen konnte. Er wusste schon warum ihn der junge Mann so faszinierte und genau deswegen waren seine Gefühle auch so falsch. Der junge Mann erinnerte ihn an Sebastian. Aber Sebastian war sein Kollege, sein bester Freund und keine schmutzige Phantasie für schlaflose Nächte. Das warme Gefühl in seinem Unterleib ließ sich davon aber leider nicht überzeugen. Wahrscheinlich wurde es Zeit zu gehen, bevor er noch größere Dummheiten machte.

Thorsten hob sein Glas an die Lippen, leerte es mit einem Zug und rutschte von seinem Barhocker. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als der Tänzer sich herumdrehte und sich ihre Blicke wie zufällig trafen. Er hielt in seiner Drehung innen, schaute Thorsten einen Moment lang einfach nur in die Augen. Dann legte er sich wieder die Hände an die Brust, umkreiste seinen Brustwarzen mit den Fingerspitzen, fuhr sich langsam und provozierend den Oberkörper hinab bis in den Schritt und wiegte das Becken in eindeutiger Manier. Er öffnete die Lippen ein wenig und ein durchtriebenes, fast diabolisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, brachte die grünen Augen zum Funkeln. Thorsten wurde heiß und kalt zugleich, da war mit einem Mal ein Rauschen in seinen Ohren, dass alles andere ausblendete und es schien ihm, als verengte sich dein Blick nur auf diesen einen Menschen. Der junge Mann sah nicht aus wie Sebastian, es war Sebastian.

Thorsten sah, wie Sebastian sich wieder in Bewegung setzte, langsam, mit wiegenden Schritten die Treppen hinabstieg, auf ihn zu kam. Er wusste, dass er sich umdrehen und gehen sollte, ganz schnell, bevor es zu spät war, aber er konnte einfach nicht. Wie gebannt folgte er Sebastian mit den Augen, bis der vor ihm an der Theke stand.

„Hallo Thorsten!“

Soviel dann zur Anonymität. Eigentlich hätte er es doch wissen müssen, dass Sebastian nach ihrem reichlich misslungenen improvisierten Undercover-Einsatz letztes Wochenende nochmals hierher zurückkehren würde. Nein, er hatte es gewusst, er hatte nur irgendwie gehofft, dass es nicht unbedingt heute sein würde.

„Sebastian, was machst du ... also, ich meine … warum…?“

Sehr eloquent, wirklich. Nach diesem Gestammel musste Sebastian ihn doch für total betrunken halten. War er aber nicht. Im Gegenteil, für diese Begegnung war er ganz eindeutig noch nicht betrunken genug. Obwohl er ernstlich bezweifelte, dass es die Menge Alkohol, die er bräuchte, um das hier zu überstehen, überhaupt gab. Sebastian grinste nur wieder. Für einen Moment schien er nicht ganz sicher zu sein, ob er jetzt verlegen werden sollte oder nicht, doch dann gewann seine durchtriebene Seite und da war wieder dieses Funkeln in den Augen, das Thorsten vom ersten Tag an ein Rätsel gewesen war - und das letztlich der Grund war, warum er überhaupt hier war.

„Tanzen!“

Sebastian untermalte seine Antwort mit den entsprechenden Bewegungen. Thorsten schluckte trocken. Das Kribbeln in seinem Bauch meldete sich mit aller Macht und er leckte sich leicht über die Lippen. Im nächsten Moment lagen Sebastians Arme auf seinen Schultern, er wurde nach vorn gezogen und gegen Sebastians Körper gepresst. Sebastians Stimme erklang direkt neben seinem Ohr.

„Seit heute bin ich wieder ein freier Mann. Wenn du also den Mut hast, es mit mir aufzunehmen…“

Sebastians Atem streifte Thorstens Ohr. Ein warmes Kribbeln rieselte seinen Rücken hinab und in diesem Augenblick warf er alle Zweifel über Bord.

„Wenn das so ist … da hier ist mein Lieblingslied.“

team: sonne, tatort stuttgart, inspiration, thots tochter

Previous post Next post
Up