ficathon:
write your darlingsfandom: canonverse prose: the rare few
characters: tarvyn x llandras
tw: death, mild body horror II prompt by
tears_into_wine don't care if he's guilty
don't care if he's not
he's good and he's bad
and he's all that i got
Du schwebst zwischen all deinen Erinnerungen, und je länger du denkst, desto weniger weißt du, ob du wirklich schwebst, oder sehr langsam fällst - aber es ändert nichts, denn du weißt nicht, wohin du fällst und ob es einen Aufprall geben wird. Du rotierst um deine eigene Achse, und die Bilder folgen deinen Bewegungen, die Fetzen, die silbrigen Splitter. Fragmente deines Lebens, und du fragst dich, ob du gestorben bist, ohne es zu merken, im Kampf gefallen bist, Ziel eines weiteren Attentates wurdest, das dieses Mal seinen Zweck erfüllt hat. Du fragst dich auch, warum sich der Tod so leicht anfühlt.
Ist das hier das Ende?, fragst du, und obwohl es stumm ist, hallen die Worte trotzdem zwischen den Schatten wieder, nur aufgebrochen von den tausenden Bildern, die sich in endlosen Schlieren um dich herumschrauben. Was ist mit Llandras?
Ist das alles, was relevant ist? Die Stimme kommt von irgendwo und nirgends, und dein Blut pulsiert, als wäre das die einzige richtige Antwort. Vielleicht bist du wirklich tot, denn es gibt keine Erklärung dafür, warum du weißt, mit jeder Faser deines Körpers, um wen es sich handelt. Aber es erklärt, warum alles in dir schwingt, denn du bist endlich richtig, bist endlich angekommen.
Das hier ist alles, was relevant ist, erwiderst du, und die Stimme, nein, Evtia lacht schallend von den Wänden. Kinder und ihre Unentschlossenheit. Du möchtest protestieren, weil du dich nicht mehr fühlst wie ein Kind, aber natürlich bist du das in ihren Augen - ein Kind, eins von unzähligen ihrer Kinder. Bin ich gefallen? Du möchtest die Antwort nicht hören, denn niemand möchte mitgeteilt bekommen, dass er die Welt der Sterblichen verlassen hat, aber du musst die Gewissheit trotzdem haben, musst wissen, was der Grund war, an wem du in deinem nächsten Leben Rache üben kannst.
Wenn du dir ein nächstes Leben verdient hast.
Tarvyn, die Stimme klingt sanft, eins der silbrigen Fragmente schwebt langsam an dir vorbei, das Gesicht deiner Schwester spiegelt sich darin, aber du blinzelst und es verschwimmt, wird zu einer weißblonden Albin, deren Lächeln dir einen Stich ins Herz versetzt. Du hast sie noch nie in deinem Leben gesehen. Mein Erwählter. Du schüttelst den Kopf. Nur einer von vielen Eurer Erwählten. Nur einer von vielen. Keiner der Edlen. Es tut mir Leid. Die Schatten um dich herum färben sich ein wenig dunkler, und die Stimme bringt sie zum Beben. Deine Geburt tut dir Leid? Der Zeitpunkt deiner Geburt, den du nicht gewählt hast? Zweifelst du mich an, als ich dich auserwählte? Deine Kehle fühlt sich trocken an, und du schluckst schwer. Niemals, Fürstin.
Tarvyn, setzt sie erneut an, und die Art, wie sie deinen Namen sagt, lässt dir einen Schauder über den Rücken laufen, deine Zeit ist noch nicht abgelaufen. Du musst dich erinnern. Du findest das ziemlich ironisch, weil du von Erinnerungen umgeben bist, aber je länger du sie ansiehst, desto unklarer werden sie. Warum du hier bist. Warum ich dich gewählt habe. Warum du kein Lichtgeborener bist, und doch mutiger als jeder von ihnen. Verlass mein Reich, denn ansonsten wirst du nie wieder gehen können.
Deine Gedanken fühlen sich tonnenschwer an, wie Granit, der sich auf deinen Schultern stapelt, und du versuchst, die Gedanken zu fangen, aber sie kreisen wie Fische in einem Teich, die dir immer wieder erwischen, und du kniest am Rand, mit nichts als deinen bloßen Händen, versucht, nach den dunklen Schuppen zu greifen. Ich kann nicht gehen, deine Zunge fühlt sich taub an, und du sagst die Worte, ohne sie zu verstehen, es gibt einen Grund, warum ich hier bin, aber der Grund ist so weit weg.
Du musst dich erinnern. Erinnere dich, Tarvyn.
E-r-i-n-n-e-r-e d-i-c-h -
Und plötzlich fällst du, und kannst nicht mehr atmen, immer schneller und schneller, reißt durch Erinnerungen und durchbrichst sie - dein Vater, der dich mit hartem, kalten Blick ansieht, und dir einen dünnen, blutbefleckten Speer reicht, und es ist dein eigenes Blut; brennende Linien auf deiner Haut, umgeben von rituellen Gesängen; ein fahles Pferd, das unter dir zusammenbricht und dich unter sich begräbt, aber du ignorierst den Schmerz und den Geschmack von Blut auf deiner Zunge; die zarten Gesichtszüge eines dunkelhaarigen Mädchens, aber ihre Augen sind nicht schwarz, und sie lächelt und du spuckst Blut und weißt nicht mehr, was Erinnerung und was Realität ist, das Blut läuft dein Kinn herunter denn du kennst dieses Mädchen, kennst sie viel zu gut, und doch -
Das Silber, das dich umgibt, steht in Flammen, und du stehst dir selbst gegenüber, den Blick gedankenverloren abgewandt, und der Raum kommt dir fremdartig und vertraut zugleich vor - dein anderes Ich legt seinen Köcher ab, kommt barfuß auf dich zu, schutzlos und verwundbar, und seine Worte klingen wie kilometertief unter Wasser und du ertrinkst.
Was ist los, Llandras?
Der Druck auf deine Lunge schwindet und du schnappst nach Luft, umklammerst deine Kehle, und verstehst. Als du die Augen wieder öffnest, kniest du, die Fläche unter dir ist glatt und eben, absolute Schwärze umgibt dich, durchbrochen von einem einzelnen Lichtstrahl, blutrot, der sich durch die Schwärze frisst. „Llandras“, keuchst du, atemlos, als wäre sein Name das Einzige, was dich vor dem Ertrinken bewahren kann, dein einziger Kompass, der dich aus dieser Welt befreien kann, dabei bist du es, der ihn befreien musst, denn du hast dich erinnert, warum du hier bist, und du wünscht dir, du hättest es nicht getan.
„Llandras!“, rufst du erneut, aber die Schwärze antwortet nur mit Stille. Jeder Schritt fühlt sich an wie ein ewiger Kraftaufwand, aber du weißt, dass du dem Licht folgen musst, und du weißt, wie wenig Zeit du hast. Ein Teil von dir möchte aufgeben, möchte sich auf dem Boden zusammenrollen und hierbleiben, in dieser Welt, weglaufen vor der Aufgabe, die du in der anderen noch nicht erfüllt hast, aber du treibst dich selbst an, eisern, denn du bist ein Nachtalb, und ihr kniet nicht und gebt nicht auf und brecht nicht.
Und wenn du jetzt hier stirbst, nur um wiedergeboren zu werden, dann hättest du eine Menge Zeit zu bereuen, das du alles aufgegeben hast, was dir in deinem Leben jemals etwas bedeutet hat. Und das du ihn aufgegeben hast. Also kämpfst du dich weiter durch die Dunkelheit, obwohl es sich anfühlt wie durch Wasser zu laufen, obwohl Nachtalben aus der Dunkelheit geboren werden und sich ihr aneignen können, sehnst du dich nach Licht, nach Luft, nach Geräuschen. Es ist ein merkwürdiges, fast menschliches Gefühl, und du fühlst dich schwach und verletzlich umgeben von all dieser Unendlichkeit - vielleicht ist es das, was Menschen f ühlen, umgeben von Elfen und Zwergen und Alben, in ihrer schwachen, sterblichen Hülle, während alles um sie herum besteht.
Du verdienst es nicht hier zu sein, flüstert eine Stimme aus der Dunkelheit, nicht Evtia, weder männlich noch weiblich, aber sie bohrt sich in deinen Kopf, frisst sich fest wie Insekten und Maden. Du bist nichts außer Abschaum, und du sieht sie vor dir, die anderen Alben, die Lichtgeborenen, wie sie dich ansehen, dich und Laeana, euch anspucken, eure Familie ist verflucht, ihr seid eine Schande, wie du versuchst sie zu beschützen und doch versagst, immer wieder und wieder. Die Minderwertigsten einer überlegenen Rasse. Abschaum wie du sollte sich nicht in unserer Unterwelt aufhalten dürfen, und du weißt nicht mehr, ob du nicht wieder in einer Erinnerung gefangen bist, denn alles, was die Wände dir entgegenspucken, hast du schon einmal gehört, die Worte sind wie Klingen und die Klingen wie eine zweite Haut, unter die sie schneiden. Du lässt einen Nachtgeborenen in dein Bett? So tief bist du gesunken? höhnt Cahi dir entgegen, und du presst dir die Handflächen gegen die Augen, strauchelst, nur um dich wieder zu fangen.
Aber das Brennen hinter deinen Augen hört nicht auf, und als du das nächste Mal fällst, bleibst du liegen, lässt es zu, dass die Dunkelheit sich um deine Schultern legt wie ein Mantel, der sich immer enger zieht, und es fühlt sich an wie nach-Hause-kommen.
…
….........
„Tarvyn?“
Aufwachen tut weh, mehr als damals, als du fast gestorben wärst, denn dieses Mal bist du vielleicht wirklich gestorben - aber nicht ganz, nicht ganz genug, denn etwas reißt dich zurück, in diese Welt, aus der du fliehen wolltest. Du blinzelst. Noch immer umgibt dich die Dunkelheit, und es scheint dir, als würde sie dich begrüßen, dir zuwispern Willkommen zurück. Dein Mund fühlt sich an wi e Sandpapier, deine Zunge schmirgelt daran entlang und du möchtest den Kopf auf den kühlen Boden zurückfallen lassen und dich erneut hingeben, schlafen legen, sterben, alles außer diesem Ort.
„Hast du mich so sehr vermisst, dass du dich umgebracht hast, weil du ohne mich nicht leben konntest?“
Deine beste Antwort ist ein ersticktes Husten, denn du bist sowas ähnliches wie gestorben, hast dich mit einem Gott auseinander gesetzt, Dinge aus Llandras' Leben gesehen, die du nicht sehen wolltest und dich von den Wänden beleidigen lassen nur damit du jetzt herausfindest, dass sogar der Tod Llandras' Persönlichkeit nicht besser gemacht hat.
„Ich gehe wieder“, sagst du matt, und Llandras' lacht, auch wenn es ein wenig schwächer klingt als sonst. Von dort, wo seine Stimme kommt, kannst du am Rande deines Blickfeldes das rote Leuchten sehen, dem du gefolgt bist. „Ich weiß nicht, ob du das kannst, Tarvyn. Warum bist du hier hergekommen?“, er klingt fast traurig, was dich so überrascht, dass du deine Worte deine Sandpapierkehle herunterschluckst und mit den Schultern zuckst. „Ich weiß es nicht“, sagst du, und es ist zu ehrlich, um gut zu sein.
Llandras macht ein Geräusch, das eine Mischung aus Verwunderung und Summen ist, und du setzt dich auf, um ihn anzusehen, nur um es zu bereuen - seine Kehle ist eine klaffende Wunde, seine sonst nachtschwarzen Augen sind weiß durchsetzt und trüb, in seinen Haaren klebt Blut - sein eigenes oder das eurer Gegner, du weißt es nicht.
„Du hättest nicht herkommen sollen“, wiederholt Llandras, müde, „du hättest mich so in Erinnerung behalten sollen wie ich war, als ich noch gelebt habe. Nicht so, wie ich jetzt bin. Jetzt bist du hier, und wir haben gar nichts mehr.“
Wir haben einander, willst du sagen, und in einem anderen Universum würdest du das tun, aber nicht hier. Hier verharrst du stumm und siehst ihn nur an, in seiner prächtigen Rüstung, aber ohne seinen geliebten Speer, und denkst darüber nach, wie er dich angesehen hat, mit diesem Feuer in seinen Augen - wie ihr Halt mir den Rücken frei, Tarvyn geworden seid, wo vorher Hass und Verachtung ihre Kreise gezogen haben, und du weißt, mit einer Gewissheit, die dir fremd ist, dass du ihn brauchst. Für die Mission. Vielleicht für dich selbst.
„Nein.“ Das Wort ist klar und gläsern, ein Stück Glas in einer Welt voller Stahl.
„Tarvyn“, er weiß genau wovon du sprichst, und du hasst es, wie er klingt, wie ein Mensch, wie ein gebrochener, alter Mensch, da ist nichts von seiner Flamme, nichts von seiner Härte in seinen Worten, die ihn zu dem Alben gemacht haben, der er war - gefürchtet und mächtig und so anziehend. Du wirst es nicht zulassen, dass er so untergeht. „Wir können nichts daran ändern.“
„Doch“, du stehst auf, und ignorierst das Zittern deiner Knie. Tu es, flüstert die Dunkelheit und dein Ihr könnt mich nicht aufhalten ist gedacht und doch so viel mächtiger als alles andere in deinem Leben, die Worte, nach denen du immer gesucht hast - denn du wirst der erste Nachtgeborene sein, der seinem Volk Ehre bringt, der erste Nachtgeborene, der sich gegen den Tod selbst stellt, der Abschaum, der am Ende auch ein Alb ist. Und am Ende bis du genauso mächtig wie sie alle zusammen.
„Es ist unmöglich“, sagt Llandras, und du reichst ihm die Hand. Er lässt es zu, dass du ihn hochziehst, das getrocknete Blut schimmert in dem roten Licht, die Zeichen in seinem Gesicht erstrahlen in demselben unheimlichen Licht.
„Das würdest du nie sagen“, erinnerst du ihn, „weißt du nicht mehr, was du damals gesagt hast? Als dir alle gesagt haben, dass es nicht möglich ist, dass wir Erfolg haben?“ Er sieht dich an, durch dich hindurch, den Kopf leicht geneigt, als würde er sich mit aller Kraf t zu erinnern versuchen. „Du hast gesagt, dass sie dir nur zusehen sollen.“
„Du hättest mir nicht folgen müssen“, murmelt er, die Stirn in Furchen gelegt, aber als er sich die Haare aus dem Gesicht streicht, sind es dieselben Bewegungen, die du schon so oft von ihm gesehen hast. „Aber ich habe es getan“, erwiderst du.
„Warum?“
In einem anderen Universum sagst du Weil ich dich liebe, in einem anderen Universum seid ihr anders und besser und besser füreinander, in einem anderen Universum seid ihr Helden und keine Mörder.
„Weil ich für dich getötet habe und es wieder tun würde.“
Und als du gehst, ziehst du ihn mit, weil das hier ein anderes Universum ist, und du liebst ihn zwar nicht genug, um für ihn zu sterben, aber er ist ein Waldbrand, und du kannst deine Augen einfach nicht mehr abwenden.