save your breath, it's far from over

May 01, 2017 20:40



ficathon: it's the end. baby, it's never the end
fandom: prosa; prose: the rare few
characters: tarvyn x llandras
tw: violence, murder II prompt +_295 von schattenmahr

i don't want to change the world

i just wanna leave it colder

light the fuse and burn it up

take the path that leads to nowhere

Die Realität holt dich ein - auch wenn du wirklich angestrengt versucht hast, ihr zu entgehen, dich vor ihr zu verstecken, in den dunklen Ecken, die dir so vertraut sind. Aber dieses eine Mal haben die Schatten dich nicht beschützt, denn ein zu großer Teil von ihnen war das, wovor du dich zu verstecken versucht hast. Auch wenn die Schatten nicht der Grund sind, warum du jetzt hier bist - den Kopf gegen den kalten, feuchten Stein gelehnt, das Metall um deine Handgelenke brennt sich schon seit Stunden durch deine Haut, bis unter deine Knochen, und du weißt, dass du es nicht zerbrechen kannst, trotz des weichen Metalls, denn natürlich hast du es versucht, eine halbe Ewigkeit, bis du aufgegeben hast. Jetzt sitzt du nur noch hier, die Augen geschlossen, dein Atem ruhig und gleichmäßig, horchst auf die Geräusche, die dich umgeben, das Wimmern in den Zellen neben dir, Menschen und Menschen und Menschen, ekelhafte und schwache Geschöpfe, und du bist hier wie einer von ihnen. Als wärst du genauso schwach, obwohl sie so viel mehr brauchen, um dich zu binden, aber du hasst und hasst und hasst, weil sie es geschafft haben, dich in Ketten zu legen.

Niemand kommt hier raus, hat der Wächter dir gesagt, sein Mundgeruch hängt dir immer noch auf der Haut und zwischen den Zähnen, deine weiß und perfekt wie alles an dir, seine gelbliche, verfaulte Stümpfe, die die gespielte Hämischkeit seiner Worte noch weiter ins Lächerliche zog. Du kannst seine Angst sogar jetzt noch riechen, wie er weiter vorne im Treppenaufsatz sitzt, anspruchslose, primitive Würfelspiele mit dem anderen Menschen spielt und immer verliert - du kannst seine Flüche hören, auch wenn er es nicht weiß, denn er hat in seinem ganzen Leben noch nie einen Spitzohren gesehen, wie er dich genannt hat, und du bezweifelst, dass er weiß, dass du kein Elf bist, auch wenn du ihm gerne das Genick dafür brechen würdest, und das wäre gnädig.

Aber du ersparst dir nicht einmal Probleme dadurch, denn früher oder später wird sein Vorgesetzer sich dazu erbarmen, dir in deinem erbärmlichen Gefängnis einen Besuch abzustatten, denn auch wenn sich niemand dazu herabgelassen hat, dem Wachmann zu erklären, was oder wer du bist, das Metall um deine Handgelenke verrät dir genug, denn hätte man dich wirklich für einen Elfen gehalten, dann wärst du jetzt nicht mehr in dieser Zelle. Du verfluchst die lichtlosen Augen und dunkle Haut zum unzähligsten Mal in deinem Leben, und bist gleichzeitig froh, das niemand deine Gedanken lesen kann, denn jeder von den Hochgeborenen würde dir die Haut dafür abziehen, dein Erbe zu verleugnen. Aber manchmal denkst du darüber nach, dass du einer Gesellschaft, in der man an deinem Gesicht ablesen kann, das du minderwertig bist, nichts schuldest.

In Wirklichkeit schuldest du ihr alles.

Du kannst die menschlichen Schritte schon vor Beginn des Treppenaufsatzes im oberen Geschoss hören, ebenso plump und unbeholfen wie sich alle Menschen bewegen - einer der unzähligen Gründe, warum sie keine wirklichen Gegner für euch sind, einer von euch auf tausend Menschen, denn ihr seid so viele weniger, aber auch so viel stärker, so viel gesegneter von den Göttern, während Menschen die erbärmlichen fünfzig Jahre ihres Lebens hinsiechen, nur um dann elendig zu verenden wie dreckige Tiere, deren Leichen in der Erde verbuddelt werden, nur um ihre Götzengötter zu verehren, die drei Ketzerbrüder, wie dein Volk sie nennt. Natürlich verstehst du die Verachtung - natürlich sind sie schwach, wenn sie nicht einmal die wahren Götter anerkennen, das Pentagon der Nacht, die ehrenvolle Mutter der Dunkelheit und Sterne, flankiert von ihren Söhnen und Reitern, die in Urzeit auf die Welt gekommen sind, um euch zu erschaffen, um euch zu segnen, euch zu der überlegenen Rasse zu machen, die ihr seid.

Deine Lippen formen ein stummes Gebet, auch wenn du die Götter erzürnt hast, denn ansonsten wärst du jetzt nicht hier. Vielleicht ist es eine Prüfung, oder eine Strafe, aber du wirst sie durchleben und erleiden, um am Ende stärker daraus hervorzukommen. Das ist der Lebensweg, den du für dich gewählt hast, und du hast den Zorn der Götter verdient ertragen, auf deine Chance gewartet, das Blatt zu wenden. Vielleicht ist das hier deine Chance, aber dazu musst du zuerst aus diesem Kerker herauskommen.

Hockerbeine kratzen über den Boden, als die Wachmänner hastig aufspringen, ein einzelner Würfel poltert zu Boden, rollt über den unebenen Steinboden, Gemurmel, das du nicht verstehen willst, weil es dich nicht interessiert, aber das Wort Hauptmann kommt häufig darin vor. Eine neue Stimme - die des Hauptmannes, vermutest du, verlangt danach, dich zu sehen, und du beißt das Seufzen zurück. Du verachtest Menschen, aber die Schwächlinge sind besser als die, die denken, sie wären stark, weil sie einen Titel haben, einen Posten in einer winzigen, unzivilisierten Stadt in einer winzigen, unzivilisierten Welt. Wie sie sich aufblasen und aufplustern, ohne Taten folgen zu lassen, Drohungen aussprechen, deren Bedeutung sie nicht verstehen, und du fragst dich, wie die Götter sie noch nicht ausgelöscht haben können, wie solche Wesen eine Rolle in dem Schicksal deiner Welt spielen können.

Die Schritte nähern sich, dann stolpert der Wachmann vor deine Zelle, sichtbar angespannt, Schweißtropfen hängen in seinen kurzen, braunen Haaren und zeichnen sich unter seinem Stoffhemd ab. Er braucht drei Versuche, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken, bevor die Metallstäbe über den Boden kratzen, das Geräusch zieht unangenehm in deinen Ohren. Der Mensch, der sich Hauptmann nennt, tritt an ihm vorbei, baut sich zu seiner vollen Größe vor dir auf, und würdest du stehen, wärst du fast einen Kopf größer als er. Seine fetten Finger betatschen das Medaillon um seinen Hals - Silber, natürlich, und er sieht aus, als hätte er das letzte Mal in einem vergangenen Leben ein Schwert in den Händen gehalten, denn keine Rüstung, die du kennst, würde einem Menschen mit so viel angesetztem Fett passen. Wäre dein Volk nicht zivilisiert, würdest du ihm vor die Füße spucken, um ihm zu zeigen, wie sehr du ihn verachtest, aber du willst dich nicht auf dieselbe Ebene hinunterbegeben wie die menschlichen Barbaren oder gar Zwerge.

Der Mensch malt mit den Fingern eine seiner lächerlichen Runen in die Luft, Zeichen eines seiner Götter, und deine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln, während du seine Augen findest, wässriges Blau gegen solides Schwarz. Sofort sieht er weg, murmelt hektisch etwas in einer Sprache, die dir fremd ist, aber sein Tonfall sagt dasselbe in jeder Sprache Weiche von mir, Ketzer, Ausgeburt der siebten Hölle, aber Höllen sind ein dir fremdes Konzept. Du lachst.

„Ich wünsche Euch einen schönen Abend“, sagst du, und sogar in der klobigen Sprache der Menschen klingen die Worte wie ein Gesang, „auch wenn mich dieser Ort leider meines Zeitgefühls beraubt hat. Wenn Ihr so freundlich wärt, mir diese barbarischen Fesseln abzunehmen, damit ich meinen Weg gehen kann, wäre das wahrlich angenehm.“ Natürlich weißt du, dass die Sonne schon tief steht, denn selbst die Minen der Halbwüchsigen können dich deines Zeitgefühls nicht berauben, aber Menschen sind beschränkt und haben keine Vorstellung von dem wahren Ausmaß eurer Fähigkeiten. Die Augen des Mannes sind geweitet, er atmet hektisch durch den Mund, und du findest ihn auch nicht beeindruckender als den Wachmann selbst, aber Menschen sind alle gleich in deinen Augen, und die meisten von ihnen erleiden schon beim Anblick eines schwachen Elfen einen halben Anfall.

Du widerstehst dem Drang, die Augen zu verdrehen.

„Du wirst niemals wieder aus dieser Zelle hinauskommen, verdorbener Elf! Du hast kein Recht, in diesem Land zu sein oder dich hier aufzuhalten und unsere Kinder zu rauben.“

Du verdrehst die Augen. „Das Einzige, was ich mit Menschenkindern tun würde, wäre, zum Frühstück zu verspeisen, aber sogar dazu sind sie zu weich und nicht nahrhaft genug.“ Der Mann weicht einen Schritt zurück und umklammert das Medaillon. „Dämon“, stammelt er, und du beschließt im Nachhinein, dass du deine Aussage nicht wirklich bereust, weil du die Höflichkeit in solchen Situationen Llandras überlässt, denn wie kann jemand wirklich annehmen, dein Volk würde Menschenkinder rauben wollen? Du verfluchst die Elfen dafür, dass ihre Ahnen ihre Neugier gepaart mit Dummheit nicht zügeln konnten, und zum tausendsten Mal in deinem Leben fragst du dich, wie ihr äußerliche Gemeinsamkeiten mit einem Volk teilen könnt, dass sich beim Leben fast noch dümmer anstellt als Menschen.

„Edes, nein“, erwiderst du kühl, „ich bin kein Dämon. Ihr seid nur missinformiert, wie so oft.“

„Diese Götzengötter haben keinen Platz in diesem Raum!“, der Wachmann neben der Tür schreckt zusammen, als der Hauptmann seine Stimme zu einem halben Schrei erhebt, sein Gesicht rot angelaufen, fleckig. Es macht ihn nur noch hässlicher, als er sowieso schon ist, und du bewunderst seine Leistung fast. Immerhin etwas, in dem Menschen wirklich gut sind.

Dein Lachen hallt von den Wänden. „Sie haben eine Menge Platz in diesem Raum, denn sie nehmen sich jeden Platz, den sie wollen, und die Herzen der Menschen sind so schwach. Denkt Ihr wirklich, diese Ketten“, du bewegst deine Handgelenke, und sie schlagen sanft gegeneinander, aber es reicht aus, um den Hauptmann zurückschrecken zu lassen, „binden mich lange? Denkt Ihr wirklich, Ihr könnt einen Gesegneten in Ketten legen, und kommt davon? Denkt Ihr, ich bin alleine gekommen? Diese Götzengötter, wie Ihr sie nennt, haben mehr Macht als Ihr euch in euren dunkelsten Albträumen vorstellen können, und sie werden kommen um euch zu holen, und ein Fingerschnippen wird genügen um euer schwaches Volk auszulöschen. Und ich, ich werde da sein. Und lachen.“

Ein trockenes Klatschen vom Flur aus unterbricht deinen Redefluss. Du hast die Schritte nicht gehört - die Menschen auch nicht, und deshalb zuckt der Hauptmann nicht einmal mehr mit der Wimper, bevor sich ein Dolch durch seine Kehle bohrt, er mit einem bluterstickten Röcheln zu Boden sinkt, als kümmerlicher, erbärmlicher Haufen dort liegen bleibt. Der Wachmann stolpert zurück, wimmert, dunkle Flecken zeichnen sich auf seiner Hose ab, und du schaust angewidert weg, aber hörst das Keuchen trotzdem, als sich langgliedrige, makellose Hände um seine Kehle legen und seine Luftzufuhr abschneiden. Dann schlägt sein Körper auf den Boden auf, und selbst jetzt kannst du die Schritte nicht hören. Es lässt dich das Gesicht verziehen, wie gut er wirklich ist.

„Beeindruckende Rede, ich fühle mich außergewöhnlich inspiriert.“

Mit einem spöttischen Grinsen lehnt Llandras in der Zellentür, die Arme verschränkt, und sogar im Staub und Dreck hier sieht er makellos und elegant und tödlich aus. Du verziehst das Gesicht ein wenig weiter. Er streicht sich die langen, weißen Haare aus der hohen Stirn, fährt gedankenverloren die Linien der dunklen Zeichnungen auf seiner perlmuttfarbenen Haut nach, wie er es häufig tut. Du hasst ihn jedes Mal ein kleines bisschen mehr dafür, das er nicht nur talentiert, sondern sogar für einen von deinesgleichen unglaublich ansehnlich ist. Wäre da nicht seine Persönlichkeit würdest du dich als Frau glatt in ihn verlieben.

„Wie wäre es, wenn du hilfreich bist, anstatt einfach nur zu posieren?“, anklagend hälst du ihm deine Handgelenke entgegen. Llandras zieht seinen Dolch genüsslich aus der Kehle des Mannes und ignoriert dich beflissen, während er ihn an den Kleidern des Mannes abwischt. „Ich kann nicht glauben, dass du dich von Menschen hast fangen lassen. Vielleicht bist du nicht so gut, wie ich dachte.“

Du verdrehst die Augen. „Du hast dich nicht an den Plan gehalten.“ Ein Lächeln spielt um Llandras' Lippen herum. „Du hättest nicht davon ausgehen sollen, dass ich das tue. Jetzt muss ich alle anderen Gefangenen leider auch töten.“

Du könntest ihn davon abhalten, weil es nicht nötig ist, aber stattdessen lehnst du dich zurück, während er fort ist. Als er zurückkommt, klebt Blut an seinen Künstlerfingern, aber Zufriedenheit spiegelt sich in seinen lichtlosen Augen.

„Befreist du mich jetzt?“, gelangweilt siehst du ihn an. „Irgendwann werden andere Wachleute hier auftauchen.“

Llandras betrachtet stattdessen seine Fingernägel, aber er bewegt sich immerhin ein Stückchen in deine Richtung, was du als gutes Zeichen auffasst. „Könnte ich theoretisch“, eure Augen treffen sich, und er legt einen Finger unter dein Kinn, drückt es leicht hoch. Du lässt es zu, lässt den Augenkontakt nicht brechen. Sein Lächeln wird ein wenig breiter, bevor er dich hochzieht, seine Arme links und rechts von deinen Schultern, der seidige Stoff seiner Tunika berührt dich fast, und an seinem Hals klebt ein kleines bisschen Blut. Du weist ihn nicht darauf hin. „Aber eigentlich gefällst du mir so besser.“

Er küsst dich, Zunge und Zähne und der Geschmack von Blut, und du erwiderst den Kuss, Raubtiere auf der Jagd nach mehr, mehr Blut, mehr Leidenschaft. Als er sich von dir löst, pulsiert sein Geschmack immer noch auf deinen Lippen, aber dein Grinsen sind Zähne und Gefahr und der Hunger, der dich unter deiner Haut jagt.

„Das war es wert, dass ich hierhergekommen bin und dich gerettet habe“, flüstert Llandras dir ins Ohr, und dein Lachen ist kehlig und rau. „Dann lasse ich mich demnächst ja glatt öfter gefangen nehmen.“

oc: llandras, setting: high fantasy, prose: the rare few, ficathon: it's never the end, original, oc: tarvyn

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