ficathon:
burning bridgesstoryverse: meine dnd kampagne i guess; au: never wanted to dance
charaktere: holleigh & ciarán
notes: no idea u guys
»i crashed the train just to start a revolution
i'm not insane, i just want to be free«
»Das ist mein Auto.«
Das Holz des Baseballschlägers kracht mit einem splitternden Geräusch auf die Windschutzscheibe. Schrilles Alarmanlagenklingeln durchschneidet die Nacht wie ein schlechter Soundtrack. Irgendwo geht ein Licht an. Ein Fenster öffnet sich, schließt sich, weil niemand etwas damit zu tun haben möchte, wenn nachts um vier unter seinem Fenster ein Auto zerschlagen wird. Vor allem nicht in diesem Teil der Stadt.
Glasscherben sammeln sich auf dem Asphalt, auf den Ledersitzen, fangen Laternenlicht auf. Was mal die Windschutzscheibe meines Porsches war, ist jetzt eine Ruine voller Risse, der rote Lack mehr Kratzer als Farbe, einer der Rückspiegel hängt zersplittert und traurig an der Seite des Autos. Ich räuspere mich. Du antwortest, indem du die eine Seitenscheibe zertrümmerst, die mir noch geblieben war.
Die Alarmanlage vermischt sich mit dem langsam verblassenden Alkohol in meinem Blut, eine Vorwarnung auf die Kopfschmerzen, die es mir vermutlich im Laufe der Nacht bescheren wird. Irgendwo über uns geht ein weiteres Licht an.
Du ignorierst mich so lange, bis ich mit einem Seufzen die Alarmanlage ausschalte, weil die Polizei sich sowieso dreimal überlegt, ob sie überhaupt in diesem Teil der Stadt vorbeischaut, und es mir die Kopfschmerzen nicht wert ist. Die Nacht verfällt zurück in ihre vorherige Stille, alte Gewohnheiten, und die Nägel des Baseballschlägers verharren wenige Zentimeter über meinem Kofferraum.
Du schaust hoch, Misstrauen in deinem Blick. Das Laternenlicht lässt deine Gesichtszüge schärfer wirken, kantiger, rote Haarsträhnen fallen dir zerzaust in die Stirn und du streichst sie ungehalten zur Seite. Deine Augen folgen meinem Arm, bis zu meine Hand, bis zu dem Autoschlüssel, der in meiner Hand baumelt und treffen dann meine.
Du lässt den Baseballschläger sinken, bis er auf den Asphalt trifft. Scherben knirschen unter deinen Stahlkappenstiefeln, als du dein Gewicht verlagerst, dich auf den Schläger stützt, lässig. »Hi«, sagst du, und lächelst, als würde uns nicht mein komplett zerstörtes Auto trennen, als wäre es nicht mitten in der Nacht, als wäre all das hier normal. »War das dein Auto?«
»Nein«, antworte ich. »Die Alarmanlage hat nur mein schlechtes Karma gespürt und sich abgeschaltet.«
Du lachst, ein bisschen kratzig und rau. »Sorry«, du deutest mit dem Baseballschläger auf das, was mal mein Auto war, »ich glaube, ich bin gestolpert, und da ist mir die Hand ausgerutscht.«
»Passiert. Mir rutscht auch öfter die Hand auf mein hunderttausend Euro Auto aus.«
»Das ist eine Menge Geld«, du ziehst eine Augenbraue hoch. »Hast du es geklaut?«
Ich verdrehe die Augen, stopfe meinen Schlüssel zurück in meine Manteltasche. »Warum denkst du das?«
Du zuckst mit den Schultern. »Weil du sehr gechillt darüber bist, dass ich eventuell dein Auto demoliert habe.«
»Du bist sehr entspannt, dafür dass ich dich anzeigen könnte, weil ich dich während der Tat erwischt habe.«
»Solange du mich nur dabei erwischt, wie ich Autos zerschlage, und nicht bei ganz anderen Sachen«, ich bekomme ein Grinsen, das zweideutiger kaum sein könnte. Die Piercings in deinen Ohren und unter deiner Lippe glitzern in dem Halblicht ebenso wie die Glasscherben, und ich weiß nicht genau, warum mir das auffällt. Vielleicht, weil ich meine Tage umgeben von Menschen in Anzügen verbringe, nicht in zerrissenen Jeans und schlecht geflickten Jacken aus rotem Flanellstoff, oder vielleicht, weil alles an dir zusammenpasst - die Sommersprossen und fingerlosen Handschuhe, wie der Baseballschläger über deiner Schulter liegt, das schiefe Grinsen, und trotzdem irgendwas falsch ist.
Kurz gesagt, du bist hundert Prozent interessanter als jeder, dem ich in den letzten drei Jahren begegnet bin. Und außerdem wirkst du wie genau die Art von Problemen, die ich normalerweise hassen würde, aber wenn sie das Auto meines Vaters demolieren, akzeptiere ich sie.
»Du zeigst mich doch nicht an, oder?«, du machst einen Schritt auf mich zu, legst die Unterarme auf das Autodach, das bedenklich quietscht. Starrst mich, an ohne zu blinzeln. Ich starre zurück. Die Nacht wird ein paar Grad kühler, aber mir macht Kälte nichts aus.
»Nein«, ich ziehe einen Mundwinkel hoch, mit so viel Sarkasmus wie ich aufbringen kann (eine Menge). »Es war ein Geschenk von meinem Vater. Du kannst es auch gerne noch anzünden, wenn du möchtest.«
Du musterst mich, als würdest du abschätzen, ob ich einen Witz mache, oder nicht, dann wandern deine Hände zu deiner Hosentasche. Das Feuerzeug ist ein heller Fleck in der Dunkelheit. Du lässt es aufschnappen, zuschnappen, in einem Rythmus, den ich nicht verstehe, und vermutlich ist das der ganze Punkt dahinter.
»Du bist ein Snob«, stellst du fest.
Ich zuckte mit den Schultern. »Du bist ein Unruhestifter, weil du auf den Kick stehst, und nur deswegen. Wer ist schlimmer?«
Du lachst, und lässt die Frage unbeantwortet. »Ich bin Holleigh«, sagst du, streckst mir die Hand entgegen.
»Wenn du mir deinen Nachnamen auch noch sagst, machst du es mir sehr einfach.«
»Und ich dachte, du wärst nicht nur attraktiv, sondern auch nicht langweilig.«
Ich widerstehe dem Bedürfnis, erneut die Augen zu verdrehen. »Spar' dir das Flirten.«
»Warum, bist du hetero? Oder vergeben? Oder verheiratet?«
»Ich habe Standards«, antworte ich, verschränke die Arme.
»So siehst du aus«, du gibst dir nicht die Mühe, dein Lachen zurückzuhalten. »Und eine Menge Geld. Und Komplexe.«
»Ist das die Psychoanalyse um vier Uhr nachts? Bitte mehr davon.«
»Lass uns doch eher woanders über deine Vaterkomplexe reden«, schlägst du vor. Zwinkerst mir zu.
Ich seufze. »Ich verzichte dankend.«
»Das sagst du jetzt«, grinst du, und ich zucke mit den Schultern, weil ich keine Ahnung habe, wo das hier hinführen wird.
Das Feuerzeug schnappt auf und zu, auf und zu, fast hypnotisch. Wir stehen in einem Scherbenmeer, und irgendwo am Rande der Stadt beginnt der Himmel sich grau zu färben, aber wir warten genauso wenig auf die Dämmerung wie die Dämmerung auf uns, weil unser Zuhause irgendwo zwischen Laternenlicht und Feuerzeuglichtpunkten ist. Mit einem Autowrack zwischen uns.
»Sehen wir uns wieder?«, fragst du, und versteckst das Verlangen in deiner Stimme gut.
»Wenn du mein nächstes Auto auch zerschlägst«, erwidere ich nüchtern.
»Klingt nach einem Plan.«
»Nach einem sehr schlechten Plan.«
Du grinst. »Die sind meine Spezialität«, schulterst deinen Baseballschläger.
Ich weiß, dass wir uns nicht wiedersehen werden, weil du dir nicht einmal die Mühe machst, nach meinem Namen zu fragen, als du mich mit den Trümmern meines Autos zurücklässt, mit einem lässigen Winken, als würden wir uns schon ewig kennen, als würden wir uns überhaupt
kennen. Es ist mir egal, beschließe ich, während ich mein Handy aus der Tasche fische und die Polizei anrufe.
Die Dämmerung holt mich ein, während ich auf dem Bordstein stehe und auf die Polizei warte. Die Lacksplitter auf dem kalten Asphalt sind die einzigen Farbflecken in meinem Blickfeld. Eine Menge Geld steckt hinter diesen Lacksplittern, und der Gedanke bringt mich zum Lächeln - siebzig Prozent echt, die Sorte von Echtheit, die niemand zu sehen bekommt außer mir.
(Vielleicht ist das der Grund, warum ich, als ich Stunden später auf dem Balkon meines Zimmers stehe, und dein Feuerzeug in der Tasche meines Mantels finde, nicht einmal Fragen stelle - weil ich in einer verdammten Welt aus Glas lebe, und du anscheinend sehr gut darin bist, Glas zu zertrümmern. Also zünde ich mir eine Zigarette damit an, obwohl ich eigentlich nicht rauche, und warte darauf, dass du mich findest.)