Titel: Gegen jede Regel
Autorin: Ich
Pairing: Schweinski
Rating: PG-13
Disclaimer: Siehe mein Profil.
Summary: Lukas entwickelt eine gewisse Abneigung gegen Sarah, die er sich nicht erklären kann, denn eigentlich hat sie ihm nie etwas getan. Ganz allmählich beginnt er zu begreifen, dass nicht unbedingt seine eingebildete Abneigung gegen Sarah der Grund für seine Gefühlsturbulenzen ist, sondern eher seine Zuneigung für jemand ganz anderen ...
Anmerkung: Obwohl die Story in etwa zur Jetzt-Zeit spielt, habe ich aus persönlichen und dramaturgischen Gründen Lukas' und Monikas Baby weggelassen. Man möge mir verzeihen.
A/N: Ich weiß nicht ob man es merkt, aber mir war dieses Kapitel sehr wichtig. Ich wollte einfach ein paar grundlegende Dinge klären und hab mir eben die Zeit dazu genommen. XD Außerdem taucht da allmählich auch ein neues Pairing auf ...
6. Kapitel
Der Blick auf das Hotelbett lässt Lukas‘ Blut in den Adern gefrieren.
Während des schweigsamen Marsches zurück zum Hotel hat er sich eigentlich genau überlegt, was er zu Moni sagen will.
Er will sich für sein merkwürdiges Verhalten in den letzten Tagen entschuldigen und ihr versprechen sich von jetzt ab nur noch um sie zu kümmern, ihr zuzuhören und Sarah und ihre Beziehung mit Bastian ganz einfach ihre Sache sein zu lassen.
Danach will er sie in seine Arme ziehen, sie küssen und vielleicht ... vielleicht schafft er es ja heute ihre Zärtlichkeiten in befriedigender Art und Weise zu erwidern ...
Nur geht das jetzt nicht mehr.
Der Anblick ist so grauenhaft, dass Lukas gar nicht weiß was er zuerst tun soll. Weinen? Lachen? Oder wirklich Whitney Houstons Weg beschreiten?
Was zur Hölle tut denn der da bei seiner Moni?!
Wie kann Moni es nur zulassen, dass ausgerechnet der kleine Philipp, der bestimmt nicht viel größer ist als sie, neben ihr auf dem Bett sitzt?
Die beiden scheinen sich nicht einmal sonderlich zu schämen, als Lukas die Tür öffnet.
“Bist du wieder da?” meint Moni nur, worauf Philipp etwas verwirrt guckt, aber das ist Lukas nur recht. Wie oft haben die anderen ihn mit diesem komischen Dialekt gequält? Da wird er wohl etwas Polnisch ertragen müssen.
“Was macht er hier?” fragt Lukas, auf Philipp deutend. “Was soll das?!”
“Spiel dich nicht so auf, Kleiner.”
Moni streicht sanft über Philipps Kopf und erhebt sich in einer einzigen fließenden Bewegung.
Sie steht Lukas einfach nur gegenüber, die Arme über der Brust gekreuzt, und sagt gar nichts. Auf einmal wird ihm bewusst wie traurig Monika aussieht, wie ein kleines Mädchen, das sich verlaufen hat.
Am liebsten würde er sie in seine Arme ziehen und küssen und alles wieder gut machen. Aber so einfach kann er es sich zumindest diesmal nicht machen. Er wird ihr schon etwas besseres bieten müssen als einen Kuss und eine Umarmung.
Lukas ist kurz davor den Mund zu öffnen und etwas zu ihr zu sagen, als Philipp sich erhebt.
“Danke, Moni,” sagt er leise.
Sie zieht ihn kurz in ihre Arme, streichelt ihm über den Rücken. “Es wird wieder,” verspricht sie. “Es wird bestimmt wieder.”
Lukas wird schmerzlich bewusst wie klein Philipp wirklich ist. Das fällt sonst eigentlich nie auf, denn Philipp bewegt sich immer mit dieser kraftvollen Eleganz, die Lukas, seiner Meinung nach, völlig abgeht. Philipp ist ein so unglaublich starker Mensch, der nicht einmal davor zurückschreckt anderen Menschen seine eigenen Fehler detailliert aufzuzeigen und damit doch ganz locker umzugehen. Für ihn hat es auch nie den Schmerz und die Unsicherheit gegeben, die Lukas empfindet, wenn andere ihn kritisieren. Im Gegenteil, er scheint geradezu süchtig danach zu sein sich zu verbessern und schont sich nicht. Dabei ist er auch noch so freundlich und lustig.
Komisch eigentlich, dass sie privat so wenig miteinander zu tun haben.
Lukas blickt nach einer Weile direkt in Philipps Augen und erschrickt über das, was er dort findet.
Von diesem unglaublich starken jungen Mann ist im Moment nicht viel übrig, den blutunterlaufenen Augen und langsamen, müden Bewegungen nach zu urteilen.
Es muss etwas passiert sein, doch so erschreckend Philipps Zustand auch ist, Lukas muss sich jetzt erst einmal um Monika kümmern und sein eigenes Schlamassel wieder in den Griff bekommen.
Mit einem letzten Kopfnicken verlässt Philipp den Raum und sie sind allein.
“Wir sollten wohl miteinander reden,” sagt Lukas leise. “Aber erst ... was wollte der denn von dir?”
Moni schüttelt den Kopf. “Das ist eine Sache zwischen mir und ihm. Solltest du es aber wagen uns eine Affäre anzudichten, werde ich den nächsten Flieger nach Hause nehmen, das kannst du mir glauben. Ich hatte schon genug Sorgen deinetwegen.”
Lukas schluckt. Das hat er doch nie gewollt! Er wollte Moni niemals weh tun, das muss sie ihm doch einfach glauben! Und wie immer kann sie seine Emotionen auch sehr gut in seinen Gesichtszügen, seinen Augen lesen und lächelt beinahe.
“Ich weiß, dass du mich nicht verletzen wolltest, Kleiner. Aber das Leben ist eben kein Ponyhof. Setz dich.”
Sie deutet auf einen der großen, bequemen Stühle, die zusammen mit einem Tischchen in einer Ecke des Raums stehen.
“Unterbricht mich bitte nicht während ich spreche,” beginnt Moni. “Das alles fällt mir auch so schwer genug, glaub mir. Ich kritisiere dich nicht gern, weil ich keine von diesen ständig meckernden Freundinnen sein will, aber ich glaube, dass man einem geliebten Menschen sagen was, was er falsch macht. Also ...
Du weißt so gut wie ich, dass der Umzug nach München keine Kleinigkeit war. Wir kannten ja eigentlich kaum jemanden hier. Also niemanden, der nicht mit Fußball zu tun hat und obwohl ich deine Kollegen und auch die meisten ihrer Freundinnen echt mag, war es für mich einfach schwer. Und später ... du weißt selbst wie nervig du ohne Fußball werden kannst.
Ich hab dir nie gesagt wie viele Sorgen ich deswegen hatte. Ich hab‘ oft mit Bastian telefoniert deswegen. Wir haben uns angefreundet, er hat mir Tipps gegeben und so. Das hast du nicht so wirklich mitbekommen, glaub‘ ich.”
Das stimmt.
Monika hätte ihn problemlos mit Schweine betrügen können, er hätte nichts gemerkt. Er war wohl zu beschäftigt mit seinen eigenen Problemen, um Monika die Beachtung schenken zu können, die sie verdient hätte.
Er will ihre Hand nehmen, aber sie zieht sie zurück. Moni möchte jetzt wohl keinen körperlichen Trost von ihm.
“Wir haben oft über dich gesprochen, wie wir dich aufheitern könnten oder so. Wir haben uns auch ein paar Mal getroffen und wir haben uns auch wirklich gut verstanden. So wie Bruder und Schwester oder so was in der Art ...”
Moni seufzt tief und blickt auf. “Ich wusste mir wirklich nicht mehr zu helfen mit dir, mein Süßer. Das mit Bayern hat dich ziemlich fertiggemacht, hm?”
Und Lukas weiß in diesem Moment, dass Moni ihm alles verzeiht, dass sie nie wirklich böse auf ihn sein könnte. Diese Erkenntnis ist befreiend und beunruhigend zugleich. Wie soll man denn mit einem Menschen umgehen, dem man weh tun kann ohne es jemals zu merken?
Aber er hat keine Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn Monika spricht schon weiter.
“Vorhin ... vorhin hast du mich wirklich alleine gelassen, Lukas. Du weißt, dass ich Sarah nicht besonders gerne mag und du hast mich einfach sitzen lassen wie eine Idiotin. Das fühlt sich nicht besonders gut an, kann ich dir sagen. Als Bastian dann wieder da war ... ich hab einfach nur geheult.
Dein ganzes Benehmen in letzter Zeit war so merkwürdig! Ich dachte fast du willst was von diesem Mädchen, weil du gar nicht mehr aufhören wolltest von ihr zu reden! Da konnte ich nicht anders. Es war mir zu viel. Er ... wollte mit dir reden. Ich hoffe, dass er nicht zu hart zu dir war.”
Mit einer anmutigen Bewegung legt Moni die Hände in den Schoß und wartet auf Lukas‘ Reaktion. Er geht rasch vor ihr in die Knie und küsst ihre Finger, wieder und wieder. “Es tut mir leid,” flüstert er. “Ich wollte dir nie weh tun. Ich verspreche, dass ich alles wieder gut mach, wenn wir wieder zurück sind. Bestimmt! Ich liebe dich ...”
Moni schluckt. “Ich liebe dich auch. Und jetzt ist Schluss mit der Gefühlsduselei. Jetzt will ich von dir auf Händen getragen werden, Kleiner.”
Lächelnd gehorcht Lukas und hebt Monika hoch. Er könnte so glücklich sein, doch selbst in diesem Moment zieht es schmerzhaft in seinem Herzen, ist da dieser Stich, der es ihm fast unmöglich macht sich auf Moni zu konzentrieren. Und mit jedem Kleidungsstück, das auf dem Boden landet, jedem Stück Haut, das seine Lippen liebkosen, steigert sich die Qual bis er halb verrückt ist.
Und in der Ecke lauert der Hut, schwarz-rot-gelb.
***
"Du, Moni?"
Sie liegen zwar verschwitzt, aber glücklich aneinander gekuschelt und Lukas ist eigentlich auch schon fast eingeschlafen, aber da gibt es doch noch etwas, das er wissen muss.
"Hmmm?"
"Was wollte er denn nun?"
"Wer?"
"Philipp."
"Ich schlafe."
"Aber du redest mit mir."
"Ich rede im Schlaf."
"Deine Augen sind offen."
"Ich schlafe mit geöffneten Augen."
"Sag's miiir!"
"Versprichst du mich in Ruhe zu lassen und es niemandem zu erzählen? Ich zwick dich an einer schmerzhaften Stelle, wenn du's tust!"
"Jaja."
"Er hat Liebeskummer."
"Ah."
"Und jetzt schlafen wir, ja?"
"Warum hat er Liebeskummer?"
"Kann ich dir nicht sagen."
Eigentlich will Lukas sie ja noch weiter nerven, aber dazu ist er jetzt viel zu müde. Außerdem ist morgen Training und Jogi wird nicht sehr erfreut sein, wenn er im Halbschlaf auf den Platz wankt.
Er wird schon noch herausfinden, worüber Moni und Philipp getuschelt haben und er wird auch den Sarah-Schmerz ein für allemal besiegen! Aber jetzt ist erstmal Schlafenszeit.
Schließlich ist morgen auch noch ein Tag.