Titel: „Strangers in the Night“
Team: Sonne
Challenge: Romantik/Intimität: Lieblingslied (Für Mich)
Fandom: SK Kölsch
Rating: P12
Genre: Preslash
Warnungen: None
Zusammenfassung: Klaus' letzter Abend in Köln
Wörter: ~1000
Anmerkungen: Mein erster Beitrag hier...
Langsam ließ Klaus den Blick durch sein Noch-Büro schweifen und war mit einem Mal sehr froh, dass er nicht derjenige sein würde, der hier morgen früh aufräumen musste. Es mochte wohl sein, dass seine vom Alkohol verzerrte Wahrnehmung ihr Übriges tat - für einen Moment starrte er zweifelnd auf das Glas in seiner Hand und versuchte sich zu entsinnen, ob das jetzt schon der neunte oder doch erst der siebte ‚Bloody Mary‘ war, den er da hielt - aber er war sich ziemlich sicher, dass er ihr Büro noch nie in einem derart derangierten Zustand gesehen hatte und die Kollegen auch nicht. Was bei Jupps Neigung zum Chaos und seiner Leidenschaft für Kölsch und Karneval schon einiges sagte.
Jede verfügbare Fläche war überladen mit einem wilden Durcheinander von Flaschen und Gläsern in unterschiedlichsten Befüllungszuständen - es konnte erst der siebte ‚Bloody Mary‘ sein, wenn er derart komplizierte Wörter noch fehlerfrei denken konnte, entschied er -, halb leergegessenen Tellern, Schüsseln mit letzten Resten von Knabberzeug, übervollen Aschenbechern, gebrauchten Servietten, Luftschlangen, sonstiger Deko aller Art und das Ganze war dekoriert mit allerhand Flecken über deren Ursprung Klaus jetzt lieber nicht spekulierte. Dazwischen saßen oder lagen die Kollegen in verschiedenen Stadien der Bewusstlosigkeit. Haupt hatte sich wohlweißlich schon vor einigen Stunden ein Taxi gerufen, nachdem er drei Anläufe gebraucht hatte, die Türklinke zu fassen zu kriegen und Frau Dr. Weiß war ihm nur wenig später gefolgt. Gino hatte vor gar nicht langer Zeit versucht, auf einem der Besucherstühle Platz zu nehmen, nachdem er bei dem Versuch sich an den Aktenschrank zu lehnen, in Achims Armen gelandet war. Allerdings hatte er dabei die Sitzfläche ebenso grandios verfehlt wie zuvor den Aktenschrank und hatte nachdem, er ohnehin schon auf den Boden gelandet war, offenbar entschieden, dass es dort deutlich sicherer und bequemer war. Jedenfalls lag er jetzt halb unter, halb neben Jupps Schreibtisch und schnarchte leise vor sich hin. Achim hingegen hatte sich nach seiner unfreiwilligen Tuchfühlung mit Gino für die sicherere Variante entschieden und war einfach an der Wand heruntergerutscht. Klaus war sich nicht ganz sicher, ob er schon schlief oder einfach nur so betrunken war, dass er zu keiner Regung mehr in der Lage war, aber das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs verriet immerhin, dass er noch unter den Lebenden weilte.
Der einzige, der außer ihm selbst noch auf den Beinen war, war Jupp. Jetzt gerade erhob er sich von seinem Schreibtischstuhl und ging hinüber zum CD-Spieler auf dem Aktenschrank. Jupps Gang wirkte alles andere als sicher und der Weg, den er nahm beschrieb einen Bogen, der sicher nicht nötig gewesen wäre - auch wenn Klaus nicht sagen konnte was davon wirklich an Jupp lag und was seine eigene alkoholgetrübte Wahrnehmung war -, aber am Ende erreichte Jupp unfallfrei sein Ziel. Er stellte endlich diesen gruseligen Partymix aus, den Achim vorhin angemacht hatte und Klaus glaubte schon, dass seine Abschiedsparty damit beendet war - Zeit dafür war es mit Sicherheit - doch dann sah er, wie Jupp eine andere CD aus dem Stapel heraussuchte. Er schob sie mit etwas fahrigen Bewegungen ins Laufwerk, suchte mit viel Bedacht ein Lied aus und drückte den Play-Knopf.
Vielleicht lag es am Alkohol, wahrscheinlich aber eher an Jupp, der plötzlich sehr zielstrebig auf ihn zukam, aber Klaus brauchte eine Weile, um das Lied zu identifizieren. Erst als Jupp direkt vor ihm stand, ihn vorsichtig das Glas abnahm, seine Hand ergriff und ihn in sehr eindeutiger Geste richtig der improvisierten Tanzfläche zog, erkannte er, was Jupp da aufgelegt hatte: Frank Sinatras „Strangers in the Night.“ Klaus hob den Blick, schaute Jupp in die Augen, versuchte zu verstehen, was der von ihm wollte, doch es gelang ihm nicht.
Diesen Ausdruck auf Jupps Gesicht hatte er bisher noch nie gesehen. Offen, verletzlich, unsicher, traurig und irgendwie zugleich hoffnungsvoll, von allem ein bisschen aber auch nichts so richtig. Zum ersten Mal seitdem sie sich kannten hatte er absolut keine Ahnung, was sein Partner dachte. Er war geneigt, es auf den Alkohol zu schieben, aber wahrscheinlich lag es doch eher tatsächlich an Jupp - und dieser Gedanke verursachte ein sehr flaues Gefühl in seinem Bauch. Klaus war froh um den Schreibtisch in seinem Rücken, denn er bezweifelte, dass seine Knie in diesem Moment in der Lage gewesen wären, ihn zu tragen. Jupp machte indes einen Schritt rückwärts, zog Klaus mit sich und ehe sein alkoholvernebeltes Gehirn wirklich realisierte, was er da tat, fand er sich in der Mitte des Raumes wieder - in der klassischen Tanzhaltung verliebter Paare quer durch die westliche Welt.
Jupp hatte die eine Hand an Klaus‘ Hüfte gelegt, die andere zwischen seinen Schulterblättern, zog ihn zu sich, so nah es eben ging, ohne dass sie sich gegenseitig zu Fall brachten, und bettete sein Kinn an Klaus‘ Schulter. Klaus blieb gar nicht anderes übrig, als Jupps Haltung zu kopieren, wollte er nicht wirklich gleich der Länge nach auf den Fußboden landen. Er schluckte trocken. Überdeutlich fühlte er Jupps Körper an seinem, Jupps warme Hand auf seinem Rücken, atmete Jupps Duft ein, herb, ein bisschen verschwitzt, so vertraut und zugleich plötzlich vollkommen fremd. Er spürte wie sein Körper auf die lange ersehnte, nie für möglich gehaltene Nähe reagierte. Der kleine Rest Rationalität, der auf dem See alkoholgeschwängerter Glückseligkeit in seinem Gehirn verzweifelt ums Überleben kämpfte, erinnerte ihn daran, dass das hier keine gute Idee war, dass sowohl Jupp als auch er selbst vollkommen betrunken waren, dass auf diese Nacht nur ein bitteres Erwachen folgen konnte, doch er wollte nicht darauf hören. Es war sein letzter Abend in Köln und mochte darauf morgen auch ein Abschied ohne Wiederkehr folgen, heute Nacht war ihm das egal. Er zog Jupp noch ein wenig näher zu sich, lehnte seinen Kopf gegen dessen Schläfe, schloss die Augen und ließ sich einfach von der Musik tragen.
Kurz überlegte er noch, ob Jupp gewusst hatte, dass „Strangers in the Night“ eines seiner Lieblingslieder war, ob er es bewusst ausgewählt hatte. Er wollte gerade nachfragen, doch die weichen Lippen, die er unversehens an seinem Hals spürte, ließen ihn alle Fragen vergessen. Jupp küsste ihn, scheu, vorsichtig, aber doch eindeutig. Das war der Moment, in dem die Wogen alkoholinduzierter Glückseligkeit über dem Rest Rationalität zusammenschlugen und ihn so nachdrücklich ertränkten, wie schon lange nicht mehr. Ohne auch nur den Hauch eines Gedankens an die Konsequenzen zu verschwenden, wandte Klaus Jupp das Gesicht zu, kam dessen vorsichtig sich vortastenden Lippen mit seinen eigenen entgegen und sie küssten sich zum allerersten Mal.