La Palma - Sonne, Vulkane, Kanarische Kiefern

Nov 30, 2008 16:21

Wie einigen geschätzen Leser/innen, Freunden und Bekannten hinlänglich versprochen, hier nun endlich ein kleiner Reisebericht. Es ist zwar schon wieder vier lange Wochen her, daß ich in Urlaub war, aber die Erinnerung fühlt sich frisch an, wach wie ein kleines Tier, das nur darauf wartet, umherzuspringen.
Es war eine organisierte Reise, nicht, weil ich mich so gern in Gruppengesellschaft bewege (meine Tränkemeisterseele wünscht sich eher das Gegenteil), sondern weil ich es schätze, nicht alles selbst heraussuchen und buchen zu müssen und weil ich wirklich viel wandern, mich bewegen wollte. Die An- und vor allem Abreise über Hannover und Nürnberg war übelst - das gehört zu den Dingen, die ich nie wieder machen würde und die man als Individualtouri natürlich hätte anders planen können. Der Rest war (bis auf das Frühstück im Hotel, das ließ doch arg zu wünschen übrig, jedenfalls, wenn man wie ich gern frühstückt und dabei Auswahl schätzt) Spitzenklasse.
Angekommen in der kleinen Hauptstadt Santa Cruz begrüßte uns ein ziemlich grauer Himmel; es hatte gerade aufgehört zu regnen. Ich gebe zu, ich war enttäuscht. Aber unsere charismatische Reiseleiterin meinte lächelnd, wir sollten nur abwarten, kaum, daß man den Tunnel verlassen habe, würde die Sonne scheinen. Und wirklich, das vorhergesagte Wunder traf ein: in grauen Wolken rein in den Tunnel, der durch die Berge führt, auf der anderen Seite strahlendes Blau und eine Sonne, wie ich sie mir erträumt hatte. Über den Bergen konnte man die Wolken sehen, die schwer und grau darin hingen. Faszinierend.
Die folgenden Tage gab es dann genügend Zeit, die Schönheit der Insel mit ihren völlig verschiedenen Landschaften zu erkunden. Insgesamt acht Wanderungen, verteilt auf vierzehn Tage - da blieb genügend Zeit für eigene Aktivitäten, aber man wurde auch gefordert. Das Wahnsinnsgefühl, einfach nur laufen zu können, die kakteenreiche Natur in sich aufzunehmen, die Wärme zu spüren, schweigen zu dürfen - ich hätte springen können vor Euphorie.
Im Laufe der Zeit erwanderten wir vulkanische Mondlandschaften, durchstreiften grüne Kiefernwälder, erklommen luftige Höhen, in denen es längst nicht mehr so warm war, wie ich thermophiles Wesen es mir gewünscht hätte. Jacke an, Jacke aus - das war eine meiner häufigsten Handlungen, vom Fotografieren abgesehen.
Die Höhepunkte bildeten die Wanderungen in der Caldera de Taburiente (um die sechs Stunden Gehzeit, längere Strecke im Flußbett - bloß gut, daß der Fluß wenig Wasser führte) und natürlich die "Ruta de los volcanes", die große Vulkanroute. Letztere war vor allem wettermäßig eine echte Herausforderung, da man die ersten drei Stunden in wildem Sturm und dichtem Nebel gehen mußte, von Aussicht keine Spur. Erst am höchsten Punkt, Las Deseadas, riß es plötzlich auf. In höchster Konzentration gegen den Wind gestemmt, gelang es mir, von dem atemberaubenden Blick unter weißen Wolkenfetzen hinunter ins Tal Fotos zu machen und zwar so, daß weder die Kamera noch ich Schaden nahmen. Sekundenlang erschien sogar der Teide über den Wolken - was für ein Erlebnis, bedenkt man, daß Teneriffa doch ziemlich weit entfernt ist.
Nach dieser ersten Wetterbesserung war der Bann gebrochen - von nun an wurde es stetig wärmer, und bald führte unser Weg unter stahlblauem Himmel weiter nach Süden. Eine außergewöhnliche Tour.
An den freien Tage wurde entweder nochmals freiwillig gewandert (ja, man kann irgendwie süchtig werden ;-)), sich am schwarzen Lavastrand gesonnt bzw. in einem Café geschattet oder die Hauptstadt besucht. Santa Cruz de La Palma ist allerdings schnell gesehen - nicht umsonst gilt Los Llanos de Aridane, wo wir wohnten, als heimliche Inselmetropole.

Ich hätte noch mindestens eine Woche bleiben mögen, aber irgendwann muß man ja immer zurück. Leider. Am Abflugtag erlebten wir nochmals das Phänomen des rasanten Wetterumschwungs. Den Flughafen betraten wir bei sommerblauem Himmel; in der Wartehalle sahen wir es draußen stürmen und gießen. Ein aus Frankfurt ankommenden Flug kam gar nicht, sondern wurde nach Teneriffa umgeleitet. Wir durften abfliegen, zurück in ein ziemlich kaltes, nasses Deutschland.
Fazit: La Palma ist toll, wenn man gern wandert und in der Natur ist, und auch wenn die anderen Kanareninseln ähnlich sind, lohnt es sicher, noch mindestens eine zweite zu besuchen. La Gomera wäre das in meinem Falle. Vielleicht schon nächstes Jahr.


Große Vulkanroute, Wetterbesserung


Blick von der Küstenpromenade Sta. Cruz

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