Gestern habe ich das erste Mal eine Puppenspiel-Aufführung im Nationalen Bunraku-Theater angesehen. Sehr faszinierend. Im Laufe meiner Forschung hatte ich zwar schon ab und zu Manuskripte dafür in der Hand, aber es selbst zu sehen, war noch einmal völlig anders. Im Grunde genommen besteht die Aufführung aus drei Bestandteilen: Dem Sprecher, der die gesamte Textarbeit hat, d.h. alle Charaktere intoniert und die Bühnenanweisungen und Erklärungen, auch Gedichte, spricht. Neben ihm sitzt ein Musiker mit Shamisen, das ist ein dreisaitiges Instrument. Er begleitet auf weite Strecken den Sprecher und die Figuren. Die Puppen werden von einer schwarz verhüllten Person (unwichtige Figuren) bzw. von zwei Verhüllten für den linken Arm und die Beine und einer einem Unverhüllten für Kopf und rechten Arm (wichtige Figuren) bedient. Mir gefällt am besten die kleine Klapp-Bühne, auf der der Sprecher und der Shamisen-Spieler sitzen.
Ein Sprecher, der leider niemanden gefragt hat, wie man »ningyô jôruri«, also diese Form des Puppentheaters, richtig ausspricht, verdirbt es ein bißchen, aber hier kann man eine kleine, interessante Einführung zu Bunraku bekommen.
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Ich muß noch mal sagen, daß es noch etwas ganz anderes ist, dabei zu sein, wie abgedroschen das auch klingen mag. Selbst, wenn man kein Wort Japanisch spricht, sollte man sich bei Gelegenheit hineinsetzen. Ich komme da mit meinen Kenntnissen nämlich auch nicht weit, durch dieses archaische Japanisch, das zudem im Osaka-Dialekt gesungen wird. Stattdessen liest man am besten vorher, worum es geht und genießt dann die Eindrücke.
Jetzt hab ich Lust, meine Dissertation über Bunraku zu schreiben. Naja, die nächste dann.