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Nov 26, 2020 21:02

Natürlich ließ es hier nicht vermeiden, dass Leo auf Mano traf. Aber es funktionierte überraschend gut. Sie gingen beide absolut konzentriert vor und alles lief wie immer ab.
Am Ende gewann Manos Mannschaft mit 3:2, aber sie alle waren zufrieden, dass die verschiedenen Spielzüge gut gekappt hatten.
„So Jungs, jetzt ab mit euch“, verabschiedete sie der Trainer in die Kabine.
Erleichtert nickte Leo, es war empfindlich kalt, und auch mit Mütze und Handschuhen merkte er die Kälte jetzt deutlich.
Er wollte nur noch unter die Dusche und dann was Warmes zu essen.
Zusammen mit Marco ging er in Richtung Kabine, dabei achtete er bewusst nicht auf Mano.
„Und was macht ihr beiden heute noch?“ fragte Marco.
„Haben wir noch nicht besprochen. Irgendwelche Vorschläge?“
„Kino? Irgendeine Komödie oder so.“
„Ja, Kino klingt gut. Vorher irgendwo was Leckeres essen.“, ja, das konnte Leo sich gut vorstellen.
„Oder hinterher. Ich geh manchmal ganz gern in die Nachmittagsvorstellung, weil es da leerer ist“, grinste Marco ihn an.
„Und dann in der letzten Reihe?“, erwiderte Leo das Grinsen.
„Ganz genau.“
„Mal gucken, was Mano dazu sagt. Nach dem Duschen, wenn wir hier raus sind.“
„Ich wünsch euch jedenfalls viel Spaß“, sagte Marco.
„Danke“, lächelte Leo, „Werden bestimmt haben.“
Inzwischen waren sie in der Kabine angekommen und Leo verzog sich gleich unter die Dusche.
Er würde nicht gucken, ob Mano sich ihnen schon anschloss oder lieber noch mal in der Kabine warten würde.
Mano war nur ein ganz normaler Teamkollege. Jedenfalls solange sie sich auf dem Vereinsgelände aufhielten.
Erst, wenn sie unter sich waren, durfte er etwas Anderes sein.
Zum Beispiel nachher im Kino.
Er lächelte, das würde wirklich ein schöner Nachmittag werden.
Erst Kino, dann Essen und dann...
Dann würden sie nach Hause fahren und mal sehen, was dann passierte. Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, und er verließ eilig die Dusche.
In der Kabine zog er sich um, dann setzte er sich und wartete auf Mano.
Es dauerte, bis der aus der Dusche zurückkam und sich nun beeilte um fertig zu werden. „Mist, verdammter“, fluchte er schließlich und sah sich suchend um.
„Was suchst du?“ fragte Leo sofort.
„Schlüssel. Der muss doch hier irgendwo sein!“
„Ja, in deinem Spind. Oberstes Fach“, sagte Marco ohne auch nur hinzusehen.
„Echt? Nicht unter der Bank?“ Mano drehte sich um und griff oben in den Schrank - und zog den Schlüssel heraus. „Da ist er ja, danke.“
„Immer gern“, lachte Marco.
Er steckte die Schlüssel ein, nahm Handy und Portemonnaie und sah Leo an.
„Ich bin soweit“, sagte Leo und stand ebenfalls auf.
„Dann können wir ja los.“ Kurz verabschiedeten sich die beiden, dann verließen sie die Kabine und gingen zu Leos Wagen.
„Was... was haben wir denn vor?“ fragte Mano.
„Noch gar nichts. Aber Marco hat vorgeschlagen, dass wir ins Kino gehen könnten.“
„Ah du hast den Insider gefragt“, lächelte Mano. „Kino klingt toll.“
„Der Insider hat von sich aus vorgeschlagen. Aber ich finde die Idee gut. Und hinterher essen wir was Leckeres.“
Mano strahlte ihn an. „Das... klingt wie eine richtige Verabredung.“
„Ja, so könnten wir das nennen. Ein Date, wenn du möchtest.“
„Möchte ich. Sehr gern sogar.“
„Dann haben wir jetzt ein Date. Willst du vorher noch nach Hause?“
„Hm... frisch geduscht bin ich und... ich glaube ich blamier dich nicht, wenn ich so gehe, oder?“
„Nein, wenn du mich so mitnimmst?“
„Du siehst umwerfend aus.“
Leo lächelte ein wenig verlegen.
„Aber vermutlich ist es noch ein bisschen früh fürs Kino, oder?“ fragte Mano.
„Ja, und nach dem Training habe ich oft Hunger.“
„Dann essen wir jetzt einfach eine Kleinigkeit“, schlug Mano vor.
„Zu Hause was holen oder essen gehen?“
„Essen gehen wollen wir ja später“, sagte Mano.
„Also einen kleinen - oder größeren - Snack holen?“
Mano nickte. „Klingt gut.“
„Ich kenn einen netten Laden mit sehr leckeren Wraps.“
„Dann dahin.“
Leo nickte und fuhr los. Er hielt kurz vor dem Bistro und besorgte verschiedene Wraps, dann fuhren sie weiter zu ihm nach Hause.
„Ist das eigentlich ok für dich, dass Marco nun von dir weiß?“ fragte Mano, als Leo den Wagen parkte.
„Ist es für dich okay, dass Lücke Bescheid weiß“, stellte Leo die Gegenfrage
Mano nickte ernst. „Ich wollte Lücke sogar schon ein paar Mal einweihen, einfach, weil ich so ein gutes Gefühl bei ihm habe.“
„Dein Gefühl trügt dich nicht, er ist ein toller Freund. Und Marco auch, das war mir auch schon vor gestern klar.“
„Ist er wirklich. Hätte ich nie erwartet, dass ich solche Freunde ausgerechnet in einem Profifußballverein finden würde.“
„Ja, das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Aber das gab es bei Werder wohl schon öfter.“
„Deshalb bin ich hier“, sagte Mano. „Wenn ich schon so weit weg von zu Hause bin, dann... dann brauch ich eben irgendwas anderes Familiäres.“
„Marco. Und mich.“
„Dich. Vor allem dich“, sagte Mano leise.
Leo lächelte leicht und griff kurz nach seiner Hand.
„Wir sollten wohl aussteigen“, meinte Mano und schob dabei seine Finger zwischen Leos.
„Oder... wir essen hier.“
„Picknick im Auto?“
„Ja. Aber... wird wohl kalt werden.“
„Dann hoch mit uns. Da ist es auch gemütlicher. Außerdem bin ich neugierig, wo du den Kalender hingehängt hast.“
„Da, wo er hingehört“, grinste Leo, ließ die Hand los und stieg aus.
Mano folgte ihm schnell.
Leo führte ihn ins Haus und in seine Wohnung und deutete dann auf die Wohnzimmertür.
„Soll ich... reingehen?“ fragte Mano.
„Ja, ich folge dir.“
Mano nickte und ging dann voraus ins Wohnzimmer.
Kurz sah er sich um - und drehte sich dann strahlend zu Leo um. „Danke. Das ist wirklich ein toller Platz.“
„Er passt perfekt dorthin“, nickte Leo.
„Ja, passt er. Und es sind ja noch ein paar Päckchen dran.“
„Natürlich. Ich halte mich daran, jeden Tag nur ein Türchen öffnen.“
„Ich hatte es gehofft.“
„Du hast dir so viel Mühe gemacht. Es wäre nicht richtig gewesen, anders vorzugehen.“
Mano lächelte Leo an. „Das hast du lieb gesagt.“
Leo erwiderte das Lächeln. „Ich hol mal Teller für die Wraps. Mach du es dir schon bequem.“
„Das mach ich gerne“, meinte Mano und setzte sich.
Schnell ging Leo in die Küche und holte Teller, Gläser und eine Flasche mit Apfelschorle.
Die Flasche unter den Arm geklemmt kehrte er in das Wohnzimmer zurück.
Mano sprang sofort auf und nahm ihm die Gläser ab.
„Geht schon, danke.“
„Ich helfe dir gern“, sagte Mano und stellte die Gläser auf den Tisch.
Als alles aufgedeckt war, setzte sich Leo und öffnete die Tüten. „Also - einmal Hähnchen indisch, hier Hähnchen italienisch, Beef Barbecue und hier mit Chili-Käsecreme. Such dir was aus.“
„Wie scharf ist das Chili-Zeug?“ fragte Mano.
„Probier einfach. Ich mag es ganz gerne.“
„Ok, dann versuch ich den mal.“
„Ich schneid ihn mal durch“, überlegte Leo und zückte ein scharfes Messer.
„Dann schneid doch alle durch und wir teilen sie uns einfach komplett“, schlug Mano vor.
„Das ist eine gute Idee, wenn du alle Versionen magst.“ Schnell hatte Leo alle durchgeschnitten.
„Ich probier gern Sachen“, sagte Mano und nahm sich den ersten halben Wrap.
Leo griff gleich die andere Hälfte.
Etwas vorsichtig biss Mano von dem Wrap ab. „Doch ganz gut scharf“, sagte er.
„Ja, zu scharf?“
„Weiß ich noch nicht“, gab Mano zu.
„Dann lass liegen, und nimm dir einen anderen.“
„Nein, nein das geht schon.“
„Immerhin kenn ich jetzt deine Scharf-Grenze.“
„Ja, die ist nicht sehr hoch. Ich bin in der Hinsicht eine ziemliche Memme.“
„Ist es schlimm, wenn ich sage, passt zu dir? Ich mag dich so, wie du bist, und es hätte mich gewundert, wenn du Pommes mit Sambal Oleg essen würdest.“
„Ist nicht schlimm“, sagte Mano mit einem Lächeln.
„Gut“, nickte Leo und biss mit vollem Appetit in seine Hälfte in den Wrap.
Auch Mano biss tapfer erneut in den Chili-Wrap.
„Soll ich dir Milch holen?“
„Meinst du das hilft?“ fragte Mano.
„Ja. Und Weglegen hilft auch. Quäl dich nicht, ich ess den gerne.“
Mano zögerte, dann legte er den Wrap jedoch zur Seite. „Ich versuche es immer wieder mal mit scharfen Sachen“, sagte er kopfschüttelnd.
„Warum denn? Um es anderen zu beweisen, dass du ein harter Typ bist?“
„Vielleicht ein bisschen?“
„Musst du nicht, Mano. Du bist total mutig, dafür musst du kein Chili mögen.“
Mano errötete leicht. „Danke.“
„Der mit Hähnchen italienisch ist auch sehr lecker.“
„Der verbrennt mir hoffentlich nicht den Rachen.“
„Nein, der ist halt italienisch. Und die Italiener essen ja nicht so scharf.“
Mano nickte erleichtert. Dann beugte er sich plötzlich vor und küsste Leo ganz leicht auf die Wange. „Danke“, wisperte er dabei.
Für einen Moment starrte Leo ihn an, das war überraschend gewesen. Aber schön.
Mano erwiderte Leos Blick und biss dann von dem italienischen Wrap ab. „Besser“, sagte er mit vollem Mund.
„Siehst du.“ Leo aß nun auch weiter - und fühlte immer noch seine Wange kribbeln.
Zufrieden lehnte sich Mano wieder zurück und genoss seinen halben Wrap.
Leo betrachtete ihn beim Essen. Mano überraschte ihn immer wieder.
Manchmal wirkte er so unsicher und dann wieder küsste er ihn einfach so auf die Wange.
In diesem Fall war es genau richtig so mutig zu sein.
„Habe ich mich bekleckert?“ fragte Mano plötzlich.
„Nein, wieso?“
„Weil du so guckst... Also mich anguckst.“
„Ja. Weil ich überrascht bin. Also - positiv überrascht.“
„Worüber denn?“
„Von eben. Das war toll.“
„Oh. Du meinst...“
„Ja, genau. Du schaffst es immer wieder.“
„Naja... wär ich richtig mutig gewesen, hätte ich mir eine andere Stelle ausgesucht“, sagte Mano leise.
„Wieso denn? Es macht doch viel mehr Spaß, wenn man sich langsam hinarbeitet - und wir eben nicht gleich heute zusammen im Bett landen.“
Mano wurde zwar deutlich rot im Gesicht, grinste aber. „Naja... ich warte schon etwas länger als du.“
Leo grinste ebenfalls ein wenig schief. „Aber jetzt ist es anders, oder?“, fragte er und legte seine Hand auf Manos. „Jetzt ist es kein Ob mehr, sondern ein Wann.“
„Das hoffe ich“, sagte Mano und drehte seine Hand so, dass er die Finger zwischen Leos schieben konnte.
„Davon bin ich überzeugt.“ Leo umfasste Manos Hand jetzt fest.
„Weißt du was toll an Wraps ist?“ fragte Mano.
„Dass man sie einhändig essen kann?“
Mano nickte grinsend.
„Dann nutzen wir das doch mal aus.“ Leo begann hin und wieder mit dem Daumen über Manos Handrücken zu streicheln.
„So was hatten wir noch für Wraps?2 fragte Mano als er sein erstes Stück fertig hatte.
„Indisch, hier, und hier ist Beef Barbecue.“
„Indisch“, entschied Mano.
„Dann nimm dir. Ist nicht scharf.“
Mano lächelte ihn an und griff sich dann den halben indischen Wrap.
Nach dem ersten Bissen nickte er, „Ja, ist gut.“
„Das freut mich“, sagte Leo und nahm sich nun ebenfalls den indisch gefüllten Wrap.
Er war würzig und schmeckte wirklich indisch, aber mild und wirklich gut.“
„Wirklich sehr gut“, sagte Mano und lehnte sich dabei an Leos Seite. „Ich liebe indisches Essen. Also das unscharfe.“
„Gut zu wissen. Ich kenn da einen guten Laden...“
„Klingt gut“, lächelte Mano ihn an.
„Dann halten wir das mal fest. Gibt es etwas, das du gar nicht magst? Außer scharf?“
„Mhm... ich probier eigentlich alles und finde auch überall was“, sagte Mano. „Ich ess nicht gern Hot-Dogs und ich mag keine Majo.“
„Gut, das sind ja nun Sachen, die wir eh nicht essen sollten.“
„Genau. Also kein Problem.“
„Perfekt. Dann werden wir nicht verhungern.“
„Niemals. Zur Not ruf ich Mama an, dass sie uns Care-Pakete schickt“, grinste Mano.
„Mit Bratapfelmarmelade“, grinste Leo ihn an.
„Zum Beispiel. Aber meine Mama macht noch andere tolle Sachen.“
„Davon bin ich überzeugt. Hat sie dir davon auch was beigebracht?“
„Sie hat es versucht. Aber ich hatte halt immer mehr Fußbälle im Köpf. Backen geht gar nicht, aber Kochen krieg ich ganz gut hin. Solange es nicht zu ausgefallen ist.“
„Ich finde es schön, wenn man zumindest ein paar Gerichte aus seiner Familie nachkochen kann.“
„Kochst du denn auch brasilianisch?“
„Ja, brasilianisch und sächsisch - so die Sachen, die meine Mutter hier gelernt hat.“
„Kochst du mal was Brasilianisches für mich?“
„Ich kann Feijoada - das ist ein Eintopf mit Bohnen und Rindfleisch. Und sehr lecker.“
Mano nickte. „Würde ich gern mal probieren.“
„Wenn wir frei haben, ja? Das dauert etwas.“
„Natürlich. Und ich helfe dir auch, wenn du mir genaue Anweisungen gibst.“
„Wir kochen zusammen - und essen zusammen.“
Mano strahlte ihn an. „Klingt nach einem ziemlich perfekten Tag.“
„Ausschlafen, kochen, essen - ja, sehr gut.“
Mano drückte Leos Hand. „Und das heute wird auch ein schöner Tag. Ist es schon.“
„Ja, ist wirklich ein sehr schöner Tag.
„Was wollen wir uns denn im Kino ansehen?“
„Irgendwas Witziges? Oder eher Action?“
„Was Lustiges würde mir gefallen.“
„Gut, dann...“ Leo holte sein Handy hervor und rief die Seite des großen Kinocenters auf.
Die beiden schauten sich das Programm an und entschieden sich dann für eine Weihnachtskomödie. „Der Film fängt in ner Stunde an. Das passt doch großartig“, sagte Mano.
„Perfekt. Dann können wir noch einen Kaffee trinken und dann losfahren.“
Mano nickte sofort. „Hast du noch was von der Kalendermischung?“
„Ja, klar - mach ich uns“, nickte Leo und stand auf. „Aber du hast mir versprochen mir zu zeigen, wo ich den herkriege.“
„Klar doch“, sagte Mano. „Die haben auch andere leckere Sorten. Da kann man sich schön durchprobieren.“
„Das machen wir“, rief Leo ihm aus der Küche zu.
„Brauchst du Hilfe?“ fragte Mano und stand auf.
„Nein, geht schon“, antwortete Leo, der noch mit dem Kaffee beschäftigt war. „Meine Maschine braucht nur manchmal ein bisschen.“
„Ok“, sagte Mano und aß noch den restlichen Wrap.
Dann machte er sich doch auf den Weg in die Küche.
„Bin gleich fertig“, sagte Leo und lächelte ihn an.
Mano erwiderte das Lächeln. „Riecht auch schon gut.“
„Viel Milch war für dich richtig, oder?“ fragte Leo nach.
„Ja, genau“, nickte Mano und strahlte ihn an. Er freute sich sichtlich, dass sich Leo das gemerkt hatte.
„Dann ist hier deine Tasse“, sagte Leo und reichte sie Mano.
„Danke“, nahm Mano sie an.
Wenig später war auch Leos Tasse fertig und die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer.
Sie setzten sich gemütlich aufs Sofa, diesmal aber etwas dichter nebeneinander - so dicht, dass sich ihre Oberschenkel berührten.
„Wann hast du eigentlich geahnt, dass der Kalender von einem Mann kommt?“ fragte Mano.
„Ich habs von Anfang an gehofft - einer Frau hätte ich halt gleich einen Korb geben müssen. Deswegen habe ich mir eigentlich immer vorgestellt, dass es ein Mann sein würde. Und dann... als der Schlüsselanhänger drin war... da wars dann klar.“
„Und hast du ihm schon einen Schlüssel zum Aufpassen gegeben?“
„Nein, er passt im Moment auf meine Tasche auf, wenn ich zu einem Spiel fahre. Allerdings in einer Innentasche.“
Mano nickte. „Gute Wahl.“
„Ich würde ihn gern draußen dranhängen, aber... ich denke, das ist keine gute Idee.“
„Er muss nicht draußen hängen Leo. Du weißt, dass er da ist und ich jetzt auch. Das genügt.“
Leo lächelte. „Ich habe ihn immer dabei, wenn es wichtig ist.“
„So war das gedacht. Es ist ein guter Anhänger und hat mich schon auf vielen Reisen begleitet.“
„Ich habe mich ganz besonders über ihn gefreut, weil es eben so etwas Persönliches ist. Nicht nur, weil ich da wusste, dass mein Engel schwul ist.“
„Ich war unsicher, ob es das richtige Geschenk war. Aber ich wollte was Eindeutiges und... etwas von mir in den Kalender packen.“
„Beides hast du geschafft. Und mich auch sehr beruhigt.“
Mano lächelte. „Das freut mich.“
Ohne darüber nachzudenken griff Leo nach Manos Hand.
Und Mano drückte sie sofort.
„Wir... müssen langsam los“, sagte Leo nach einigen Minuten leise.
„Ja, müssen wir“, flüsterte Mano.
Noch einmal drückte Leo seine Hand, dann stand er auf.
Auch Mano erhob sich.
„Wir gucken uns den Film an, und dann... gehen wir essen?“, plante Leo.
Mano nickte. „Ein richtiges Date.“
„Ja, ein richtiges Date.“ Leo legte Mano eine Hand in den Rücken und schob ihn in Richtung Flur.
„Und im Kino sitzen wir ganz hinten in der letzten Reihe?“
„Klar“, grinste Leo.
„Ich wollte nur sichergehen“, zwinkerte Mano.
Leo kicherte, als er sich seine Schuhe und Jacke anzog.
Mano zog sich ebenfalls wieder Schuhe und Jacke an und gemeinsam verließen sie dann die Wohnung.
Sie kamen recht zügig durch den Verkehr und fanden auch einen Parkplatz in der Nähe des Kinos.
Schnell hatten sie die Karten geholt und was zu trinken besorgt.
Dann saßen sie schon - natürlich in der letzten Reihe - im Kinosaal.
„Ich war lange nicht mehr im Kino“, sagte Mano leise.
„Oh, warum nicht?“
„Weil ich mich nicht getraut habe, dich zu fragen...“
„Oh“, machte Leo und griff nach Manos Hand.
„Ja. Und Marco wollte nicht mehr mein Trostpflaster sein. Das hat er tatsächlich so gesagt.“
„Oh je“, machte Leo und grinste leicht. „Der arme hatte es wohl nicht leicht?“
„Nein. Aber er war sehr geduldig mit mir.“
„Er ist wirklich ein lieber Kerl.“
„Aber chronisch neugierig.“
„Ja, aber das gehört dazu. Da ist Lücke nicht anders.“
„Habe ich schon gemerkt“, lächelte Mano.
„Wir sollten aufpassen, dass sie sich nicht gegen uns verbünden.“
„Das haben sie bestimmt schon.“
„Meinst du? Dann sind wir verloren.“
Mano lächelte und drückte Leos Hand. „Immerhin passen sie gut auf uns auf.“
„Ja, das werden sie, da bin ich sicher. Und ich fürchte, hin und wieder werden sie das auch tun müssen.“
„Das könnte passieren“, nickte Mano.
Leo drückte die Hand fester. „Aber ein bisschen was geht ja.“
„Hier ist es ja schön dunkel und... leer“, grinste Mano.
„Marcos Tipp mit der Nachmittagsvorstellung war gut.“
„Manchmal hat Marco ganz gute Ideen.“
„Ja, auf jeden Fall. Ah, guck mal, es geht los.“
„Das wichtigste am Film: die Werbung und die Vorschau“, flüsterte Mano.
„Bei uns in Cottbus gibt es ein kleines Kino, die haben so richtig altbackene Werbung von den kleinen Handwerkern und so. Das macht viel Spaß die zu sehen.“
„Klingt gut. Laufen da denn dann trotzdem die normalen Filme?“
„Ja, klar. Die neusten, und auch mit moderner Technik.“
„Wir haben zu Hause so ein kleines Kino wo nur... sehr ausgefallene Filme gezeigt werden. Wie sich das halten kann versteh ich bis heute nicht.“
„Treues Publikum?“, vermutete Leo.
„Ja, aber trotzdem.“
„Ja, aber es ist schön, dass sie sich halten, oder?“
„Mir gefallen die neuen Kinos trotzdem besser. Gemütlichere Sitze und so.“
„Ja, schon... man kann ja zum Glück abwechseln.“
Mano sah ihn kurz an, dann wurde es vollständig dunkel und der Film begann.
Er war wirklich witzig, und einige Male lachten sie lauf auf. Die ganze Zeit hielte Leo dabei Manos Hand.
Und das fühlte sich wunderbar an.
Er wollte die Hand gar nicht mehr loslassen, als der Film schließlich endete.
„Das sollten wir öfter machen“„, flüsterte Mano.
„Das machen wir“, versprach Leo.
Mano lächelte. „Und jetzt essen? Ich habe irgendwie Hunger bekommen.“
„Worauf hast du Lust?“, fragte Leo gleich.
„Überrasch mich.“
„Hm“, machte Leo und überlegte. „Nicht zu scharf. Lass uns mal rausgehen zum Wagen, inzwischen denke ich nach.“
Mano drückte noch einmal Leos Hand, dann ließ er sie los und stand auf.
Auf dem Weg zum Auto unterhielten sie sich über den Film und lachten noch einmal über die lustigsten Szenen.
„Und? Wohin gehts?“ fragte Mano, als sie im Wagen saßen.
„Willst du dich überraschen lassen?“
„Gern.“
„Dann sag ich nichts“, grinste Leo und schloss den Wagen auf. „Bitte einsteigen. Nächster Halt Restaurant.“
„Dann sag ich nichts“, grinste Leo und fuhr los. „Ist nicht weit, dann kriegen wir es zu beißen.“
Mano lehnte sich zurück. „Ich vertrau dir. Und mein Magen auch.“
„Das kannst du immer, das verspreche ich dir. Und dein Magen kann das auch. Ich passe auf, dass es nicht zu scharf wird.“ Es dauerte nicht lange, dann parkte Leo vor einem Restaurant. Es war bunt und sah gemütlich aus, aber Mano konnte nicht sagen, was hier serviert werden würde.
„Du machst es aber wirklich spannend“, sagte Mano, als sie ausstiegen.
„Na komm, gleich erfährst du es.“ Leo schloss den Wagen ab, und gemeinsam gingen sie in das Restaurant. Es war ziemlich warm, und es duftete köstlich nach Fleisch und Gewürzen.
„Du bist öfter hier?“ fragte Mano.
„Hin und wieder. Ich mag das Essen hier und spreche auch gern portugiesisch, aber im Grunde ist zu Hause eher Cottbus als Rio.“
„Ich wusste nicht mal, dass es in Bremen ein brasilianisches Restaurant gibt.“
Leo lächelte. „Schön, dass ich dich damit überraschen konnte. Komm, wir gehen da drüben hin, da kann man gut sitzen.“
Mano folgte Leo zu einem kleinen etwas abgelegenen Tisch.
Es dauerte nur einen kleinen Moment, ehe ein Kellner auf sie zukam und Leo gleich auf Portugiesisch ansprach.
Mano verstand kein Wort, hörte aber mit einem Lächeln zu.
Es klang schön, wie Leo sprach - und der Kellner natürlich auch.
„Was möchtest du denn trinken, Mano?“ fragte Leo ihn nach einem Moment.
„Ich glaub, ich nehme ein Wasser. Oder gibt es hier irgendwas Besonderes zu empfehlen?“
„Gute Cocktails“, grinste Leo. „Aber dann haut uns der Trainer.“
„Dann machen wir die wann anders.“
„Soll ich für dich was zu Essen bestellen?“ fragte Leo. „Oder willst du selbst in die Karte schauen?“
„Nein, ich vertrau dir da.“
Leo nickte und gab dann auf portugiesisch die Bestellung für sie auf.
„Klingt schön“, bemerkte Mano, als der Kellner sie verlassen hatte.
„Was?“ fragte Leo.
„Du, wenn du portugiesisch sprichst.“
„Oh... danke. Aber eigentlich war das ganz schön unhöflich von uns.“
„Nein, nein, das war okay.“
Wenig später kamen dann schon ihre Getränke.
Selbst das Wasser schmeckte hier anders, fand Mano. Vermutlich war es die Atmosphäre, die Wärme, die Gerüche.
„Was hast du mir jetzt eigentlich bestellt?“ fragte Mano neugierig.
„Magst du dich wieder überraschen lassen, oder soll ich es erzählen?“
Mano legte nachdenklich den Kopf schief. „Hm... ok. Ich lass mich überraschen.“
„Gut, ich glaube, ich habe uns leckeres Sachen ausgesucht.“
Mano lächelte ihn an. „Ich bin schon ziemlich gespannt.“
„Es wird eine Backkartoffel dabei sein. Und die alleine sind lecker.“
„Eine Backkartoffel für uns beide? Meinst du davon werden wir satt?“
„Wenn du dich zurückhältst. Außerdem sind wir beide ja nicht sooo groß. Aber keine Sorge, jeder kriegt eine.“
Mano nickte. „Wäre auch ganz schön unpraktisch.“
„In Brasilien ist man schon eher praktisch veranlagt.“
„Eigentlich meinte ich eher, dass wir beide... eine Größe sind. Es wäre unpraktisch, wenn einer von uns größer wäre.“
„Ach so - ja, das wäre echt unpraktisch. Stell die mal jemanden wie Per Mertesacker vor - da gibt es Rückenschmerzen und einen steifen Nacken.“
Mano lachte auf. „Bitte nicht. Per ist ein toller Kerl, aber nicht sexy! Ich möchte es mir nicht vorstellen ihn zu küssen.“
„Oh nein - das habe ich ... Nein, nein, nein!“
Mano grinste breit. „Du hast davon angefangen.“
„Ja... tut mir leid. Niklas Süle ist doch auch... nein, auch das lass ich lieber.“
„Tut mir leid, aber der geht schon aus mehreren Gründen nicht.“
„Möchte ich die Gründe wissen?“
„Wir mögen die Bayern nicht“, sagte Mano. „Und... Süle sieht aus wie ein Stück Holz, das von einem sehr unbegabten Schnitzer... Oh Mann, das war gemein. In meinem Kopf hörte sich das nicht halb so gemein an. Er ist bestimmt auch ein ganz lieber Kerl.“
„Ist er. Jedenfalls was ich so gehört habe. So ein... Sanfter Riese.“
„Trotzdem unsexy.“
„Mein Typ ist er auch nicht.“
„Gut. Das beruhigt mich.“
„Mein Typ ist eher kleiner, hat ein tolles Lächeln und bastelt Adventskalender.“
Mano strahlte ihn an. „So? Tut er das?“
„Ja, auf jeden Fall. Ein wahnsinnig phantastischer Adventskalender. Nur... ich glaub, am ersten Dezember hätte eine Taschenlampe drin sein können, dann hätte ich mir nicht so oft den Zeh gestoßen“, lachte Leo.
„Das tut mir leid. Dabei war ja schon was Beleuchtetes drin...“
„Und der ist wirklich schön. Aber der ist halt im Fenster.“
„Dann sollte ich mich vermutlich noch mal bei deinem Zeh entschuldigen.“
„Er wird die Entschuldigung auf jeden Fall annehmen.“
„Da bin ich erleichtert.“
„Euer Essen“, kam in diesem Moment der Kellner an und stellte die Teller hin. Er servierte gegrilltes Fleisch, gegrilltes Gemüse und Backkartoffel.
„Ok, davon werden wir wohl doch satt“, sagte Mano. „Und es riecht himmlisch.“
„Das ist Steak, und das ist hier der Hammer.“
„Ich habe schon lange kein Steak mehr gegessen“, sagte Mano.
„Sollen wir ja auch nicht zu viel, aber ab und zu muss das mal sein. Und es ist ja auch gesundes Gemüse dabei.“
„Ich kann schweigen. Von mir erfährt der Trainer nichts“, sagte Mano zwinkernd.
„Das will ich dir auch geraten haben. Immerhin... bist du auch hier.“
„Dann lass uns diese Köstlichkeit mal schnell verputzen. Beweise vernichten und so.“
„Sofort - lass es dir schmecken - Desfrute de sua refeição!“
„Das... hörte sich sexy an. Was hast du gesagt?“
„Ich habe dir einen guten Appetit gewünscht. Oder eher, genieße dein Essen.“
„Danke. Du auch.“
„Danke“, lächelte und begann dann zu essen.
Auch Mano machte sich nun über sein Steak her, das wundervoll zart war und einfach großartig schmeckte.
Auch die Beilagen waren wirklich sehr, sehr lecker.
„Mhm“, machte Mano, als er schließlich fertig war. „War das gut.“
„Oh ja - viel zu gut.“
„Zu gut gibt es gar nicht2, sagte Mano. „Nicht wenn es um Essen geht.“
„Aber man will es immer wieder. Und das ist nicht gut.“
„Mhm. Stimmt schon, aber... wir müssen halt einen guten Ausgleich dafür finden.“
„Laufen... oder Fahrrad fahren?“
„Vermutlich wäre beides nicht schlecht.“
„Zum Fahrrad laufen?“, schlug Leo mit einem Grinsen vor.
Mano lachte leise. „Oder um das Fahrrad rumlaufen.“
Jetzt musste Leo auflachen. „Ja, das geht auch, ist aber nicht so abwechslungsreich.“
„Hm... außer man macht es abwechslungsreich.“
„Ach ja - was hast du da im Kopf?“
„Das kann ich in einem vollbesetzten Restaurant nicht erzählen“, sagte Mano mit geröteten Wangen.
Leo lächelte, die Röte machte Mano irgendwie noch viel... anziehender.
„Isst man in Brasilien eigentlich auch Nachtisch?“
„Ja, klar - meistens süß und fruchtig.“ Er winkte den Kellner heran und sprach wieder kurz mit ihm.
„So sexy“, murmelte Mano, als der Kellner wieder verschwunden war.
Leo sah ihn an. „Habe ich das richtig verstanden?“
„Was? Ich... habe ich was gesagt?“
Leo wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen und schüttelte den Kopf.
„Ich habe das wirklich laut gesagt?“ fragte Mano mit großen Augen.
„Ich habe nichts gehört“, log Leo.
Mano lächelte ihn dankbar an. „Dann ist ja gut.“
„Und gleich gibt es eine brasilianische Spezialität.
„Was denn für eine?“
„Keine Überraschung? Okay, es gibt Quindim.“
„Was ist Quin... hört sich an wie Quidditch. Aber fliegende Besen essen wir vermutlich nicht, oder?“
Leo lachte, „Da wären dann alle Zauberer hinter uns her, nein, Besen gibt es nicht.“
„Fast ein bisschen schade. So einen fliegenden Besen hätte ich gern.“
„Aber doch nicht zum Essen!“
„Nein, der würde vermutlich sehr holzig schmecken.“
„Zum Fliegen - da stimme ich dir zu.“
„Also was ist nun diesen Qumquam.“
„Quindim. Und es ist ein Nachtisch, typisch brasilianisch. Ach guck mal, da kommen sie schon.“ Der Kellner brachte ihnen zwei Teller, auf denen gelbe Puddingtörtchen standen.
„Oh die sind ja hübsch“, sagte Mano. „Sieht ein bisschen aus wie Vanillepudding.“
Leo grinste, „Schmeckt aber anders. Ganz anders.“
„Dann bin ich sehr gespannt.“
Er griff seinen Löffel und nahm etwas von dem Pudding. Er schmeckte unerwartet - nicht besonders fruchtig, wie gedacht, sondern nach Kokos.
„Mhm, süß aber sehr lecker.“
„Schön, dass es dir schmeckt“, war Leo tatsächlich etwas erleichtert.
„Mir hat hier alles geschmeckt Leo“, strahlte Mano ihn an.
„Das ist gut. Ich würde gern öfter mit dir herkommen.“
Sofort nickte Mano. „Da musst du mich nicht lange bitten.“
„Sehr gut“, grinste Leo. „Noch einen Kaffee?“
„Hier oder bei dir?“ fragte Mano leise.
„Bei mir“, lächelte Leo ihn an.
„Sehr gern Leo“, sagte Mano.
„Dann lass mich schnell zahlen.“ Leo winkte dem Kellner.
„Danke“, sagte Mano, als sie das Restaurant verließen.
„Immer gern“, meinte Leo und streifte seine Hand kurz.
Sie gingen zu Leos Wagen und stiegen ein.
Hier legte Leo für einen Moment seine Hand auf Manos Knie, dann fuhr er los und konzentrierte sich nur noch auf den Verkehr, der jetzt ziemlich dicht war.
Mano hatte sich entspannt zurückgelehnt und beobachtete Leo.
Er war ohnehin schön, aber so beim Fahren war er besonders schön.
„Alles ok?“ fragte Leo, als er an einer Ampel halten musste.
„Ja, klar - warum auch nicht?“
„Weil du mich die ganze Zeit beobachtest.“
„Ich wollte dich nicht stören.“
„Hast du nicht“, sagte Leo mit einem Lächeln.
„Gut“, meinte Mano - und sah nicht weg.
Leo lächelte ihn weiter an - bis es hinter ihm hupte und er schnell wieder nach vorn sah.
Mano an seiner Seite kicherte leise.
„Das die Leute es immer so eilig haben müssen“, sagte Leo kopfschüttelnd und fuhr nun weiter, bis er wenig später vor seinem Wohnhaus parkte.
Schnell stiegen sie aus und gingen hoch in Leos Wohnung.
„Also Kaffee?“ fragte Leo und zog Mano einfach mit sich in die Küche.
„Ja, gerne.“
„Espresso oder was Anderes?“
„Espresso ist gut“, meinte Mano und reichte Leo zwei Tässchen, die neben der Maschine standen.
Schnell bereitete Leo die Maschine vor.
Und wenig später hielten sie ihre Tassen mit duftendem, heißen Espresso in den Händen.
„Ich liebe den Geruch von Kaffee“, sagte Mano leise.
Leo nickte zustimmend. „Fast noch besser als der Kaffee schmeckt.“
„Viel besser als der Kaffee schmeckt“, lächelte Mano.
„Gilt auch für Rum, oder?“
„Definitiv“, sagte Mano. „Das Zeug ist mir viel zu scharf.“
„Aber es riecht so gut. Da sind Rumkugeln gut - die sind auch lecker.“
„Da kann man ja aber auch nur das Rumaroma nehmen“, grinste Mano.
„Och nee - ist ja nicht viel Rum drin.“
Mano lachte leise. „Meine Mama macht die gern ohne Alkohol, damit auch alle was davon essen können.“
„Ja, das ist ja auch richtig, aber meine Mama macht die echten mit Rum. Brasilianischen Rum.“
„Und der ist besser als anderer Rum?“
„Aber natürlich!“, nickte Leo wichtig, dann grinste er. „Zumindest für Brasilianer.“
„Mhm... dann muss ich wohl mal die Rumkugeln deiner Mama probieren.“
„Ich werde dafür sorgen, dass du sie bald kriegst.“
Mano lächelte. Dann beugte er sich vor und küsste Leo auf die Wange. „Danke“, flüsterte er.
Wieder fühlte Leo das Kribbeln, das diesmal irgendwie noch stärker war.
Und Mano wich diesmal auch nur leicht zurück, blieb dicht bei ihm stehen.
Mit klopfenden Herzen drehte Leo seinen Kopf ein wenig.
Er hörte, wie Mano ein bisschen zittrig Luft holte und den Kopf noch etwas näher zu ihm beugte.
Auch er selbst fühlte sich ein wenig zittrig, als er ihm entgegen kam.
Dann, endlich, berührten sich ihre Lippen.
Unglaublich, wie weich Manos Lippen waren, fand Leo.
Unwillkürlich presste er seine Lippen ein wenig fester auf Manos.
Sofort fühlte er den Gegendruck, mit dem Mano antwortete.
Ohne lange nachzudenken hob Leo eine Hand und schob sie in Manos Nacken.
Er hörte, vor allem fühlte er das erleichterte Seufzen.
Und dann spürte er auch Manos Hand, die sich sanft in seinen Nacken legte.
Gleichzeitig intensivierte Mano den Kuss.
Leo schloss die Augen und überließ Mano die Führung.
Und das tat er dann auch.
Der Kuss blieb warm und zärtlich, und Leo fühlte, wie sie sich beide entspannten.
„Unser Kaffee wird ganz kalt“, wisperte Mano gegen Leos Lippen.
„Dann sollen wir das hier unterbrechen?“
„Oder... die Tassen wegstellen und ins Wohnzimmer gehen?“ schlug Mano vor.
„Tassen mitnehmen und gucken, wie lange sie warm bleiben“; grinste Leo und küsste Mano noch einmal kurz. Hach, das fühlte sich so gut an!
„Ja... mitnehmen“, sagte Mano mit einem verklärten Lächeln.
„Dann… komm.“ Behutsam schob Leo Mano durch die Wohnung in die Küche.
Dort setzten sie sich aufs Sofa.
Die Espressotassen stellten sie auf den Tisch, dann sahen sie sich an.
„Das... das eben war schön“, sagte Mano mit leuchtenden Augen.
Leo lächelte ihn zärtlich an. „Ja, sehr schön“, stimmte er zu.
„Dann können wir... also nur wenn du möchtest...?“
„Was für eine Frage.“ Mit diesen Worten näherte er sich Mano wieder.
Mano schloss die Augen und kam Leo entgegen.
Erneut berührten sich ihre Lippen, wieder zärtlich, auch wenn Leo jetzt gleich seine Hand in Manos Nacken legte.
Mano gab ein leises Seufzen von sich und schob sich näher an Leo heran.
Jetzt kribbelten nicht nur Leos Lippen, sondern sein ganzer Körper.
Ganz vorsichtig begann Leo den Kuss zu vertiefen.
Er hörte Mano leise seufzen, dieses Geräusch war wunderschön.
Er zog Mano noch etwas näher und schlang seinen freien Arm um ihn.
„Wow“, raunte Mano überrascht und schmiegte sich an ihn.
„Zu schnell?“ fragte Leo.
„Nein, nein - sehr gut so.“
„Dann kann ich ja weiter machen“, grinste Leo.
„Oh ja, darum bitte ich.“
Leo lachte leise und nahm den Kuss dann wieder auf.
Dabei ließ er eine Hand tiefer bis auf Manos Rücken gleiten.
Nun wurde auch Mano mutiger und schlang ebenfalls einen Arm um Leo.
Das Kribbeln wurde heftiger, und Leo fühlt es in seinem Bauch ganz warm werden.
Mano küsste wirklich verteufelt gut
Ein wahres Naturtalent, da war er sicher.
Mano gab erneut ein leises Seufzen von sich und schmiegte sich eng an Leo.
Allmählich begann Leo seinen Rücken zu streicheln.
Der Kuss wurde dabei deutlich intensiver.
Intensiver und so viel heißer.
Wie von selbst schoben sich seine Finger tiefer, bis er den Rand von Manos Pullis erreichte.
Ein leises Keuchen war Manos Reaktion.
So angespornt schob er seine Finger langsam unter den Stoff.
„Gut“, raunte Mano gegen seine Lippen.
„Find ich auch“, wisperte Leo.
Er fühlte, wie auch Mano jetzt an seinem Shirt zupfte und die Finger auf seine Haut legte.
Manos Finger fühlten sich warm und sanft an.
Ganz langsam strichen sie über Leos Rücken.
Am liebsten hätte Leo Mano noch enger an sich gezogen und ihn von seinem Pulli befreit. Und sich gleich ebenfalls.
Andererseits war es so schön sich langsam voranzutasten und sich auf mehr zu freuen.
Und er hatte keine Ahnung, wieviel Erfahrung Mano überhaupt hatte und wollte ihn auf keinen Fall überfordern.
Mano war deutlich jünger als er selbst, andererseits war er ja wirklich... forsch.
Ganz unerfahren konnte er also eigentlich nicht sein.
Und seine Küsse... wow!
„Woran denkst du?“ wisperte Mano plötzlich. „Du wirkst... nicht ganz bei der Sache.“
„Ist alles okay... ich finde nur, dass du verdammt gut küsst.“
„Wirklich?“ fragte Mano mit roten Wangen.
„Ja, du bist da ein Naturtalent. Oder hast du so viel geübt?“
„Geübt?“
„Ja wieso kannst du so gut küssen?“
„so gut bin ich nicht“, sagte Mano.
„Ich krieg weiche Knie, wenn du mich küsst.“
„Dann ist es ja gut, dass wir sitzen“, sagte Mano grinsend.
„Oh ja. Aber hast du schon öfter geübt?“
„Du willst wissen, wie viele Männer ich schon geküsst habe?“
„Nein!“, schüttelte Leo den Kopf, „aber ich bin schon neugierig, ob du... gar nicht, ein bisschen oder sehr... erfahren ist.“
„Für sehr erfahren bin ich noch nicht alt genug“, sagte Mano und lehnte sich an Leos Seite. „Aber ganz unerfahren bin ich auch nicht.“
„Das ist gut.“
„Es macht dir nichts aus? Also dass ich schon mal mit jemandem zusammen war?“
„Macht es dir was bei mir aus?“
Mano schüttelte den Kopf. „Ich darf es mir nur nicht vorstellen. Dann werde ich vielleicht ein bisschen eifersüchtig.“
„Musst du nicht sein. Ist lange her.“
„Wie lange?“
Leo überlegte. „Drei Jahre.“
„Wow“, sagte Mano. „Warum?“
„Hier in Bremen hat sich einfach nichts ergeben. Und ich wollte halt nicht, dass du eifersüchtig werden musst“, lachte Leo.
„Ok, das Argument lass ich gelten“, sagte Mano.
„Und mehr wirst du nur erfahren, wenn du lange bohrst.“
„Mehr muss ich nicht wissen. Denn ich bin froh, dass niemand hier in Bremen erkannt hat, wie toll du bist.“
„Das hast erst du erkannt, Mano.“
Mano nickte. „Und ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich...“
„Magst? Oh ja, sehr. Und das nicht nur, weil du mich von Anfang an bestochen hast“, deutete er auf den Adventskalender hinter sich.
„Aber ohne den Kalender hättest du mich vermutlich nie wahrgenommen.“
„Nein, jedenfalls nicht so wie jetzt. Ich mochte dich immer, aber eben nur als einen von vielen Mitspielern.“
„Weil man die anderen Mitspieler lieber nicht zu genau anschaut?“
„Ja, genau. Klar, ich habe gerne Freunde im Verein, aber bloß nicht mehr.“
Mano nickte. „Kann ich verstehen...“
„Aber du hast dich nicht dran gehalten.“
„Nein. Ich... naja... Marco war sich sicher, dass du zumindest im gleichen Teich fischst. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen...“
„Marco? Wie ist er denn da drauf gekommen?“
Mano schnaubte. „Keine Ahnung. Aber offenbar kann der sowas riechen. Wäre nützlich so einen siebten Sinn zu haben.“
„Oh ja, ich habe den ja überhaupt nicht. Auch nicht, als ich nach dir gesucht habe.“
„Ich habe den auch nicht Leo. Und am Anfang des Kalenders solltest du ja auch noch gar nicht wissen, dass ich es bin.“
„Oh, das hat lange gedauert. Ich habe ja auch immer wieder überlegt, ob der Kalender von einer Frau kommen könnte.
„Bis dann die deutlicheren Hinweise kamen.“
„Der Schlüsselanhänger. Erst da war ich sicher. Naja, und danach eben der Film.“
„Wie geplant“, lächelte Mano zufrieden.
„Du hast mich quasi ferngesteuert.“
„Ach so würde ich das auch nicht sagen. Ich habe einfach nur... Brotkrumen gestreut. Oder Kekskrümel.“
„Eher Kekskrümel. Ohne Rücksicht auf den Ernährungsplan“, grinste Leo.
„Es waren ja immer nur kleine Portionen.“
„Ja, und sie waren immer sowas von lecker.“
„Ein bisschen kommt noch was“, sagte Mano. „Aber was und wann verrate ich nicht.“
„Nein, das wäre auch schade. Ich möchte mich weiter überraschen lassen - auch wenn ich die größte und schönste Überraschung schon habe.“
„Was denn?“ fragte Mano verwirrt.
„Na - dich!“
„Oh. Oh!“ sagte Mano und seine Wangen röteten sich.
„Hey, was hast du denn gedacht?“
„Ich weiß nicht“, sagte Mano. „Das... das ist so süß von dir.“
„Na komm - du bist definitiv das größte, wenn da nicht noch irgendwo ein Bausatz für ein Fahrrad drin ist.“
Mano lachte. „Nein, bestimmt nicht. obwohl das eine gute Idee gewesen wäre.“
„Und das schönste Geschenk bist du eh.“
„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.“
„Dann hast du bisher nicht mit den richtigen gesprochen.“
„Ja, scheint so.“
Leo beugte sich zu ihm und küsste ihn kurz.
Mano lächelte und kuschelte sich an ihn.
Sofort legte Leo ihm einen Arm um und zog ihn an sich.
„Das fühlt sich gut an“, flüsterte Mano.
„Ja, finde ich auch. Du passt genau hier her.“
Mano drehte den Kopf und strich mit seiner Nase an Leos Hals entlang. „Du riechst so gut“, murmelte er dabei.
Leo kicherte leise, nicht nur, weil das kitzelte.
„Das... habe ich schon wieder laut gesagt, hm?“ nuschelte Mano.
„Nein, hast du nicht“, grinste Leo.
„Wenn du in der Nähe bist, habe ich irgendwie nicht unter Kontrolle, was ich sage.“
„Du musst da keine Kontrolle drüber haben. Ich mag es, wenn du ehrlich sagst was du denkst.“
„Aber das ist peinlich.“
„Nein, ist es nicht. Unter uns ist nichts peinlich.“
Mano hob den Kopf und sah Leo an. „Wirklich nicht?“
„Nein, das wäre doch schade, wenn wir hier immer aufpassen müssen was wir sagen.“
„Du bist toll, Leo“, flüsterte Mano.
„Das hoffe ich doch“, grinste Leo ihn an.
„Du bist noch viel mehr als toll.“
„Aber nicht so toll wie du.“
„So toll bin ich gar nicht. Eher... unscheinbar und verhuscht.“
„Das ist eine Seite. Die andere ist mutig und kreativ und einfühlsam und... süß und toll.“
„Danke“, flüsterte Mano.
Leo sagte nichts mehr, sondern küsste ihn erneut.
Und Mano erwiderte den Kuss sofort.
Sie beide schlossen die Augen und genossen den Kuss.
„Wie spät ist es eigentlich?“ flüsterte Mano nach einer Weile.
Leo sah auf sein Handy. „Kurz vor acht.“
„Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit.“
„Magst du was trinken - außer Espresso? Oder was essen?“
„Ich bin noch total satt“, lächelte Mano. „Aber was trinken würde ich gern.“
„Was denn? Wasser, Schorle… ich habe auch Alster da. Ähm... Radler.“
Mano lachte. „Keine Angst, ich weiß was ein Alster ist. Aber ich glaube ich bleib bei Schorle ohne Alkohol.“
„Habe auch alkoholfreies Radler - aber Schorle kommt sofort.“ Leo löste sich von Mano und stand auf um die Getränke zu holen.
„Soll ich dir helfen?“ fragte Mano.
„Wenn du die Gläser holen würdest?“
Mano nickte, stand auf und folgte Leo in die Küche.
„Was für Schorle möchtest du? Ich habe Apfel hier, aber auch … Moment, Holunder und Rhabarber.“
„Holunder“, sagte Mano sofort.
Leo nahm gleich zwei Flaschen aus dem Kühlschrank und drückte sie Mano in die Hand, dann holte er zwei Gläser aus dem Schrank.
So beladen gingen sie zurück ins Wohnzimmer.
Sie machten es sich gleich wieder gemütlich auf dem Sofa, tranken die Schorle und schmusten ein wenig.
„Marco hat gefragt, ob wir jetzt die Zimmer tauschen wollen“, sagte Mano.
Leo lächelte. „Das ist lieb von ihm.“
Mano nickte. „Und? Was sagst du dazu?“
„Ich glaub, das fände ich sehr schön.“
„Und wird das für Lücke auch ok sein?“
„Ich schätze, der wird das auch bald vorschlagen.“
„Dann... machen wir das?“
„Ja, machen wir. Gleich beim nächsten Spiel?“
„Klar, ist ja auch das letzte Spiel in diesem Jahr.“
„Und hoffentlich der nächste Sieg.“
„Das wäre dann ein echt schöner Jahresabschluss.“
„Erst zusammen im Hotel, und dann der Sieg.“
„Und dann schön Weihnachten feiern“, lächelte Mano.
„Hm“, machte Leo und schmiegte sich an Mano.
„Und Sylvester natürlich.“
„Ein paar Tage frei - das ist schön.“
Mano nickte.
„Und… wie machen wir das?“
„Was?“ fragte Mano.
„Na, die Zeit um Weihnachten rum.“
„Hm... das mit Weihnachten wird schwierig, oder? Ich mein Sylvester wäre kein Problem, das könnten wir hier in Bremen feiern.“
„Ich würde halt schon gern bei meiner Familie feiern...“
„Ich auch. Wir beide sehen unsere Familien halt selten.“
„Dann die Weihnachtstage zu Hause. Und danach... treffen wir uns wieder.“
„Ja, das klingt nach einem Plan“, sagte Mano mit einem kleinen Seufzen.
„Hm - nicht gut, der Plan?“
„Doch. Vor allem ist es der einzige Plan, den wir haben. Wir müssen uns dann nur schon so bald wieder trennen.“
„Es sind ja nur drei oder vier Tage. Und dann... hm... aber nee, das ist noch ein bisschen früh, oder?“
„Was ist zu früh?“
„Na, dass ich dich abhole oder so.“
Mano lächelte ihn an. „Das wäre umständlich, wenn du mich abholst. Eher müsste ich dich abholen.“
„Ja, aber bei dir hätten wir Schnee.“
„Aber du magst den Winter doch nicht.“
„Nein, das stimmt. Aber du magst ihn.“
„DAs stimmt. Aber dich mag ich eindeutig mehr als den Winter.“
Leo lächelte ihn zärtlich an. „Das hast du schon gesagt. Aber wer wen abholt, das können wir ja immer noch besprechen.“
„Ja, können wir“, sagte Mano.
„Und so lange sind wir ja auch gar nicht getrennt. Drei oder vier Tage.“
„Kommt mir sehr lang vor.“
„Ja, ist es auch. Aber hey, es ist Weihnachten, da haben wir gar keine Chance nachzudenken.“
„Auch nicht, wenn wir abends im Bett liegen?“
„Dann schon. Aber... wir haben doch Skype und so.“
„Bildschirme sind verteufelt schlechte Küsser.“
„Schon mal ausprobiert?“, grinste Leo ihn an.
„Ähm... nein?“ sagte Mano mit knallroten Wangen.
Leo lachte leise, dann strich er Mano über die heißen Wangen.
„Ich glaube ich sag nichts mehr ohne meinen Anwalt“, nuschelte Mano.
„Oh doch, das gefällt mir.“
„Das ist mir klar.“
Jetzt musste Leo kichern.“
„Du machst das extra, oder? Mich zum erröten bringen.“
„Nein, das kannst du ganz alleine. Aber ich mag es.“
„Hm... aber ich leuchte dann immer wie eine riesen Tomate.“
„Eine zuckersüße Tomate. Wobei... eher wie ein rotbäckiger Apfel.“
„Ich bin ein Apfel?“
„Ich mag Äpfel lieber als Tomaten.“
„Weil man daraus Bratapfelmarmelade machen kann?“
Daran hatte Leo nicht gedacht, aber „Ja, vielleicht ist das ein Grund.“
„Tomaten sind auch wichtig. Für Pizza. Und Nudeln.“
„Ja, das stimmt. Was ist dir lieber? Tomaten oder Äpfel?“
„Hm... das ist schwierig. Ich steh auf Apfelkuchen. Aber ich mach auch Tomatensauce.“
„Also Apfeltomate?“
„Meinst du das schmeckt?“
„Hm... naja, Tomate ist ja auch recht fruchtig, also warum nicht?“
„Na ich weiß nicht...“
„Ist ja auch egal. Ich mag dich, egal, ob Tomate oder Apfel.“
„Magst du mich denn auch als Mensch und nicht als... Obst-Gemüse-Mix?“ fragte Mano grinsend.
Leo lachte und küsste ihn dann. „Also, geschmacklich seid ihr wohl gleichauf, aber du küsst besser.“
„Hast du schon mal ne Tomate geküsst? oder nen Apfel?“ fragte Mano zwischen den Küssen.
„Nein, aber dich, und du bist definitiv wärmer. Und du hast eine Zunge.“
Mano lachte leise. „So, so die Zunge also, ja?“
„Ja, auf jeden Fall. Und halt auch die Temperatur.“
Mano grinste und zog Leo an sich. „Du kleine Frostbeule.“
Wieder lachte Leo und küsste Mano auf die Nase. „Du wärmst mich ja immer auf.“
„Und das mach ich sehr gern. Sehr gern.“
„Das glaub ich dir.“
Mano küsste Leo sanft auf die Wange. „Es... ich glaube, ich sollte langsam nach Hause fahren...“
Leo zögerte. Einerseits wollte er, dass Mano blieb, und Mano wollte das wohl auch, aber er wollte ihnen auch Zeit lassen. „Das Übernachten kommt später, ja?“
Mano nickte. „Übermorgen machen wir ja quasi schon einen Probelauf im Hotel.“
„Dann bist du nicht enttäuscht?“
„Schon, aber das ist ok. Ich habe ja auch gar nichts mit um hier zu schlafen. Und... wir wollten uns ja Zeit lassen. Ein bisschen. Nicht zu viel, aber ein bisschen.“
Leo küsste ihn leicht. „Immerhin wissen wir ja beide, woran wir sind.“
„Eben. Also... du müsstest mich nach Hause bringen.“
Leo nickte, und gemeinsam erhoben sie sich und gingen zur Tür. Schnell zogen sie sich an und gingen zum Wagen.
Die Fahrt zu Mano war nicht weit, und kurz darauf hielt Leo vor der Haustür.
„Es war ein richtig schöner Tag Leo. Vielen Dank“, sagte Mano, als er sich abschnallte.
„Oh ja, ein sehr schöner Tag“, bestätigte Leo. „Dafür danke ich dir auch.“
„Dann bis morgen“, sagte Mano und küsste kurz auf die Wange. „Schlaf gut.“
„Du auch - bis morgen.“ Sie sahen sich noch einem Moment lang an, dann stieg Mano aus.
Leo sah ihm nach. Was für ein Tag!
Von vorn bis hinten einfach nur ein traumhafter Tag!
Mit gutem Essen, einem schönen Film - und phantastischen Küssen!
Und sie hatten sogar schon Pläne für die Feiertage gemacht.
Das fühlte sich einfach gut an.
Leo wartete, bis er sah wie hinter den Fenstern von Manos Wohnung das Licht anging, dann fuhr er los.
Noch immer mit einem leicht dämlichen Grinsen auf den Lippen kam er schließlich zu Hause an.
Und auch in seiner Wohnung bekam er das Grinsen nicht mehr vom Gesicht.
Wann immer er an Mano dachte, wurde es in seinem Bauch warm und kribbelig.
Warum nur war ihm vorher nie aufgefallen, wie toll Mano war?
So unscheinbar war er doch gar nicht!
Er war offenbar wirklich gut darin, die Augen zu verschließen.
Oder hatte er instinktiv weggeguckt, weil eine Beziehung zu einem Mitspieler undenkbar gewesen war?
Es war ja auch ein schwieriges Thema.
Was für ein toller Zufall, dass sie beide sich gefunden hatten!
In diesem Moment vibrierte sein Handy in seiner Tasche.
Schnell zog er es heraus und sah aufs Display.
[Ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen.]
Leo lächelte bei dem Blick aufs Handy. [Bin ich, danke. Und jetzt sitz ich hier und denke an dich.]
[Solltest du als braver Fußballer nicht im Bett liegen - und da an mich denken?;)]
{Darf ich heute ein bisschen länger aufbleiben? ;) Liegst du denn schon im Bett?]
Es folgten drei Nachrichten, schnell hintereinander, die Leo immer mehr zum Grinsen brachten. [Ja, ich liege nackt im Bett.] - [Oh Gott NEIN, nicht NACKT!!!!] - [Ich habe einen Schlafanzug an. Ganz züchtig. Und jetzt geh ich mir ein Loch im Erdboden suchen...]
Leo kicherte leise - jetzt, wo Mano nicht da war, konnte er das ja tun. „[Mäuschen, züchtig angezogenes Mäuschen, komm aus deinem Loch], tippte er grinsend.
Als Antwort kam ein tief errötender Smiley.
Wieder musste Leo lachen - und hatte das Gefühl, sich gleich noch mehr in Mano zu vergucken. Kurzentschlossen ging er ins Schlafzimmer, holte seinen Donald-Duck-Schlafanzug heraus, zog ihn über und schickte Mano schnell ein Foto, das er am Spiegel aufgenommen hatte.
[Du hast nen Donald-Schlafanzug? Wie cool ist das denn?!]
Leo lachte. [Hat mir mein Bruder mal geschenkt, und ich finde ihn ziemlich cool.]
[Der ist auch total cool. Und er steht dir!]
[Danke. Darf ich auch sehen, was du anhast?... Ich warte auch, falls du dich noch umziehen willst,]
Es dauerte nicht lange und Leo bekam das gewünschte Foto. Mano in einem Werder-Schlafanzug. [Nicht sehr originell, aber bringt Glück!]
Leo grinste. [Bringt definitiv Glück! Und viel schöner als die typischen karierten Schlafanzüge, die man sonst so kriegt.]
[Dabei müsstest du die Flanelldinger doch mögen - sind schön warm;)]
[Ich habe eine warme Bettdecke, ich brauch sowas nicht.]
Diesmal dauerte die Antwort etwas. [Und zukünftig... kann ich dir hoffentlich auch die Füße wärmen.]
Leo lächelte leicht. Er stand inzwischen im Bad und putzte sich die Zähne. [Übermorgen...]
[Ja, übermorgen.] kam Manos Antwort.
Leo freute sich schon sehr darauf. Auch, wenn er es noch etwas herausgezögert hatte, sehnte er sich natürlich auch danach, Mano endlich etwas näher zu kommen
Und langsam hieß ja nicht, dass sie im Schneckentempo vorgehen mussten. Vor allem da Mano ja auch nicht ganz unerfahren war und sehr genau wusste, was er wollte.
Noch zwei Nächte, dann würden sie die erste Nacht zusammen verbringen. Wenn sie... vielleicht sollte er Lücke mal fragen?
Kurz sah er auf die Uhr, aber noch konnte er Lücke anrufen.
[Ich frag mal Lücke wegen übermorgen], tippte er schnell, damit Mano sich nicht über die ausbleibende Antwort wunderte, und wählte dann die Nummer.
„Hallo Leo“, meldet sich Lücke. „Solltest du nicht beschäftigt sein?“
Leo lachte leise. „Nein, habe ihn eben ganz brav nach Hause gebracht.“
„Oh. Ihr beiden seid ja putzig. Ist bei eurem Date auch ein Anstandswauwau dabei gewesen?“ lachte Lücke.
„Erst die Kellnerin, dann die Leute im Kino... aber hier bei mir waren wir ganz alleine.“
„In einem Raum? Und womöglich zusammen auf dem Sofa?“ fragte Lücke gespielt schockiert.
„Ja, und wir haben uns tatsächlich mal… berührt.“
„Wirklich? Wie konnte das nur passieren?“
„Es war ein Versehen“, grinste Leo.
„Da bin ich beruhigt. Ich hoffe es ist nicht zu... unsittlichen Handlungen gekommen?“
„Ich fürchte, das kommt auf die Definition an.“
„Oh je, ich ahne Schlimmes...“
Leo tat ganz verschämt. „Wir haben uns… geküsst.“
„Auf die Wange?“
„Ja... auch.“
„Auch? Etwa... nein, dafür bin ich wohl zu jung!“ lachte Lücke.
„Bist du definitiv“, nickte Leo. „War jedenfalls ein sehr, sehr schöner Tag.“
„Das freut mich für euch“, sagte Lücke.
“Wir haben da aber noch ein kleines Anliegen… wegen übermorgen.“
„Übermorgen? Was ist da?“ fragte Lücke.
„Da ist ein Spiel. Nein, am Tag danach ist ein Spiel. Und davor ist eine Übernachtung im Hotel.“
„Das ist richtig.“
„Ich habe gehört, dass Marco ein sehr lieber Kerl sein soll… und in seinem Zimmer könnte ein Bett frei werden.“
„Wird es? Warum willst du denn plötzlich zu Marcos aufs Zimmer?“ fragte Lücke neckend.
„Ich dachte, ihr passt doch einfach gut zusammen, Marco und du.“
„Ach ich soll zu Marco? Damit du mit Mano unzüchtige Dinge treiben kannst?“ fragte Lücke mit einem hörbaren Grinsen.
„Würden wir nie!“
Lücke schnaubte. „Irgendwie glaub ich dir das nicht.“
„Immerhin habe ich Mano gerade brav nach Hause gefahren.“
„Und warum? Mag dein Bett ihn nicht?“
„Nein, aber… ich würde es gerne langsam angehen.“
„Ich zieh dich doch nur auf Leo“, sagte Lücke. „Ihr macht das schön in eurem Tempo.“
„Und können das im Hotel mal… ausprobieren?“
„Natürlich. Solange sich das nicht auf eure Konzentration auswirkt“, lachte Lücke.
„Wird es nicht … hoffe ich.“
„Wird es nicht“, sagte Lücke bestimmt.
„Genau, wird es nicht“, lächelte Leo. „Also ist das abgemacht - das ist schön. Danke von uns beiden.“
„Ist doch kein Problem.“
„Marco weiß übrigens schon bescheid.“
„Ach dann telefoniert Mano grade mit Marco?“
„Nee, Marco hat es wohl vorgeschlagen.“
„Das ist lieb von ihm. Er scheint sich wirklich gut um Mano zu kümmern.“
„So, wie du dich um mich.“
„Dafür sind Freunde ja da.“
„Danke dafür. Für die ganze Zeit, in der du immer auf mich da gewesen bist.“
„Ach Leo, du machst mich ganz verlegen. Ich kann mich doch auch immer auf dich verlassen.“
„Ja, kannst du. Trotzdem muss das mal gesagt werden. Und jetzt würde ich dich mal alleine lassen...“
Lücke lachte leise. „Gute Nacht Leo.“
„Gute Nacht. Lücke“, lächelte Leo und legte auf. Dann wählte er kurzentschlossen Manos Nummer.
„Hey du“, meldete sich Mano fast sofort.
„Hallo, mein Engel.“
„Und was sagt Lücke?“
„Wir sollen brav bleiben.“
„Aber wir sind doch immer brav.“
„Ja, das habe ich ihm auch gesagt.“
„Und hat ihn das überzeugt, dass er sein Zimmer tauscht?“
„Ja. Wir sollen das aber nicht auf unsere Konzentration schlagen lassen.“
„Es wird der Konzentration eher helfen“, behauptete Mano lächelnd.
„Davon bin ich überzeugt. So, und jetzt nehme ich dich mit ins Bett.“
Mano lachte auf. „Du liegst immer noch nicht im Bett?“
„Doch... Moment... jetzt schon.“ Schnell zog Leo seine Decke über sich.
„Gut“, sagte Mano leise. „Dann hat Donald es jetzt warm und kuschelig?“
„Ja, hat er - eine warme Bettdecke über sich.
„Dann ist gut.“
„Und du bist auch eingekuschelt?“
„Ja bin ich. Auch wenn sich mein Bett heute irgendwie... größer als sonst anfühlt.“
„Und du fühlst dich einsam darin?“
„Vielleicht ein bisschen?“
„Hmm... ich kann es mir auch gut vorstellen, dich hier bei mir zu haben.“
„Übermorgen.“
„Ja, übermorgen“, lächelte Leo. Er blickte auf seine Uhr. „Ich glaub, wir sollten langsam schlafen. War ein langer Tag.“
„Aber ein sehr schöner Tag.“
„Oh ja, ein sehr schöner Tag.“
„Aber du hast recht. Wir sollten schlafen.“
„Also Augen zu - schlaf gut, mein Engel.“
„Du auch Leo. Bis morgen.“
Damit legten sie beide auf, und Leo schloss die Augen. Bald war er eingeschlafen.
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