Nächtliche Beobachtungen [Farben: ROT - Fürs Team]

Sep 13, 2018 10:39

Titel: Nächtliche Beobachtungen
Team: Sonne
Challenge: Farben: ROT (Augen) - Fürs Team
Fandom: SK Kölsch
Rating: P12
Genre: Preslash, angstish
Warnungen: References to canon typical violence
Zusammenfassung: Ellen beobachtete Jupp und macht sich so ihre Gedanken...
Wörter: ~700
Anmerkungen: Wieder so eine Idee, die ich mir schon vor bald 10 Jahren notiert hatte, aber niemals dazu gekommen bin, sie auszuformulieren. Es ist mal wieder vorne und hinten nicht so geworden, wie ich es gerne haben wollte, aber wenn man ständig unterbrochen wird, läuft das auch irgendwie eben nicht. Egal, die erste Version ist erst mal raus und wenn ich mal Zeit und Ruhe habe, kümmere ich vielleicht nochmal darum. Generell mag ich die Idee, dass alle anderen mehr sehen als Jupp und Klaus nämlich ganz gerne.


Ellen stand allein auf den nächtlichen Flur der Intensivstation und starrte gedankenverloren durch die Glasscheibe in das Krankenzimmer. Sie war sich nicht mehr sicher, was sie eigentlich bewogen hatte, herzukommen. Vielleicht war es die Sorge um Klaus gewesen, vielleicht die Tatsache, dass Jupp am Telefon so schrecklich einsam und verloren geklungen hatte, vielleicht einfach weibliche Intuition, vielleicht eine Mischung aus allem. So genau konnte sie das nicht sagen und es spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Sie war hier. Für einen flüchtigen Augenblick wünschte sie sich, sie wäre nicht gekommen, hätte nicht gehört, was sie gehört hatte, nicht gesehen, was sie gesehen hatte. Doch dann schüttelte sich nur leicht den Kopf über sich selbst und schalt sich einen Narren. Verleugnen, was so unleugbar war, einfach die Augen davor zu verschließen, würde auch nichts mehr ändern. Und irgendwie hatte sie es ja schon eine ganze Weile geahnt, sie hatte es nur selbst nicht so richtig glauben wollen. Ihre Gedanken glitten zurück zu den beiden Männern hinter der Scheibe.

Klaus’ Zustand schien unverändert. Er lag noch immer reglos in dem Krankenhausbett, die Augen geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig, aber das war nur der Beatmungsmaschine zu verdanken. Unter dem hässlichen Krankenhaushemd waren die Kanten des dicken Verbands zu erkennen, mit dem die Ärzte die Schusswunde an der Schulter versorgt hatten. Er war leichenblass und nur die regelmäßigen Ausschläge in der Kurve auf dem Überwachungsmonitor zeigten, dass er überhaupt noch am Leben war. Jupp hockte auf dem Stuhl vor Klaus’ Bett und umklammerte Klaus’ Hand mit seinen eigenen. Er sah erschöpft aus, wie er da so zusammengesunken saß, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf. Ellen konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie sah, wie ihm der Kopf immer wieder auf die Brust sank, ganz langsam, wie in Zeitlupe, bis der Schlaf ihn übermannte und sein Kopf absackte, nur damit er ihm nächsten Moment panisch wieder hochschreckte. Das Schauspiel wiederholte sich drei, vier, fünf Mal, dann reagierte Jupp. Er ließ Klaus’ Hand ganz kurz los, streckte sich und rieb sich die Augen, dann schaute er sich kurz im Zimmer um. Sein Blick blieb an der Scheibe hängen. Ellen hatte keine Ahnung, ob er sie ansah oder doch nur sein eigenes Spiegelbild in der Scheibe.

Seine Augen sahen furchtbar aus, die Pupillen geweitet und glasig, das Weiße stark gerötet. Er hatte geweint und immer noch rollten einzelne Tränen seine Wangen hinab. So gasig wie seine Augen wirkten, hatte Ellen plötzlich Zweifel, ob er überhaupt irgendetwas etwas sah. Er blinzelte einmal kurz, dann wandte er sich wieder Klaus zu und ergriff dessen Hand. Wieder kämpfte Jupp gegen den Schlaf, bis die Erschöpfung schließlich stärker war. Wie in Zeitlupe kippte er langsam nach vorne auf das Bett, bis er mit dem Oberkörper neben Klaus’ Arm zum Liegen kam.

Ellen seufzte leise. Warum hatte sie es nicht eher gesehen? Nicht eher geglaubt? Es war doch eigentlich so unübersehbar eindeutig. Vor ihrem geistigen Auge tauchten wieder die Bilder auf, von vorhin, als sie hergekommen war. Wie sie da in der Tür gestanden hatte, wie Jupp sie gar nicht wahrgenommen hatte, wie er Klaus’ Hand hielt, wie er sie zu seinen Lippen führte, wie er diesen sanften, unendlich zärtlichen Kuss auf Klaus’ Handrücken drückte.

„Halt durch, Klaus. Hörst du? Du darfst mich nicht verlassen. Bitte!“

Noch immer glaubte Ellen Jupps Stimme zu hören, so rau und voller Gefühl. Sie kannte diese Tonlage. So hatte er gesprochen, als er ihr einen Antrag gemacht hatte, als er Flo das erste Mal auf dem Arm gehalten hatte, als er sie angefleht hatte, ihm noch eine Chance zu geben. Es war dieser Ton, der mehr als alles andere verriet, dass die Beziehung zwischen ihm und Klaus mehr war als nur Freundschaft, so viel mehr, viel mehr als Jupp verstand, ja verstehen konnte.

Gedankenverloren starte sie auf Jupps Rücken, beobachtete, wie sich seine Schultern regelmäßig hoben und senkten. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Ein Teil von ihr wollte zu Jupp, ihn bei den Schultern packen und schütteln, bis er endlich aufwachte, endlich erkannte, was Klaus ihm wirklich bedeutete, aber der weit größere Teil wusste, dass sie das nicht tun durfte. Das würde alles zerstören. Jupp würde zumachen, bevor sie auch nur drei Worte gesprochen hätte. Er musste von ganz allein zu dieser Erkenntnis gelangen. Sie konnte nur hoffen, dass er diese Chance noch bekam.

team: sonne, sk kölsch, thots tochter

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