Eine Genussexplosion, wie es dieses Gif suggerieren will, ist das Game zwar nicht, dafür weicht es zu sehr von der eigentlichen Aussage des Films ab (ganz zu schweigen davon, dass das Game einen völlig anderen Verlauf nimmt), aber es ist dennoch ein schön gestaltetes Spiel, über das ich an dieser Stelle gerne ein paar Sätze loswerden möchte.
Bevor ich loslege erstmal, wie gewohnt, ein paar Sätze am Rande. Wer den Disneyfilm "Ratatouille" kennt, der wird das Setting, die Protagonisten und das, worum es sich dreht, ebenfalls im Game wiedererkennen. Wer jedoch hofft den Film 1:1 nachspielen zu können, der wird etwas enttäuscht. Wenn man jedoch offen ist für Abweichungen, der wird mit einem soliden Spiel belohnt, dass man zwar schnell durch hat (ca. 3 Tage - 8 Stunden - 71 %, mir fehlen noch die Mini-Aufgaben und Sterne), aber dennoch ein paar knifflige Stellen bereit hält.
Es gibt dieses Spiel auch noch für andere Plattformen, ich beschränke mich hier auf die PS2-Version, weil ich nur diese gespielt habe.
Hier erstmal die Eckdaten zum Spiel nebst Link:
Playstation 2 - "Ratatouille"
Produktbeschreibungen
Im Mittelpunkt des computer-animierten Abenteuers steht Remy. Er lebt in Paris, dem Zentrum gastronomischer Köstlichkeiten, und sein größter Traum ist es, ein berühmter französischer Starkoch zu werden! Aber Remy hat ein Problem: er ist eine Ratte!
Das Schicksal spielt ihm allerdings in die Hände, als es ihn zusammen mit seiner Familie direkt unter das Restaurant des bekannten 5-Sterne-Kochs Auguste Gusteau verschlägt. Remys Leidenschaft fürs Kochen verführt ihn immer wieder dazu, in der Küche des Restaurants vorbeizuschauen ... daraus ergeben sich natürlich die witzigsten Situationen und mehr als ein spannendes Rennen, bei dem Remy den vielen Messern und Gabeln entkommen muss!
Features:
* Entkomme Skinner und anderen Gegnern in 30 aufregenden Levels
* Steuere durch gefährliche Gegenden und 5 riesige Welten
* Spiele mit Remy, Emile, Gusteau und anderen
* Spiel komplett in Deutsch.
FSK: 0
Quelle:
amazon Nun mein Senf dazu:
Das Spiel beginnt locker in einem Tutorial-Level, in dem du Laufen, Rennen, Einfachsprung, Doppelsprung, Sachen einsammeln, mit einer Dose im Fluß schwimmen, geschicktes balancieren und schleichen lernst. Dies ist wirklich sehr einfach, bis die Hausbesitzerin, wie im Film, aufwacht und alle Ratten aus dem Haus vor der Schrotflinte der alten Dame flüchten müssen, du hinten dran auf dem Kochbuch, mit dem du den Fluß entlang ruderst, immer deiner Sippe hinterher. Wenn du sie aus den Augen verlierst, hast du verloren. Dazwischen gibt es immer wieder umfallende Bäume, über die du rüberspringen musst, gefährliche Strudel, die dich nicht mehr loslassen, aber immerhin musst du nichts einsammeln, was auf Grund der Geschwindigkeit auch kaum möglich wäre. Du bist vollauf damit beschäftigt auszuweichen, zu springen, zu paddeln und den Anschluss nicht zu verlieren.
Nach diesem Level, der passenderweise als "Schicksalsfluß" bezeichnet wird, landest du in Paris, direkt unter dem "Gusteaus" in der Kanalisation, wo du und deine Rattensippschaft es sich gemütlich machen, so gut es eben geht. Von dort aus startest du in die nun folgenden Level und speicherst auch bei bedarf in einem der vielen Ratten-Haus-Pappkartons an den Armbanduhren. Diese Rattenstadt erhält später durch dich sogar vier "upgrades", die das Leben in der Rattenstadt verschönern bzw. vereinfachen und sie dir dankbarerweise stärker bei deinen Aufgaben helfen.
Hier mal ein sehr schönes Bild von der Rattenbehausung:
Die oben genannten 30 Level sind auf die 5 Welten verteilt, von der die Rattenbehausung ebenfalls ein Teil ist. Es gibt also die folgenden fünf Welten: Rattenzuhause, der Markt, der Hinterhof des Gusteaus und zweimal spielst du direkt in der Küche. Am kniffligsten sind die beiden Küchenwelten, weil natürlich die Köche in der Küche arbeiten und du es tunlichst vermeiden solltest, dich zu lange blicken zu lassen. Wenn sie dich erwischen, kannst du zwar noch versuchen zu entkommen, das klappt aber nicht immer.
Um alles zu erhalten, musst du ihnen sogar manchmal direkt über den Herd laufen, aber Achtung, es gibt auch Hummer, die bereits im Kochtopf stecken, dich aber immer noch angreifen können. Oder die "Staubmäuse", die aus den Staubkästchen kriechen und dir zusetzen können. Deine Verteidigung sind Kochlöffel, die an verschiedenen strategischen Stellen platziert sind. Damit kann man auch Kästen öffnen um an Sterne heran zu kommen. In jedem Level muss man, um es komplett abzuschließen, 100 Sterne sammeln, die mitunter manchmal ganz schön fies versteckt sind. So musst du erstmal an hoch gelegene Orte hinkommen. Da heisst es dann manchmal Katapulte benutzen, Dosen zum draufklettern platzieren, Garne ausrollen und gut springen.
Hier mal ein Bild von der Küche:
Die Staubmäuse gehen einem mitunter irgendwann ziemlich auf die Nerven, weil die immer wiederkommen, selbst wenn man den Stern, der sich in ihnen verbirgt, schon bekommen hat. Dafür sind die frei laufenden Krabben nice. Als ich ihnen zum erstenmal begegnete, dachte ich, die knabbern mich auf, aber die lassen mich tatsächlich in Ruhe ... solange ich nichts in den Pfoten halte, was sie interessant finden. Dann kommen sie sofort angekrabbelt und schnappen es mir weg. Sei es ein Kochlöffel, eine Dose oder auch eine scharfe Flasche Chili. Das Chili finde ich auch eine witzige Idee, es explodiert den Krabben in den Scheren und betäubt sie kurz. In der Zeit kann man sich den Kochlöffel zurückholen und sie in die Jagtgründe schicken - die kommen nicht wieder!
Zu den Hauptaufgaben, die immer eine Kette von Dingen voraussetzen, die du tun musst, ehe die nächste Hauptaufgabe angegangen werden kann, gibt es noch viele kleinere Zusatzaufgaben. In Form von Tellern sind diese in den 5 Hauptwelten verteilt. Trifft Remy auf einen dieser Teller, riecht er daran und landet im Schlaf in einer "Traumwelt aus Essen". Dort heisst es dann über riesige Orangen-Schreiben hüpfen, auf Tellerrändern entlang kriechen und Sterne einsammeln. Diese Welten sind zwar etwas schwieriger, machen aber Spaß, weil es keine Feinde gibt, kein Zeitlimit und sie schön gestaltet sind.
Hier mal ein Beispiel:
Man muss im übrigen auch aufpassen, aus welcher Höhe Remy springt. Ist es zu hoch, werden ihm Lebenspunkte abgezogen, im schlimmsten Fall stirbt er sogar. Aber keine Sorge, man hat endlose Leben, was auch bitter nötig ist. Einziges Manko, man startet nicht von dort, wo man stirbt, sondern entweder am Anfang des Levels oder an einem bestimmten Fixpunkt des Spiels. Das ist für die Rutschpartien manchmal sehr ärgerlich.
Diese sind zwar Lustig, aber sehr Anstrengend. Man muss eine gute Mischung aus schneller-rutschen und abbremsen finden, sonst rast man aus den halben Rohren heraus. Ein wenig erinnert es an Mario Karts Regenbogenralley, nur nicht ganz so fies.
Hier mal ein Bild:
Auch sehr schön gemacht, ich möchte gar nicht wissen was das ist, worauf er da rutscht... >_< Die unendlichen Leben braucht man auch, vor allem wenn man die Rutschpartien schaffen will, wo man zu allem Überfluss auch noch Sterne sammeln muss.
Was ich ebenfalls als sehr positiv geschätzt habe war die gute Steuerung. Wenn ich drücke "spring" dann tut er es auch, auch das festhalten, schwingen, abspringen und landen auf bestimmten Plätzen geht Punktgenau. Wenn er auf einer Leitung entlang balanciert, verliert er auch nicht den Halt und fällt runter, ausser man springt und vergisst die Taste zum landen zu drücken, aber dann hat man selbst gepatzt.
Eine Herausforderung ist es, dass man tatsächlich denken muss wie eine Ratte. Man kann natürlich nicht die Wege nutzen, die ein Mensch nutzt, man muss überlegen wie man jetzt wo hinkommt, raufkommt, rüberspringt, hüpft, welche Dose zum raufstellen man jetzt braucht usw. Es war schön knifflig und dauerte manchmal etwas, bis man es rausgefunden hat. Zumal die Feinde immer noch da sind, man nicht von den Menschen gesehen werden darf und aufpassen, dass man nicht in klebrige Sachen, verschüttetes Salz o. ä. reintrat. Dadurch wird man seeeehr langsam.
In den heissen Kochtopf sollte man auch nicht "aus versehen" reinspringen, Remy ist dann erstmal etwas bewegungslos, weil ihm die Pfoten qualmen. Im Übrigen sollte man es auch vermeiden sich die Nase zu stoßen, was insbesondere bei den Verfolgungsjagten sehr heikel ist. Wenn er auf der Flucht vor Skinner stehen bleibt, weil er sich die Nase gestoßen hat und diese erstmal putzen muss, hat Skinner eine Chance aufzuholen und dich zu kriegen.
Die Skinner-Davonlaufsequenzen empfand ich als eine der schwächsten, weil es wirklich nur davonrennen, hüpfen, kleben bleiben, erwischen - entwischen ist... und das ganze natürlich noch unter Zeitdruck. Es gibt keine Sammelaktionen, aber das weglaufen unter Zeitdruck an sich finde ich immer etwas bescheuert, so als müsse man das unbedingt einbauen... Dem Spiel hätte nichts gefehlt, wenn man es einfach weggelassen hätte...
Was ich jedoch als persönliches High-Light empfinde ist, dass man sich mittels des Geruchssinns von Remy zu den jeweiligen Aufgaben "riecht". Quasi wie "riech dir deinen Weg".
Hier mal ein Bild:
So sieht es aus wenn Remy sich seinen Weg "erriecht". Die Umgebung wird dunkel, der blaue Streifen erscheint und weist dir den Weg. Eine der schönsten Ideen, die ich in diesem Spiel gefunden habe. Dafür war die Kartenansicht auch fast vollkommen nutzlos, weil die so unübersichtlich war, aber die braucht man eh nicht, wenn man den Geruchssinn hat. Schade ist, dass man immer nur zu den Aufgaben oder während der Aufgaben hinriechen kann. Schön wäre es auch gewesen, die Sterne damit zu suchen, aber man kann wohl nicht alles haben.
Was ich übrigends noch als sehr angenehm empfand war, dass Remy - anders als Figuren in anderen Games - nicht ständig alle halbe Minute irgendeinen Spruch abgelassen hat, sondern wenns hoch kam vielleicht alle 5 oder 8 Minuten. Das ist echt angenehm, weil du dann in Ruhe ausprobieren und überlegen kannst, ohne dass dir ständig jemand dazwischen quasselt. Und ich sage, ich HASSE es wenn die Figuren in einem Spiel DAUERND unaufgefordert quasseln - vermutlich mag ich deshalb "Dragon Quest 8", weil der Protagonist gar nichts sagt. Remy sagt dann nur kurze Sätze wie "Oh ja" oder "Danke". Ich hab noch nie mit so einem höflichen Charakter gespielt, der sich immer bedankt, wenn ich was richtig gemacht habe.
Es gibt natürlich auch Kochsequenzen, wo du unter den Hut von Linguini schlüpfst und eine Suppe kochst, eine Torte dekorierst, den Salat fertig machst und Kartoffeln schälst, alles mittels bestimmter Tastenkombinationen. Was daran stört ist der enorme Zeitdruck den du hast. Mich macht sowas immer sehr nervös, deshalb hab ich an diesen Stellen manchmal etwas länger gebraucht, aber dennoch irgendwann geschafft. Übrigends, wenn man durch die Küche rennt, ist Linguini der einzige, der dich nicht fängt. Aber zu nahe kommen darfst du ihm auch nicht wenn er arbeitet, denn dann stößt du dir die Nase an ihm.
Was mir leider negativ ins Auge stach war, dass manche Details in den großen Welten nicht schön ausgearbeitet waren. Die Traum-Welten haben so schöne Bilder, aber die 5 Hauptwelten waren an manchen Stellen nur rudimentär ausgearbeitet worden, was ich etwas Schade fand. Und es waren nicht etwa Dinge, die man nur von weitem sah, sondern sogar solche, zu denen man hingehen konnte, bzw. auf ihnen herumspazieren. Da sieht dann eine Flasche aus wie eine ganze Milchkanne u. ä. So etwas ist dann Schade und trübt das Ganze etwas.
Jedenfalls ist es ein typisches Jump´n´Run Game mit etwas Denksportaufgaben und Schnelligkeiten drin. Es macht Spaß, man hat es jedoch zu schnell durch. Der Geruchssinn-Aspekt hätte noch mehr ausgearbeitet werden können und auf die Freundschaft zwischen Linguini und Remy wird gar nicht eingegangen. Eigentlich wird vieles einfach als "ist so" ins Spiel gebracht, ohne Erklärung oder irgendwelche Entwicklung, was Schade ist, da der Film sehr von diesen Entwicklungen lebt. Im Film bricht auch nicht das halbe Gusteaus in sich zusammen und auf Skinner fällt auch kein Kronleuchter - was ich als sehr übertrieben empfand, aber ich schiebe es einfach mal darauf, dass die Game-Firma das Spiel motiviert anfing, dann aber unter Zeitdruck geriet und letztendlich irgendwie schnell fertig werden musste - so sieht es jedenfalls für mich aus. Manche Level und Welten sind schön gestaltet - insbesondere die Traumwelten und das Tutorial-Level sehen sehr gut aus, wohingegen dann auf dem Markt kaum noch was davon zu sehen ist.
Mein Fazit:
Solides Spiel, solide Grafik - bis auf die "Ich hab keine Lust mehr"-Grafikparts, schöne Spielidee "Geruchssinn", nur leider am Ende keine rechte Lust mehr gehabt.
Ich gebe dem Spiel 70 %