riptide

Feb 05, 2018 00:31



ficathon: it's the end, baby, it's never the end
storyverse: wanderer; au: modernverse
charaktere: card & valor
tw: alcohol, unhealthy coping habits, implied suicidal thoughts

and i'm trying to find my peace of mind

behind these two white highway lines

when the city goes silent

the ringing in my ears gets violent

Du bist ein Klischee.

Das ist die ganze Wahrheit, die eine Tatsache, auf die sich dein gesamtes Leben herunterbrechen lässt, das du ein verdammtes Klischee bist, eine Studie der Langweiligkeit. Du bist ein schlechter Actionfilm-Protagonist, ein schlechter Antagonist in einem Highschool-Drama, der badboy von nebenan, aber die Protagonistin entscheidet sich am Ende trotzdem für ihren Kindheitsfreund, während du dabei zusiehst, wie dein Leben in sich zusammenfällt. Eines Tages wird dich dein Hang zur Dramatik umbringen, hat deine Schwester dir immer gesagt, und sie ist sowieso intelligenter als du, also wird sie schon Recht haben.

Es ist kurz nach Mitternacht und du solltest einen Essay schreiben, aber du ignorierst ihn seit Wochen, genauso, wie du die Uni ignorierst, weil du ein Versager geworden bist, der sich nur noch lebendig fühlt, wenn er Schlösser knackt und Party in verlassenen Industriegebäuden macht, zu baufällig, um nicht gefährlich zu sein - es ist der Kick, den du brauchst, der dein Blut zum Rauschen bringt, noch mehr als der Drogencocktail in deinen Venen, wenn ihr rausfahrt, zum Ozean, euch von den höchsten Klippen stürzt - du seufzt in die Dunkelheit deines Zimmers, während dein Nachbar über dir Stepptanz auf seinem Parkett macht, irgendwo schreit ein Kind und du tastest blind nach deinem Handy, ignorierst neue Nachrichten, ziehst dir die Kopfhörer über die Ohren und drehst die Musik laut, lauter, so laut, das du dich selbst darin verlierst, bis du in Boxershorts in deinem Wohnzimmer tanzt und vergessen kannst, das euer 'wir' tot und begraben ist, stuck in the sunshine riptide, dancing all alone in the morning light.

Es ist kurz nach zwei Uhr nachts und du entscheidest dich, etwas Dummes zu tun, weil du ein Klischee bist, aber dieses Klischee zumindest auch erfüllen willst - mit einer Menge schlechter Lebensentscheidungen. Deshalb kaufst du die billigste Flasche Wodka, die du finden kannst und lässt nebenbei eine deutlich teurere Flasche Whiskey und zwei Packungen Kaugummi mitgehen, lächelst der Kassiererin freundlich zu, die nicht einmal zu hinterfragen scheint, warum jemand mitten in der Nacht Alkohol kauft - vermutlich stumpft man ab, wenn man in einem Studentenviertel arbeitet - schnappst dir die Schlüssel zu deinem Motorrad und fährst zur Küste.

Alles, was dich noch am Leben hält, ist dieses einzigartige Gefühl - der erste Moment der Beschleunigung, die Autobahn, eine einzige Linie in der mitternachtsgetränkten Nacht und du fliegst, lässt die Lichtspuren und die unendliche Stille zurück, die dich umgibt, seitdem du wieder alleine wohnst, und du schreist die Liedtexte in deinen Ohren mit, unmelodisch und falsch, der Fahrtwind reißt dir die verdrehten Worte von den Lippen und für einen einzigen klaren Moment weißt du wieder, wie es sich anfühlt, lebendig zu sein.

Aber am Ende ist es nur ein einziger Moment.

Du läufst die letzten Meter zum Strand, rennst die letzten Meter zum Strand, der feine Sprühnebel des Meerwassers auf deiner Haut, in deinen Haaren, wenn die Wellen an die Klippen schlagen, und egal wie beschissen dein Leben ist, hier draußen ist der Horizont immer endlos, egal ob du ihn mit Tränen in den Augen, die du verzweifelst wegblinzelst, oder mit dem breitesten Lächeln anschaust. Du hängst deine Schuhe über den Lenker von deinem Motorrad, läufst barfuß durch den kalten Sand, nur du und deine Musik und die Whiskeyflasche, die eigentlich viel zu teuer ist, um den Alkohol einfach aus der Flasche zu trinken, aber schließlich hast du nicht dafür bezahlt, und außerdem ist das ein Lebensstil - der brennende Whiskey unter deiner Zunge, die Seeluft auf deiner Haut, und du lässt T-Shirt und Jeans im Sand zurück, eine Fotoserie in dunkelblau und schwarz, die Tattoos auf deiner Haut verschmilzen mit der Nacht, deine Badeshorts waren irgendwann mal grün, jetzt ist es fast verwaschenes Weiß, take all your possiblities and take away the limits, take your ideas and throw away all the gimmicks, i do the best with what i have.

„Das hier ist nicht für dich, piece of shit“, sagst du, oder vielleicht schreist du es über den Nachhall der Musik in die Dunkelheit, und vermutlich es ist eine Lüge, aber andererseits lügst du nie und als du dich von der Klippe stürzt, in Zeitlupe, Seitenaufnahme, und mit dem eisigen Ozean kollidierst, fühlt es sich sehr wahr an. Irgendwo in der Stadt, in einer Wohnung, die nicht mehr dir gehört, dreht sich die Person, wegen der du dir damals die Haare violett gefärbt hast - er hat die Farbe behalten, du nicht - im Schlaf auf die andere Seite, mit einem halben Lächeln auf den Lippen, und für einen sehr langen Moment ertrinkst du, ringst nach Atem, den dir der Aufprall aus den Lungen getrieben hat, und dann durchbricht dein Kopf die Oberfläche, keuchend, unter dem sternenklaren Himmel.

„Bist du lebensmüde?!“

Einen verwirrten Moment lang erwartest du den Geist deiner Mutter neben dir zu sehen, wie sie dich anfunkelt, in ihrem Lieblingsblumenkleid, die Stirn in Falten gelegt, Hände in die Hüften gestützt, wie sie dich damals angeschrien hat, nachdem du auf den höchsten Baum in eurem Garten geklettert bist, viel zu hoch für ein achtjähriges Kind. Bevor ihr das schöne Haus mit dem großen Garten zurückgelassen habt, zusammen mit dem Geist deiner Mutter, und in die Stadt gezogen seid, zwischen graue Häuser, und auch der Hund, den euer Vater euch endlich erlaubt hat, hat dein Leben nicht wieder gerade gerückt.

Stattdessen blinzelst du dir das salzige Wasser aus den Augen und paddelst zum Strand zurück, der Gestalt entgegen, die tatsächlich auch die Arme verschränkt hat und dich vermutlich auch anfunkelt, auch wenn das mit brennendem Wasser in den Augen und in der Dunkelheit schwer zu erkennen ist. „Absolut“, rufst du zurück, watest die letzten Meter, die Nachtluft kalt auf deiner Haut.

Der Lichtfinger einer Taschenlampe streift dich, blendet dich, während du in den Sand stolperst, dein Körper protestiert, aber nicht aus Widerwillen, sondern getrieben von Hunger, nach einem neuen Sprung, einem neuen Kick.

„Kannst du mir einen Gefallen tun und dafür ein paar Kilometer weiter fahren, damit meine Rettungsschwimmerinstinkte mir nicht ganz so sehr auf die Nerven gehen?“ Ihr steht euch im dunklen Sand gegenüber, mustert euch gegenseitig, als hättet ihr eine Vereinbarung getroffen, wie lange euer Blickkontakt währen darf - abwesend stellst du fest, dass sie hübsch ist, und fühlst dich wie ein Idiot, weil du einer hübschen Frau nur in Badeshorts gegenüberstehst, aber am Ende leider kein Sixpack hast und auch keine lässige Sonnenbrille trägst. „Du könntest dich einfach umdrehen“, schlägst du vor.

Das Dämmerlicht der Taschenlampe reicht aus, um zu sehen, wie sie die Augen verdreht, sich eine Strähne dunkle Haare aus der Stirn streicht. „Ich weiß ja nicht, wie es bei dir so aussieht, aber ich habe etwas, das sich Gewissen nennt.“

„Ich habe gehört, Alkohol hilft dagegen“, du nickst in die Richtung, in der du die Whiskeyflasche im Sand liegen gelassen hast.

„Du bist wirklich lebensmüde, oder?“, sie klingt eine Mischung aus entsetzt und genervt.

Du zuckst mit den Schultern. „Vielleicht. Absolut. Definitiv“, und wanderst zu der Flasche herüber, der Lichtfinger der Taschenlampe folgt dir, während du einen weiteren Schluck nimmst. Sie seufzt. „Weißt du, ich dachte es würde vielleicht mal cooles passieren, nachdem ich endlich jemanden in meinem Alter an diesem Strand getroffen habe, aber du bist mehr so die Sorte von Leuten, um die ich in der Uni einen sehr großen Bogen mache.“

Mit einem Seufzen lässt du die Flasche sinken, schluckst den bitteren Geschmack des Alkohols herunter, nur um ihn mit einem sehr viel bitteren Geschmack zu ersetzen. „Das sagt mir meine Schwester auch immer - Du bist so ein schlechter Einfluss, Card, krieg' dein Leben in den Griff, Card, hör' auf dich so zu verhalten, nur weil Mom nicht mehr da ist.“

Sie will etwas sagen, du siehst es an der Art wie sich ihr Mundwinkel verzieht, aber du hebst die Hand. „Keine Sorge, ich bin nicht wegen meiner Mutter so, ich tue nur manchmal so, als wäre das der Grund.“

Als du dich in den Sand sinken lässt, macht sie zögerlich einige Schritte neben dich und setzt sich dazu, im Schneidersitz, die Taschenlampe auf ihrem Knie, und dir fallen die Lederbänder auf, die sie um beide Knöchel trägt, auch wenn du die Farben nur erahnen kannst. „Warum tust du so?“, fragt sie schließlich.

„Weil ich ein Klischee bin“, gibst du zu, und es fühlt sich erstaunlich einfach an.

Sie runzelt die Stirn. „Wie Buchcharaktere?“

„Ich sehe mich eher im Film, aber ja“, du lehnst dich zurück, nimmst noch einen Schluck Whiskey und fühlst dich angenehm betrunken, denkst nicht darüber nach, wie du wieder zurück nach Hause kommen willst, „ich bin dieses verdammte schlechte love intrest Klischee aus noch schlechteren Romantikfilmen, die sich fünfzigjährige Leute mit einer Packung Taschentücher anschauen, der Typ mit der Lederjacke und dem Motorrad und den tollen Flirtsprüchen“, du brauchst die Anführungsstriche nicht mit den Fingern hinzuzufügen, man hört sie gut genug, „der eine tragische Vergangenheit hat und in Wirklichkeit nur ein Arschloch ist, weil er seine Mutter verloren hat und ihn nie jemand geliebt hat, und dadurch, dass die Protagonistin ihn liebt, wird er besser, aber sie trotzdem entscheidet sich für jemand anderen.“ Sie starrt dich an, während du fast an deinem Redeschwall erstickst.

Für einen Moment breitet sich die Stille genauso endlos zwischen euch aus wie der Ozean. „Hey“, sagt sie, leise, unbeholfen, „vielleicht bist ja nicht du das Klischee, sondern du bist das Original und die in den Filmen sind alle nur dir nachempfunden.“

Du musst tatsächlich lachen, so absurd ist die Vorstellung, und sie lacht auch - du stellst fest, dass du ihr Lachen magst, mehr als ihr Aussehen. „Meine Schwester liebt diese Art von Charakteren“, es klingt etwas weniger unbeholfen und ein wenig melancholisch, „sie liest ständig schlechte Jugendbücher und schwärmt mir dann von genau dieser Art von Charakteren vor.“

„Du könntest uns vorstellen“, schlägst du vor, zwinkerst ihr zu. Sie lächelt. „Will ich das?“

Du bietest ihr den Whiskey an, aber sie schüttelt den Kopf. „Kommt darauf an, ob du mich vielleicht selbst behalten möchtest“, dein Grinsen ist eine Gradwanderung zu unverschämt, aber zu deiner Erleichterung hustet sie, um ihr Lachen zu verbergen, und wendet den Blick ab.

„Tolle Flirtsprüche“, spottet sie, ohne dich anzusehen.

„Ich muss meine Standards erfüllen“, du zuckst mit den Schultern. „Das finden die Leser gut, weißt du. Harte Schale, weicher Kern und sowas. Flirten, um über Einsamkeit hinwegzutäuschen.“

„Weißt du, wenn ich dir länger zuhören muss, nehme ich den Whiskey vielleicht doch.“

Sie sagt es absolut ernst, zumindest bis sie das „Du Klischee“ hinzufügt und dir gegen die Schulter boxt.

Ein Hauch Verlegenheit schleicht sich in dein Lachen. „Mein Ziel ist es nicht, hübsche Frauen zu langweilen.“

„Oh mein Gott“, sie stöhnt, „du bist ja wirklich furchtbar. Flirtest du wirklich mit jedem so?“

Du lässt sich in den Sand zurückfallen. „Zu meiner Verteidigung, ich hatte drei Jahre lang nicht die Gelegenheit, mit irgendwem zu flirten, da verlernt man das.“

„Wenn du mir jetzt sagst, das du im Gefängnis warst, gehe ich und weine mich in den Schlaf darüber, das Menschen wie du wirklich real sind, oder ich glaube dir gar nichts mehr.“

„Pff, ehrlich gesagt hatte ich einfach nur einen Freund. Sorry, dich enttäuschen zu müssen. Außerdem lüge ich nie. Moralkodex und sowas in der Art.“ Da, du hast es gesagt, und die Welt ist nicht zusammengebrochen. Stattdessen wirfst du dem Ozean deine Gefühle zu und er schwemmt sie weg, langsam, und irgendwann wird er dir sie wiedergeben, aber nicht jetzt.

Sie atmet seufzend aus. „Sorry, falls das unsensibel war.“

„Ich kann mit unsensibel umgehen, es ist ein Wort, dass mich definitiv ganz gut beschreibt“, du räuspert dich und fragst dich, ob noch mehr Whiskey eine gute Idee wäre. „Mich überrascht es eher, dass du dich nicht gleich auf den Freund-Teil gestürzt hast.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Geht mich schließlich nichts an“, sagt sie, als wäre es eine Kleinigkeit, aber für dich ist es mehr, weil du die merkwürdigen Blicke gewöhnt bist, darüber, das du dich viel zu heterosexuell benimmst, um es nicht zu sein, und den ganzen anderen Müll.

„Ist er der Grund, warum du dich nachts am Strand betrinkst und etwas risikofreudig bist?“, sie wird während des Satzes immer leiser, als würde sie den Satz bereuen. Du lächelst und gibst einem weiteren Schluck Whiskey nach, weil dir Bitterkeit einfach zu gut steht, um es nicht auszunutzen.

„Wäre das nicht auch etwas zu klischeehaft?“, erwiderst du, melancholisch.

„Ich dachte du lebst Klischees“, antwortet sie, genauso melancholisch.

Ihr sitzt in dem kühlen Sand, die Wellen sind eure Begleitmusik, you came like a wave when i was feeling alright, zwei Seiten derselben Münze Melancholie.

„Ich vermisse ihn“, gibst du zu. „Aber ich war ihm - irgendwann nicht mehr genug, weißt du.“

Sie macht ein zustimmendes Geräusch, legt das Kinn auf ihre angezogenen Knie und lässt dich reden.

„Er meinte immer, wir würden uns selbst zu sehr einschränken, damit, in unserem Alter so lange zusammen sein, und ich wollte einfach nur dass es für immer so bleibt. Scheiße, ich wollte eine Zukunft mit ihm. Er“, du zuckst hilflos mit den Schultern, „anscheinend nicht mit mir. Ich habe sehr viel versucht, um interessanter für ihn werden, aber es war ihm einfach nicht genug.“

„Klingt wie ein Arschloch“, murmelt sie, Entrüstung in ihrer Stimme. Du lachst leise. „Vermutlich schon, aber viel besser bin ich ehrlich gesagt auch nicht.“ Sie winkt ab. „Ach, halt den Mund.“

Ausnahmsweise tust du ihr den Gefallen, und für einen Moment sitzt ihr nur da, den Blick auf den Ozean geheftet. „Was treibt dich in der Mitte der Nacht hierhin? Auch Herzschmerz?“

Sie seufzt. „Ehrlich gesagt konnte ich einfach nur nicht schlafen, und dann ende ich immer hier. Ich liebe den Ozean“, sie weicht deinem Blick aus, als wäre es ihr unangehm, das zuzugeben. „Immer wenn ich eine Pause von dem restlichen Chaos brauchte, komme ich hier hin.“

„Sorry, dass ich das Chaos zu dir gebracht habe.“

Sie lächelt, in dem halbdunklen Mondschein. „Das ist in Ordnung“, und du glaubst ihr.

Das Nächste was du sagst ist „Ich muss meinen Essay morgen abgeben“, in dem einzig wahren geschockten Tonfall, den nur Studenten in ihrer Abgabephase treffen können.

„Scheiße“, antwortet sie in den tonlosen, aber gleichzeitig sehr mitfühlenden Tonfall, den nur andere Studenten treffen, die all diese Gefühle auch schon durchlebt haben.

„Das ist der Punkt, an dem ich fragen sollte, was du studierst, aber ehrlich gesagt fühle ich mich schlecht, wenn ich dich noch länger aufhalte?“, es ist eine halbe Frage. Du grinst, ein wenig verzweifelt.

„Filmwissenschaft, also eigentlich irgendwas mit Medien. Aber nicht so der Musterstudent.“

„Hätte ich mir jetzt gar nicht denken können“, murmelt sie. „Du bist echt guter Einfluss, oder?“

Du stehst auf, atmest die kalte Luft ein und fühlst dich betrunken, ohne dich wirklich betrunken zu fühlen. „Wenn ich dir jetzt sage, das ich einen Hang zu Kleptomanie habe und in den letzten drei Wochen vielleicht zweimal in der Uni war, redest du dann nie wieder mit mir?“

Sie steht auch auf, verschränkt die Arme vor der Brust und seufzt tief. „Ich glaube, dazu finde ich dich leider irgendwie viel zu interessant. Nicht wegen der bad boy Sache“, fügt sie hinzu, „wegen dem Rest.“

Für einen Moment blinzelst du sie an, aber dein Lächeln ist wirklich echt. Fühlen sich Neuanfänge so an, fragst du dich, aber das ist kein Gedanke für jetzt. Gedanken sind für Tageslicht.

„Möchtest du mir zumindest deine Handynummer geben, mysteriöse Fremde?“, witzelst du.

Sie lacht. „Gerne, mysteriöser Fremde, damit wir kryptische Emojis auf WhatsApp austauschen können.“

„Ich habe gar nicht nach deinem Namen gefragt“, stellst du fest, während du ihr dein Handy reichst, damit sie ihre Nummer einspeichern kann. Ihr seid zu deinem Motorrad hinübergewandert, das sie mit einem kritischen Blick und keinem Funken Überraschung beäugt hat, und du lässt die Whiskeyflasche im Rucksack verschwinden, fühlst dich fast nüchtern genug um zu hoffen, dass du auf dem Weg nach Hause nicht in einen Unfall gerätst, und zum ersten Mal seit Wochen findest du den Gedanken nicht bedauernswert.

„Valor“, murmelt sie, gibt dir das Handy zurück. Sie hat einen Wellenemoji hinter ihren Namen gesetzt und du musst grinsen. „Schöner Name.“ „Fällt Sarkasmus unter deinen Moralkodex oder ist das okay?“

Du zuckst mit den Schultern. „Nein, das war tatsächlich mein Ernst.“

„Und du bist Card, richtig? Ist das dein Geburtsname?“

Du vergräbst die Hände in den Taschen deiner Shorts. „Nein, aber nicht mal meine Mutter hat mich noch bei meinem Geburtsnamen genannt, also, definitiv mein richtiger Name.“

„Okay“, lächelt sie, streicht sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. „Überleb' den Weg nach Hause bitte, und überleb' deinen Essay auch.“ „Ich werde mir Mühe geben, meine Teuerste“, du verbeugst dich gespielt, sie kichert und du ertappst dich dabei, nicht gehen zu wollen, auch wenn es das Vernünftige ist.

Am Ende winkt sie dir hinterher und du küsst sie nicht zum Abschied, weil Tide immer noch in deinem Kopf herumschleicht, und weil du sie nicht verschrecken willst. Die Erkenntnis fühlt sich seltsam an, weil du sie erst kennenlernen willst, bevor du darüber nachdenkst, sie zu küssen - trotz ihrer Ozeanaugen.

Die Sonne geht auf, als du in dein Apartment stolperst und als du am nächsten Morgen aufwachst, mit einem verdienten Kater und einem halbgeschriebenen Essay, ignorierst du deine ungelesen Nachrichten ausnahmsweise mal nicht.

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