Thalheimers Orestie, oder: Über die Wiederermordung von Mythen

Sep 25, 2006 12:12

Ich saß gestern Abend im Deutschen Theater Berlin, und hatte das Vergnügen, Michael Thalheimers Inszenierung der Orestie zu sehen. Nicht daß ich nicht erwartet hätte, Regietheater in Reinform zu sehen. Ich könnte lügen und sagen, daß ein klassischer Philologe aus beruflichen Gründen derlei zur Kenntnis nehmen muß. Aber das weiß ja seit dreißig ( Read more... )

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jevgenchik September 27 2006, 13:30:36 UTC
http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E7CB8196F8402497891958B8BE1C31470~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Mozartoper. Wurde abgesetzt wegen einer umstrittenen Szene, in der neben den blutigen Köpfen von Buddha, Neptun und Jesus auch der Kopf von Mohammed auf der Bühne präsentiert wurden.

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jainoh September 27 2006, 15:39:02 UTC
Jahaa! Stand sogar in unserer Dorfklatschzeitung hier in Hannover auf der Titelseite. Ich war voll für das Absetzen, aber eher wegen der unglaublichen Geschmacklosigkeit, die Mozart sicherlich die Gebeine im Grab umgedreht hätte denn wegen irgendwelcher terroristischer Bedenken (mein geheimer Verdacht ist, dass das auch der Hauptgrund war)

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zauberhuehnchen September 28 2006, 00:08:30 UTC
Kurios ist folgendes: Beinahe jeder ist der Meinung, daß, was gegenwärtig in Theater und Oper veranstaltet wird, für unsere Zivilisation so nötig ist wie ein Kropf. Dennoch ist in der Theaterwelt das Bild exakt umgekehrt. Dort gibt es kaum noch einen, der das Regietheater ablehnt. Die Theaterszene hat es geschafft, sich vollkommen vom gesellschaftlichen Leben abzusondern. Daß die vernünftigen Leute dort nicht mehr hingehen, ist nicht nur Resultat sondern auch Bedingung dieses Vorgangs. Das Theaterpublikum von heute besteht zu gleichen Teilen aus Leuten, die dafür bezahlt werden, daß sie dort sitzen, echten Anhängern jener ungewöhbnlichen Art, nichts zu tun, die sich heute Regiekunst nennt, und Leuten, die aus Neugier doch mal wieder vorbeischauen.

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jainoh September 28 2006, 08:27:56 UTC
Das kommt mir auch immer wieder in den Kopf, wenn ich an den Plakaten vor unserem Theater vorüber gehe oder fahre. Die Plakate allein sind derart abschreckend, dass ich nicht mal die Lust hätte, mir eines der Stücke anzusehen, wenn ich zeitlich könnte. Da Luka mich zu oft braucht, fällt Theater momentan eh flach.
Ein Schwank am Rande. Das Geld, das man als 'Theaterarzt' bekommt, als der Arzt, der immer irgendwo im Publikumsraum sitzt für den Fall, dass wer umfällt, das wurde in Hannover für die Oper aufgestockt, weil die Kollegen keine Lust mehr hatten, sich der Folter für die paar Kröten noch auszusetzen. Ich selber weiß aus Erfahrung, dass ich das Ansinnen meiner Kollegin schon zweimal abgelehnt habe, die mich als Theaterarzt an ihrer Statt verpflichten wollte. Schrecklich aber wahr. Nichtmal für das Geld wollte ich mir das antun.

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zauberhuehnchen September 29 2006, 09:30:40 UTC
Ich wußte gar nicht, daß es Theaterärzte gibt. Aber das hat natürlich was. Vielleicht mache ich daraus eine Fernsehserie. Arbeitstitel: Der Theaterarzt. Ich gehe jede Wette ein, daß, wenn das Ding je zur Sendung kommt, dann unter diesem Titel ( ... )

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jainoh September 29 2006, 10:32:20 UTC
WAAAAAH. Hab mich gerade mit meiner Schwester totgeschrien vor Freude. Nils-Harald (Mary Sue) Bruchhagen... sehr lustig, eigentlich sollte er da ja fast Chirurg sein. Der Haupttäter am Ende findet unseren Beifall. Du solltest das Projekt unbedingt im Auge behalten, nur Günther Grass würde ich nicht als Look-alike nehmen, könnte die weibliche Zuschauerschaft doch wieder dezimieren.
@Theaterarzt. In der Tat sitzt in jeder Vorstellung einer.

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