Vampire des Grünlands

Sep 25, 2015 09:46

Nur mal ein kleines Update aus meiner Ecke: Da wir uns auf der Arbeit stark auf das Zwei-Jahres-Highlight Aritechnica zubewegen, sind wir ziemlich beschäftigt und eine Konferenz jagt die nächste. Abends bin ich oft zu müde, die wenigen hellen Stunden noch in den Garten zu gehen um zu maulwurfen. Der Ausfall des Minions tut wohl auch sein Übriges - die regelmäßigen Verabredungen fehlen mir. Außerdem fühlte ich mich die letzten Wochen außerordentlich schlapp, müde und hatte das Gefühl etwas auszubrüten. Gliederschmerzen taten ihr Übriges. Erst dachte ich, mein Körper würde in sein altes Muster verfallen und mein Zyklus der bestimmende Faktor in meiner Freizeitgestaltung werden (Iiih, Frauenthema ;) ). Doch letzten Freitag wankte ich nach einer Übung mit dem Bereitschafts-Rettungsdienst in die Dusche und fand beim Abtrocknen einen unregelmäßigen roten Kreis, der sich über die Zehen fast zur Fußunterseite zog. Das, was ich die Tage zuvor für eine Prellung oder Druckstelle gehalten hatte, entpuppte sich als Wanderröte. Eines der sichersten Symptome der Lyme-Borreliose, einer von Zecken übertragenen Krankheit die zu Wesensveränderung und Lähmungen führen kann. Die frühen Symptome wie Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber werden oft als Sommergrippe interpretiert. Die Wanderröte rund um die Einstichstelle der Zecke ist das sicherste Symptom. Aber wenn diese nicht gesehen wird, weil sie zum Beispiel von Haaren verdeckt wird oder an einer ungünstigen Stelle ist (eben wie bei mir am Fuß oder bei Männern gerne am Hoden…) Also ging es Anfang der Woche zum Hausarzt, Antibiotika abholen. Damit sollte es mir in ein paar Tagen besser gehen. Und danach wird mein FSME-Impfschutz (von Zecken übertragene Form der Hirnhautentzündung) erneuert. Denn der ist Abgelaufen, ohne dass mir einer der Ärzte, die in den letzten Monaten meinen Impfpass in der Hand hatten, Bescheid gesagt hätte.

FSME ist im norddeutschen Raum nicht besonders verbreitet, daher wird in unserer Region nur selten dagegen geimpft. Da mein Patenkind allerdings zeitweise in der Nähe von München lebte und ich nun beruflich immer wieder südlich von Hessen unterwegs bin, wäre mir ein Impfschutz lieb. Zudem gehöre ich zu den Menschen, die Zecken magisch anziehen. Bis ich 19 oder so war, hatte ich keinen einzigen Biss. Aber danach ging es los… Nach der 40sten oder so habe ich aufgehört zu zählen. In diesem Jahr werden es um die acht gewesen sein, die mich erwischt haben. Hundespaziergänge, verstecken für die Rettungshunde im Wald sowie berufliches umherstreifen auf Weiden und Äckern machen mich zur willkommenen Mahlzeit. Unsere Igel und Spatzen im Garten werden zudem auch einige krabbelnde Gäste mitgebracht haben. Diese transportierten und schon einmal gesättigten Gäste sind gerade die, die man nicht möchte: Im Normallfall beinhaltet der Lebenszyklus der Zecke zwei Mahlzeiten. Im Frühling schlüpfen sie als stecknadelkopfgroße Nymphen und machen sich auf die Suche nach einer ersten Blutmahlzeit. In dieser Zeit tragen sie noch keine Erreger in sich, die über ihren Speichel übertragen werden können. Ein Biss in der Zeit ist dann kein Grund zur Sorge. Wird der Kopf der Zecke mit raus gezogen und die umliegenden Hautpartien nicht verletzt, sollte die Stelle rasch abheilen. Wird die erste Mahlzeit an einem Igel, Reh oder anderem Tier zu sich genommen, dem kein freundlicher Mensch den kleinen Parasiten aus der Hautzupft, saugt sich die Zecke voll und fällt ab. Sie ist nun gesättigt und kann sich vermehren, etc. Nach einigen Wochen wird eine zweite Mahlzeit fällig. Hat die Zecke nun bei ihrer ersten Mahlzeit FSME oder Borreliose-Erreger aufgenommen, kann sie den zweiten Wirt damit infizieren. Zecken, die schon eine Mahlzeit hatten, erkennt man oft daran, dass ihr Hinterleib deutlich erkennbar ist, auch wenn sie vermutlich erst gerade eben zugebissen haben. Die Nymphen sind einfach nur kleine, krabbelnde schwarze Punkte.

Wir ziehen Zecken übrigens meist mit den Fingernägeln und einem beherzten Ruck aus der Haut. Um ständig Zeckenzangen oder -karte mitzunehmen sind wir zu unorganisiert. Dazu wittern Hunde beim Anblick irgendwelcher Instrumente natürlich sofort etwas Unangenehmes und probieren stiften zu gehen. Mit den Händen lässt sich unser kleines Monster überall anfassen und bleibt zur Zeckenkontrolle zum Teil auch ruhig auf dem Rücken liegen. Sie war von Anfang an unkompliziert in Sachen Zecken (die erste zog ich ihr, als sie als Welpenmonster in einem Schuhkarton einschlief und nur noch der Popo raushing), die jeden Tag mit Raufen und Kuscheln verbundene Übung der Sicht- und Fühlkontrolle wird dabei aber auch geholfen haben.
Die weitverbreitete Information, man solle Zecken rausdrehen, ist übrigens Unsinn. Der Saugrüssel der Zecken ist mit kleinen Widerhaken besetzt, die eher in Reihen angeordnet sind - aber nicht wie eine Spirale oder Schraube. Dreht man die Zecke, steigt die Gefahr den Rüssel oder gleich den ganzen Kopf abzureißen.

anti-island, hundeleben

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