byleth & pavel » run run blood

Sep 07, 2018 18:17

Story: Sylèneverse (Modern Crime Syndicat AU)
Genre: Ähm. So halb Romance, halb Gore?
Warnings: Mord, Blut, Folter (explizit); Alkohol & Zigaretten (erwähnt)
Rating: P18
Charaktere: Byleth & Pavel (& Lilith)

Prompt: siehe unten, weiß leider nicht mehr, woher das stammt :<
Challenge: 120er (blood)

Sonstiges: Byleth mit anger issues & einer new romantic obsession. Also alles wie immer.

sometimes you wonder why he lets you touch him
that night he scrubbed your hands clean twice
and you still see blood
struck deep in your pores
your battle-worn tongue doesn't say the truth anymore
that you are ruined
and you wonder why he lets you
- the butcher
touch him
- the sun



I.

Er stimmt allem zu, und deshalb fühlst du dich eigentlich gar nicht schlecht.

Er lächelt zurück, als du ihn anlächelst. Er ist derjenige, der zuerst seine Lippen an deinen flatternden Puls drückt, irgendwo zwischen Kieferkontur und Schlüsselbein. Er sagt Aber sicher doch, als du ihn fragst, ob ihr euch nicht lieber einen ungestörten Ort suchen wollt, und er zögert nicht, als du sagst: »Geh schon mal auf die Knie. Ich bin gleich wieder zurück.«

Er lässt sich mit Freuden hinter seinem Rücken Polizeihandschellen um die Handgelenke legen, und er schnurrt wohlig, als du ihm mit seinem eigenen Schal die Augen verbindest, dunkelrote Seide auf seiner blassen Haut, seinem schwarzen Haar, ein wahrlich ästhetischer Anblick.

Du blickst auf ihn hinab, wie er da vor dir kniet, gleichzeitig hilflos und erwartungsvoll, und du fährst mit deinem Daumen über seine Unterlippe. »Mund auf«, raunst du ihm zu.

Und er gehorcht.

Du fühlst dich fast gar nicht schlecht, als du ihm statt deinem Schwanz den Lauf deiner Glock 17 zwischen die Zähne schiebst und abdrückst, noch bevor er sich darüber wundern kann.

II.

»Der Job ist erledigt.«

Es knistert in der Leitung und du ziehst an deiner Zigarette. Die erste seit einer ganzen Weile. Menthol und Tabak; ein angenehm frisches, wenn auch leicht kratziges Gefühl, als du einatmest. Du siehst dem Rauch dabei zu, wie er durch die Luft wirbelt, als du ihn wieder auspustest, und als du Asche auf den Bordstein schnippst, ein paar Sekunden später, hörst du ein Seufzen.

»Gut«, sagt Pavel. Du hörst das Zittern in seiner Stimme, auch wenn er nur eine Silbe spricht. Du hörst auch das Zittern in seiner Stille, als er auflegt und sich ein Lächeln auf deine Züge schleicht.

III.

Sie suchen nach jemandem, der Verbrechen aus Leidenschaft begeht. Leidenschaft zwischen ihm und seinen Opfern, oder Leidenschaft am Verbrechen selbst - so genau sagt es keiner. Ein gestörter Killer, Gewalt als Ventil, als sexuelle Ersatzhandlung. Bla bla. Sie kennen nur die halbe Wahrheit; nur das, was du ihnen präsentierst. Nicht die Liste, die du in Wahrheit abarbeitest. Und erst recht nicht deine wahren Motive.

Sie glauben, so viel über dich zu wissen, deine Altersgruppe, dass du weiß bist, deine familiären Verhältnisse, welches Auto du fährst, das alles gleich in mehreren Versionen an verschiedenen Orten, von verschiedenen Ermittlern zusammengestellt, und doch kannst du dich überall wie ein Phantom unter ihnen bewegen, ohne dass dich jemand aus einem anderen Grund als wegen deines auffälligen Äußeren zweimal ansieht.

Du hast dein langes Haar hochgesteckt und unter einer falschen Polizeimütze verborgen, die Schatten über dein Gesicht wirft und deinen Anblick sogar im Spiegel für dich selbst befremdlich macht. Zu dir oder zu mir?, würdest du jetzt normalerweise fragen, aber das ist heute Abend überflüssig. Du hast einen viel besseren Ort für das Ableben deiner heutigen Zielperson gewählt.

Aus den Boxen dröhnt irgendein weicher Technobeat. Das Licht ist schummrig und es riecht nach verschwitzten Menschen, fremdem Parfüm und süßlichen Cocktails.

Er grinst dich anzüglich an, Finger legen sich an deine Hüfte, und du räkelst dich in deinem knappen Kostüm, das ironischerweise einer Polizeiuniform nachempfunden ist, auf seinem Schoß. Beugst dich vor, presst dich enger an ihn - enger gegen seine Erektion, die bereits unter seiner Anzughose spannt. Dein Atem streift über seinen Hals, seine Ohrmuschel, du drückst einen Kuss an seine Halsbeuge und flüsterst in honigsüßem Ton: »Lass uns nach drüben gehen, Darling.«

Er nimmt seine Hände nur widerwillig von deiner Hüfte und deinem unteren Rücken, aber er lässt sich von dir durch den Raum führen. Um euch herum ist alles in blauschwarze Dunkelheit gehüllt, auf den halbnackten Körpern mancher anderer Gäste leuchtet bunte Farbe im Schwarzlicht und die Stoposkoplichter der Tanzfläche erhellen den ganzen Raum immer sekundenweise, zusammen mit den LED-Lichtern an der Bar und an den Wänden. Du führst ihn zu einer Tür, die nicht beschriftet ist und die meiste Zeit über verschlossen bleibt; nur ein Pfeil darüber lässt vermuten, dass sich dahinter überhaupt irgendetwas Spannendes verbirgt.

Ihr geht nach drüben. In den Darkroom.

Dank der spärlichen Beleuchtung sieht deine Zielperson kaum etwas; du aber kannst dich bestens orientieren. Kaum seid ihr eingetreten, wirbelt er herum und drückt dich gegen die Wand. Zum Glück versucht er nicht, dich zu küssen; seine Hand wandert gleich in deinen Schritt, die andere an deinen Hals, und du zählst in Gedanken von zehn abwärts, um nicht die Geduld zu verlieren. Du magst es nicht, wenn sie glauben, sie könnten frei über dich verfügen, aber manchmal gehört das dazu, und du lässt es über dich ergehen.

Du lässt zu, dass er dich einen Moment lang betatscht und dich dann nach unten drückt. Lässt dich auf die Knie sinken, deine Schultern an die gekachelte Wand gelehnt, er direkt vor dir, die Hose schon offen. Du grinst zu ihm hoch, obwohl er dich nicht sehen kann, und hilfst ihm dabei, Hose und Unterhose bis zu seinen Knöcheln herunter zu schieben. Seine Hände legen sich an seinen Hinterkopf, deinen Nacken, ziehen dich zu ihm heran …

Und du tastest in der Dunkelheit nach dem Messer im Schaft deines Stiefels.

IV.

Du siehst dabei zu, wie Pavel vorsichtig deine Hände nimmt und sie in das lauwarme Wasser taucht, das er in das Waschbecken eines Hotelzimmers, das du nicht wiedererkennst, eingelassen hat.

Du siehst dabei zu, wie das Blut sich langsam löst, rotbraune Flocken und Wirbel im Wasser, sich immer weiter löst, während Pavels Finger über deine fahren, immer wieder, mit einer Sanftheit, die dich erstarren lässt. Als er mit deinen Händen fertig ist, macht er mit deinen Armen weiter. Dann taucht er ein kleines Handtuch ins Wasser und widmet sich deinem Hals und Oberkörper.

Du erinnerst dich nicht an viel; irgendwie musst du unbemerkt in die Umkleiden gekommen sein und Mantel, Schal, Handschuhe übergezogen haben; irgendwie bist durch den Hintereingang verschwunden, bevor jemand die Leiche im Darkroom bemerkt hat. Irgendwie bist du hierher gekommen, bestimmt hat dich jemand abgeholt, aber das einzige, woran du dich ganz genau erinnern kannst, ist das Blut, das dir ins Gesicht spritzt und sich über deinen Oberkörper ergießt. Blut aus einer durchtrennten Arterie im Bein, und dann aus einer aufgeschlitzten Kehle, als du den zusammensackenden Körper zu dir heranziehst und beendest, was du angefangen hast, bevor jemand anfängt, das Röcheln für etwas anderes zu halten als die entarteten Geräusche eines Blowjobs im Dunkeln.

»Wieso … tust du das?«, hörst du dich selbst fragen, ohne dir dessen bewusst gewesen zu sein, dass du überhaupt vor hattest, zu sprechen.

Pavel blickt nur kurz zu dir auf - Augen, golden und warm, die dich gleichzeitig tadeln und umschmeicheln mit ihrem eindringlichen Blick. Keine andere Antwort. Er senkt den Blick wieder zum Waschbecken und fährt damit fort, das Blut von deiner Haut zu waschen. Erst, als kein einziger Millimeter mehr rot gefärbt ist, lässt er das Wasser abfließen und legt das Handtuch beiseite; aber er lässt nicht los. Behält deine Hände weiter in seinen und sieht dich stillschweigend an.

Pavels Berührungen fühlen sich gut an. Angenehm. Wie Sonne, denkst du, während du auf eure Hände starrst. Dunkle, warme Haut auf deiner blassen, kalten. Wie Frühlingssonne nach einem langen Winter.

V.

Verzeih, steht auf dem Zettel, den er aus seinem Terminplaner gerissen und auf deinen Nachttisch gelegt hat. Wie altmodisch. Ich musste zu einem Termin. Check aus, wann du möchtest, das Zimmer ist noch bis morgen gebucht.

Du fährst dir unwirsch mit dem Handrücken übers Gesicht, als könntest du so die Albträume der vergangenen Nacht wegwischen. Fünf Uhr vierunddreißig zeigt der Wecker auf dem Nachttisch. Fünf Uhr sechsunddreißig zeigt dein Handydisplay. Du könntest frühstücken gehen, oder dir die Stadt (welche Stadt eigentlich?) ansehen, oder den Tag auf deinem Hotelzimmer verbringen und gemütlich nach einem Rückflug schauen, aber du stehst auf, ohne irgendetwas davon auch nur näher in Erwägung zu ziehen. Im Badezimmer liegt ein Satz Kleidung für dich bereit, und du schlüpfst in das hellgraue Hemd und die schwarze Jeans, ziehst deine Stiefel an und gehst. Du nimmst nur dein Portemonnaie, dein Handy und das Messer von gestern Nacht mit, sonst nichts. Das Messer nur, weil du es noch loswerden musst, bevor du die Stadt verlässt.

In der Straßenbahn starrst du auf deine Hände und findest kein Blut unter deinen Fingernägeln.

Am Flughafen blinzelst du dem winterlichen Morgenlicht entgegen und liest von einem Schild ab, in welcher Stadt du dich befindest. Frankfurt.

»Wohin?«, fragst du ohne Umschweife, als Pavel nach dem dritten Klingeln ans Telefon geht.

Du glaubst, sein Lächeln förmlich hören zu können, als er antwortet: »Gut, dass du fragst. Ich wollte mich gerade bei dir melden.«

VI.

Die Liste wächst stetig, und du wirst es nie müde, sie abzuarbeiten, obwohl du weißt, dass die neuen Namen schneller nachkommen als du die alten überhaupt durchstreichen kannst.

Du präsentierst der Öffentlichkeit verschiedene Bilder; alle davon passen zu dir, alle sind dein Werk, und doch sind sie so verschieden, dass sie an manchen Orten glauben, es mit drei verschiedenen Tätern zu tun zu haben. Vorausgesetzt, sie begreifen die Zusammenhänge überhaupt, immerhin liegen deine Tatorte manchmal viele hundert Kilometer auseinander. In unterschiedlichen Städten, Ländern, Zeitzonen.

Manche richtest du regelrecht hin, wie den Politikersohn mit dem roten Seidenschal in Marseille; das sind die gut durchgeplanten, präzisen, schnellen Morde, die sie immer gleich als Auftragsarbeiten erkennen. Manche schlachtest du ab, wie den Polizeichef auf der Fetischparty in Frankfurt; das sind die chaotischsten deiner Werke, die sie oft einem impulsiven Triebtäter oder Choleriker zuschreiben. Bei manchen lässt du dir Zeit. Das sind die, die du am genausten planst, und gleichzeitig die, bei denen du das größte Chaos hinterlässt. Es sind die, die deine persönliche Note tragen. Es sind deine Jobs, nicht Pavels, auch wenn du sie in seinem Auftrag ausführst.

Dieses Mal ist es eine Frau. Dir ist das eigentlich ziemlich egal; der einzige Grund, aus dem du häufig Männer übernimmst, besonders die, die auf dich stehen könnten, ist, dass du bei denen leichteres Spiel hast. Ein Bisschen Wimperklimpern, eine flüchtige Berührung im richtigen Moment, ein einnehmendes Lächeln und schon liegen sie dir zu Füßen, auch wenn sie das nie zugeben würden. Frauen sind schwieriger, vorsichtiger, und außerdem privat nicht dein Beuteschema; doch das spielt für dich keine Rolle. Du tötest diejenigen, die es verdient haben. Das ist einer deiner Grundsätze, die du kompromisslos durchsetzt. Unabhängig von Geschlecht, Alter und anderen vollkommen irrelvanten Faktoren, auf die sämtliche Ermittlungsteams absurderweise viel Wert zu legen scheinen.

»Du kannst jetzt anfangen.« Du wirfst Lilith einen Blick zu und sie nickt, ein Lächeln auf den schmalen, bleichen Lippen.

Du stellst den Mundspreizer so weit ein wie möglich und hält mit eisernen Griff den Kopf deiner Zielperson an Ort und Stelle. Der restliche Körper ist sorgfältig an der Liege fixiert, die du nur für sie nach hier unten geschafft hast. Du siehst Lilith schmunzelnd zu, während sie mit dem Zähneziehen beginnt, ohne selbst eine Regung zu zeigen. Methodisch und präzise. Fast so, als könnte sie die Schreie nicht hören, das Blut nicht riechen. Ganz die berechnende Menschenjägerin, in die du dich auf eine Art und Weise Hals über Kopf verliebt hast, die dir nie zuvor und auch danach nie wieder begegnet ist. Nicht romantisch. Nicht sexuell. Eure Verbindung spielt sich auf einer Ebene ab, die niemand begreifen kann, der sie nicht erlebt. Eure gemeinsamen Opfer sind vielleicht die einzigen, denen das zuteil wird - was es beinahe schon schade macht, dass sie diese Erkenntnis jedes Mal wenig später mit ins Grab nehmen.

Der Keller ist schalldicht. Niemand wird euch hören. Niemand wird euch in die Quere kommen.

Es gibt nur euch und eure Freude an dem Leid, das ihr jemandem zufügt, der es verdient hat, nichts weiter.

VII.

»Das war eigentlich dein Job«, sagt Lilith.

Ihr sitzt nebeneinander im Flugzeug. Konferenz in Prag. Pavel hat euch unverzüglich zu sich gebeten und du musstest mit dem homofeindlichen Miststück in dem schalldichten Proberaum in Dallas, Texas weitaus kürzeren Prozess machen als ursprünglich geplant. »Es wäre ohne dich nicht das gleiche gewesen«, murmelst du, ohne Lilith anzusehen. »Der Job hat nach dir verlangt. Du weißt, dass ich dich gerne dabei habe, wenn es passt.«

Lilith legt eine Hand auf deinen Oberschenkel und als du dich zu ihr umdrehst, strahlt sie dich an, ihr Lächeln gleich dem eines Kinds, dem man das beste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten gemacht hat. »Wenn ich irgendetwas für dich tun kann«, sagt sie mit gesenkter Stimme, »lass es mich wissen. Jederzeit.«

Du nickst und zwingst dich dazu, ebenfalls ein Lächeln aufzusetzen, aber es erreicht weder deine Augen noch dein Inneres. Früher wäre dir das Herz bei einem solchen Angebot beinahe aus dem Brutkorb gesprungen vor Aufregung, aber heute …

Du seufzt, schiebst ihre Hand von dir weg, lehnst deinen Kopf gegen die Nackenstütze des Flugzeugsitzes und schließt die Augen.

Pavel. Du kannst nur an Pavel denken. Daran, dass du dir wünschst, er wäre auch dieses Mal da gewesen. Um deine Hände zu waschen, und damit du dabei zusehen kannst, wie seine Brust sich in einem langsamen Rhythmus hebt und senkt, während du dich fragst, womit du es verdient hast, dass er so friedlich neben dir schläft.

VIII.

Du starrst gerade auf deine Handgelenke, über die du kaltes Wasser laufen lässt, als du plötzlich seine Stimme hörst. »Byleth«, sagt er. Deinen Namen. Keine Frage, keine Aufforderung. Nur eine Feststellung. Du blickst auf und siehst ihn im Spiegel, wie er hinter dir im Vorraum der Toilette steht, die Tür fällt gerade hinter ihm ins Schloss. Du hast keine Ahnung, wann du die Versammlung verlassen hast. Ob sie überhaupt zu Ende war.

Du hast ihn so aufmerksam beobachtet, wie du noch nie irgendetwas in deinem Leben beobachtet hast. Jedes Zurechtrücken seiner Krawatte, jedes Mal, dass er seinen Zopf neu im Nacken zusammenbindet, jedes Händefalten, jedes Wort, das über seine Lippen dringt. Du hast die ganze Zeit nur daran gedacht, dass du mit ihm allein sein willst, anstatt dich auf die Besprechung zu konzentrieren, die vermutlich die erste war, der du komplett schweigend beigewohnt hast.

»Pavel«, entgegnest du, als eure Blicke sich im Spiegel treffen.

Ein Halblächeln schleicht sich auf seine Züge und er kommt auf dich zu, einen Schritt weit nur.

»Der Job ist erledigt«, sagst du. Du kannst gar nicht mehr zählen, wie oft du das schon zu ihm gesagt hast.

Wie immer scheint er einen Augenblick lang nachzudenken; dann entgegnet er: »Gut.«

Mehr sagt er nicht dazu. Nie.

Ihr steht euch im Waschraum einer Hotellobby entgegen und seht euch an und du hast das Gefühl, das ist alles, was gesagt werden muss.

Du packst ihn beim Kragen seines ordentlich gebügelten Hemds und ziehst ihn zu dir, lehnst dich gegen die Kante des Waschbeckens, in dem noch immer der Strahl eiskalten Wassers plätschert, den du längst vergessen hast. Du küsst ihn vorsichtig, ungewohnt vorsichtig, aber du küsst ihn, und einen Augenblick später fällt die Anspannung, die anfängliche Überraschung von ihm ab und er küsst dich zurück, eine Hand in deinem Haar und einen Arm um deine Taille gelegt.

IX.

»Als du meine Hände gewaschen hast«, flüsterst du, »hab ich am Tag danach kein Blut mehr darauf gesehen. Zum ersten Mal seit Jahren. Sonst bleibt es in meinem Kopf oft noch tagelang.«

Pavel schweigt eine ganze Weile. Er schmiegt sich ein wenig dichter an dich, vergräbt sein Gesicht an deiner Halsbeuge, in deinem hellen Haar. Atmet tief ein. Tief aus.

»Schlaf noch ein wenig«, sagt er dann. »Morgen habe ich bestimmt einen neuen Auftrag für dich.«

Du würdest gern schlafen, hier, jetzt, in seinen Armen, aber du liegst wieder die ganze Nacht wach und fragst dich, womit du das verdienst: Dass du, ein Mörder, nicht nur für ihn töten, sondern ihm auch so nah sein darfst.

X.

Es hätte nicht sein müssen. So viel musst du zugeben. Er stand nicht auf der Liste und es war vollkommen spontan und eigentlich nicht nötig.

Aber widerstehen kannst du trotzdem nicht.

Lauf, denkst du, während du ihn durch das Treppenhaus jagst. Lauf, so schnell du kannst.

Er ist nur ein Barkeeper, niemand von Belang, eigentlich ist er die Mühe gar nicht wert, aber er hat dich ein Bisschen zu sehr provoziert und du hast gerade so einen schönen Rausch - noch das Blut deiner letzten Zielperson unter den Fingernägeln und eine höllische Wut im Bauch.

Lauf, denkst du, während du seine Hand mit einem Dolch an die Tür zum Dach nagelst. Wenigstens das Blut soll laufen, wenn der Mensch sich schon so leicht fangen ließ.

XI.

»Das war nicht für dich«, stellst du nüchtern fest.

»Ich weiß«, erwidert Pavel, ohne zu dir aufzublicken. Ihr steht zusammen in der engen Duschkabine eines billigen Hotels, und er spült wieder das Blut von deiner Haut, als sei es selbstverständlich, dass du das nicht selbst tun musst.

»Das war … nur für mich.« Du schluckst schwer und beißt dir auf die Unterlippe, als du diese Erkenntnis aussprichst.

»Das war dein Werk«, korrigiert er. »Ein Teil deiner Kunst, die ich so bewundere.«

Du streckst eine Hand nach ihm aus und hebst vorsichtig sein Kinn an, und als sein Blick deinen auffängt, liegt darin tatsächlich ehrliche Bewunderung. Er drückt dich sanft gegen die gekachelte Wand und küsst dich. Und es fühlt sich gar nicht an, als versuche er, frei über dich zu verfügen, wie er will, obwohl du dir sicher bist, dass er das dürfte, dass es dir nichts ausmachen würde; es fühlt sich an wie ein unausgesprochenes Danke, wie Ich vertraue dir, wie Wertschätzung, die zu tief geht, um sie mit Worten auszudrücken.

XII.

»Ein neuer Auftrag?« Du lehnst im Türrahmen, die Arme verschränkt, die Beine überkreuzt, und siehst ihm dabei zu, wie er auf seinem Schreibtisch einen Stapel Formulare zurechtrückt. Er ruft dich nicht oft in sein Büro, nur zur Besprechung besonders brisanter Fälle, normalerweise telefoniert ihr nur, deshalb bist du ungeduldig und ein wenig angespannt.

Pavel blickt zu dir auf und lächelt. Ein herzliches, entwaffnendes Lächeln, begleitet von einem ganz bestimmten Blick, der nur dir allein gewidmet ist. Dann schüttelt er leicht den Kopf. »Nein. Ich wollte dich nur sehen.«

Er steht auf, kommt auf dich zu, nimmt vorsichtig dein Gesicht in seine Hände und verschließt deine Lippen mit seinen, noch bevor du etwas erwidern kannst. Du denkst an all das Blut, das du für ihn vergossen hast, an all die Namen auf der imaginären Liste, Leben, die du ausgelöscht hast, weil ihr beide es so wolltet; du denkst an das, was ihr euch zusammen aufgebaut habt, und dein Herz pocht unglaublich schnell und du lächelst unwillkürlich in den Kuss hinein.

Er ist die Sonne, denkst du. Deine ganz persönliche Sonne - das, worum sich alles dreht, und zugleich das, was dir Wärme, Licht und Leben schenkt. Und es gleicht für dich noch immer einem Wunder, dass du - ausgerechnet du, kaputt, wie du bist - ihn berühren darfst; dass er es zulässt, ohne dich verglühen zu lassen; ohne dass du dir auch nur leicht die Finger an ihm verbrennst.

sylène au, tw torture, oneshot, challenge: 120er, friendship: byleth & lilith, oc: lilith, tw alcohol, prosa: sylène-reihe, pairing: byleth x pavel, tw blood, sylène crime syndicat au, oc: byleth, tw murder, oc: pavel

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