Zu spät [Romatik/Intimität: Etwas teilen - Für mich]

Jul 11, 2018 09:40

Titel: Zu spät
Team: Sonne
Challenge: Romantik/Intimität: Etwas teilen - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: P12
Genre: Friendship, Preslash(implied)
Warnungen: Leichter Spoiler für die Folge "Verlorene Herzen" (06x01)
Zusammenfassung: Falk erfährt ein paar Dinge über Jupp, die er so nie gedacht hätte...
Wörter: ~1900
Anmerkungen: Diese Idee bewege ich schon seit Urzeiten in meinem Kopf herum, aber sie hat irgendwie nie den Weg aufs Papier gefunden, weil mir das Ende fehlte. Besonders zufrieden bin ich mit dem Ende jetzt auch nicht, aber das liegt wohl eher daran, dass das Bunny beim Schreiben mutierte und plötzlich viel größer werden wollte, als es sollte. Naja, später vielleicht...


Falk trat um den Wagen herum und lehnte sich gegen die Motorhaube. Hier oben auf dem zugigen Parkdeck des Flughafens war vielleicht nicht unbedingt der angenehmste Ort, aber er wollte noch nicht nach Hause. Zu Hause würde Sven auf ihn warten, auf eine Antwort waren, eine Antwort, die er ihm nicht geben konnte. Oder nicht geben wollte? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass ihn Svens Heiratsantrag die ganze Woche schon beschäftigt hatte und der Fall hatte es nicht gerade besser gemacht. Da hatte auch alles mit der großen Liebe angefangen und am Ende war nur ein Trümmerfeld geblieben - und ein Kind, dass jetzt ohne Vater aufwachsen musste. Kein Wunder, dass Jupp so zynisch wurde, wenn es um Ehe und Familie ging. Obwohl, letzte Nacht hatte sich das zwischen den Zeilen doch ganz anders angehört. Und das Gespräch auf den Stromkasten hatte gutgetan. Es hatte zwar keine Lösung gebracht, aber er hatte sich danach besser gefühlt, viel besser, so gut, dass er Jupp spontan geküsst hatte. Und Jupp hat das einfach hingenommen. Das hatte ihn fast am meisten verwundert. Manchmal steckte wohl doch mehr unter dieser rauen Schale, als Jupp zugeben mochte. Falk warf einen Blick zu seinem Partner hinüber, der sich gerade über den Fahrersitz gebeugt hatte und irgendetwas suchte. Vielleicht sollte er einfach nochmal mit Jupp reden.

„Was sage ich ihm denn jetzt?“

Jupp hielt mit seiner Suche nach was auch immer inne, tauchte aus dem Wagen wieder auf und warf die Autotür ins Schloss. Dann kam er zu Falk herüber. Er lehnte sich neben ihm an den Wagen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sag‘ ihm einfach die Wahrheit.“
„Die Wahrheit? Was ist denn die Wahrheit?“

Falk warf Jupp einen zweifelnden Blick zu. ‚Die Wahrheit‘ war immer eine gute Antwort, eine Antwort, die fast immer irgendwie richtig klang. Nur was war, wenn man die Wahrheit gar nicht wusste. Falk verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust, zog die Schultern ein wenig hoch. Er fröstelte leicht. Der Wind war wirklich ziemlich unangenehm hier oben.

„Tja, dass du‘s nicht weißt.“

Falk nickte langsam. Das war schon irgendwie die Wahrheit, aber richtig fühlte es sich trotzdem nicht an. Eher irgendwie feige, als ob er sich vor einer Entscheidung drücken wollte.

„Naja, aber das ist ja auch feige.“
„Na, zu lügen, weil man Schiss hat, das ist feige.“

Falk schaute nachdenklich zu Boden. Hatte Jupp recht? Hatte er einfach nur Schiss? Wollte er einfach keine Entscheidung treffen? Er wusste, wenn er ‚Nein‘ sagte, dann würde seine und Svens Beziehung ziemlich sicher bald beendet sein. Die wenigstens Beziehungen überstanden sowas. Aber ‚Ja‘ sagen konnte er auch nicht. Jedenfalls nicht ehrlich. Ihre Beziehung lief im Moment ganz gut und entspannt, aber Falk hatte nicht wirklich das Gefühl, dass es etwas fürs Leben war. Nur, konnte das jetzt überhaupt noch so weiterlaufen, wo er doch wusste, dass Sven etwas ganz anderes von dieser Beziehung erwartete? Er schüttelte leicht den Kopf.

„Ich weiß nicht, Jupp.“
„Dann … sag‘ ihm einfach, du hast ‘nen andern.“

Falk schaute verwundert auf. Jupps Tonlage klang irgendwie komisch. Fast so, als würde ihn das jetzt betreffen. Bot Jupp sich gerade als ‚falscher‘ Freund an, um ihm einen Ausweg aus dieser Zwickmühle ermöglichen? Nicht dass Falk so eine Lüge ernsthaft erwogen hätte, aber süß war es irgendwie schon.

„Naja, immerhin hast du mich gestern Nacht geküsst. In einigen Kulturen ist das ein klares Eheversprechen.“

Jupps Stimme klang sehr verlegen und er drehte den Kopf weg. Anscheinend wollte er nicht, dass Falk sein Gesicht sah. Wenn er nicht so überrascht gewesen wäre, dann hätte Falk vermutlich grinsen müssen. Doch, manchmal konnte Jupp auf seine eigene Art schon unglaublich niedlich sein. Er konnte nicht widerstehen, die nächste Frage noch zu stellen, auch wenn sie etwas ernster herauskam, als er beabsichtigt hatte.

„Tja, würd’ste mich denn nehmen?“

Jupp wandte ihm wieder das Gesicht zu, taxierte ihn von Kopf bis Fuß, als on er die Frage jetzt ernsthaft erwog.

„Tsss … warum nicht. - Natürlich nur ohne eheliche Verpflichtungen, das muss klar sein.“

Jupp wieder weg, als ob ihm seine Antwort peinlich wäre. Falk hatte einen Moment das Gefühl, dass da noch etwas anderes dahinterstecken könnte, aber dann war dieser seltsame Ausdruck auf Jupps Gesicht auch schon wieder verschwunden. Er schaute zu Boden und schüttelte wieder den Kopf.

„Ach, dann nicht.“

Einen Moment schafft er es noch ernst zu bleiben, dann gewann die Absurdität der Situation doch die Oberhand und er fing an zu lachen. Jupp schaute ihn zweifelnd an, doch als Falk im freundschaftlich gegen die Schulter knuffte, fing auch er an zu lachen. Er legte Falk den Arm um die Schulter und küsste ihn auf die Stirn. Falk war einen Moment erstaunt, aber dann lehnte er den Kopf gegen Jupps Schulter und genoss er die Vertraulichkeit zwischen ihnen. Es tat einfach gut und er wusste, dass Jupp garantiert keine Hintergedanken hegte. Jupp drückte ihn kurz, wurde dann allerdings ziemlich schnell wieder ernst.

„Aber, wenn du grübeln musst, ist das schon ein schlechtes Zeichen. Sowas weißte sofort. Und wenn nicht, dann is‘ es auch nicht richtig.“

Falk nickte langsam. Jupp sagte ziemlich genau das, was ihm auch schon die ganze Zeit im Kopf herumgegangen war. Wenn Sven absolut der Richtige für ihn wäre, wenn eine Hochzeit das wäre, was er wirklich wollte, dann hätte er das doch in dem Moment gewusst, dann hätte er doch gar nicht gezögert, gar nicht überlegen müssen. Dann hätte er doch einfach ‚Ja‘ gesagt. Hatte er aber nicht. Konnte er nicht. Nur, zum ‚Nein‘ sagen war er auch zu feige gewesen.

„Wahrscheinlich hast du recht. Ich mag es, wie es läuft, aber deswegen heiraten…“

Jupp sagte eine ganze Weile gar nichts. Er hielt Falk immer noch fest im Arm und schaute gedankenverloren in die Ferne. Er schien, die startenden und landenden Flugzeuge zu beobachten, aber sein Blick wirkte so abwesend, dass Falk sich nicht sicher ob er überhaupt irgendetwas bewusst sah. Um seinen Mund zeichnete sich dieser typische verschlossene Zug ab, den er immer hatte, wenn ihn etwas sehr beschäftigte. Scheinbar hatte ihre Unterhaltung auch bei Jupp einen Nerv getroffen. Falk rechnete eigentlich schon fest damit, dass Jupp ihr Gespräch damit als beendet betrachtete - sein Partner redet nicht gern über Gefühle, schon gar nicht seine eigenen -, als der plötzlich doch noch etwas sagte.

„Ich war damals zu feige.“

Jupps Stimme war leise gewesen und hatte so einen ganz merkwürdigen Klang gehabt, den Falk nicht sofort einordnen konnte. Es hörte sich ein wenig wie Bedauern an. Verwundert schaute Falk ihn an.

„Dir hat mal jemand einen Heiratsantrag gemacht?“
„Gott bewahre, nein!“

Jupp lachte kurz auf, und schüttelte den Kopf. Die Idee schien ihm so absurd, dass er da gar nicht weiter drüber nachdenken wollte. Falk sah das zwar etwas anders, aber den Kampf mit Jupps innerem Macho hatte er schon lange aufgegeben. Da Jupp nicht von sich aus präzisierte, wozu er zu feige gewesen war, fragte Falk nochmals nach.

„Du hast es ihr nicht gesagt?“

Jupp schüttelte den Kopf. Sein Blick folgte dem Flugzeug das gerade aufsteigt und verlor sich irgendwann im trüben Nachmittagshimmel. In Gedanken war er in diesem Moment offensichtlich weit weg. Wieder sagte er eine ganze Zeit lang gar nichts, starrte nur in die Ferne. Als er dann schließlich weitersprach war seine Stimme nur ein raues Flüstern.

„Ich hab‘ nix gesagt. Dabei war’s perfekt. Hat alles gepasst. Aber ich hab’s ihm nie gesagt.“

Für einen Augenblick war Falk sich sicher, dass er sich soeben verhört hatte. Der Wind wehte hier oben heftig, verzerrte Stimmen und Geräusche. Noch dazu hatte Jupp so leise gesprochen. Nein, das konnte er doch nur falsch verstanden haben. Jupp hatte nicht ‚ihm‘ gesagt, nicht ernsthaft gestanden, dass er sich einmal in einen Mann verliebt hatte. Oder doch?

Falk musterte seinen Partner eingehend. Der starrte noch immer in die Ferne, den Kopf leicht erhoben und weggedreht, in dieser typischen Haltung eines Menschen, der gerade etwas hatte eingestehen müssen, was ihn unangenehm war. Allerdings schielte Jupp aus dem Augenwinkel immer wieder zu Falk herüber. Jupp wusste sehr genau, was er gesagt hatte, und er war sich unsicher, wie Falk jetzt reagieren würde. Falk schluckte leicht. Ihm war klar, welchen unglaublichen Vertrauensbeweis Jupp ihm gerade entgegengebracht hatte. Trotzdem fragte er fast automatisch nochmal nach, um ganz sicher zu sein.

„Ihm?“
„Klaus.“

Falk brauchte einen Moment, um den Namen einzuordnen, doch dann erinnerte er sich. Klaus, hieß so nicht sein Vorgänger, Jupps voriger Partner? Doch, Klaus Taube, da war er sich relativ sicher, das klang irgendwie bekannt in seinen Ohren. Wollte Jupp ihm damit sagen, dass zwischen ihm und Klaus etwas gewesen war? Dass sie … ja was eigentlich? Ein Paar gewesen waren? Eine Affäre gehabt hatten? Er schaute Jupp prüfend von der Seite an, doch der schaute wieder nur stumm in die Ferne. Falk meinte irgendwie einen Hauch von Traurigkeit unter den verschlossenen Zügen wahrnehmen zu können, aber sicher war er sich da nicht.

„Du und Klaus, ihr wart … also, ich meine...“

Falk brach ab. Eigentlich war es doch eine so einfache Frage, aber das Bewusstsein um die Bedeutung dieses Geständnisses hatte ihm anscheinend seiner Artikulationsfähigkeit beraubt. So klar die Frage in seinem Kopf auch schien, so schwierig war es, sie über die Lippen zu bringen.

„Nein, … ja, … ich weiß nicht. Das war einfach… naja, das hat einfach … gepasst … irgendwie.“

Jupps Stimme klang abwesend, als wäre er gerade so gar nicht richtig da, als hätte er die Frage gar nicht richtig verstanden und antwortete nur automatisch. Er schien gerade ganz tief in seinen Erinnerungen zu sein. Falk wusste, dass es nicht so ganz fair war, trotzdem fragte er vorsichtig weiter nach. Diese Sache war zu wichtig, als dass er sich mit Andeutungen und Mutmaßungen zufriedengeben wollte.

„Und dann?“
„Nichts und dann. Er is‘ weg nach Brüssel. Karriere machen.“

Jupp zuckte nur mit den Schultern und sein Gesicht, seine ganze Haltung wurde mit einem Mal kühl und abweisend. Das war ein Ausdruck, den Falk nur zu gut kannte. Jupp war unzweifelhaft verletzt und tief getroffen, von Klaus‘ Entscheidung nach Brüssel zu gehen. Er fühlte sich verlassen, auch jetzt nach fast zweieinhalb Jahren noch.

„Hast du nie versucht … also, habt ihr danach gar keinen Kontakt mehr gehabt?“
„Nein. Und jetzt is‘ es auch zu spät.“

Jupp sah eindeutig traurig aus. Er bereute noch immer, dass er nie den Mut gehabt hatte, über seinen Schatten zu springen und Klaus seine Gefühle zu gestehen. Er hatte den anderen Mann geliebt, liebte ihn wahrscheinlich immer noch, das war offensichtlich.

Für einen Augenblick war Falk versucht zu fragen, warum Jupp nie den Versuch gemacht hatte, Klaus zu kontaktieren, Brüssel war ja nun nicht so weit weg, doch dann ließ er es bleiben. Die Antwort war sowieso klar. Dieses Geständnis würde alles, was Jupp von sich selbst immer zu wissen geglaubt hatte, auf den Kopf stellen. Es machte ihn verletzbar und wenn es eins gab, was Jupp um jeden Preis vermeiden wollte, dann war es, verletzbar zu sein.

Falk legte den Arm um Jupps Schulter. Er wusste jetzt, was die richtige Antwort auf Svens Heiratsantrag war, denn er wusste sicher, dass er es in zweieinhalb Jahren nicht mehr bereuen würde, wenn die Beziehung an seiner Antwort zerbrach. Jupp sagte nichts mehr, lehnte sich nur leicht gegen ihn. Falk erwiderte die Geste und in seinem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus. Natürlich hatte er gewusst, dass Jupp sein Freund war, dass er ihm vertraute, aber es so deutlich bestätigt zu bekommen, bedeutete ihm mehr, als ihm bis zu diesem Moment klar gewesen war. Er drückte Jupp an sich und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.

team: sonne, sk kölsch, thots tochter

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