Gegen jede Regel - 5. Kapitel

Jul 01, 2008 00:06

Titel: Gegen jede Regel
Autorin: Ich
Pairing: Schweinski
Rating: PG-13
Disclaimer: Siehe mein Profil.
Summary: Lukas entwickelt eine gewisse Abneigung gegen Sarah, die er sich nicht erklären kann, denn eigentlich hat sie ihm nie etwas getan. Ganz allmählich beginnt er zu begreifen, dass nicht unbedingt seine eingebildete Abneigung gegen Sarah der Grund für seine Gefühlsturbulenzen ist, sondern eher seine Zuneigung für jemand ganz anderen ...

Anmerkung: Obwohl die Story in etwa zur Jetzt-Zeit spielt, habe ich aus persönlichen und dramaturgischen Gründen Lukas' und Monikas Baby weggelassen. Man möge mir verzeihen.

A/N: Dieses Kapitel ist nicht so lang wie die anderen, weil ich es einfach für sich wirken lassen wollte. Es ist so eine Art Brücke zwischen dem bisherigen Ton der Geschichte und dem eigentlichen Ziel. Danke übrigens für eure tollen Kommentare! <3



5. Kapitel

Bevor Lukas reagieren kann ist Moni auch schon aufgesprungen und zur Tür geeilt.

„Bastian, halt dich mal zurück! Es gibt hier manche Leute, die schlafen wollen.“ Aber sie öffnet ihm trotzdem, verschränkt dann die Arme vor der Brust und sieht Bastian eindeutig missmutig an.

„Ich muss mit dem Lukas reden,“ gibt Bastian ungeduldig zurück. „Du weißt doch ...“

„Mag sein. Es ehrt dich ja auch, Basti, aber Lukas ist müde. Ich glaube er will jetzt lieber schlafen,“ antwortet Monika sanft, aber bestimmt. „Dir würde es auch nicht schaden. Ihr habt doch am Vormittag wieder Training, das weißt du doch. Ihr könnt morgen in aller Ruhe darüber reden.“

Bastian schüttelt unwillig den Kopf. „Nein, das können wir nicht. Versteh’s halt, Moni. Das muss jetzt gleich sein, weil ich sonst die ganze Nacht nicht schlafen kann vor Wut. Versteh’s doch.“

Die beiden sprechen zwar nicht besonders laut, aber Lukas kann sie gut genug hören, um zu wissen, dass sein Typ verlangt wird. Er versteht zwar nicht genau, was Basti eigentlich von ihm will, aber als Freund ist er es ihm schuldig zur Tür zu kommen. Dieser Unterton in Bastians Stimme ... so hat er ihn noch nie erlebt. Wütend, enttäuscht und gleichzeitig der Verzweiflung nahe.

Er weiß, dass es nicht gut enden wird, dass sie sich vermutlich streiten werden, aber welche Wahl hat er denn schon?

Langsam steht er auf und geht auf die Tür zu, die Moni noch immer halb geschlossen hat, wie um Bastian den Blick auf Lukas zu verwehren.

„Ist schon gut,“ flüstert er. „Basti und ich haben zu reden.“

Sie sieht ihn mit einem Ausdruck von Verzweiflung an, den er sich nicht erklären kann, aber sie nickt. „Ist gut. Ich warte auf dich, Kleiner.“

So hat sie ihn schon immer genannt, obwohl er der Ältere und Größere ist. Lächelnd beugt er sich vor und küsst ihre niedliche Stirn, die Moni so wenig leiden kann. Sie schmiegt sich einen Moment lang an ihn, als wolle sie ihn nicht gehen lassen, obwohl doch auch sie spüren muss, dass Bastian nicht mit sich handeln lassen wird, nicht heute. Lukas versucht diesen Gedanken zu verdrängen, ihn in den hintersten Winkel seines Verstandes zu sperren.
Noch gelingt es ihm Bastians Blick auszuweichen, aber er weiß er wird sich ihm nicht mehr lange entziehen können; im Grunde kauft er sich gerade nur ein paar Sekunden der Ruhe.

Selbst die Luft ist elektrisch aufgeladen wie an einem heißen Sommerabend bevor ein Sturm losbricht, aber er folgt Bastian ergeben wie ein Knappe seinem Ritter in die Schlacht. Wie gesagt, eine andere Wahl hat er gar nicht. Das Schicksal hat an diesem Abend in Bastians Gestalt ann seine Tür geklopft und wer wäre er sich dem zu verweigern?

Schweigend gehen die beiden Freunde nebeneinander her, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend, die aber doch immer nur um den anderen kreisen.

Lukas folgt Bastian, schenkt ihm nach wie vor das Vorrecht ihren Weg zu bestimmen, obwohl er sich ganz und gar nicht sicher ist, dass er das Ende kennen will.

Ein dünner Schweißfilm bedeckt seine nackten Arme und er fröstelt leicht. Bastian hat ihn in den Garten geführt, wo es dunkel und kühl ist unter der Bäumen. Endlich bleibt er stehen. Endlich wird Lukas erfahren, was das alles soll.

„Bist du eigentlich komplett bescheuert?“

Bastian hat also beschlossen den diplomatischen Weg zu ignorieren und wie üblich mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Das kennt Lukas zur Genüge, überrascht ihn nicht einmal mehr. Bastians nächste Aktion hebt Lukas‘ Bild von der Welt aus den Angeln, dreht alles auf den Kopf, was er zu wissen geglaubt hat.

Bastian packt ihn an den Schultern und stößt ihn gegen den nächsten Baum, sodass es kracht. Es tut nicht einmal besonders weh und er könnte sich leicht befreien, wenn er nur wollte, wenn er nur könnte. Lukas ist aber viel zu geschockt, um solche Abwehrmaßnahmen auch nur in Erwägung zu ziehen.

Bastian, sein Bastian, will ihm also weh tun aus einem Grund, den er sich zwar gut vorstellen, aber doch nicht recht verstehen kann. Läuft denn alles in seinem Leben momentan auf diesen einen Punkt zu, dieses eine Mädchen? Kann er sich Sarah denn nicht einmal in seinem eigenen Hotelzimmer entziehen, muss ihr Schatten ihm auch dorthin folgen?

Er blickt auf zu Bastian, dessen Gesicht eine wilde Maske aus Verwirrung, Schmerz und Wut ist. So hat er ihn nie gesehen, so kennt er ihn nicht. Unfähig zu reagieren, wartet Lukas ab auf das was da kommen mag.

„Mit welchem Recht machst du eigentlich so etwas?“ beginnt Bastian schließlich, sein Temperament offensichtlich nur mühsam unter Kontrolle haltend. „Du bist schon seit Tagen so komisch drauf, aber heute war echt ...“ Er schüttelt Lukas leicht, aber die Geste wirkt eher verzweifelt als brutal. „Mit welchem Recht zwingst du den Mädels deine schlechte Laune auf? Mit welchem Recht bringst du sie zum Weinen?!“

Sarah hat also geweint. Gut. Er kann das ja irgendwie verstehen, so ganz gentleman-like hat er sich nicht benommen ihr gegenüber, aber soll das nun der Grund für diese Standpauke sein? Kann man das nicht anders regeln?

„Ich dachte, dass du sie liebst!“ fährt Bastian mit seiner flammenden Rede fort, seine Augen zu Schlitzen verengt. „Wie kannst du sie wegen so einer Scheiße zum Weinen bringen? Du warst ja sonstwo, du hast es ja nicht gesehen, aber ... verdammt, Podolski, sie liebt dich! Und du musst sie wegen deiner kindischen Eifersucht so quälen, du Arschloch! Was bist du eigentlich für ein gottverdammter Bastard?!“

Die Frau, die er liebt ...

Plötzlich werden Lukas so viele Dinge auf einmal klar, dass sein Gehirn Mühe hat sie alle zu verarbeiten. Es ging also gar nicht um Sarah. Es ist Monis Leiden, das Bastian so unglaublich wütend gemacht hat. Moni hat sich schon immer gut mit ihm verstanden und Bastian scheint sie als eine Art kleine Schwester zu betrachten, die man mit allen Mitteln beschützen muss. Bastian meint seine Worte nicht wirklich so, er ist genauso verwirrt wie Lukas, kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Waffen, um etwas Ordnung in dieses Gefühlschaos zu bekommen, das sie beide zu verschlingen droht. Er handelt, auf seine Weise, durchaus logisch und nachvollziehbar. Lukas würde das nicht anders machen, aber ...

„Ich wollte ihr doch nicht weh tun,“ flüstert er und schafft es endlich zu Bastian aufzusehen, der ihn immer noch gegen den Baumstamm presst.. „Ich versteh’s doch selber nicht ...“

„Du bist wegen Sarah eifersüchtig.“

Das ist eine Feststellung, keine Frage, keine Überlegung. Bastian Schweinsteiger hat beschlossen, dass er eifersüchtig ist. Wer könnte dieser zwingenden Logik schon widersprechen. Es stimmt ja schließlich. Irgendwie.

„Jetzt hör mir mal zu, Kleiner.“ Monis Kosewort aus Bastians Mund bringt eine Saite in Lukas zum Klingen, die er nie zuvor gekannt, von dessen Existenz er nichts geahnt hat. „Mir ist schon klar, dass ich dich in letzter Zeit vernachlässigt habe. Aber du weißt selber wie das ist, oder? Man hat eben so viel zu tun, dass man manches vergisst.“

Vergessen. Nein, Lukas würde seine Freunde bestimmt nicht einfach so vergessen wie Bastian es getan hat. Er würde auch nicht so tun als wäre das vollkommen normal. Aber das ist es ja alles nicht, was ihn quält. Er versteht es immer noch nicht, so als wäre da eine Blockade in seinem Inneren, irgendein Knoten, der seine Gefühle zurückhält. Diesen Schleier, der ihm den Blick auf sein Innerstes verwehrt, kann er nicht zerreißen, noch nicht.

Er weiß nur, dass er nicht wegen Sarah eifersüchtig ist. Das trifft es einfach nicht.

„Es geht doch nicht darum,“ sagt er so leise, dass Bastian sich ein Stück nach vorne lehnen muss. „Es ... geht einfach nicht darum.“

Dann fallen die ersten Tränen.

Etwas in Lukas‘ Innerem löst sich, zerbricht, wie auch immer. Er weint leise, denn dies ist kein Moment an dem er die Welt teilhaben lassen will, dies ist sein Schmerz und seine Tränen. Langsam fallen sie über seine Wangen, röten seine Augenwinkel und spülen etwas fort, das Lukas gern noch ein Weilchen behalten hätte.

„Mann ... Poldi ... Kleiner ...“

Erst jetzt lässt Bastian ihn los, aber nur um ihn einen Moment später wieder in seine Arme zu ziehen, auf eine Weise, die Lukas nicht peinlich ist, auf die Weise in der Bastian Schweinsteiger alles erledigt. Schnell, unbewusst elegant und voll unbeholfenem Charme.

Lukas lässt sich bedingungslos in Bastians Umarmung fallen, die ihn beinahe an Monis erinnert. Basti hält ihn ganz fest, fängt Lukas‘ Gewicht mit seinem Körper auf. In diesem Moment muss Lukas nichts tun, an nichts denken. Für diesen Moment ist da nur Bastian, der ihn wärmt und dessen Handflächen über seinen Rücken kreisen und der so vertraut riecht und sich noch vertrauter anfühlt.

In diesem Moment müssen sie nichts sagen, denn einmal mehr funktioniert diese wunderbare Verbindung zwischen ihnen, die Worte überflüssig macht, ihnen jeglichen Sinn raubt. Was muss er denn noch sagen, wenn Bastian genau jetzt und hier bei ihm ist?

Sie stehen lange so da, ineinander verschlungen wie Liebende, bis Lukas schließlich aufsieht und sich die Tränen mit einem Lächeln aus dem Gesicht wischt.

„Geht’s wieder?“ fragt Bastian leise, mit besorgter Stimme. Seine Hände liegen immer noch leicht auf Lukas‘ Rücken

„Muss ja.“ Lukas lächelt aber schon wieder.

Es hat gut getan zu weinen, besser als er gedacht hätte. Die Krise scheint überwunden, zumindest vorerst. Vielleicht hat auch Bastian etwas verstanden, was sich Lukas‘ Kenntnis noch immer entzieht. Es ist aber auch egal. Es geht ihm gut. Zumindest im Moment.

„Lass dich mal saubermachen. Die Moni soll ja nicht denken, dass ich dich mit meiner harten Linken zum Heulen gebracht hab,“ grinst Bastian und zieht ein Taschentuch aus seiner Hosentasche.

Kein Tempo oder etwas vergleichbares, es ist tatsächlich ein sauberes Stofftaschentuch mit seinen gestickten Initialen! Er schenkt das gute Stück vielsagend ehe er Lukas damit zu Leibe rückt. Erstaunlicher Weise geht er aber sehr sanft zu Werke und tupft Lukas‘ Augen und Wangen vorsichtig mit dem weichen Stoff ab.

Das fühlt sich eigentlich sehr angenehm an, wie Lukas feststellt. Fast ein bisschen wie Streicheln, obwohl es von Schweini kommt, der sich wahrscheinlich eher die Hände abbeißen würde als Lukas damit zu liebkosen. Mal ganz davon abgesehen, dass Lukas ohnehin nur von einer Blondine gestreichelt werden will. Und das ist Moni. Obwohl er auch eine Blondine ist, schließt das den guten Herrn Schweinsteiger automatisch aus.

Warum denkt er eigentlich so etwas? Das ist doch völlig hirnrissig! Aber was ist an diesem Abend schon normal? Also ignoriert Lukas seine Gedanken und Bedenken und lässt Schweini einfach mal machen.

„Sooo, das ist schon viel besser,“ stellt der schließlich befriedigt fest. „Jetzt grins noch so blöd wie immer und die Moni wird wild.“

Ein besseres Friedensangebot hätte Bastian ihm nicht machen können und beinahe würde Lukas seine Männlichkeit darüber vergessen und Bastian noch einmal knuddeln. Aber wirklich nur beinahe.

„Gehen wir zurück,“ meint Lukas nur. „Es ist spät und wir müssen morgen früh raus.“

„Hast recht.“

Und so machen sie sich auf, versöhnlicher diesmal, aber immer noch in Gedanken versunken, die nur um den anderen kreisen.

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