Unsichtbar (Teil 1) [Fantasy - Unsichtbares Objekt (für mich)]
Jul 06, 2016 22:24
Team: Slytherin Challenge: Fantasy - Unsichtbares Objekt (für mich) Fandom: Supernatural Inhalt: Nach einer kleinen Fehlkalkulation ist der Impala plötzlich unsichtbar und Sam tut alles in seiner Macht stehende, damit Dean nichts davon mitbekommt. Charaktere: Sam, Dean, Castiel Spoiler: keine Anmerkung: Da ich mal wieder sehr viel mehr geschrieben habe als geplant, wird das hier ein Zwei-Teiler, vielleicht sogar ein Drei-Teiler ^^'
Am Tag zuvor hatte Sam einen simplen Zauberspruch irgendwo in der Tiefen der reichhaltigen Bibliothek gefunden und einmal mehr das ausgedehnte und gleichzeitig spezifische Wissen der Men of Letters bewundert. Motiviert, es unbedingt auszuprobieren, da es bei Erfolg das Aufspüren jeglicher Magie in der unmittelbaren Umgebung versprach und sie schon einmal zu viel beinahe den Tod durch einen gut versteckten Hexenbeutel gefunden hätten, hatte er sich sofort nach einen frühen Frühstück ans Werk gemacht.
Aber unglücklicherweise war irgendetwas mächtig schiefgegangen.
„Cas!“, rief Sam, als er nach einer hektischen Suche durch den viel zu großen Bunker den Engel schließlich in der Küche neben der Kaffeemaschine entdeckte. „Du bist wach, Gott sei Dank!“
Castiel runzelte die Stirn. „Ich bin ein Engel“, erinnerte er Sam mit unbeweglicher Miene. „Ich benötige keinen Schlaf.“
Sam verdrehte bloß seine Augen, ergriff den Ärmel von Castiel's Hemd und zupfte ungeduldig daran wie ein Kleinkind. „Du musst unbedingt mitkommen. Ich hab ein riesiges Problem!“
Castiel horchte sofort alarmiert auf. „Was ist passiert?“
„Niemand ist tot“, versicherte Sam sofort. „Okay, na ja … ich werde sehr wahrscheinlich bald auf grausame Art und Weise sterben, wenn Dean herausfindet, was ich getan habe.“
Castiel legte seinen Kopf schief und erweckte den Anschein, als wollte er noch weiter nachhaken, doch Sam ließ ihn nicht ausreden, sondern zerrte ihn einfach wenig galant in die geräumige Garage.
„Das ist mein Problem!“, verkündete Sam und deutete auf den leeren Platz, wo eigentlich sonst immer der Impala stand.
Den scheinbar leeren Platz.
Castiel kniff seine Augen zusammen und schien zu überlegen, ob es sich bei dem Ganzen um irgendeine merkwürdige menschliche Eigenart handelte, die er mal wieder nicht verstand, bevor er schließlich fragte: „Und was genau soll ich hier sehen?“
„Das ist ja das Problem, Cas!“, erklärte Sam. „Man kann rein gar nichts sehen!“ Er seufzte schwer, trat ein paar Schritte vor und klopfte auf das unsichtbare Dach des Wagens. „Absolut rein gar nichts.“
Die Verwirrung verschwand aus Castiel's Zügen. Zögerlich trat er an den Wagen heran und strich sanft über dessen Oberfläche, seine Miene konzentriert.
„Ich hatte bereits gespürt, dass hier Magie in der Luft liegt, aber da fast der ganze Bunker damit durchzogen ist, habe ich mir nichts dabei gedacht“, sagte der Engel bedächtig. „Interessant.“
Sam rieb sich die Schläfen, mühevoll die aufsteigenden Kopfschmerzen irgendwie vertreibend. Er hatte sich eigentlich auf einen ruhigen und absolut ereignislosen Tag gefreut, aber wie so oft hatte ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Sam?“
„Ja?“
Castiel musterte ihn intensiv. „Wieso hast du den Impala unsichtbar werden lassen?“
Sam stöhnte. „Das war nun wirklich keine Absicht.“
„Ich verstehe“, antwortete der Engel, auch wenn er nicht danach aussah. „Und wie ist dir das aus Versehen gelungen?“
Sam strich über das kalte Metall des Wagens und wünschte sich sehnlichst, dass es auf diese Frage eine Antwort gegeben hätte, die ihn nicht wie einen inkompetenten Anfänger hätte aussehen lassen.
„Ich hab da diesen Zauber in den Unterlagen gefunden“, erklärte er letztlich widerstrebend. „Und offenbar ist da irgendwas nicht ganz richtig gelaufen.“
Castiel hob seine Augenbrauen, hielt aber jeglichen Kommentar zurück und sagte stattdessen: „Fahre fort.“
„Na ja, es sollte uns dabei helfen, Magie in einem bestimmten Umkreis aufzuspüren“, klärte Sam ihn auf. „Eine Art Detektor, wenn du so willst. Und wenn ich bedenke, wie oft Dean und ich schon hätten sterben können wegen irgendwelcher Hexenbeutel oder wie viel wir vielleicht übersehen haben … ich meine, du bist nicht ständig an unserer Seite und ich will nicht irgendwann blutspuckend draufgehen, nur weil irgendein Bastard so einen Beutel unter den Dielenbrettern versteckt hat. Und vielleicht hätte es auch geholfen, Dämonen und andere übernatürliche Wesen wahrzunehmen, die sich sonst so gerne in Menschengestalt präsentieren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hielt es einfach für eine gute Idee und der Zauber schien relativ simpel und harmlos. Ich dachte, es könnte nicht schaden, ihn mal auszuprobieren.“
Castiel schien in seinen eigenen Gedanken versunken, seine Hand auf die unsichtbare Motorhaube gepresst. „Und wie genau sollte das Endprodukt aussehen?“
„Ich sollte das Ganze an ein mir wichtiges Objekt binden.“ Sam holte den abgenutzten Lisa-Simpson-Kugelschreiber aus seiner Hosentasche. „Hier, den hat mir Jess damals als Witz geschenkt. Es war … na ja, es ist mitunter das letzte, was ich noch von ihr habe. Also dachte ich, es würde funktionieren. Aber stattdessen hörte ich ein seltsames Geräusch hier aus der Garage und als ich nachschaute, habe ich gemerkt, dass der Wagen weg ist.“
Zunächst hatte Sam bloß gedacht, Dean wäre irgendwann aufgestanden, ohne dass Sam es realisiert hatte, und wäre mit dem Auto davongefahren, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Aber als er dann nach einer schnellen Überprüfung überrascht festgestellt hatte, dass sein Bruder noch seelenruhig in seinem Zimmer schlief, war er eilig wieder in die Garage zurückgerannt und gleich darauf sehr schmerzhaft gegen den unsichtbaren Impala geprallt.
„Ich kann dir nicht genau sagen, was falsch gelaufen ist“, meinte Castiel nachdenklich. „Auf jeden Fall hat sich aus irgendeinem Grund der Zauber nicht auf deinen Stift konzentriert, sondern auf das allerwichtigste Objekt in der unmittelbaren Umgebung.“
Sam konnte nicht widersprechen. Der Impala war immer eine Art Zuhause gewesen, selbst jetzt noch.
Er fuhr sich mit der Hand durch die bereits völlig zerzausten Haare. „Dean wird mich so was von umbringen!“
Ein Satz, den er in den letzten zwanzig Minuten schon mindestens zweitausend Mal gesagt oder gedacht hatte.
„Dean wird wegen eines fehlgeschlagenen Zaubers nicht gleich Brudermord begehen“, erwiderte Castiel.
„Bist du dir da wirklich absolut sicher?“
Daraufhin zögerte der Engel kurz, bevor er schließlich einlenkte: „Ich gebe zu, er wird sicherlich nicht begeistert sein.“
Das war die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Wir müssen das schnell klären, bevor er aufwacht“, meinte Sam hastig. „Er ist schon furchtbar angepisst, weil ich letztens seinen ipod aus Versehen zerkratzt habe. Ich will gar nicht wissen, was er anstellen sollte, wenn --“ Plötzlich war ein dumpfes Geräusch aus dem Inneren des Bunkers zu hören. „Verdammt, er ist schon wach, oder?“
„Er ist schon seit zwei Minuten und dreiundvierzig Sekunden in der Küche und verflucht die Kaffeemaschine“, informierte ihn Castiel sachlich, als wäre dies bloß eine nebensächliche Tatsache und nicht etwa eine Neuigkeit, die über Leben und Tod entscheiden könnte. „Er scheint mir keine besonders gute Laune zu haben.“
Sam fühlte, wie sich ein Knoten in seinem Hals bildete. „Wunderbar“, zischelte er, bevor er kurz die Augen schloss und tief Luft holte. „Okay, wie wär's, wenn du in die Bibliothek gehst und einmal über diesen Zauber schaust - das Buch liegt da immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch - und ich … ich werfe mich vor das weitaufgerissene Maul des Löwen und hoffe, dass ich nicht aufgefressen werde?“
„Das klingt nach einem riskanten Plan“, warf der Engel ein, zwar sichtlich verwirrt angesichts Sams Wortwahl, aber inzwischen vertraut genug mit den Brüdern, um zu wissen, dass mit ihnen nicht zu spaßen war.
„Du meinst, einen übelgelaunten Dean für wie weiß wie lange von der Garage fernzuhalten?“ Sam schnaubte. „Ich glaube, da würde ich mich lieber mit einer Heerschar Dämonen anlegen.“