Fandom: Pokémon (Anime)
Genre: Romanze, Hurt/Comfort
Rating: P12
Pairing: Jessie x Misty
Wichteln: Der Geschmack des Femslash
Wichtelkind: Die Hand (FF.de)
FF.de-Crosspost:
[x]Vorgaben: Titel und Pairing waren vorgegeben, maximal P16 erwünscht.
+
Misty sieht Jessie zum ersten Mal und sie denkt, dass sie noch nie so eine schöne Frau gesehen hat. Natürlich sagt sie das nicht - um Gottes Willen, niemals -, aber sie denkt es, und sie ist ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal einen solchen Gedanken hat und unwillkürlich staunt.
+
„Du starrst sie immer so an“, sagt Ash wie aus dem Nichts.
Sie liegen im Gras, die Pokémon träumen, Rocko murmelt im Schlaf vor sich hin und der Himmel ist klar und voller Sterne. Misty findet keine Ruhe und Ash kennt sie mittlerweile gut genug, um zu spüren, dass etwas sie beschäftigt, immerhin sind sie schon eine ganze Weile zusammen unterwegs und verbringen den Großteil ihrer Zeit miteinander. Aber dass er sie so gut kennt ist neu. (So gut, dass er ihre Gedanken erraten kann.)
„Blödsinn“, erwidert sie und setzt nach ein paar Sekunden schnell nach, als wüsste sie nicht, was er überhaupt meint: „Von wem redest du überhaupt? Und außerdem, warum schläfst du noch nicht? Du solltest fit für morgen sein.“
+
Misty sieht Jessie zum zweiten, dritten, zehnten Mal, und sie hat sich angewöhnt nur auf ihre Augen zu achten, in denen Wut und Arroganz um die Wette brennen; solange sie nur auf ihre Augen achtet, sieht sie nicht, wieunglaublich schön der Rest ist. Sie sieht nur ein Meer aus Blau und Hass und sie versinkt darin, bis sie sich nicht mehr daran erinnern kann, was sie als unwissendes junges Mädchen gedacht hat. Sie vergisst es mit der Zeit komplett.
+
(Es ist Jahre später und der Abend schmeckt nach Sake und unausgesprochenen Worten.)
„Damals“, lallt Jessie, die Wangen rot vom Alkohol und das Haar zerzaust, die Lippen furchtbar nah an Mistys Ohr, während sie einen Arm um die Jüngere legt und sich mit dem anderen auf der Theke abstützt, „damals, als du dieses verdammte Turnier mit den Puppen gewonnen hast …“ Sie stockt, bestellt noch einen Schnaps, ehe sie mit einem Seufzen fortfährt. „Weissu, warum ich die Puppen so unbedingt wollte?“ Misty schüttelt den Kopf. Ihr ist schwindelig, dem ungewohnten Alkohol sei Dank, und sie kann Jessies Parfüm riechen.
(Es ist Jahre später und sie erzählen beide von ihrer Kindheit, und Jessie entschuldigt sich tausendmal, weil Misty doch selbst damals noch ein Kind war, als sie sich kennenlernten, und Misty entschuldigt sich ebenfalls, weil es sie nie interessiert hat, was hinter der Fassade steckt, und sie einigen sich darauf, dass sie sich nicht entschuldigen müssen, weil sie sich eigentlich viel ähnlicher sind als sie immer dachten.)
+
Misty sieht Jessie zum tausendsten Mal und zum ersten Mal sieht sie nicht nur ein schönes Gesicht und böse Augen, sondern ein zerbrechliches Herz und ein trauriges Lächeln.
+
„Du bist so schön“, flüstert Misty, die Zunge locker und das Herz schwer vom Alkohol.
„Denkst du das wirklich?“, will Jessie wissen, und der Kuss, der ihre Frage beantwortet, bringt sie zugleich zum Lächeln und zum Weinen.
(Es ist eine bittere Romanze, eine Romanze, die aus Tränen, blutenden Herzen und Hass entspringt, aber sie ist auch zart, so zart wie der Stoff, aus dem Mädchenträume gemacht sind, so zart wie Jessies warme Haut unter Mistys zögerlicher Berührung.)
+
„Du bist so schön“, sagt Misty am nächsten Morgen wieder, dieses Mal nüchtern, aber noch immer aufrichtig.
„Du weißt ja, was man über schöne Dinge sagt“, erwidert Jessie lachend. „Dass sie gefährlich sind, meine ich.“
+
Misty sieht Jessie, sie kann sich nicht erinnern zum wievielten Mal, zählt längst nicht mehr mit, und zum ersten Mal sieht sie sie, wie sie wirklich ist, während aus bitter und zart immer mehr zartbitter wird und all die vergangenen Dinge dahinschmelzen, wie ein Stück süßer, dunkler Schokolade, die die Wärme in ihrem Herzen geschmolzen hat.