Titel: Kopfstand
Team: Sonne
Challenge: Crack/Humor: Improvisationstalent - Für mich
Fandom: Tatort Münster
Rating: P6
Genre: Humor, Preslash
Warnungen: None
Zusammenfassung: Thiel und Boerne improvisieren...
Wörter: ~750
Anmerkungen: Wahrscheinlich kompletter Blödsinn und vermutlich auch nur in meinem Kopf amüsant, aber wenn keiner von den Spezialisten Tatort Münster schreibt, muss ich ja meine Inkompetenzen ausleben... und ich habe keine Ahnung von Yoga, das war alles nur Google.
Als Thiel das Büro des Professors betritt, bleibt er wie angewurzelt in der Tür stehen. Er ist es ja schon gewöhnt, dass Boerne manchmal seltsame Dinge tut, auch, dass er nicht immer alles auf Anhieb versteht, was der Professor so anstellt und erst recht, dass vieles davon auf den ersten Blick einfach haarsträubend absurd erscheint. Aber der Anblick, der sich ihm jetzt gerade bietet ist selbst für Boernes normale Exzentrik irgendwie … fragwürdig.
„Boerne, was tun Sie da?“
Die Frage kommt ihm über die Lippen, bevor er wirklich darüber nachgedacht hat, und er bereut es auch schon im gleichen Moment, denn er ist ziemlich sicher, dass er sich damit einen ausschweifenden Vortrag des Herrn Professors eingehandelt hat. Boernes Antwort ist dann aber doch überraschend kurz.
„Ich improvisiere, Thiel. Das sehen Sie doch.“
So kann man das natürlich auch umschreiben, obwohl es nicht unbedingt das erste gewesen wäre, was Thiel zu Boernes Tun eingefallen wäre. Genaugenommen ist ihm dazu gar nichts eingefallen.
„Ich sehe, dass Sie auf dem Kopf stehen.“
Genau das tut der Professor: Er steht auf den Kopf. Die Hände an seinem Hinterkopf verschränkt, die Ellbogen seitlich auf dem Boden aufgesetzt, die Krawatte wie eine überlange Zunge an der Wange herunterhängen und schon leicht rot im Gesicht, steht er mitten in seinem Büro auf den Kopf.
„Ich stehe nicht einfach auf den Kopf, mein lieber Thiel. Das ist Shirshasana, die erste Asana der zwölf Grundstellungen der Yoga Vidya Reihe.“
Boerne könnte jetzt auch chinesisch sprechen, dann würde Thiel vermutlich genauso wenig verstehen. Oder indisch, wenn er schon mit Yoga anfängt.
„Boerne, auf Deutsch, bitte!“
„Eine Yoga-Übung, Thiel.“
„Aha. Können Sie das nicht in Ihrer Freizeit machen. Ich will jetzt endlich wissen, woran Professor Walther gestorben ist.“
Thiel ist genervt. Sehr genervt. Eigentlich ist er gekommen, weil er gehofft hat, dass Boerne ein paar Neuigkeiten im Fall Walther für ihn hat. Aber anscheinend hat der Herr Professor Besseres zu tun. Der hat in diesem Fall ja inzwischen auch nur zum dritten Mal die Todesursache festgestellt - jedes Mal eine andere natürlich und zuletzt hat er sich nicht mal mehr festlegen wollen, dass überhaupt ein Mord vorlag.
„Die Übung fördert die Durchblutung des Gehirns. Sie erhöht das Konzentrationsvermögen und fördert die geistige Klarheit. Genau das, was ich im Fall Walther brauche, mein lieber Thiel.“
„Das sehe ich!“
Boernes Gesicht wird so langsam doch bedenklich rot und seine Stimme klingt auch etwas abgehackt. Schnaufend, wie nach einem Dauerlauf. Thiel ist zwar keine Mediziner, aber er ist sich doch ziemlich sicher, dass das nicht mehr gesund sein kann, was Boerne da tut. Soviel hat er in diversen Erste-Hilfe-Kursen dann doch mitgekriegt.
„Meinen Sie nicht, sie übertreiben es gerade etwas?“
„Ach, Papperlapapp, Thiel. Ich weiß genau wa….“
Noch bevor er den Satz beendet hat, verdreht Boerne die Augen und kippt ziemlich unzeremoniell zur Seite weg. Thiel schafft es mit einem großen Satz so eben noch, Boerne bei den Oberschenkeln zu packen und zu verhindern, dass er der Länge nach auf den Boden schlägt. Boernes Knie schlagen ihm vor die Brust, pressen ihm die Luft aus den Lungen und er ist froh, dass er es schafft, Boerne abzulegen bevor sie beide umfallen.
Auf allen Vieren krabbelt Thiel zu Boernes Kopf. Das sieht wahrscheinlich ziemlich bescheuert aus, aber das kümmert ihn gerade nicht. Er zieht Boernes Arm von dessen Gesicht weg, dreht es zu sich hin. Boerne ist immer noch krebsrot. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Seine Augen sind geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Thiel legt die Hand an seine Wange, tätschelt sie leicht.
„Boerne? Boerne? Machen Sie doch keinen Scheiß, Mann. Boerne!“
Nichts. Keine Reaktion. Thiel haut fester zu. Es klatscht richtig. Boerne reagiert trotzdem nicht. Fieberhaft überlegt Thiel was er tun kann, versucht die Bröckchen seines Erste-Hilfe-Wissen zusammenzukratzen. Kaltes Wasser? Hochlagern? Stabile Seitenlage? Oder doch Mund-zu-Mund-Beatmung? Atmet Boerne noch?
Thiel senkt den Kopf, horcht an Boernes Mund. Er meint ein leises Rauschen zu hören, aber sicher ist sich nicht. Und ein bisschen zusätzlicher Sauerstoff schadet ja auch nie, richtig? Er legt die eine Hand an Boernes Stirn, die andere an dessen Kinn, versucht vorsichtig Boernes Mund zu öffnen. Plötzlich schlägt Boerne die Augen auf.
„Thiel? Was tun Sie da?“
Thiel zuckt vor Schreck zusammen, seine Hand rutscht wieder an Boernes Wange. Er starrt in die grünen Augen, die ohne Brille noch viel größer aussehen und antwortet das erste, was ihm einfällt.
„Mund-zu-Mund-Beatmung?“
„Thiel, Mund-zu-Mund-Beatmung macht man üblicherweise nur bei Opfern, die ohne Bewusstsein sind und nicht selbständig atmen. Ich kann Ihnen versichern, auf mich trifft derzeit weder das eine noch das andere zu.“
„Ich improvisiere, Boerne. Das sehen Sie doch.“