Betrunkene bereuen vieles, aber nicht alles [end]

Nov 14, 2016 11:51

Fandom: Harry Potter
Format: One Shot (geteilt)
Pairing: Percy/Oliver
Rating: P-12 Slash

Fortsetzung von Betrunkene finden immer nach Hause & Betrunkene sagen immer die Wahrheit

Manchmal ist es nicht so einfach, die richtigen Worte zu finden, wenn man sie braucht. Meistens hängt der Kopf genau in diesen Augenblicken in einer Dauerschleife fest ... oder lässt die Gedanken in Richtungen wandern, die dem Zweck alles andere als dienlich sind.
Percy sieht sich damit jeden Tag konfrontiert, seit diesem ... Vorfall. Eine Woche ist es mittlerweile her und wenn Oliver und er sich nicht gerade aus dem Weg gehen, dann hindern sie genau solche Blockaden im Kopf daran, die Sache endlich auf den Punkt zu bringen. Wenn sie abends gemeinsam im Schlafsaal liegen, dann ist es meist Oliver, der tut, als würde er schlafen, wenn Percy ihn anspricht und der Weasley kann einfach nicht über seinen Schatten springen. Es wäre so einfach. Aufstehen, zu Olivers Bett gehen und ihn direkt konfrontieren. Wachschütteln und am Ohr kitzeln inklusive.
Er müsste sich nur trauen.
Aber er ist ein Feigling, weil seine Gedanken viel weiter sind. Weil er sich vor Olivers Reaktionen fürchtet. Seine Fantasie hat in den letzten Tagen ungeahnte Fähigkeiten entwickelt und hält ihm Dinge vor, an die er nicht einmal im Traum je gedacht hätte. Immer wieder sieht und spürt er den Kuss. Er kann ihn nicht vergessen und Percy ... schämt sich dafür, weil er nicht den Mut findet, um endlich mit Oliver zu reden. Aber er ist nicht der Einzige, dem es schwerzufallen scheint. Auch von dem sonst so mutigen und offenen Quidditchkapitän kommen keine Annäherungsversuche mehr. Ja ... im Grunde hat ihnen dieser nächtliche Vorfall nichts gebracht. Kein Stück vorwärts. Aber auch nicht rückwärts.
Alles beim Alten.
Scheinbar.

[...]

Überraschte Blicke folgen dem Rothaarigen, als er durch die Zuschauerreihen auf der Tribüne wandert, um sich zu Penelope zu setzen. Die junge Ravenclaw ist die Einzige, mit der er ab und zu plaudert. Sie mag Quidditch gern, jedoch ist sie da nicht so exzessiv wie Wood und es gibt viele anderen Themen, mit denen sie ebenfalls sehr gut zu unterhalten weiß. Sie ist intelligent, sehr belesen und gehört genau wie er zu den zumeist eher ruhigeren Menschen. Vielleicht verstehen sie sich deswegen so gut. Dass sie sich das Spiel zwischen Gryffindor und Slytherin ansieht, wundert Percy jedenfalls nicht. Da ist es viel irritierender, dass er es zu tun gedenkt.
»Du hier?«, begrüßt sie ihn mit großen Augen und blinzelt. »Wer bist du und was hast du mit Percy gemacht?«
Percy schmunzelt und winkt ab. »Hör schon auf! Ich habe gerade nichts zu tun und ... es ist eine gute Abwechslung.«
Penelope runzelt ein wenig die Stirn und blickt auf das Spielfeld zurück, dann abermals zu Percy. Nein. Sie kann es nicht glauben. Percy ... der Percy Weasley ... schaut sich tatsächlich freiwillig ein Quidditchspiel an und das nur, weil ihm langweilig ist? Hat er es endlich geschafft, sämtliche Bücher der Bibliothek zu lesen?
Die junge Frau lässt ihren Blick abermals über das Feld wandern und bleibt an Gryffindors Hüter hängen. Oliver. Sie runzelte die Stirn. Nein ... das ist nicht möglich. Vielleicht irgendeiner der anderen Spieler? Angelina vielleicht? Sie seufzt, als sie aufgibt, es verstehen zu wollen. Irgendeinen Grund wird Percy schon haben und an sich ist es doch ganz nett, dass sich der Andere zur Abwechslung mal unter das Gefolge mischt. Sie hat den Glauben fast schon aufgegeben.

Das Spiel ist gewohnt hart. Die Mannschaft von Slytherin unter Marcus Flint hält sich selten an die Regeln beziehungsweise reizt sie diese weitestgehend zu ihrem Vorteil aus. Verletzungen sind bei diesen Spielen an der Tagesordnung. Madam Pomfrey ist schon immer im Voraus für den schlimmsten Fall gerüstet.
Percy hat das, was er zu Gesicht bekommt, nicht erwartet. Nicht nur einmal springt er vor Entsetzen auf und protestiert. Er ist mit den Regeln halbwegs vertraut, was daran liegt, dass - wenn man mit Oliver in Kontakt kommt - es selten ein anderes Thema gibt, über das der Hüter spricht. Wohl oder übel ist sich Percy darüber im Klaren, mit welchen unfairen Mitteln hier gespielt wird. Doch Madam Hooch lässt vieles laufen. Bis zu dem Augenblick, als die Treiber von Slytherin einen Angriff auf Wood starten, der nicht mehr viel mit dem Abhalten der Klatscher zu tun hat. Auf der Tribüne stehen alle, als dieser Angriff Erfolg zeigt. Oliver will noch ausweichen, sieht in dem Moment aber, dass sich der Quaffel im Besitz der gegnerischen Mannschaft befindet und direkt auf seine Torringe zusteuert. Sein Stolz ist größer als seine Vorsicht. Er will den Ball abfangen, wird übel gefoult und verliert den Halt.
Percy sieht es.
Und irgendetwas in ihm schreit auf.
Penelope sieht nur aus dem Augenwinkel heraus, dass er davon stürzt. Sie will ihn noch aufhalten, aber er ist längst außerhalb ihrer Reichweite.
»Percy!«

Irgendwann hält er an. Halb auf der Treppe, die Haare wild auf der Stirn, etwas atemlos. Was tut er denn? Was ... will er tun? Es gibt nichts, womit er Wood gerade irgendwie helfen kann. Madam Hooch wird alles Nötige in die Wege leiten. Die Erkenntnis ist bitter und bringt ihn noch mehr durcheinander und vielleicht ... schafft sein Kopf das gerade nicht.
Er geht langsam weiter. Aber nicht auf das Feld, sondern zurück ins Schulgebäude. Bibliothek. Ruhe. Abgeschiedenheit. In seinem Kopf dreht sich alles.
Aber es ist kein Buch über Zaubertränke, das er letztlich aus dem Regal zieht. Ihm wird erst bewusst, dass es ein Buch über die Quidditchregeln ist, als er die ersten Seiten bereits gelesen hat. Er runzelt die Stirn, schlägt das Buch schnell wieder zu und schließt die Augen.
Okay, Percy, ermahnt er sich. Was du hier tust, ist nicht mehr normal. Hör auf damit!
Wo kann er nur hin, um auf andere Gedanken zu kommen?
Er weiß es nicht wirklich. Deshalb sucht er sich bewusster ein Buch aus, schlägt es auf und liest.
Wenn er nur behalten könnte, was er da zu verinnerlichen versucht ...

[...]

Alles ist wie immer. Die Bibliothek ist sein drittes Zuhause. Vertieft in Büchern, um der Realität zu entfliehen. Das hat schon immer gut funktioniert. Mehr und mehr rücken die störenden Gedanken in den Hintergrund und er kann sich wieder besser aufs Lernen konzentrieren.
Bis zu dem Augenblick, als jemand seine Ruhe stört.
Percy bemerkt den Neuankömmling erst, als der ihm kurzerhand das Buch aus der Hand nimmt, dass er so schön vor seinem Gesicht platziert hat.
»Was zum ...«
Er blickt direkt in Olivers Augen. In diese schönen, klaren Augen. Nicht verklärt vom Alkohol. Nicht von Dunkelheit überzogen.
»Du warst beim Spiel gestern«, sagt der Hüter nur, ein Schmunzeln im Mundwinkel. »Ich habe dich gesehen. Warum warst du da?«
Percy blinzelt ein paar Mal. Oliver ist direkt. Aber warum sollte ihn das wundern? Der Andere ist nie anders gewesen. »Ich ... habe nach Abwechslung gesucht. Mir war langweilig.«
»Falsch. Du wolltest mir zusehen.«
Oliver lässt sich mit einer linkisch wirkenden Bewegung und einem nachfolgenden Ächzen auf dem Stuhl gegenüber von ihm nieder.
Dem Weasley bleibt das nicht verborgen. »Hat Madam Pomfrey deine Verletzungen nicht geheilt?«
»Und wieder machst du dir Sorgen um mich«, stellt Oliver höchst amüsiert fest, doch sein Gesichtsausdruck wird langsam ernster. »Sie hat sich um mich gekümmert, aber nur um die inneren Verletzungen. Die äußerlichen, sprich, die Prellungen, wollte ich behalten. Ich mag den Schmerz. Er gehört einfach dazu, wenn man Quidditch spielt.«
»So etwas Dummes habe ich ja noch nie gehört!«, explodiert der Rotschopf und springt beinahe auf dabei. Mit geweiteten Augen erwiderte er Olivers kühnen Blick und glaubte ja nicht, was er da gehört hat. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«
»Vielleicht.«
Oliver lehnt sich etwas weiter auf den Tisch und neigt den Kopf. Da ist kein Lächeln mehr auf seinem Gesicht. Er sieht ernst aus. Und ein wenig ... traurig. »Du fehlst mir.«

Sekunden verstreichen. In Percys Innerem wühlt sich Hitze aus dem Nichts und wandert in sein Gesicht. Etwas rumort. Er weiß nicht, was, aber es fühlt sich so seltsam an. Oliver vermisst ihn? Es ist nicht so, dass sie ... keinen Kontakt hätten haben können in den letzten Tagen. Sie haben ihn nur ... auf einer platonischen Ebene gehalten, wenn überhaupt. Aber wie hätte er auch annehmen können, Olivers Gefühle hätten sich auf irgendeine Art und Weise geändert? Natürlich haben sie das nicht getan. Dennoch überfordert es Rons Bruder so sehr, dass er nicht die leiseste Ahnung hat, was er dazu sagen soll.
Oliver setzt sich wieder gerade hin, lächelt schmerzlich und greift vorsichtig, sehr vorsichtig nach der feingliedrigen Hand seines Freundes, die aber zurückzuckt, ehe er sie berühren kann. Er bemerkt es vielleicht zu spät, aber ... wenigstens tut er es endlich.
»Verzeih. Wir ... wir haben nicht mehr geredet, seit ... du weißt schon. Ich wusste nicht, wie. Ich ... mir ist die ganze Sache so peinlich. Ich habe dich einfach überfallen damit, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was ... du davon überhaupt hältst. Das war dreist ... und unsensibel. Und dann musstest du dich auch noch um mich kümmern, weil ich es einfach immer übertreibe, wenn ich nicht weiß, wie ich Dinge regeln soll.«
Also erinnert sich Oliver tatsächlich an alles. Es ist schön gewesen, sich einzureden, der Quidditchspieler wüsste nichts mehr und hätte deswegen nicht das Gespräch gesucht. Zumindest war es diese Erkenntnis, die Percy über den Tag geholfen hat, nachdem er es endlich geschafft hat, seine Gedanken wieder in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.
So schnell kann eine so wichtige Hilfe einfach in der Luft verpuffen.
»War es«, murmelt Percy nur, der das Buch vermisst, das sein Gesicht verdeckt hat. Er spürt die Hitze auf seinen Wangen und weiß, dass er knallrot ist. Er kann den Blick aber auch nicht abwenden. Oliver sieht so ... verzweifelt aus. Und hinzu kommt der Schatten des Schmerzes, der in seinem ganzen Körper zu toben scheint. Alles in allem ist der Kapitän der Gryffindors alles andere, als in einem guten Zustand.
»Es tut mir leid, Percy«, murmelte Oliver und verbirgt sein Gesicht zwischen den Armen. »Ich bin so ein Idiot.«
Percy sollte zustimmen. Vielleicht. Aber der Anblick tut weh. Er presst die Lippen aufeinander und schiebt die Hand, die noch zuvor zurückgeschreckt ist, langsam nach vorn. Flüchtig berühren seine Fingerkuppen Olivers Hand. Träge hebt sich der viel zu schwere Wuschelkopf. Oliver mustert erst die Hand, dann wandert er mit dem Blick an dem Arm entlang, bis er Percys begegnet.
»Wenn, dann sind wir beide Idioten. Ich wollte dich noch zusammenstauchen, wegen der Sache, aber ich habe es nicht getan. Ich ... konnte nicht. Es ist traurig, dass du erst mit Roger wetten musstest, um über deine Gefühle zu sprechen, was dich im Grunde wirklich zu einem Idioten macht, aber ... ich hätte auch nicht gewusst, wie ... wie man solche Dinge adäquat in Angriff nimmt.«
»Adä ... was?«
Percy blinzelt. Oliver blinzelt. Dann lachen sie. Es ist dumm - vielleicht. Wen interessiert das schon?
Aber Olivers Lachen erstirbt recht schnell und wieder ächzt er.
»Dass du den Schmerz erduldest, nur weil er für dich zum Quidditch spielen dazu gehört, macht dich übrigens auch zu einem ziemlichen Schwachkopf.«
»Ja ... ich weiß«, murmelt Oliver nach diesen teils besorgten, teils belustigten Worten. »Für das nächste Mal weiß ich, dass ich ... dahingehend meinen Stolz lieber herunterschlucken sollte.«
»Wäre eine Maßnahme. Du könntest auch einfach noch einmal zu Madam Pomfrey gehen.«
»Nein, keine Lust. Ich bleibe lieber hier.«
Olivers Hand bewegt sich etwas. Ihre Finger verbinden sich und Percy lässt es trotz seines fast implodierenden Herzens zu.
»Wie wäre es, wenn du ein Bad nehmen würdest? Um die Muskulatur zu entspannen.«
»Dir ist schon klar, dass wir ‚normalen‘ Schüler keine Badewannen zur Verfügung haben, oder?«
»Du bist Quidditchkapitän. Du weißt, dass du eigentlich auch Zugang zum Bad hast, oder? Wir haben jedenfalls eine Wanne.«
Bei allen Hypogreifen dieser Welt - was reitet Percy da gerade? Die Worte sind schon raus, ehe er sich überhaupt darüber im Klaren ist, was er da gerade gesagt hat. Olivers Strahlen unterstreicht den Wahnsinn noch, dem sich der Weasley da gerade verschrieben hat.
»Ich hatte keine Ahnung, aber jetzt, wo du es sagst, hat Madam Hooch sowas mal erwähnt. Egal. Ich weiß das Passwort eh nicht. Du würdest mich also echt da baden lassen?«
»Nun ... es steht dir zu und es würde dir guttun ... denke ich.«
»Oh, Percy ... du bist der Beste!«
Das Eis scheint gebrochen. Oliver springt förmlich auf, will über den Tisch greifen und Percy in seine Arme ziehen, aber er stoppt auf halbem Weg und bricht über dem Tisch zusammen.
»Ach, verflucht ... tut das weh.«
Percy lässt den Umstand, dass er Oliver nur das Passwort nennen müsste, mal außen vor. Warum auch immer er das tut. Er versteht sich selbst nicht mehr. Chaos und Anarchie! Niemand sieht es, niemand hört es, also sollte es ihn nicht interessieren. Oder? Oder?
»Am besten ... wir nehmen das gleich in Angriff. Dann sind wir vor dem Abendessen fertig damit und du wimmerst nicht mehr bei jeder Bewegung wie ein kleiner Junge, dem man den Lolli weggenommen hat.«
Olivers Kopf hebt sich. Er denkt kurz über die Worte nach und grinst. Immer breiter.
Wieder etwas, das Percy im ersten Moment ziemlich verwirrt. »Was?«
»Du kannst ja sogar echt witzig sein, Weasley. Doch nicht immer von oben bis unten zugeknöpft, hm?«
»Pff ...«
Percy greift zu Olivers Schulter, drückt zu und entlockt dem kräftigen, jungen Mann ein verhaltendes Jaulen. »Ja ... schon gut, schon gut. Ich nehme alles zurück. Au, au!«
Der Rotschopf ist zufrieden, rückt sich seine Brille zurecht und steht langsam auf. »Unterschätze mich nie, Wood. Du könntest es irgendwann bereuen.«

[...]

Die Begeisterung auf Olivers Gesichtszügen ist Gold wert. Mit großen Augen sieht er sich in dem Bad der Vertrauensschüler um. Eine große, tiefe Wanne, in der man wunderbar bis zum Hals versinken kann, die großzügigen Regale mit vielen, unterschiedlichen Badezusätzen, Seifen und Handtüchern. Alles dunkel, alles sehr behaglich. Der gigantische Kerzenkronleuchter über der Wanne entzündet sich selbst, als sich die Tür schließt.
»Wow ... das ist wunderbar. Wieso habe ich mir das all die Jahre entgehen lassen?«, haucht Oliver, als er sich einmal um sich selbst gedreht hat. Percy kniet sich währendessen schon neben die Wanne, öffnet einen der vielen goldenen Wasserhähne und sieht dann dabei zu, wie sich die restlichen von allein aufdrehen und warmes, duftendes Wasser in die noch leere Wanne strömen lassen. Wie alle anderen auch genießt er es sehr, wenn er hier baden kann, auch wenn er nicht allzu oft davon Gebrauch macht. Und an diesem Nachmittag ist es definitiv Oliver, der ein Bad dringend nötig hat.
»Ich hoffe, es ist nicht zu heiß«, meint er nur, als er sich wieder aufrichtet und zu Oliver sieht, der sich einem der Wasserhähne nähert und die Hand unter den blubbernden Strahl hält.
»Es ist perfekt. Danke.«
»Dann lass ich dich mal allein.« Percy lächelt und nähert sich der Tür, doch Oliver hält ihn auf.
»Bleib doch ... bitte noch ein wenig.« Sind die ersten Worte noch laut über Olivers Lippen gekommen, ist der Rest des Satzes ... eher ein leises Murmeln, als hätte Oliver zu spät bemerkt, dass er Unmögliches fordert. »Ich meine ... jemanden zum Plaudern zu haben, wäre nicht schlecht.«
Wieder ist Percys Blut schneller in seinem Gesicht, als er reagieren kann. Er starrt auf die Hand an seinem Unterarm hinunter und schaut dann in Olivers Gesicht, das viel zu nahe ist.
Das ist ... eine ganz schlechte Idee, will er sagen. Sein Mund öffnet sich auch, aber ... keine Silbe dringt über seine Lippen. Oliver lässt ihn los, dreht sich um und macht sich ächzend daran, seine Kleidung loszuwerden. Für den Pullover und das Hemd braucht er am längsten. Er ist direkt auf den Rücken und die Schultern gekracht. Seine Muskeln sind sperrig, auch wenn seine Knochen geheilt wurden. Als die nackte Haut zum Vorschein kommt, weiten sich Percys Augen. Da sind Hämatome, die größer sind als seine Hand. Sie füllen Olivers breiten Rücken. Der Andere bemerkt den Blick nicht, zieht sich weiter aus und steht schließlich völlig nackt mitten im Raum. Der Anblick ist nicht so fremd, schließlich teilen sie sich einen Schlafsaal, doch in Kombination mit den Gedankengängen, die Percy in den letzten Tagen heimgesucht haben, sorgt er nun dafür, dass ihm noch wärmer wird und er peinlich berührt das Gesicht abwendet. Er sieht erst wieder zu Oliver, als er das platschende Geräusch des Wassers vernimmt und zu guter Letzt das wohlige Seufzen von Wood.
»Oh, das ist himmlisch.«
So verwirrt er gerade auch ist - diese Worte lassen Percy wieder etwas lächeln und er nähert sich der Wanne, streift sich den Umhang und die Schuhe ab, zieht auch die Socken aus und krempelt sich beide Hosenbeine hoch, ehe er sich auf den Wannenrand setzt, um seine Beine ins Wasser zu tauchen.
»Da hast du recht.«
Oliver lächelt und blickt zu dem Rothaarigen hinauf, der verträumt den Schaum mustert. Wie schön er aussieht.
Oliver will etwas sagen, aber Percy ist schneller.
»Glaubst du, dass Flint und die anderen für ihr Foul bestraft werden?«
Das gehört nicht zu den Dingen, über die Gryffindors Hüter gerade nachdenken will. Er schüttelt träge den Kopf. »Es gibt nur Punkteabzug für Slytherin, wenn überhaupt. Quidditch ist manchmal eben ein hartes Spiel.«
»Aber ... das kann doch nicht einfach so untergehen!«
»Percy ... das Spiel ist vorbei. Ich bin vom Besen gefallen. Das ist schlimm genug. Reite bitte nicht weiter darauf herum, okay?«
»Ich finde das ungerecht. Ich glaube, ich werde mit Quidditch nie warm werden.«
»Und trotzdem warst du da, um mich zu sehen.«
»Das ...« Percy stockt. »Das war nicht der Grund.«
»Ach nein? Dann bist du wegen Katie oder Angelina dort gewesen? Vielleicht sogar wegen Alicia? Wegen deinen Brüdern wohl kaum. Außerdem hat mir ein Vögelchen gezwitschert, dass du nach meinem Sturz ganz betroffen losgerannt bist, um nach mir zu sehen.«
»Ich ...« Percys Herz wagt schon wieder einen Aufstand, lotet die Grenzen, die ihm sein Brustkorb setzt, bis aufs Äußerste aus und langsam schafft es die Erkenntnis, dass er dafür einfach keine zufriedenstellenden Erklärungen finden wird, in seinen Verstand. Er lässt den Satz unbeendet und bewegt die Beine ein wenig.
»Willst du ... nicht auch mit ins Wasser?«
Olivers Gedankensprünge sind wirklich waghalsig. Wäre die Frage nicht so vollkommen aufwühlend, dann hätte Percy nur amüsiert den Kopf geschüttelt, aber ... die Worte treffen ihn frontal und bringen das in seinem Kopf herrschende Chaos noch mehr durcheinander.
»Ich glaube nicht.«
»Komm schon, Perce ...«
Perce ...
So hat Wood ihn schon ein paar Mal genannt. Aber im Moment fühlt es sich zu intim an, andererseits ... ist das Schaudern, das über seinen Rücken wandert, kein bisschen unangenehm.
»Und dann?«
»Sitzen wir einfach herum und genießen das warme Wasser.«
Percy ist noch immer nicht überzeugt. »Nur das?«
Oliver schmunzelt, fährt sich mit der Zunge über die Lippen und lehnt sich etwas nach vorn. Beinahe streift sein Ohr die Schaumkronen, die seine Nacktheit unter dem Wasser verbergen. »Was denn? Hast du Angst, ich könnte dich verführen wollen?«
»Blödsinn«, murmelte Percy schnell und wendet den Blick ab. Verfluchte Verlegenheit! Und warum muss er so blasse Haut haben? Die leuchtet doch jedes Mal wie ein Signalfeuer, wenn er rot wird. Er hasst es. Und er hasst Oliver dafür, dass er diese Verlegenheit immer wieder auslöst. »Mir ist gerade ... einfach nicht nach baden.«
»Na gut ... wenn man dich zu deinem Glück zwingen muss ... bitte.«

Percy kann gar nicht so schnell reagieren. Olivers Finger legen sich um seinen Knöchel und dann spürt er nur den Zug, ohne eine Möglichkeit zu haben, sich schnell noch irgendwo festzuhalten.
»Nein!«
Dann ist da überall nur noch Schaum und Wasser. Percy kommt rudernd an die Oberfläche zurück und sieht alles unscharf.
»Meine Brille!«
Hastig tastet er unter Wasser nach ihr, streift Olivers Beine und sucht weiter, bis er innehält und ... ihm abermals Röte ins Gesicht schießt.
»Ja«, kommentiert Oliver das Geschehen mit einem schiefen Grinsen. »Das ist nicht deine Brille.«
»Das weiß ich selbst«, zischt Percy, dessen Hand zurückzuckt, als hätte er sich verbrannt. Auch Oliver beginnt zu suchen und ertastet die Brille schließlich. Er reicht sie Percy, der sie hastig aufsetzt, aber genauso viel sieht wie vorher. »Musste das echt sein?«
»Ach, Percy ... du musst viel lockerer werden.«
Oliver kann sein Lachen einfach nicht mehr unterdrücken. Percy sieht einfach so toll aus. Die roten Haare sind nunmehr glatt und hängen in dem hübschen Gesicht. Keine Locken mehr. Das sieht ... zu sinnlich aus, um nicht an dem Anblick hängenzubleiben. Percy macht sich daran, den nassen Pullover und das Hemd darunter loszuwerden. Bei der Hose ist es schon schwieriger. Er könnte es einfacher haben, aber er weiß ganz genau, dass Olivers Blick an ihm kleben würde, wenn er die Wanne verlassen und sich draußen ausziehen würde.
Als er nackt ist, rückt er in die andere Ecke der Wanne und schaut Oliver böse durch die immer noch nassen Brillengläser an.
»Jetzt entspann dich doch mal, Percy.« Oliver grinst vor sich hin und taucht ein bisschen tiefer ins Wasser. »Du hättest einfach tun sollen, was ich sage, dann wären deine Klamotten nicht nass geworden.«
»Ja, großartig ...«
Oliver findet diese ganze Situation viel zu witzig, aber langsam löst sich seine Belustigung etwas auf. Sein Gesicht wird ernster und er löst sich vom Wannenrand, um ein wenig mehr ins Zentrum zu schwimmen und dort zu verharren, als sich Percy merklich verspannt.
»Es gibt eine Sache, die wir noch gar nicht geklärt haben«, sagt er leise und lächelt ein wenig.
»Die da wäre?« Percy ist immer noch sauer, aber Oliver kommt ihm näher und so überlagert die Aufregung seine Wut langsam.
»Magst du mich auch?«
Nun ... die Frage überrascht den Weasley nicht wirklich. Er hat schon mit ihr gerechnet, was nicht voraussetzt, dass er bereits eine Antwort auf sie hat. Natürlich mag er Oliver. Aber das, was dieses Mögen mit sich bringt, ist viel zu neu und aufregend und er kommt einfach nicht klar damit. Wie soll er das schaffen, wenn er jedes Mal das Gefühl hat, dass sein Brustkorb explodiert, weil sein Herz so durchdreht?
»Ich ...«, beginnt er und lässt auch diesen Satz unbeendet im Raum stehen. Wie antwortet man auf so etwas?
Oliver kennt die Antwort schon, aber er würde sie gern hören. Nicht nur erahnen. Er wagt sich weiter vor, nähert sich Percy bis auf wenige Zentimeter und seufzt leise. »Magst du mich, Percy?«
Von derlei Dingen hat er auch noch nicht viel Ahnung. Er hatte das ein oder andere Date, hat ein bisschen herumgeknutscht, ein bisschen gefummelt, aber trotz seiner Beliebtheit war noch nicht mehr drin. Er wollte eben immer nur ... den Jungen da vor sich, der jetzt so klein wirkt und so verletzlich.
»Percy ...«
Sanft streckte er die Hand nach dem schmalen Gesicht aus, nimmt die Brille sanft von der geraden Nase und legt sie auf den Wannenrand. Zittert Percy oder bildet er sich das nur ein?
»Wenn du wirklich so viel Angst vor mir hast, dann musst du mir das direkt sagen, weißt du?«, haucht er leise und seine Hände legen sich links und rechts von dem Kleineren auf den Wannenrand, kesseln den Jungen zwischen seinen Armen ein.
»Ich habe keine Angst. Es ... es fühlt sich nur an, als ... als würde mein Herz gleich aufhören, zu schlagen.«
»Wird es nicht.« Oliver stirbt auch gleich. Wie kann ein Mensch nur so unfassbar niedlich sein? »Vertrau mir ...«
Vorsichtig greift er nach Percys Wange und verdrängt das letzte bisschen Wasser, das zwischen ihren Körpern ist mit einem leisen Plätschern. Sanft küsst er die leicht zitternden Lippen und schließt die Augen. Endlich spürt er es richtig. Da ist kein Schatten von Trunkenheit mehr, der seine Wahrnehmung trübt. Er ist bei vollem Bewusstsein und da ist Percy in seinen Armen, der den Kuss nicht sofort erwidert, aber nach einigen Augenblicken doch etwas lockerer wird.
Es ist schön.
Und vielleicht hat Oliver seine Antwort endlich bekommen. Er ist unglaublich aufgeregt und überfordert, aber es ist okay. Er darf sich das nicht anmerken lassen. Percy ist nervös genug für sie beide.
Lange dauert dieser Moment und als sie sich endlich voneinander lösen, hat die Wärme des Wassers schon merklich abgenommen. Sogar die Kerzen auf dem Kronleuchter scheinen sich in der Zwischenzeit schon einmal erneuert zu haben.
Sie beide blicken hinauf und glucksen dann dumm.
»Jetzt fühlen sich meine Lippen geschwollen an. Das sieht doch jeder.«
Percy fährt sich mit den Fingerkuppen über die sensibilisierte Haut und grinst dumm. Das ist ... ziemlich gut gewesen, auch wenn sein Körper lange gebraucht hat, um sich wirklich darauf einzulassen.
»Schlimmer ist, dass wir das Abendessen verpasst haben.«
»Oh ...«
Oliver lacht leise und drückt noch einen Kuss auf Percys Lippen. »Ich finde, das hat sich gelohnt. Ich bereue nichts. Ich mag dich wirklich, Percy.«
»Und du bist dieses Mal sogar nüchtern.«
»Ha, ha ... ja. Betrunkene bereuen ja vieles, aber ... ich habe nicht bereut, dass ich dir gesagt habe, was ich fühle. Und es tut mir leid, dass ich es erst nach dieser dummen Wette konnte.«
»Nun ... ich hätte mich wahrscheinlich nie getraut. Nicht einmal betrunken.«
»Das heißt ...«
»Ich mag dich auch, Oliver. Aber du bleibst trotzdem ein Idiot.«
»Soll mir recht sein.«
Sie lachen, drehen das Wasser noch einmal auf, um wieder für mehr Wärme zu sorgen, und kuscheln sich aneinander. Jetzt, da sie das Essen verpasst haben, können sie auch noch etwas länger hierbleiben.
Keiner wird sie vermissen.

format: fanfiction, format: oneshot, genre: romance, genre: fluff, fandom: harry potter, pairing: percy/oliver

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