Grünzeug bloggen

May 04, 2015 23:03

Entweder bin ich schlecht im Blogs suchen, oder es gibt keine Äquivalent für meinen Garten im Netz. Die meisten Blogs über Gärten sind Balkongärten. Oder junge Familien/Studenten mit Schrebergartenparzelle. Oder Urban Gardening. Stadtalmenden. Mit Retrofilter fotografierte Stadbrachen, auf denen Hipster Kartoffeln und Kürbisse in Plastikkanister ziehen. In der Welt der bloggenden Hobbygärtner finde ich mich nicht wieder: Erwachsene ohne Kinder, im Berufsleben, in einem Haus mit Garten in einem nichtssagenden Dorf. Unsere Kartoffeln und Möhren sind tatsächlich für uns. Und nicht für den Babybrei. Ich mache das nicht, weil ich eigenes Ökogemüse will. Ich habe auf einem Ökohof gearbeitet und weiß, dass das weglassen von Pestiziden nicht gleich Bio ist. Einer meiner Arbeitskollegen hat seinen Schrebergarten für die Kinder. Als Ausgleich für die Ministadtwohnung. Ein anderer seinen Dorfgarten um seine Familie zu versorgen und ein kleines Nebeneinkommen zu generieren. Der verkauft auch Wildfleisch, hat ein gutes Dutzend Hühner und mehrere Bienenvölker. Der Lebensgefährte einer Kollegin hält Schweine für seinen Cateringservice. Ich buddele in meinem Garten rum, weil ich lernen will mich selbst zu versorgen und der Garten nicht nur als Last sehen möchte. Eine Wildkrautparzelle, die mir über den Kopf wächst, aber die mir nichts wiedergibt. Staudenbeete bereiten mir kaum Freude. Die von meiner Oma hinterlassenen Rosen und Hortensien sind für mich Relikte der Vorgänger, die ich nicht nachvollziehen kann. Die Apfelbäume und Beerensträucher schon. Also Nutzpflanzen. Nutzgarten mit wilden Ecken. Irgendwie uncool. Aber irgendwie mein Leben. Und irgendwie wie bei meinen Eltern.
Darauf gestoßen bin ich übrigens, als nach meinen Garten-Tweets immer mal wieder Urbangardeninghipster meinen Followerstamm kurzzeitig erhöhten und nach ein paar Tagen wieder verschwanden. Wer Dorfgärten mit elektronischer Präsenz kennt - gebt Hinweise, bitte.

Über Nacht haben die Erbsen beschlossen zu wachsen. Und beim Unkrautjäten, dass ich jetzt mehrfach wöchentlich machen müsste, habe ich einige feine grüne Spitzen bei den Mohrrüben rausgucken sehen. Es könnte auch Gras gewesen sein. Aber hoffen wir mal auf etwas besseres. Beim Spinat weiß ich ebenfalls nicht, was gewollt und was Wildwuchs ist. Die Tulpen haben die Narzissen fast vollständig abgelöst und der Nachbar klagt über den Marder. Ich habe ihm nicht verraten, dass ich eine sehr gute Ahnung habe wo er wohnen könnte. Bei der Arbeitskollegin, von der ich sonst häufig Eier gekauft habe, hat neulich ein Fuchs den Hahn und einige Hühner getötet. Sie will nun den Stall renovieren und die Gruppe neu aufbauen. Also gibt es erstmal keine Eier von ihr. Vielleicht sollte ich doch...



Die wilden Erdbeeren blühen, die im Hochbeet nicht. Der Rhabarber ist schon ordentlich gewachsen und Zitronenmelisse und Dost eifern ihm nach. Auch die Stockrosen haben schon eine schöne Blätterbasis gebildet. Letzte Woche war der Minion da, hat Rasen gemäht, Hof und Wege gefegt und mir geholfen das Hochbeet einzupacken. Allerdings mit einer Schilfmatte, statt einer Weidenmatte. Wie sich herausstellte, sollten die nämlich 20 € teurer sein und Schilf habe ich eh schon an vielen Ecken im Garten verwendet. Das passt sich gut ein.



Der Apfelbaum ist fast verblüht, dafür zeigen sich an den Johannisbeeren die ersten kleinen grünen Kügelchen. Das habe ich zum Anlass genommen darunter ebenfalls mal etwas aufzuräumen. Der Bantammais ist auch in der Erde und einige Sonnenblumenkerne im Rasensondenstapel. Die Pfingstrosen werden auch bald aufblühen. Alles etwas chaotisch.

anti-island

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