Heute Abend haben wir Zombie, den letzten Hahn, geschlachtet. Damit ist unsere Hühnergruppe wieder auf die ursprüngliche Größe von vier Tieren geschrumpft und ist nun, wie eigentlich mal geplant, rein weiblich.
Angefangen hatte es mit Captain Janeway, dem einzigen New Hampshire-Huhn der Gruppe. Das sich dann als Hahn entpuppte. Von den vier Küken, die wir von ihm hatten, waren zwei ebenfalls Hähne. Krähe, dass zutrauliche weiße Küken, wurde irgendwann zu einem Diktator in unserem Garten. Wir konnten den Auslauf kaum betreten, sein Bruder Zombie den Stall nicht verlassen und gekräht hat er eigentlich immer. Auch nachts, wenn er irgendwo irgendetwas hörte. Wecker von Nachbarn oder späte Heimkehrer. Im Gegensatz zu seinem Vater, der eine relativ schöne Stimme hatte, war Krähe meist einfach nur laut und schief. Wie eine rostige Gießkanne. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er mit seiner Stimme und Aufmerksamkeit Einbrecher verjagt hätte.
Kurzhaariger füttert Krähe aus der Hand
Jedenfalls hatte der Kurzhaarige irgendwann keine Gedult mehr und schlachtete ihn. Danach dauerte es noch einige Tage und etwas sanfte Gewalt, bis Zombie sich traute den Hennen in den Auslauf zu folgen. Als Küken fiel er immer wieder auf, weil er eher langsam und unkoordiniert war. Eines seiner Augen war anders geformt und wenn alle anderen flüchteten, konnte man ihn einfach hochheben. So wurde er als Junghahn von uns hin und wieder gekrault und prägte den Begriff "Hähnchen halten".
Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis er so richtig zum Hahn wurde. Bis sein Federkleid richtig nachgewachsen war und er einen Kamm bekam. Das er das Sagen hatte und nicht mehr die Hühner. Und wie sein Bruder laut, viel und zu den unmöglichsten Zeiten krähte. Etwas schöner, aber eben auch laut. Die Geduld unserer Nachbarn war nach zwei Jahren Gekreische auch vorbei. Er musste gehen. Gegangen werden.
Er hat es uns leicht gemacht. Es war nicht so emotional aufwühlend wie bei seinem Vater und nicht so brutal wie bei seinem Bruder, der sich mehr wehrte. Und auch die weitere Verarbeitung war besser. Ich weiß nicht ob wir einfach mehr Routine hatten oder organisierter waren oder es tatsächlich etwas mit Sympathie zu tun hat. Obwohl wir Krähe (das nervige, nur noch gehasste Tier) im Sommer, bei mehr Licht und bessern Wetter, geschlachtet haben, war die ganze Prozedur danach ätzend. Und zu unserer Schande muss ich gestehen, dass wir sein Fleisch nicht zubereiten mochten und im Kühlschrank verfallen ließen. Zombies Kopf wurde an einem Ehrenplatz am Hibiskus beerdigt, mit liebevollen Worten und Tränen in den Augen. Danach ging alles relativ schnell und mit weniger Dreck/kleineren Aufräumaufwand. Einen Teil der Innereien hat der Hund schon gefressen, für uns steht etwas vorportioniert im Kühlschrank. Und es fühlt sich richtig an, nicht wie ein Ballast. Er wird fehlen, es tut mir etwas Leid um sein Leben, aber der Zeitpunkt war wohl der richtige.