Auf den ersten Blick [Farben: WEISS - Fürs Team]

Sep 14, 2018 23:21

Titel: Auf den ersten Blick
Team: Sonne
Challenge: Farben: WEISS (Hemd, Blatt)
Fandom: Original: SOKO Extrablatt
Rating: P12
Genre: Preslash, Fluff
Warnungen: None
Zusammenfassung: Ben trifft zum ersten Mal auf Chris...
Wörter: ~800
Anmerkungen: Eigentlich sollte Chris erst viel später dazukomnen, aber wann haben meine Charas schon jemals getan, was icn wollte?


Langsam schlenderte Ben durch die leere Praxis, betrachte nachdenklich den Empfangsbereich, schaute sich interessiert im Wartezimmer um, versuchte ein Gefühl für die Räumlichkeiten zu bekommen - und den Mann, dem sie gehörten. Dr. Lars-Christian Meinert war Neurologe und Psychiater, der in seiner Freizeit höchst erfolgreiche Krimis schrieb. Eben diese Krimis waren der Grund warum Ben jetzt hier war, hatte er es doch mit einem Serienmörder zu tun, der ganz offensichtlich nach Motiven aus den Romanen des werten Herrn Doktors tötete. Ben hatte die ersten drei Bände der Reihe - passend zu den ersten drei Morden - gelesen und wenn er ganz ehrlich war, dann war er jetzt fast ein bisschen enttäuscht. Von jemanden, der derart finstere Romane schrieb hatte er irgendwie eine andere Ausstattung seiner Praxis erwartet. Düsterer, mit viel dunkler Holzvertäfelung und weniger Fenstern. Doch die Praxis war fast schon langweilig hell und modern.

Ein Altbau, großzügig geschnitten und offen, mit hohen Decken, riesigen Fenstern, Wänden in einem warmen Gelbton und Holz war weit und breit keines zu sehen bis auf die hellen Dielenbretter am Boden, die unter jedem Schritt knarrten. Nur die teilweise riesigen, abstrakten Gemälde in kräftigen Farben - oft Rot- und Brauntöne, die Ben sofort an Blut erinnerten - durchbrachen den biederen Eindruck. Er legte den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete eines der Bilder, das die Wand neben der großen Freitreppe schmückte ein bisschen genauer.

Auf den ersten Blick hatte es nur wie eine Ansammlung von Farbflecken in verschiedenen Rot-, Orange- und Brauntönen ausgesehen, aber je länger Ben hinschaute, umso klare wurde ihm, dass die wilden Linien und Farbflächen etwas darstellen sollten. Ben trat einen Schritt näher, kniff die Augen zusammen. Das waren stilisierte Menschen, erkannte er schließlich, und Flammen und dazwischen immer wieder Satzfetzen oder Wörter in feinen schwarzen Linien eingestreut: ‚I only wanted to help‘, ‚I can quit any time‘, ‚That was not my intention‘, und noch mehr, die er aber nicht entziffern konnte.

„Good Intentions“, bemerkte eine Stimme hinter ihm.

Ben fuhr herum. Am Ende der Freitreppe, zwei Stufen über ihm, stand ein Mann, ungefähr in seinem Alter, schwarzhaarig, leger gekleidet in einer dunklen Jeans und einem weißen Hemd, die Ärmel bis zum Ellbogen hochgeschlagen, und musterte ihn interessiert. Ben erwiderte seinen Blick. Da war plötzlich so ein unruhiges Flattern in der Magengegend und er spürte, wie es ihm plötzlich schwer fiel, den Blick des Anderen zu halten. Er räusperte sich leicht und hoffte, dass seine Stimme nichts von seiner Nervosität verriet.

„Bitte?“, fragte er.

„Das Bild“, erklärte der Andere. „Es trägt den Titel ‚Good Intentions‘.“

„Es erinnert mich mehr an Dantes Inferno“, bemerkte Ben.

Er sah, wie sich ein feines Grinsen auf das Gesicht des anderen schlich, fast ein bisschen spöttisch, er war sich nur nicht sicher, ob das ihm galt oder doch er dem Maler und seiner Auswahl des Bildtitels.

„Mein Ex-Freund hatte einen etwas eigenwilligen Humor. Aber ich sehe, Sie verstehen ihn.“

Der Mann kam die letzten Stufen herunter, trat auf Ben zu und streckte ihm die Hand hin.

„Lars-Christian Meinert. Und ich gehe davon aus, Sie sind der Polizist, der mir angekündigt wurde?“

„Hauptkommissar Benedikt Rathmann, ja“, antwortete Ben, als er die dargebotene Hand ergriff.

Meinert hatte einen festen Händedruck, seine Hand fühlte sich trocken und war an. Das flatterige Gefühl in Bens Brust gewann an Intensität. Ben schluckte trocken. Das war gar nicht gut. Er sollte nicht so nervös sein, wenn er einem potenziellen Mordverdächtigen gegenübertrat. Wer nervös war machte Fehler und Fehler kosteten Leben.

„Was kann ich für Sie tun, Herr Rathmann? Ich gehe mal davon aus, dass Sie mich nicht in meiner Kapazität als Neurologe oder Psychiater aufsuchen.“

„Nein“, bestätigte Ben, „es geht mehr um ihre Nebenbeschäftigung.“

„Sie meinen, meine dumme Angewohnheit, in meiner üppigen Freizeit unschuldige weiße Blätter mit blutigen Morden zu füllen“, fragte Meinert mit einem leicht ironischen Unterton.

„Ähem, ja… ich hätte es jetzt etwas anders ausgedrückt“, antwortete Ben leicht irritiert.

Meinert lachte leise. Ben war sich nicht sicher ob der andere ihn gerade auf den Arm nahm oder einfach ein grundsätzlich sehr selbstironischer Mensch war, aber das diebische Funkeln in Meinerts Augen gefiel ihm.

„Kommen Sie, setzen wir uns doch“, sagte Meinert, „da unterhält es sich doch gemütlicher.“

Er öffnete eine Tür zu seiner Rechten und wies in ein großes, geschmackvoll eingerichtetes Besprechungszimmer. Ben folgte der Einladung, trat an Meinert vorbei durch die Tür und für einen Augenblick waren sie sich ganz nah. Meinerts Aftershave stieg ihm in die Nase, herb, fremd, verlockend, und das Flattern in seiner Brust wurde zu einem warnen Kribbeln in seinem Nacken, das ihn ganz langsam den Rücken herunterrieselte. Eine mahnende Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn daran, dass es keine gute Idee war, sich auf möglicherweise Verdächtige in einem Mordfall einzulassen, das endete nie gut, aber er ahnte schon, dass er diese Mahnung ignorieren würde.

team: sonne, original, original: soko extrablatt, thots tochter

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