Coatings in Nürnberg

Apr 28, 2005 15:16

Bin nun seit gestern Abend zurück von der „coatings“ und nach vielem reflektieren und in mich gehen hab ich nun endgültig meine Meinung über dieses Event gefestigt. Zu aller erst einmal bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wohl keiner wissen wird wovon ich rede. Gut, die Coatings (oder auch European Coating Show, oder European Coating Congress genannt), ist eine Messe ähnlich wie die CeBit oder die E3 nur halt wesentlich langweiliger und ereignisloser.
Wie der Name schon verrät geht es auf dieser Messe um Beschichtungen, ob nun Auto, Boden, Snowboard oder Handycover, alles was irgendwie beschichtet werden kann, war dort vertreten. Womit das Dilemma schon vorprogrammiert wäre. Nun eigentlich wäre damit kein Dilemma zu befürchten, wäre da nicht der drang der ganzen firmen, alles zu haben. Mit anderen Worten, jeder hatte exakt das Selbe und bloß die Marketingabteilungen hatten sich andere Namen dafür ausgedacht. Man wanderte also von Stand zu Stand nur um jedes Mal zu hören dass es jetzt DAS neue und innovative Produkt gibt und natürlich nur der Anbieter mit dem man spricht weiß wie man es passend einsetzt. Das neueste Schlagwort ist ja Nano.

Alles ist Nano oder beinhaltet unübertroffene „Nano-Technologie“, durch welche das Produkt um ein vielfaches besser und überhaupt ultimativ wird. Natürlich wussten etwa 60% der Anbieter nicht mal selbst was Nano denn nun genau bedeutet… einige waren ja mit der Aussage „Na das sind eben so kleine Teile“ recht nahe dran, aber irgendwie war das alles doch recht mysteriös besonders da so mancher Aussteller meinte Nano Teilchen die wären noch kleiner als Atome und meine Damen und Herren, diese aussage ist falsche. Atome bewegen sich unter der Nanometer Grenzen, etwa im 1/10 Nanometer Bereich. Nano an sich ist bloß eine Größenangabe wie Kilo-, Centi-, Dezi-, Milli-, und so weiter. Nanometer in dem Fall heißt, dass es ein 1/1000000000 (ein Milliardstel) Meter groß ist. Man kann es auch mit 10^-9 schreiben (Zehn hoch minus 9).
Das Erschreckenste ist zum Teil auch die Tatsache, dass Palmers (großer Unterwäschehersteller) jetzt anfängt mit Unterwäsche zu werben, welche auf Nanotechnologie basiert. Ich verstehe zwar nicht genau was man damit bezwecken möchte aber ich bin mir sicher, die Leute wissen bestimmt was sie verkaufen können. Für mich persönlich ist es mehr Bauernfängerei und weniger Innovation doch werden so negative realistische aussagen nicht gerne gehört.
W
as mich am meisten gestört hat, war jedoch das Hotel. Eine Nacht für 90 Euros ist ein stolzer preis und bei manchen Hotels auch angemessen besonders wenn Ambiente und Bedienung dementsprechend ausgestattet sind. Nur zu dumm dass mein kleines Hotel aus einem winzigen Zimmer einem noch kleineren Bad, unfreundlicher Bedienung und einem kleinen Fernseher bestand. Natürlich kümmert es mich nicht wirklich, da ja die Firma in welcher ich angestellt bin für alles aufkommt, aber dennoch fand ich den preis ein wenig übertrieben. Das war jedoch nur bis ich eine kleine Ankündigung unten in der Lobby lass: „Nächtigung 35 €, Eventpreise: 90 €“ Das nenn man also Kapital schlagen aus dem notleiden anderer, denn angeblich waren alle Hotels derart überteuert, elende Bande.
Die nächste große Überraschung war für mich das Gasthaus in welches ich eingeladen wurde. Ein nettes kleines Gasthaus, sehr rustikal zum glück, da ich diese extrem nobel Restaurants (welche ja ab und an sehr schön sind) nach 8 Stunden in guter Kleidung, geschniegelt und gestriegelt und ein paar Stunden im Auto, echt nicht mehr ertragen hätte können. Doch rustikal war ein Fehler denn das Essen hatte sich gewaschen. Die Vorspeise waren gebrannte Würstchen mit Sauerkraut und die Portion hätte gereicht um mich 2 Tage lang satt zu halten.
Als Hauptspeise gab es Schweinschulter mit Sauce, Knödel und einem eigenartigen Kohlähnlichen „Püree“ Die menge wieder rum genug um mich weitere 3 Tage satt zu stellen. Leider konnte ich als geladener gast nicht einfach alles zurückweisen und so ergab ich mich denn in mein Schicksal. Wie es bei solchen Anlässen nun mal üblich ist gab es auch Wein, Bier, Schnaps und weiß die Hölle was noch alles und natürlich war es unmöglich sich davonzustehlen bevor man nicht ein gewisses Pensum, zu sich genommen hatte und nach diesem Pensum konnte man auch nicht mehr weg, da selbst das gerade sitzen anfing Probleme zu machen.

Im Endeffekt schaffte ich es so gegen 3:00 im Hotel anzukommen, wo mich die Rezeptionsdame wüst beschimpfte, weil ich beim hereinkommen 2 Blumenasen umstieß, eine davon auf dem Rezeptionstisch stand und das Wasser in ihren PC und dessen Steckdose lief, was im Endeffekt zu einem kurzen Stromausfall im Hotel und noch mehr Gemeckere führte. Irgendwie kam ich dann in mein Zimmer ohne weitere Verwüstungen anzurichten.
Ich vollbrachte es sogar noch mich zu duschen bevor ich tot in mein Bett viel. Wenigstens vermute ich, dass ich geduscht hatte, da meine haare aussahen als wäre ich ohne frisieren und föhnen schlafen gegangen und die Dusche immer noch lief. Meine Kleider waren am Boden verteilt, Zum grossteil natürlich mit Wasser voll gesogen was mich vor ein transporttechnisches Problem stellt, zum glück hatte ich einen Plastiksack mit und konnte sie so transportieren ohne den ganzen Koffer in ein Biotop zu verwandeln.

Unnötig zu sagen dass ich nach geschätzten 3 Stunden Schlaf, einem Frühstück das aus einem glas Wasser und einem Knäckebrot bestand und der Aussicht auf weitere 9 Stunden auf der Messe nicht gut zu sprechen war. Glücklicher weise spürten das die meisten Menschen im Hotel und sprachen mich nicht an, so konnte ich in aller Ruhe auschecken und mich wieder auf den weg Richtung messe machen. Nur einer war dumm genug mich anzusprechen und zu fragen ob ich denn wüsste wer der Blödmann gewesen wäre der gestern für den Stromausfall verantwortlich war. Ich weiß nicht mehr wie ich ihn angesehen hab, aber der blick hat auf jeden fall seine Wirkung gezeigt, denn der lebensmüde Kerl brachte schnell geschätzte 3 Meter zwischen sich und meine Wenigkeit. Ich hätte mir echt merken sollen wie ich ihn ansah, das würde sich bestimmt eines Tages als nützlich erweißen, wie dem auch der Rest des Tages verlief wie man es erwarten konnte.
Die meisten auf der Messe (besonders die, die ich vom Vorabend kannte) sahen aus wie wandelnde Leichen, die paar Besucher die neu ankamen waren noch voller Elan und alle schlugen sich tapfer (mich eingeschlossen) aber ich war froh als ich dann endlich raus kam und nach Hause fahren konnte, beladen mit Prospekten, Werbegeschenken und ähnlichem nutzlosen Tand.

Wobei die Heimfahrt an sich auch noch recht aufregend war da es sehr viele unvorsichtige Autofahrer gab und ich mich manchmal echt gewundert hat, warum LKWs versuchen sich gegenseitig zu überholen wenn sie im Endeffekt ehh nur 5 Minuten nebeneinander fahren und die beiden spuren der Autobahn verstellen.
Ich hab auch ein Schild gesehen, welches mit der Aufschrift „Nach Valhalla“ auf sich aufmerksam machte. Es war ja schon immer mein Traum am ende meines Lebens in einer Kutsche, gezogen von Tanngniostr und Tanngrisnt über Bifrost zu reiten und unter Horngebläse und Trommelwirbel in die Hallen von Valhalla einzuziehen und mit den gefallenen Recken aus längst vergessenen Zeiten zu trinken und feiern bis zum Niedergange der Welt. Aber irgendwie war mir die Vorstellung in einem blöden Auto dort aufzutauchen, übermüdet und vor allem ohne Krieger Gewandung zuwider, also unterließ ich es für den Moment und konzentrierte mich voll auf das heimkommen, was mir dann um 23:45 gelang.

Und somit schließt ein weiteres Kapitel meines Lebens und 2 Tage sind ereignislos und vor allem sinnlos verstrichen. Aber wenigstens erschienen sie mir kürzer was ja an sich schon mal ein Vorteil war… Aber die zwei Tage musste ich ohne Streicheleinheiten auskommen, also von daher, auch wenn es nur ein wenig ist nehme ich es gerne an, ich muss 2 Tage aufholen.

Dann noch einen schönen Tag und sollte jemals etwas Spannendes passieren, lasse ich es euch wissen.
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