Sooo... nachdem ich mal wieder meinen Account verlängert habe, ein paar neue Avas gesucht, gefunden und hochgeladen habe, dachte ich mir, ich weihe die neue Runde mal mit einer kleinen Buch / Film - Besprechung ein. Wie unschwer am Titel, Gif und Ava zu erkennen, geht es dieses mal um "Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Film zuletzt vor über 8 oder 10 Jahren zuletzt gesehen habe, doch kann ich mich daran immer noch sehr lebhaft erinnern. Ein gutes Zeichen, nämlich dass es nichts von seiner Schönheit und Tragik eingebüsst hat, über die Jahre hinweg gesehen.
Ich habe den Film auch jetzt noch nicht wieder gesehen. Jedes Jahr zu Weihnachten wird er im Fernsehen ausgestrahlt, aber ich mochte ihn mir nicht ansehen. Auch weil ich meine Kindheitserinnerungen daran bewahren wollte. Man wird vorsichtiger mit seinen Kindheitsperlen, insbesondere wenn man sich weiterentwickelt. Dann erkennt man, dass vieles, was damals sehr schön glänzte und verlockend aussah, in Wirklichkeit nichts weiter als Lug und Trug ist, die Aussagen mehr oder weniger in einen hinein gewürgt werden und als Erwachsener fragt man sich, was von dem übrig blieb, was man als Kind fühlte. Bei vielen Disneyfilmen ging es mir so und nun habe ich Angst, dass es auch bei anderen Zeichentrickfilmen so ist. Wobei die Angst weit weniger groß ist, nachdem ich das Buch zum letzten Einhorn nun endlich gelesen habe, dank der Bibliothek meines Vertrauens. Vielleicht werde ich mir den Film doch nochmal ansehen, der Stil gefällt mir, gefiel mir schon damals und auch nach dem lesen des Buches möchte ich es noch eher ansehen, denn das Gefühl ist noch in leichten Hufabdrücken vorhanden.
Ich werde aber nur das Buch vorstellen, mit leichten Kurven in meinem Gedächnis hin zu einzelnen Filmausschnitten, die mir noch in Erinnerung geblieben sind. Da in meiner Bibliothek eine Doppelausgabe vorhanden war, nämlich auch gleich der 2. Teil des Einhorns (von dem ich gar nicht wusste, dass es existierte) in einem Buch, werde ich diese wirklich sehr kurze Geschichte auch besprechen. Mein Hauptaugenmerk gilt aber der eigentlichen Geschichte um das letzte Einhorn, dass wohl eher bekannt sein dürfte.
Titel: "Das letzte Einhorn und zwei Herzen"
Autor: Peter S. Beagle
Verlag: Hobbitpresse Klett-Cotta
Rückentext:
Die vielen alten und neuen Liebhaber des letzten Einhorns können hier den Klassiker zusammen mit der erstmals auf Deutsch erschienen Fortsetzung "Zwei Herzen" lesen. Das letzte Einhorn kehrt zurück...
Meine Einschätzung:
Was mich dazu bewegt hat das Buch auszuleihen war in erster Linie tatsächlich mir das Original-Buch, die ja als Vorlage für den Film diente, durchzulesen. Hätte ich "Das letzte Einhorn" vorher nicht gekannt und hätte ich nicht gewusst, was mich eventuell erwartet, ich hätte das Buch auf Grund seines Covers niemals ausgeliehen. Es ist zum schreien kitschig und hässlich! Und das Cover hat fast nichts mit dem Inhalt zu tun!
Ihr seht ja da oben auch das Gif und mein Ava vom Einhorn. Es ist kein weißes Pferd mit einem Horn auf der Stirn, verdammt! Es ist eher mit einem Reh zu vergleichen, anmutig, mit einem langen Schweif, gespaltenen Hufen, einem kleineren Kopf, größeren Augen, riesigen Ohren, die leicht an Hasenohren erinnern und einer Mähne, die in Wellen um ihren Hals herabfallen. Genauso wie sie oben im Gif und Ava dargestellt ist (diese Bilder stammen aus dem Film) so wird sie auch im Buch beschrieben! Warum man jedoch so ein kitschiges Bild draufklatschen muss, ist mir schleierhaft, vor allem wenn man die Filmvorlage mit vielen schöneren Motiven zur Auswahl hat. My, selbst ein ausgeschnittenes Standbild aus dem Film wäre mir lieber gewesen!
Der Hund ist wohl Malka, der erst in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht. Wer die vermummte Gestalt ist, kann ich nicht genau sagen. Die Protagonistin Sooz aus dem 2. Teil? Molly Grue? Auf Grund des Hundes würde ich auf die Protagonistin Sooz tippen, aber für eine 9jährige ist sie eindeutig zu groß. Also doch Molly Grue? Aber die hat mit dem Hund kaum etwas zu tun und warum sie den Kopf abwendet ist mir auch schleierhaft. Statt dieses kryptische Bild draufzuklatschen, dass mit Verlaub so hässlich ist, dass ich mir das Buch fast nicht ausgeliehen hätte, weil es mir peinlich war damit durch die Bilbiothek zu laufen, hätten sie wenigstens eine Zeichnung nehmen können oder ein anderes Arrangement. Meinetwegen Schmendrick, König Haggard, Prinz Lír oder Lady Amalthea, die wesentlich größere Bedeutung für das Buch haben als der Hund.
Nja, normalerweise urteile ich nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild eines Buches, aber hier ist es so lieblos dahingeklatscht, dass es wehtut, vor allem weil die Geschichte so unglaublich liebevoll erzählt wird. Auch wenn es eine Übersetzung ist, es ist ein Genuss sie zu lesen.
Und nicht nur das, normalerweise hat man ja das Problem bei Adaptionen vom Buch zum Film, dass Handlungsstränge abgeändert werden müssen oder Passagen gestrichen werden, vereinfacht werden etc. pp. Dies ist normalerweise auch nicht schlimm, solange das Ergebnis und die Aussage des Buches nicht verfälscht wird. Eine 1 : 1 Umsetzung verlangt auch niemand und genauso bin ich auch daran gegangen. Ich habe erwartet eine andere Version zu lesen, aber das habe ich nicht, im Gegenteil. Der Film hielt sich fast haargenau am Buch, ganze Szenen wurden exakt übernommen, sogar die Dialoge größtenteils. Natürlich gab es ein paar Dinge die abgeändert wurden, aber es waren so kleine Kleinigkeiten, dass sie nicht weiter stören. Ich würde fast sagen, es wurde 1 : 3 umgesetzt. Die Passagen über Hasgarte, dem Dorf dass nahe der Festung von König Haggard steht wurde weggelassen und auch die Legende, die darum sponn. Hätte man es drin gelassen, hätte es nur zu noch mehr Verwirrungen geführt und der Film wäre zu lang geworden. Im Film waren sie zurecht nicht vorhanden, im Buch hingegen mussten sie sein, weil eine wichtige Aussage damit verbunden wurde, nämlich dass du Verantwortlich bist für deine Taten, wenn du etwas geschehen lässt und nichts unternimmst. So bekommen die Dorfbewohner am Ende ihre Strafe, weil sie lieber auf Kinder verzichteten und dafür reiche Ernten über Jahrzehnte hinweg genossen, während alle Ländereien in der Umgebung kahl und tot waren.
Die Geschichte des letzten Einhorns muss ich wohl nicht nacherzählen, die wird wohl jeder auf die eine oder andere Weise kennen. Nur kurz der Überblick, dass das Einhorn auszog um seinesgleichen zu suchen und auf seiner fahrt Schmendrick, den Zauberer kennen lernt, der schlechteste Zauberer den es wohl jemals gegeben hat. Im Buch wurde sein Lehrer erwähnt, ein Zauberer Namens Nikos, der ihn dazu verdammte nicht zu altern und so lange auf der Erde zu wandeln, bis er das Zauberhandwerk richtig beherrscht. Er hält sich mit einfachen Tricks über Wasser und wird oft von seiner Umwelt ausgelacht. Noch dazu begegnet ihr Molly Grue, die etwas bärbeissig daherkommt, aber ein sehr gutes und mitfühlendes Herz hat. Sie und Schmendrick streifen am Ende der Geschichte zusammen einher und ergänzen sich ohne Verheiratet oder zusammen zu sein, was ich als seeeehr angenehm empfinde. Es muss nicht immer die große Liebe geben nur um der Liebe willen oder nur weil zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts zufällig eine gute Verbindung zueinander haben, muss das ja nicht gleich heissen, dass sie Heiraten und Kinder in die Welt setzen.
Die Liebe verbleibt bei Prinz Lír, den Ziehsohn von König Haggard, der die Lady Amalthea verehrt, jedoch ist die Liebe anfangs schmerzlich einseitig und der als Held ausgebildete Lír ist sehr unbeholfen was Amalthea angeht, die in Wirklichkeit nur die Hülle einer Frau besitzt, aber eigentlich das Einhorn ist. Um den roten Stier zu täuschen, der für König Haggard die Einhörner dieser Welt gefangen hat, war dies die einzige Möglichkeit für die drei überhaupt ins Schloß zu gelangen. Es ist eine tragische Liebe, die Lír empfindet, weil Amalthea lange Zeit nicht versteht was vor sich geht. Unsterbliche Wesen brauchen so etwas wie Mitgefühl oder Liebe nicht. Sie sind selbst so unvergänglich, dass die Liebe zu einem vergänglichen Wesen ständigen Schmerz bedeuten würde. Dennoch lernt das Einhorn zu lieben und behält auch diese Fähigkeit nach der Rückverwandlung. Sie ist das einzige unsterbliche Einhorn, dass eine sterbliche Seite in sich weiß.
Das kurz zum Inhalt, ich möchte nicht zuviel Verraten, vermutlich habe ich sowieso schon alles wichtige gespoilert, aber es ist so schwer sich bei dieser zarten Geschichte zurück zu nehmen, weil alles so heftig miteinander verwoben ist und zueinander gehört, wie Tag und Nacht.
Hinweisen möchte ich vor allem noch auf den wundervollen Schreibstil, der jedes Mal so unglaulich passend ist, dass so gut wie jeder Satz ein Vergnügen ist. Deshalb möchte ich ein paar Auszüge vorstellen:
Seite 56:
"Das Einhorn und der Zauberer wanderten durch den Frühling, über den sanften Katzenberg und hinab in ein veilchenfarbenes Tal, in welchem Apfelbäume wuchsen. Jenseits des Tales erstreckten sich Hügel, die so fett und fügsam aussahen wie die Schafe, die verwunderte das Einhorn beschnupperten, wenn es sich zwischen ihnen bewegte."
Seite 84:
"Als er aufstehen konnte, machte sich das Einhorn auf den Weg, und der Zauberer folgte ihm, der Eiche wegen sehr behutsam, obschon sie wieder reglos dastand, wie jeder andere Baum, der nie geliebt hatte. Der Himmel war noch schwarz, doch war es jetzt eine wässrige Dunkelheit, auf der Schmendrick die violette Morgendämmerung heranschwimmen sah. Der Wärmer werdende Himmel schmolz die harten Silberwolken; Schatten verdämmerten, Geräusche verloren ihre Konturen, und die Formen hatten noch nicht entschieden, was sie an diesem Tage sein wollten. Selbst der Wind sann noch darüber nach."
Seite 115:
"Rot wie Blut war er, nicht wie springendes, sprudelndes Herzblut, sondern rot wie Blut, das unter einer alten Wunde stockt. Ein schrecklickes, schweißiges Licht strömte von ihm und sein Gebrüll ließ die Erde erzittern. Seine Hörner waren fahl wie Narben.
Einen Augenblick lang hielt ihm das Einhorn stand, gläsern gefroeren wie eine Woge vor dem Brechen. Dann erlosch das Licht seines Horns, es wandte sich und floh. Der Rote Stier brüllte wieder und setzte ihm in gewaltigen Sprüngen nach."
Nach den vielen vielen Badfics, die ich leider schon habe lesen müssen, habe ich ganz vergessen wie schön geschrieben personifizierte Natur und Gegenstände, Gegensätze und Metaphern sein können. Ein Hochgenuss, wobei das hier nicht mal die besten Stellen sind, es gibt noch wesentlich bessere.
"Zwei Herzen"
Was man leider von der etwa 50seitigen, ich möchte mal sagen Kurzgeschichte, die den 2. Teil des Einhorns bildet, nicht sagen kann. Erzählt aus sicht der bereits erwähnten 9jährigen Sooz, die sich selbst als hässlich beschreibt und unglaublich altklug daherkommt, verschwimmt alles zu einem Möchtegern-Geschichtenversuch und hat nichts mehr mit der Poesie, Lyrik und Prosa des ersten Teils zu tun.
Sooz lebt in einem Dorf, dass sich in König Lírs Reich befindet und regelmäßig von einem Greif heimgesucht wird. Ein Greif ist ein Fabelwesen, halb Adler (Schwingen und Kopf) und Löwe (Körper und Schweif), dass sich in der Nacht gerne kleine Kinder holt. Die Dorfbewohner haben schon des öfteren bei Hof um Hilfe ersucht und der König hat zu diesem Zeitpunkt auch schon dreimal Ritter ins Dorf geschickt, die aber allesamt vom Greif getötet wurden. Als Sooz´ beste Freundin auch noch Opfer des Greifs wird, läuft sie von Zuhause weg um am Hof direkt um Hilfe zu bitten. (Warum die erwachsenen Dorfbewohner das nicht machen können und eine kleine Klimperaugensue das hinkriegt, ist mir schleierhaft...) Auf dem Weg dorthin trifft sie Schmendrick und Molly Grue, die sofort von ihrer Mary-Sue präsens aufgesogen werden und sich fortan fast nur noch um sie kümmern. So gelangen sie nach viel Lauferei endlich an König Lírs Hof und stellen fest: der König ist alt gworden, nur noch am Leben gehalten durch seine Erinnerungen an das Einhorn und auch nur noch durch die Erwähnung des Einhorns in einen klaren Zustand gebracht, aus den er bald wieder in sich zusammen sinkt.
Er verspricht Sooz zu Helfen und lässt sich nur von Schmendrick, Molly Grue und Sooz begleiten. Als Held lehnt er weitere Hilfe ab. Sie gelangen mit dem schmerzlich senilen Lír ins Dorf und Sooz wird - verdienterweise - endlich mal der Hintern versohlt, dafür dass sie einfach in der Nacht abhaut obwohl der Greif das Dorf bedroht und man schon glaubte, sie sei ebenfalls von diesem geraubt worden. Am nächsten Morgen machen sie sich in den nahe gelegenen Wald auf in dem der Greif lebt, doch Sooz hat es sich inzwischen anders überlegt, da sie merkt, dass sie Lír in den tot schickt. Doch dieser lässt sich nicht mehr aufhalten und betritt mit Molly und Schmendrick den Wald, als Begleitung, helfen sollen sie ihm aber nicht. An dieser Stelle klärt sich auch der Titel: "zwei Herzen", denn Lír erklärt Sooz gegenüber, dass Greife immer zwei Herzen hätten und man beide erwischen muss, bis der Greif wirklich stirbt. Und ab hier wird die Geschichte richtig wüst. Während die drei in den Wald hinein reiten und Sooz vernünftigerweise am Waldrand wartet, taucht auf einmal dieser Hund Malka auf, der erst Sooz wegziehen will, dann aber selbst in den Wald rennt, weil Keks. Sooz natürlich hinterher, weil ihr Hund.
Natürlich hat der Hund keine Chance, er wird sofort vom Greif getötet, Lír erwischt eines der Herzen des Greifs, dann schlägt der Greif zurück und tötet Lír beinahe. Unsere Sooz-Mary Sue wirft sich dazwischen und kann den Greif gerade soweit ablenken, dass das Einhorn noch einmal zu Hilfe kommen kann und den Greif tötet. Lír erblickt das Einhorn noch einmal bevor er stirbt. Das Einhorn holt jedoch nicht ihn, sondern den Hund zurück. Vielleicht gibt es ein Gesetz, dass es verbietet bereits wiedererweckte nochmal zurück zu holen? Wie bei den Dragonballs? Ich weiss es nicht... Das Einhorn verschwindet jedenfalls so schnell wie es gekommen ist im Plotloch aus dem es herausgesprungen kam.
Schmendrick und Molly nehmen die sterblichen Überreste von König Lír und bringen ihn zurück während wir bei Sooz bleiben, die ein Lied von Molly gelehrt bekommt, welches sie aber nicht vor ihrem 17. Geburtstag pfeiffen soll. Warum? Keine Ahnung. Was es damit auf sich hat? Wird nicht erwähnt. Ich tippe darauf, dass man mit dem Lied das Einhorn rufen kann, aber warum sie dies nicht Lír mitteilte, weiss ich nicht. Ich verstehe die ganze Geschichte nicht, die genau hier endet.
Ich finde diesen 2. Teil äußerst misslungen. Erstmal endet König Lír im Alter halb Senil und nicht mehr ganz bei klarem Verstand, dann gibt es scheinbar eine Melodie um das Einhorn herbei zu rufen, aber anstatt es ihm beizubringen und seiner Liebe das letzte Mal zu begegnen, OHNE dass er im sterben liegt, wirds dieser kleinen Rotzgöre beigebracht, die ich von der ersten Sekunde an absolut unsymphatisch fand und ungefähr so gut in die Geschichte reinpasste, wie eine zusätzliche Seite, die über Rübenfelder handelt... und dann ist auch noch alles aus ihrer Sicht erzählt. Das Einhorn sagt nicht ein Wort und kommt nur weil Plothole und Schmendrick und Molly sind nur dafür da die Mary Sue zu bespassen.
Auf diesen zweiten Teil hätte ich gerne verzichtet. Ich kann nur davon abraten es überhaupt zu lesen. Aber da gibts ja auch noch besseres zu lesen, zum Beispiel Bücher über das bestellen von Rübenäckern... ;)
So, das wars soweit von mir, bleibt mir gewogen und bis zur nächsten Besprechung.
Zum Abschluss noch das Intro mit der allseits bekannten Titelmusik von "America" gesungen:
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