(no subject)

Sep 25, 2009 17:27

Letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt, sagte mir mein Chef, dass ich zu unscheinbar wäre. Wenn ich eine Führungspersönlichkeit werden wolle, müsse ich dafür sorgen, dass man mich besser registriert.
Ich war dankbar für diese Info, gleichzeitig jedoch enttäuscht. Enttäuscht, dass man mich im Betrieb nicht so registriert wie in der Uni. In meinem Freundeskreis. Dachte: vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht bin ich im Job zu unscheinbar. Greife zu wenig durch.
Ich hab meine Linie trotzdem weiter gezogen. Mich nicht verbogen - natürlich auch dazu gelernt.
War zufrieden mit meinen Resultaten.
Erst jetzt, in meinem Praktikantenbericht, schrieb ich:
"So wertschätze ich heute, genau wie zu Anfang meines Studiums, unbedingt die Tatsache, einen dualen Ausbildungsweg gewählt zu haben. Ich glaube, dass ich nur durch diesen so zielstrebig aus diesem Studium gehen kann um meinen weiteren Berufsweg anzutreten."

Aber trotz diesen positiven Gedanken, hätte ich nie erwartet, dass mein Chef es jetzt genau so sieht.
"Ich kann Ihnen nichts mit auf den Weg geben, außer: bleiben Sie so, wie sie sind. Sie wissen, wo Sie hin wollen, und das ist gut so."
"Sie sind unglaublich fair. Ihren Praktikantenbericht, liest man als Einzigen mit Gefühl, mit Kritik. Die anderen sind zu sachlich, zu anteilnahmelos. Man merkt, Sie stecken mit Gefühl drin."
"Sie haben die positivste Entwicklung von allen durchgemacht. Sie sind am Erwachsensten geworden. Natürlich, bleiben Sie das Küken - Sie wissen, wie Sie auf Leute wirken und können damit umgehen. Nicht zuletzt wissen Sie auch, dass sie sehr spaßig werden, wenn Sie getrunken haben - aber Sie haben sich ja dennoch völlig unter Kontrolle, und dann ist das doch etwas gern gesehenes!"
"Danke, für alles, dass Sie geleistet haben. Und Sie haben Einiges geleistet. Nun müssen wir wieder ohne Sie auskommen".
Ich sagte ihm trotzdem "Wie sie ja wahrscheinlich wissen, zwischendurch wollte ich sie verfluchen. Aber ich glaube, Sie wissen in solchen Momenten genau was Sie tun. (Er grinst.) In der Retrospektive, bin ich Ihnen für alles, dass ich hier lernen durfte, dankbar."
Bin ich auch. Natürlich gibts 10.000 Dinge, die ich anders machen würde, wenn ich an der Spitze wäre. Aber darum gehts ja auch, im Lernen. Und ich glaube, ich habe viel gelernt.
Und auch, wenn ich mich zwischendurch verfluchen wollte, diesen Weg gegangen zu sein -
ich bereue nichts.

Ein toller Tag.
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