game of thrones; sansa x margaery || centuries

Nov 03, 2016 14:44

Fandom: Game Of Thrones
Genre: Romanze, Hurt/Comfort
Rating: P16
Pairing: Sansa Stark x Margaery Tyrell

Geschrieben für daswaisenhaus & als Songfiction zu "Centuries" von Fall Out Boy. Bei FF.de hier zu finden.

*

{ C e n t u r i e s }
Sansa Stark x Margaery Tyrell

*

Some legends are told
Some turn to dust or to gold
But you will remember me
Remember me for centuries

Margaery Tyrell ist eine Legende. Oder zumindest will sie eine werden. Eine Legende mit kastanienbraunem Haar, das in der Sonne glänzt wie Seide, mit großen Rehaugen und Alabasterhaut und schönen, unglaublich schönen Lippen, zart wie ein Blütenblatt und gefährlich wie die Dornen, die die Rose zieren und jeden stechen, der sie zu packen versucht. Sehen so Legenden aus? - Eine Frage, die sich Sansa immer wieder stellt, jedoch nie laut auszusprechen wagt. Ihr Zeige- und Mittelfinger fahren an Margaerys Schlüsselbein entlang, ihren Hals hinauf, um die Konturen ihres Kiefers, bis hin zur Wange. Weich. Warm. Sehnsucht erweckend. So hat sie sich den Stoff, aus dem Legenden gemacht sind, nicht vorgestellt. Wirklich nicht.

„Es gibt viele verschiedene Arten von Legenden“, meint Margaery, als sie die Frage, die sie schon so lange plagt, eines Tages doch über die Lippen bringt. „Sie sind nicht alle kriegerisch und heldenhaft, wie du sie dir vorstellst.“ Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Züge, denn sie weiß genau, dass sie, wie schon so oft, die Gedanken der Jüngeren richtig erraten hat. Ein Kuss, ein zweiter, ein dritter, und für eine Weile vergessen sie ganz, dass sie ein Gespräch führen wollten, so sehr ineinander versunken, dass alles andere unwichtig erscheint. Erst zwischen zwei hastigen Küssen, zwei noch hastigeren Atemzügen, als Sansa sich ihr bereits begierig entgegenreckt, fährt die zukünftige Königin ihren Monolog fort. „Weißt du, was alle Legenden gemeinsam haben, Liebes?“ Quälende Distanz. Unerträgliches Verharren. Sie wartet keine Antwort ab. „Sie werden erzählt. Die Menschen sind so fasziniert davon, dass sie sie über eine lange, lange Zeit am Leben erhalten, selbst wenn die Geschehnisse längst vorüber und die Menschen längst tot sind. Das macht eine Legende aus.“ Man sieht ihr an, dass sie die Macht genießt, die sie in diesem Moment über Sansa hat. Kalkulierender Blick. Überhebliches Schmunzeln. Sie weiß genau, ihr Gegenüber ist ungeduldig, verzehrt sich nach ihr. Deshalb lässt sie sich Zeit.

„Manche Legenden zerfallen irgendwann zu Staub, weil sie niemand mehr glaubt, weißt du? Manche werden zu Gold oder zu Eisen, leben in Andenken an die Vergangenheit weiter, in Kronen und Rüstungen und eisernen Thronen.“ Vorsichtig streicht sie eine der roten Haarsträhnen beiseite, küsst Sansa auf die Stirn und lässt ihre Lippen über die Schläfe, die Wange, den Hals, die Brust, den Bauch immer weiter hinabwandern. Spürt den schönen Körper unter ihr, wie er leicht zittert, gespannt und flehentlich.

„Doch an mich wird man sich erinnnern, Liebes.“ Kuss. Sanfter Biss. Geschickte Zunge. „Jahrhundertelang.“ Ein Stöhnen dringt aus Sansas Kehle, hell und lustvoll. (Zustimmend.)

*

And just one mistake
Is all it will take
We'll go down in history
Remember me for centuries

Werde ich an deiner Seite sein, wenn es soweit ist? - Ein Satz in einem ungeschickten Brief. Ein paar Worte, die in den vielen, welche noch folgen werden, vollkommen untergehen, und doch die Welt bedeuten, als Sansa sie niederschreibt. Es ist nicht der erste Brief, den sie verfasst, auch nicht der erste an Margaery, doch der erste, bei dem sie ernsthaft darüber nachdenkt, ihn nicht für immer geheimzuhalten. Die anderen liegen bei ihren persönlichen Dingen im Schrank, versteckt unter unwichtigen Habseligkeiten, vollkommen unauffällig; unscheinbare Schätze, die sie hütet, wie jedes junge Mädchen die Blüten seiner ersten Liebe nun mal beschützt.

Die anfänglichen Briefe sind Schwärmereien. Es sind Briefe, wie man sie an unerreichbare Schönheiten eben schreibt; Briefe, die genauso gut den Gedanken eines Bauernjungen entspringen könnten, der sich unsterblich in die Prinzessin verliebt hat. Briefe, die fast immer mit Du wirst mich nie bemerken enden und denen man die dahinterstehende Sehnsucht schon an der Wortwahl anmerkt, wenn man sie aufmerksam genug liest.
Je später die Briefe datiert sind, desto hoffnungsvoller werden sie. Sie erzählen hier von einem etwas zu langen Blick, da von einer überflüssigen Berührung, dort von einem verschwörerischen Lächeln. Es ist als sei die Aufregung, die Sansas Herz zum Rasen gebracht hat, mit der Tinte zusammen auf die Seiten geflossen und dort getrocknet, für immer festgehalten; der Beginn einer jeglichen klischeehaften Liebesgeschichte. (Bloß dass es eigentlich keine klischeehafte Liebesgeschichte ist.)

Werde ich auch eine Legende sein? - Ein Gedanke, der Überwindung kostet, denn kaum hat sie ihn niedergeschrieben klingt er fast schon anmaßend; doch ihre Briefe sind ehrliche Briefe - vielleicht sind sie deswegen ungeschickt? - und es wäre falsch, dem Pergament diese Frage vorzuenthalten. Immerhin brennt diese ihr auch auf der Seele. Sansa seufzt und schreibt und sollte längst schlafen, doch Schlaf findet sie nie, bevor sie nicht sortiert hat, was ihr Sorgen bereitet. Die Fingerspitzen massieren beiläufig die schmerzenden Schläfen, während sie versucht einen klaren Gedanken zu fassen und ihn auszuformulieren. Bitte lass mich an deiner Seite sein, heißt es schließlich. Das, was sie die ganze Zeit sagen will, aber sich nicht traut. Erschreckend simpel und doch so schwierig. Und erinner' dich an mich, Liebste, so wie die Welt sich an dich erinnern wird. Jahrhundertelang. Versprochen?

Sie legt die Feder nieder. Ein Siegel setzt sie nie, wenn sie diese Briefe schreibt. Auch keine Unterschrift. Eigentlich sind sie ja für niemanden. Nur für sie selbst. Und doch beschließt sie, kurz bevor der wohlverdiente Schlaf sie ereilt, dass dieser Brief der erste sein wird, den sie Margaery zeigt. Er ist ohnehin anders als die anderen. So voller Fragen - und so begierig darauf, gelesen und beantwortet zu werden.

(Margaery wird sagen: Mach dir keine Sorgen, mein Herz. Ich warte nur den richtigen Zeitpunkt ab. Ein Fehler, und wir werden in die Geschichte eingehen. Zusammen. Du gehörst doch zu mir. Schon vergessen? Und sie wird lächeln und sie küssen und das Herz, das dabei in Sansas Brust zu zerspringen droht vor Glück, wird auf ewig nur ihr gehören, spätestens ab diesem Moment. Aber das weiß sie noch nicht, als ihre Lider endlich schwer werden und ein süßer Traum sie ergreift. Wie könnte sie auch?)

*

Come on, come on and let me in
The bruises on your thighs like my fingerprints

„Vertrau mir.“ Eine liebevolle Hand streicht über das flammend rote Haar, wieder und wieder, während der schöne Mund Sansas Schultern und Nacken mit sanften Küssen bedeckt. „Du musst keine Angst haben. Nicht bei mir. Ich versprech's dir.“ Wenn sie so da liegt, in den Armen der Frau, von der sie immer dachte, sie sei für sie unerreichbar, kann kein Kummer der Welt ihr mehr etwas anhaben. Ganz egal, was sie zuvor verrückt gemacht hat. Sie spürt nur noch die leichte Gänsehaut, die Margaerys Atem auf ihrer Haut verursacht, die Wärme ihres Körpers, das glühende Gefühl ums Herz, das diese Nähe in ihr auslöst. Alles andere rückt für eine kurze Zeit in den Hintergrund. Obwohl diese Momente nie lange anhalten können, sind sie das, was sie in all diesem Elend, welches sie in Königsmund ereilt hat, am Leben hält. Ihre Stütze in einem Alltag, dem sie nur zu gern entflieht, wann immer sie kann.
Die Finger wandern nun umher. Über die Schultern, an der Wirbelsäule entlang, dann über die Seite zurück. Zum Schlüsselbein, über die Brüste, den Bauch, an der Hüfte entlang, über den Oberschenkel, so weit es geht, und dann auf demselben Weg wieder nach oben. Es sind diese zarten Berührungen, die gehauchten Worte und die leisen Schwüre, die niemand außer ihr hören darf, die sie mit der Zeit dazu bringen, sich ihrer Liebsten immer weiter anzuvertrauen; einen ehrlichen Brief nach dem anderen. Sansa seufzt kaum merklich, schließt die Augen und stellt sich vor, es könnte für immer so sein.

Zwischen weichen, weißen Laken und hellen, warmen Sonnenstrahlen, die Muster auf ihrer beider Haut malen, verlieren sie sich. Ineinander. Immer wieder. Jeden Tag aufs Neue, wenn die Umstände es zulassen. Es ist egal, ob sie nur da liegen, dicht aneinander gedrängt, Haut an Haut, und schweigen, ob sie sich unterhalten (besser, als es mit allen anderen je funktioniert hat, findet Sansa), oder ob Margaerys Fingernägel und Zähne ein weiteres Mal verräterische Blutergüsse (Andenken, nennt sie das) auf den Innenseiten ihrer Oberschenkel hinterlassen. So oder so - es ist alles perfekt, solange sie einander haben.

*

And this is supposed to match
The darkness that you felt
I never meant for you to fix yourself

„Du musst dich nicht alleine heilen, weißt du?“ Um ein wenig frische Luft zu schnappen, hat Margaery, die nun nach langem Schweigen wieder die Stimme erhebt, sich an eins der großen Fenster gestellt, auch wenn Sansa zu bezweifeln wagt, dass es dort in der Mittagshitze wesentlich kühler ist als hier bei ihr im Bett. Unbekleidet lehnt sie an der Fensterbank und blickt hinaus, während die Sonne Schatten auf ihrem wundervollen Körper tanzen lässt. Margaery beobachtet die Welt dort draußen. Sansa beobachtet bloß die Schatten. Sie schweigt, weil sie ihre Liebste mittlerweile gut genug kennt, um zu wissen, dass das der Beginn einer ihrer Monologe ist, welchen sie so gern lauscht.

„Ich weiß, wie dunkel es in deinem Herzen aussieht. Auch wenn du mir nur die hellen Momente offenbarst.“ Gänsehaut. Ins Blaue geraten, ins Schwarze getroffen. Das kam unerwartet. Selbst für einen der besagten Monologe sehr direkt und persönlich. Die Königin in spe dreht sich zu ihr um, überschlägt die Beine, während sie sich auf die Fensterbank hievt und dort Platz nimmt, einen undeutbaren Blick auf sie gerichtet. „Ich weiß, was all das mit dir gemacht hat. Dein Zuhause zu verlassen - du hast es dir immer aufregend und bereichernd vorgestellt, doch es war eine einzige große Enttäuschung.“ Margaery weiß, dass sie richtig liegt, dazu bräuchte es noch nicht einmal Sansas Gesichtsausdruck zur Bestätigung. „Die Beziehung zu Joffrey - für dich war es viel schlimmer als für mich. Du hattest andere, kompliziertere Voraussetzungen, und wir sind uns wohl einig, dass du keine sonderlich gute Schauspielerin bist, was es gewiss ebenso erschwert hat.“ Schmunzeln. Ein kurzer Anflug von Amusement in der ernsten Unterhaltung. „Der Verlust deiner Familie - wen würde das nicht mitnehmen?“ Kein Schmunzeln mehr. „Die ständige Angst vor dem, was als nächstes kommt, was auch immer das sein mag. Die Ungewissheit, was mit dir geschieht. Immer auf die Gnade anderer angewiesen zu sein. Nie komplett ehrlich sein zu können. Geschweige denn frei. All das hat Spuren hinterlassen.“

Sansa öffnet den Mund, doch es kommen keine Worte hervor - weil sie keine hat. Keine, die beschreiben könnten, was sie in diesem Moment fühlt. „Was ich sagen will ist: Du musst das nicht allein durchstehen. Du musst das nicht vor mir verstecken. Du musst nicht eigenhändig all die Fehler wieder korrigieren, die andere begangen haben.“ Ein sanftmütiges Lächeln auf den feinen Zügen, aufrichtiges Mitgefühl in den großen Augen, kehrt Margaery zu ihr ins Bett zurück, legt sich zu ihr unter die Decke und bietet ihr ihren Lieblingsplatz an; in ihrem Arm zu liegen, den Kopf auf ihre Brust gebettet, genau dort, wo sie den steten, kräftigen Herzschlag hören kann, ist das schönste und tröstlichste, was sie sich vorstellen könnte, wirklich. „Ich hoffe so sehr, dass ich all das wieder gutmachen kann.“ Ein Hauch, mehr nicht. „Dass das hier wenigstens ansatzweise all die Dunkelheit in dir aufwiegt. Dass ich, obwohl ich nie genug für dich da bin, dein Licht sein kann, weißt du?“ Die zittrigen Finger streifen ihren Rücken, durchkämmen vorsichtig ihr Haar, Margaerys Brust bebt leicht. Sansa drängt sich näher an sie. Es ist das erste Mal, dass sie die Ältere so schwach sieht. So verletzlich. So ehrlich. Und das … ihretwegen? Ein Umstand, der ihr unbegreiflich scheint, und sie doch mit Glück erfüllt wie nichts anderes. „Das bist du“, erwidert sie schließlich mit leiser Stimme. „Das warst du schon immer.“ Margaerys Tränen münden in ein sachtes Lächeln.

(Es ist das erste Mal, dass sie nebeneinander einschlafen. Weil ihnen alles andere nicht mehr wichtig ist. Nur noch die Nähe der jeweils anderen. Sonst nichts.)

*

Mummified my teenage dreams
No, it's nothing wrong with me
The kids are all wrong
The story's all off

Die ganze Geschichte ist anders gelaufen als sie sollte und sie, ihre ganze Generation, die Erben der Mächtigen, sind diejenigen, die das ganze wieder geradezubiegen versuchen und sich selbst dafür opfern. Jeder auf seine Art. Margaery, indem sie ihr Gesicht ablegt und jenes aufsetzt, das sie am weitesten bringt. So lange, bis sie über die Macht verfügt, alles besser zu machen.

(„Ich würde all die Macht eintauschen“, sagt sie, eines Tages, als sie schon fast Joffreys Königin ist. „Wenn ich die Macht hätte dich zu beschützen, dich zu heilen, dann würde ich all die weltliche Macht dafür hergeben. Ist das irgendwie … falsch?“ Sie lächelt ihr melancholischstes Lächeln, während sie sich aufrichtet und streckt und beginnt sich anzuziehen. „Nein“, erwidert Sansa, noch das erste Gähnen des Morgens auf den Lippen und zu müde, um überhaupt vollständig zu begreifen, worüber sie sprechen. Margaery schenkt ihr einen letzten Kuss und verschwindet wieder, bevor irgendjemand sie gesehen hat, wo sie nie gewesen sein sollte.)

Ihr größtes Problem ist: Sie weiß nie, wann es genug ist. Margaery Tyrell ist klug, geschickt und intrigant - doch ihre Grenzen zu kennen war noch nie ihre Stärke. Wie sonst kann es sein, dass selbst der Tod ihres Verlobten am Tage der Hochzeit sie nicht davon überzeugen kann, dass sie verloren hat? Ihr Plan stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Es fing mit Renly  Baratheon an, mit der Tatsache, dass Margaery schnell lernen musste, dass die verträumten Vorstellungen, die jedes junge Mädchen von der Ehe hat, nie der Wahrheit entsprechen. Mit der Erkenntnis, dass in der Welt, zu der sie gehört, Schein wichtiger ist als das Sein, wenn es um solche Angelegenheiten geht. Mit Loras, dem ihr Zukünftiger wesentlich mehr gewogen war als ihr. Sie hatte sich damit arrangiert, wirklich. Doch Renly ist tot, und nun ist es auch Joffrey, und vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt um endlich aufzugeben.

*

And I can't stop till the whole world knows my name
Cause I was only born inside my dreams

Doch sie ist Margaery Tyrell. Sie ist eine Legende. Eine verdammte Legende. Sie kann nicht aufhören, bevor nicht die ganze Welt ihren Namen kennt.

(Denn eigentlich, tief in ihrem Inneren, weiß sie, dass die Frau, die sie immer sein wollte, nur in ihren Träumen existiert. Dass sie ihr Herz verkauft und ihre Worte falsch sind, bis sie ihr Ziel erreicht hat, und das muss ein Ende haben. Sie will so nicht sein. Sie kann so nicht sein. Nicht für immer. All das sollte nur Mittel zum Zweck sein. So war das nie geplant.)

*

Until you die for me
As long as there's a light, my shadow's over you
Cause I, I am the opposite of amnesia
And you're a cherry blossom
You're about to bloom
You look so pretty, but you're gone so soon

(Die purpurne Hochzeit ruiniert ihnen alles. Margaerys Plan geht so nicht auf - ein toter König kann ihr nicht zur Krone verhelfen -, und für Sansa bedeutet Joffreys Tod nur eines: Flucht.)

„Ich werd' nicht gehen.“

„Du musst.“

„Ich lass' dich hier nicht allein. Du hast mich auch nie allein gelassen.“

Sansas Fingernägel, lang, doch brüchig und zerbissen, der Nervosität sei Dank, krallen sich in Margaerys Handgelenk, fast schmerzhaft, aber es stört sie nicht. Sie wünschte es wäre für immer so. Wünschte, sie müsste sich nie davon lösen.

„Du wirst nicht für mich sterben“, entscheidet sie.

Sansa starrt sie verständnislos an. (Ein verliebtes Herz versteht nicht, dass das Leben wichtiger ist als die Liebe.)

„Verdammt, ich bin das Gegenteil von Gedächtnisschwund, das wissen wir beide.“ Ein mattes, ironisches Lachen dringt aus Margaerys Kehle. „Du kannst mich nicht vergessen. Niemand kann das. Ich bin dein Licht, das hast du gesagt - solange ich das bin, werden auch meine Schattenseiten an dir haften, verstehst du? Du kannst mich nicht vergessen. Aber du kannst weglaufen.“ Sie versteht nicht. Sie sehen sich lange an, länger als je zuvor; Margaery verzweifelt und unfassbar traurig, Sansa wütend und verwirrt. „Was willst du damit sagen? Dass ich nichts bin und du alles und dass du mich vergessen wirst, während ich dich nie wieder aus dem Kopf bekomme? Ist es das? Denn das wusste ich von vorne herein.“

„Ach, Sansa …“ Vorsichtig, als würde sie sonst zerbrechen, streicht sie ihr mit der freien Hand über die Wange. „Du stehst kurz davor zu blühen, weißt du das? Und du bist jetzt schon so wunderschön.“ Ein Kuss streift ihre Lippen. Ein Kuss, der sich wie ein letzter anfühlt, auch wenn sie das noch nicht so recht begreifen kann. Margaery lässt von ihr ab und bahnt sich ihren Weg zum Ausgang. „Ich will, dass du mich vergisst. Das will ich damit sagen. Versprich mir, dass du es versuchst, ja? Du wirst nicht für mich sterben. Deshalb musst du.“ Und dann ist sie weg, und kurz darauf verlässt Sansa Königsmund. Zu ihrer eigenen Sicherheit, doch insgeheim auch ein Bisschen, weil es nun endgültig nichts mehr gibt, was sie dort halten könnte.

*

We've been here forever
And here's the frozen proof
I could scream forever
We are the poisoned youth

Als sie Sansa nicht mehr hat, gibt es auch für Margaery nichts mehr, was sie noch stützt, bis auf den Gedanken:Irgendwann wird es sich auszahlen. Irgendwann. (Dass es das nicht tut, selbst als sie dann Tommens Königin ist statt Joffreys, ist egal. Irgendwas muss einem ja Hoffnung geben. Selbst wenn da eigentlich gar keine Hoffnung ist.) Sie presst all die Briefe eng an ihre Brust, solange sie kann. Andenken an schönere Tage. Beweise dafür, dass all das wirklich passiert ist. Erinnerungsstücke, die sie besänftigen können, wenn sie stundenlang in ihre Kissen schluchzen und schreien will, bis sie keine Kraft mehr hat um auch nur einen einzigen Ton hervorzubringen, aber nicht kann, weil doch niemand wissen darf, was war.

Die ganze Geschichte dauert schon viel zu lange. Sie hat eine Ewigkeit daran verschwendet perfekt zu sein, eine Ewigkeit oder zumindest einen Teil ihrer Jugend geopfert um sich ihren heiß ersehnten Traum nach Macht auf dem herkömmlichen, akzeptierten Weg zu erfüllen. Und das hat sie nun davon: Sie steht in der Großen Septe von Baelor und ist sich sicher, dass sie sterben wird.

Margaery hält Loras' Hand, zieht ihn mit sich, doch verliert ihn in der Menge. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals.Sie sind die Sünder, die Aussetzigen, die Unwürdigen, in den Augen der Spatzen. Sie sind der Dorn im Auge der Königin Mutter. Gottverdammt, sie hätte wissen müssen, dass das nicht gut gehen kann. Dass es für sie kein glückliches Ende geben wird. Tausend Gedanken rasen durch Margaerys Kopf, formen sich zu ihrem ganz persönlichen Inferno, und dann versinkt alles in lodernden grünen Flammen.

*

Some legends are told
Some turn to dust or to gold
But you will remember me
Remember me for centuries
And just one mistake
Is all it will take
We'll go down in history
Remember me for centuries

Es ist lang nach der großen Explosion. Es ist lang nach dem Tod der selbsternannten Königin. Es ist lang nach all dem Elend, das Margaery Tyrell fast nicht überlebt hätte. Der Fehler, auf den sie so lange gewartet hat, ist gekommen und sie hat die Gelegenheit genutzt; die Geschichte der irren Königin hat begonnen Staub zu fangen, und die Chancen stehen gut, dass sie mit der Zeit zu eben jenem zerfallen wird. Margaerys Geschichte hingegen ist zu Metall geworden. Zu Gold - zu Reichtum. Zu Eisen - zu einem Thron. Zu einer Krone, die wieder auf ihrem Kopf sitzt, wo sie hingehört, als sei sie nie fort gewesen. Und man redet über sie. Oder besser gesagt: Es gibt niemanden, der nicht über sie redet. Sie ist zu einer Legende geworden, da ist sie sich sicher. Auch wenn ihr noch eine lange Zeit bevorsteht, bevor die Leute das von ihr behaupten werden.

In ihren Träumen explodiert noch immer alles um sie herum, in stillen Momenten spürt sie noch immer das Blut an ihren Händen, in der Nacht hört sie immer noch die Schreie und der Krieg in ihrem Inneren ist, im Gegensatz zum Kampf um den Thron , noch lange nicht überstanden, das weiß sie. Aber das ist in Ordnung. Ihr Ziel ist erreicht - und ihr Herzblut zu ihr zurückgekehrt. Und dieses Mal ist es kein Versteckspiel mehr, denn alles ist anders. Sie sind älter, sie sind reifer. Sie sind mächtiger. Margaery wurde nicht enttäuscht, und hat, im Gegenzug dazu, auch ihr eigenes Versprechen von damals gehalten.

Es ist der erste Tag nach einem langen Winter, an dem sie Sonnenstrahlen wecken, nicht Albträume, und kaum dass sich ihre Lider heben, schleicht sich auch ein Lächeln auf ihr Gesicht. Blasse Haut, direkt vor ihr. Spürbar unter ihrer Berührung, als sie die Finger wandern lässt, den Rücken durchstreckt, näherrückt. Langes, rotes Haar, mittlerweile dunkler als früher, doch immer noch genauso schön und seidig. Kitzelt in ihrer Nase, doch das ist egal. Hauptsache noch näher, auch wenn es für sie eigentlich nie nah genug sein kann. Dieser Duft. Vertraut und voller Liebe. Dieser Duft nach endlich angekommen. Nach Glück.

Margaery Tyrell, die erste ihres Namens, Königin der Andalen und der ersten Menschen, Beschützerin der sieben Königslande, richtet sich, leise gähnend, in ihrem Bett auf und kann den Blick gar nicht von der zierlichen Gestalt neben ihr abwenden, die Finger nicht von der weichen Porzellanhaut lassen.

Da liegt sie.

Sansa Stark, Wächterin des Nordens, Lady von Winterfell, rechte Hand der Königin.

Die Frau, die sie nie vergessen konnte. An die sie sich erinnern musste; so wie sich das Volk an sie beide erinnern wird.

Jahrhundertelang.

songfiction, oneshot, pairing: margaery x sansa, ficathon fills, rating: p16, fandom: game of thrones, 2016, char: sansa stark, ficathon: waisenhaus, char: margaery tyrell

Previous post Next post
Up