Ficathon:
write your darlings Fandom: original, Anarchist
Characters: Bullseye, Killua
Genre: thriller, erotic
Rating: P-18 Slash
Prompt: Now there's whiskey in the water | And blood in the creek | The outlaw has a glass eye | And a scar on his cheek von
tears_into_wine Die Personen am Tisch waren angespannt. Anzüge, penibel frisierte Haare und Zigarettenqual. Beim Pokern versuchte jeder eine stoische Miene zu bewahren, denn die Einsätze waren hoch und jeder hatte etwas zu verlieren.
Nur er nicht.
Bullseye nippte an seinem Whiskey und richtete den Blick des unbedeckten Auges konzentriert auf die Karten und Chips, die sich im Zentrum der Platte angesammelt hatten. Er brauchte nicht unbedingt eine weitere Karte. Sein Blatt war gut genug und man merkte es ihm kein bisschen an. Darauf war er geschult. Er spielte diese Spiele schon, seit er denken konnte, auch wenn Pokern zu denen gehörte, die erst im Alter dazugekommen waren. Das konnte man von den anderen Teilnehmern wohl kaum sagen. Manchen sah man ihre Unsicherheit an. Andere waren so abgelenkt von allem, dass sie keine ernstzunehmende Bedrohung waren. Fast alle rauchten dicke, dunkle Zigarren, von denen sie behaupteten, sie aus Kuba importiert zu haben, doch Bullseye roch den Unterschied. Die Rollen stammten aus Russland. Da lagen Welten dazwischen, aber solange man mit Leuten zu tun hatte, die man für Laien hielt, änderte sich an der Attitüde nichts. Bullseye hatte solche Typen satt, aber leider musste er sich mit ihnen auseinandersetzen. Denn je mehr Alkohol floss, desto gesprächiger wurden sie und so manche nebenbei fallengelassene Information war Gold wert.
»Ich erhöhe«, erklärte er schlicht, als er an der Reihe war, und nahm einen ganzen Stapel Chips, um sie in den Pott zu werfen. So viele Rubel … und so langsam kamen die Anderen ins Schwitzen.
»Der blufft doch!«
»Diese verdammte Augenklappe! Die macht mich ganz …«
»… wuschig?«, beendete Bullseye den Satz und schenkte dem Inhaber der größten Telekommunikationsfirma Moskaus ein flüchtiges Lächeln. »Das ist nicht unbedingt der Sinn davon, aber manchmal ist es ganz praktisch. Wollen Sie sehen, was sich hinter ihr befindet?«
»Oh Gott, nein!«
»Ich finde, sie steht Ihnen. Sind Sie liiert, Kyrill?«
Eine Blondine Ende Dreißig - die einzige Frau am Tisch. Sie rauchte so wie er eine herkömmliche Zigarette, auch wenn ihre schmaler und länger war als seine. Ihre Lippen waren mit rotem Lippenstift nachgezogen und betonten ihr schmales Gesicht. Er hatte sie noch gar nicht richtig wahrgenommen.
Er hob den Kopf und schenkte ihr ein keckes Grinsen. »Nun, bin ich nicht, meine Gnädigste. Sind Sie es?«
Ein geheimnisvolles Lächeln folgte. Darauf gab sie ihm keine Antwort, aber das musste sie auch nicht. Bullseye fragte sich flüchtig, ob sie wichtig genug war, um sich auf sie einlassen zu müssen. Er hoffte es nicht. Daran hatte er wirklich so keinerlei Interesse, auch wenn sie eine durchaus attraktive Frau war. Er hatte seine Gründe und einer von ihnen war auf der unteren Ebene unterwegs und tanzte. Er warf einen Blick ins pulsierende Gemenge hinunter. Wenn er nicht auf den Hauptakteur des Abends warten müsste, dann würde er auch dort hinunter gehen und sich unters Volk mischen. Das wäre sicher um einiges interessanter als diese Pokerrunde. Der flüchtige Blick reichte nicht, um Killua zu entdecken und eigentlich sollte er sich auch wieder mehr dem Spiel widmen. Ein paar stiegen nach Erhöhung des Einsatzes aus, doch die Blonde und der Telemanager blieben dabei. Bullseye behielt die beiden im Auge, doch sie ließen sich genauso wenig anmerken wie er selbst. Die Blonde erhöhte ebenefalls und er hob kurz seine Karten an, ohne eine Miene zu verziehen.
»Sollte nicht eigentlich noch jemand kommen?«, warf er unverfänglich in die Runde. »Alexej … er schuldet mir noch einen Drink.«
Alexej - der sehnsüchtig erwartete Hauptakteur, Mittelsmann von Juuri und der, mit dem sich Bullseye etwas intensiver unterhalten wollte. Dass er nicht hier war, gefiel ihm nicht, denn das bedeutete, dass er umsonst hergekommen war und sich mit diesen Langweilern auseinandergesetzt hatte.
»Vielleicht wurde er aufgehalten«, murmelte der Telemanager und hob die Schultern. »Die Geschäfte am Hafen boomen. Vorhin ist noch ein Frachter eingelaufen, habe ich gesehen.«
An dem Hafen, den Bullseye im Sinn hatte, liefen schon lange keine Schiffe mehr ein. Nicht offiziell, verstand sich. Aber er gehörte zu den Wenigen, die das wussten und an diesem Tisch schien er der Einzige zu sein. Gut so.
»Der Gestank von Fisch und Öl - den ganzen Tag. Ich könnte das nicht.«
Die meisten stimmten der Blondine zu. Bullseye sah wieder auf die Tanzfläche hinunter und dieses Mal entdeckte er Killua sofort. Mit geschlossenen Augen, umringt von Frauen und Männern, von denen er nichts wissen wollte, weil er ganz in der Musik und den Beats versunken war. Irgendwie beruhigte der Anblick ihn. Bullseye bemerkte jedoch nicht, dass die Frau, die ihm gegenüber am Geländer saß, seinem Blick gefolgt war.
»Ein schöner Mann.«
Ein gefährlicher Mann, hätte Bullseye beinahe hinzugefügt, aber gerade sah Killua alles andere als gefährlich aus. Außerdem hoffte er sehr, dass sie einen Anderen meinte.
»Wen meinen Sie?«, fragte er deswegen gespielt desinteressiert und lächelte sie an.
Sie erwiderte es. »Der Schwarzhaarige mit der Lederjacke. Er bewegt sich, als würde ihm der Laden gehören. Das imponiert mir.«
Sie meinte Killua und Bullseye konnte nicht verhindern, dass sich sein Herz kurz verkrampfte. Nur einen Atemzug lang, doch sie bemerkte es und vielleicht hätte er sie nicht so unterschätzen sollen.
»So hätte ich Sie gar nicht eingeschätzt, Kyrill. Aber mir gefällt Ihr Geschmack.«
Okay, die Spielchen waren vorbei. Bullseye sah sie durchdringend an. »Wer sind Sie eigentlich? Ich befürchte, ich habe mir Ihren Namen nicht gemerkt und entschuldige mich dafür. Sie scheinen mich schließlich zu kennen.«
»Jeder kennt Sie, Kyrill.« Sie schmunzelte und neigte etwas den Kopf, ehe sie ihm elegant ihre Hand hinhielt. »Natalia Sergejew. Ich bin als Vertreterin meines Mannes hier. Juuri Sergejew. Er konnte der Einladung aus geschäftlichen Gründen leider nicht persönlich nachkommen.«
Bullseye widerstand dem Drang, die Augenbraue zu heben. Das war schwerer, als ihm lieb war. Diese Information war neu. Und sie brachte ihn aus dem Takt. Lücken in der Informationskette waren gefährlich, aber das durfte er sich nicht anmerken lassen. War Olga da etwas entgangen? Ihre Informanten waren vertraulich. Diese Dinge hätten sie in Erfahrung bringen müssen. Bullseye nickte zum Zeichen, dass er verstand und richtete den Blick wieder auf das Spiel. Er konnte sich nur nicht mehr darauf konzentrieren. Denn da gab es ein Problem und das fraß sich ohne Hindernisse in seine Gedanken. Alexej wäre allein gekommen, so viel stand fest. Der Kerl ging nirgendwo ohne seine Waffe hin und laut Gerüchten war er ein sehr guter Schütze. Doch sollte Natalia tatsächlich Juuris Frau sein, dann stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen ganz besonderen Bodyguard an ihre Seite gestellt bekommen hatte und allein an ihn zu denken, ließ seine Eingeweide in sich zusammenschrumpfen.
Bartolomej …
Kurz öffnete er seine Gedanken für Killua. Die Barrikaden fielen, doch da kam nichts. Sein Freund bemerkte es nicht einmal, dabei war das die Möglichkeit, auf die er schon so lange wartete. Bullseye konnte es sich nicht leisten, diesen Zustand länger als einige Sekunden aufrecht zu erhalten. Killua würde hoffentlich von allein mitbekommen, wenn jemand seinem Geliebten ans Leder wollte. Ein seltsamer Gedanke, dabei ertappte er sich. Ein weiterer Gedankengang zum Stolpern. An den würde er sich wohl nie so richtig gewöhnen.
»Kyrill! Sie sind am Zug!«
Er blinzelte. Die Worte klangen, als wären sie nicht zum ersten Mal gefallen. Normalerweise ließ er sich von nichts beirren, aber Bartos bildete da die wohl für immer einzige Ausnahme. Die gleichen drei Leute im Spiel. Wie war der Stand der Dinge? Er hatte wirklich nicht aufgepasst.
»Wo stehen wir?«
»500 Riesen im Pott. Dimitri ist raus. Bleiben nur wir zwei. Was sagen Sie?«
Natalias Pokerface war genauso ausgereift wie seines. Sie hatte sich in dieser Männerrunde viel zu gut behauptet. Sie spielte nicht zum ersten Mal - so viel stand fest. Dennoch konnte sie kein besseres Blatt haben als er. Er war im Besitz eines Straight Flush, für den er nur noch ein Ass brauchte, um einen Royal Flush daraus zu machen. Hatte sie einen? Er hätte besser auf die gespielten Karten achten sollen. Wie auf so viele Kleinigkeiten - schon vorher.
»Ich gebe Ihnen meine restlichen Chips.«
Er warf sie zu den anderen. Noch einmal 250.000 Rubel mehr. Das war eine ganze Menge Geld. Das würde Juuris Geschäfte hoffentlich empfindlich treffen, sollte Bullseye die tatsächlich gewinnen, auch wenn er selbst sich nicht viel aus den Rubel machte. Er würde sie an Olga weiterleiten, die sie wiederum unter ihren Leuten aufteilen würde. Das war ihre Mentalität. Kaum einer behielt etwas für sich.
Natalia legte ihre eigenen Karten offen auf den Tisch. »Sie sind ein sehr mutiger Mann, Kyrill. Das bewundere ich. Ich will sehen.«
Ein Straight Flush mit Herz. Es war so knapp. Aber sein eigener war höher. König, Dame, Bube, Zehn und Neun, während ihrer nur Zahlen beinhaltete.
»Glückwunsch«, murmelte sie etwas säuerlich. »So knapp habe ich wirklich noch nie verloren. Das macht es bitterer.«
»Ich habe auf ein Kreuz-Ass gewartet, aber es kam nicht. Man kann wohl nicht alles haben.«
»Für Sie scheint manchmal wohl zu hell die Sonne, hm?« Ihr Blick wanderte zurück zur Tanzfläche und somit zu Killua. »Passen Sie nur auf, dass der zurückgelassene Schatten Sie nicht irgendwann verschluckt.«
»Kein Grund, so melancholisch zu werden. Das war doch ein gutes Spiel.«
Bullseye gefiel ihre poetische Anspielung nicht, zumal sie dabei den Schatten inmitten der Tanzenden musterte. Was wusste sie? Er fühlte sich unter Druck gesetzt. Es wurde Zeit, dass er ging, doch vorher wartete er ihre Reaktion ab. Unhöflich wollte er schließlich auch nicht sein. Natalia hob die Schultern und zwinkerte dann, als sie ihr Lächeln wiedergefunden hatte. Sie holte eine kleine Packung aus ihrer Handtasche und zündete sich noch eine ihrer langen, schmalen Zigaretten an. Mit dem ersten Zug verlor ihr Gesicht auch den letzten Hauch Wärme, den man bei einer genaueren Musterung hätte finden können.
»Ich soll Sie übrigens recht herzlich von Bartos grüßen. Sie fehlen ihm.«
Die Stimmung kippte, aber nur er bemerkte es. Die Anderen am Tisch waren in Gespräche vertieft, die im Grunde nur das verlorene Geld beinhalteten und was zu tun war, um es zurückzubekommen. Das Blau seines Auges war nicht hell genug, um eisig zu wirken, aber er hoffte dennoch, genau diesen Ausdruck zu zeigen, als er schief lächelte. »Das wage ich zu bezweifeln, aber vielen Dank. Richten Sie ihrem Mann schöne Grüße aus.«
»Werde ich. Er hätte diese Partie sicher für sich entschieden. Er war schon immer ein besserer Spieler als ich.«
»Ich finde, Sie haben sich gut geschlagen.« Bullseye erhob sich und blickte in die Runde. »Ich befürchte, ich muss mich für heute verabschieden. Es war mir ein Vergnügen.«
Die Grüße wurden erwidert, dann war er nicht mehr interessant genug, um im Mittelpunkt zu stehen. So war es ihm lieber. Je schneller sie vergaßen, dass er in ihren Reihen gesessen hatte, desto besser. Er nahm die gewonnenen Chips an sich und schnipste eine 100er Marke in die Hände des Kellners, der sie mit Getränken versorgt hatte. Der freute sich sichtlich über so viel Trinkgeld, denn die beiden Whiskey, die Bullseye getrunken hatte, waren kaum der Rede wert gewesen. Nachdem er der für den Gewinn zuständigen Dame die Kontonummer, auf die das Geld überwiesen werden sollte, hinterlassen hatte, führten seine Schritte ihn die Treppe zur Tanzfläche hinunter - mit einer Gänsehaut, die sich in seinem Nacken festgesetzt hatte und doch nach außen hin seelenruhig. Ihm hatten wichtige Informationen gefehlt. Das passierte sonst nie. Es dauerte, bis er sich elegant durch die Tanzenden geschoben hatte, um Killua zu erreichen.
»Ich muss los«, murmelte er in das empfindliche Ohr und der Adressat drehte sich sofort zu ihm herum, als er die Worte hörte.
»Schon?« Killua brauchte nur eine Sekunde mehr, um die Sorge zu erkennen, die Bullseye gut verbarg, aber eben nicht gänzlich verdrängen konnte. »Was ist los?«
»Unsere Informationen waren nicht richtig. Ich habe vorhin versucht, zu dir durchzudringen, aber du warst wohl zu abgelenkt.«
Die tänzelnden Bewegungen des hoch gewachsenen Körpers stoppten. Killua runzelte die Stirn. Bemerkt hatte er davon tatsächlich nichts und er ertappte sich bei der Frage, warum er sich hier so hatte gehen lassen. Vermutlich, weil es schon wieder zu lange her gewesen war. Das große Ganze erfasste er durch diese Worte zwar noch nicht, aber das war auch unnötig. Der Blick seines Gegenüber verriet ihm alles, was er wissen musste. »Das tut mir leid. Das sind keine guten Neuigkeiten. Ich komme mir dir.«
»Das musst du nicht. Du hast doch Spaß, oder nicht? Ich will ihn dir nicht versauen.«
»Die Tatsache, nicht zu wissen, ob du noch sicher bist, versaut den so oder so, egal, ob ich hier bleibe oder mit dir komme.«
Bullseye lächelte leicht. Dieser Spinner. Er hatte ihn als arroganten Bastard kennengelernt. Wer hätte gedacht, dass sich unter all der Gleichgültigkeit und den Schatten so ein fürsorglicher Mensch befand. »Nun mach dich doch nicht lächerlich. Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Aber gut … siehst du die blonde Frau oben auf der Loge?«
Killua sah sie, ohne hinsehen zu müssen. »Sie hat eine Schwäche für mich.«
»Hm …« Bullseye versuchte, diese bittere Erkenntnis zu schlucken. »Was bekommst du noch von ihr mit?«
»Dass sie nichts von unserem ursprünglichen Plan weiß. Ihr Mann ist aufgehalten worden, aber das stört sie nicht. Sie freut sich, wieder mal in Moskau zu sein. Dennoch kennt sie dich und sie kennt auch Olga.«
»Sie weiß mehr, als mir lieb ist und ich habe sie nicht einmal erkannt. Unsere Information lautete von jeher, dass Juuri nicht liiert ist und die aktuellsten sind keine viel Wochen alt.«
Killua schien das alles nicht wirklich zu stören. Er zuckte mit den Schultern und grinste. »Vielleicht ist sie seine Geliebte und hält sich nur für seine Frau. Wäre doch möglich.«
»Glaubst du? Bisschen alt für eine Geliebte …«
»Geschmäcker sind verschieden. Du bist schließlich auch älter als ich.«
»Du bist ja auch nicht nur mein … egal. Jedenfalls ist der Mittelsmann nicht hier und wird vermutlich auch nicht mehr auftauchen. Wir müssen also nicht hier bleiben. Ich zumindest nicht.«
Er könnte betonen, dass er nicht hierbleiben wollte, aber das würde schon wieder zu viele Fragen aufwerfen, für deren Beantwortung er keinen Nerv mehr übrig hatte. Die waren alle zum Zerreißen gespannt und genauso viel Anstrengung kostete es, Killua davon nichts merken zu lassen und der war noch deutlich sensibler als Natalia. Zum Glück hatte der erste Teil seiner Erwiderung für genug Ablenkung gesorgt.
»Ich bin nicht nur … was?«
Das Spielchen kannte Bull schon. Er verdrehte das Auge. »Das willst du doch eh nicht hören.«
»Vielleicht ja doch.«
»Ich muss los …« Keine weitere Erklärung. Bullseye klopfte mit der flachen Hand gegen die breite Brust und grinste tapfer. »Wir sehen uns später.«
»Im Ernst - du lässt mich hier wirklich einfach so stehen?«
»Killua … ich kann nicht hier bleiben.«
Der Größere kam ein Stück näher und leckte sich über die Unterlippe. »Dann versüße mir wenigstens den Abschied.«
»Verdammt, Kill …«
Zwei Worte, die in so vielen unterschiedlichen Situationen auftauchen konnten, dass es schon fast gruselig war. Doch diese schien dem Schwarzhaarigen am besten zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen griff Killua nach seiner Hand und zog ihn mit sich - in Richtung der Toiletten. Das waren riesige, sehr edle Räume, so wie es sich für einen so luxuriösen Club gehörte. Bullseye ließ es geschehen, auch wenn er gedanklich noch nicht bei dem war, was gleich kommen würde. Er wollte nicht hier bleiben und schon gar nicht, wenn er abgelenkt war.
»Killua … können wir nicht …«
»Shht … wovor hast du Angst? Vor jemandem im Club? Du?«
»Man kann nie vorsichtig genug sein. Das hat nichts mit Angst zu tun, sondern mit Weitsichtigkeit. Wärst du schon länger dabei, dann wüsstest du das.«
»Schon klar …«
Killua schob die Tür zu den Toiletten auf und zog seinen Freund mit in eine der Kabinen, ohne dem Mann, der hier für die Reinigung zuständig war, einen Blick zuzuwerfen. Bullseye tat es, aber der Kerl schenkte ihnen so viel Aufmerksamkeit wie einer Fliege an der Wand und blätterte weiter im Tagesblatt. Bull haderte etwas, als er in die Kabine stolperte und das Pissoir im Weg war. Doch das war egal, als er sich umdrehte und in die hungrigen, roten Augen sah. Der Anblick machte ihn schwach.
»Kyrill …«
Sein gehauchter Name verdrängte auch die letzten Zweifel und Gedanken an eine mögliche Bedrohung. Dass dieser Kerl ihn so schwach machte, war gefährlicher als alles andere, aber … das spielte keine Rolle mehr, als Bullseye die Wand in seinem Rücken spürte, sah, wie sich die starken Arme an ihr abstützten und öffnete die Lippen, als er Killuas Atem spüren konnte. Herb, ein wenig nach Zigaretten und Blut - so schmeckte Killua und er wusste, dass er diesen Geschmack niemals würde vergessen können, selbst wenn das zwischen ihnen irgendwann enden sollte. Doch daran wollte er nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen denken. Lieber ließ er sich fester an die Toilettenwand drücken. Killuas Oberschenkel drängte sich zwischen seine Beine und ergeben öffnete er sie, um den Druck zu genießen, der folgte. Er seufzte leise und krallte die Finger in Killuas Seiten. Er konnte spüren, wie die Muskulatur unter dem Stoff arbeitete und plötzlich war ihm jede Schicht Kleidung zu viel. Auch bei sich selbst. Natürlich blieb das nicht unbemerkt.
»Und du wolltest wirklich einfach so gehen, hm?«, wurde ihm entgegen gehaucht.
Bullseye brauchte einen Moment, um seine Gedanken für eine Antwort zu sortieren. »Wollte ich wirklich, aber ich kann dich ja nicht verhungern lassen.«
»Gute Einstellung …«
Seine Knie wurden weich, als Killua ihn wieder küsste. Hungrig, so leidenschaftlich, dass er sich kaum in der Lage fühlte, genauso viel zurückzugeben. Dazu war er gerade in der falschen Position und es störte ihn nicht einmal. Als er spürte, wie sich Killuas wachsende Erregung an seinen Schritt zu pressen begann, wanderten seine Finger tiefer und krallten sich in die festen Pobacken, um den Druck zu erhöhen. Er erschauderte. Sex mit Killua war etwas, das er mit nichts vergleichen konnte. In seiner letzten Beziehung war das nicht so wichtig gewesen. Bei ihm und Killua schien es kaum etwas anderes zu geben als das und … manchmal wusste er nicht, ob ihm das reichte und dann kamen die Momente, auf denen er sich kaum auf den Beinen halten konnte, weil alles in ihm nach mehr schrie. Und Killua gab es ihm bereitwillig. So viel wie er brauchte. Auch jetzt. Killuas Hände lösten sich von der Wand, wanderten spürbar über seine Arme und lösten seine Finger von dem viel zu netten Po. Er wollte protestieren, aber als Killua mit einer Hand die seinen über seinem Kopf fest pinnte und die andere direkt in seine Hose schob, erstarb der Protest. Der Griff war fest und raubte ihm die Luft zum Atmen.
»Shit …«, fluchte er leise und bekam ein heiseres Lachen als Antwort.
»Das wäre dir entgangen …«
»Ja, ja …«
Er drehte sich langsam in dem Griff und lehnte seine Stirn an die graue Wand. Andere Leute gingen hier ein und aus, aber auch wenn das ein seltsames Gefühl auslösen sollte - es passierte nicht. Killua öffnete seine Hose, zog sie tiefer und dann hörte er einen weiteren Reißverschluss und nur Augenblicke später presste sich der harte Schaft an seine Pobacken. Er wollte mehr …
Und er bekam es. Erst zwei Finger, die sich an seinem Oberkörper hinauf schoben und sich zwischen seine Lippen drängten. Er machte sie nass, saugte an ihnen, umschmeichelte sie mit der Zunge und legte den Kopf in den Nacken, als Killua sie senkte und zwischen seine Pobacken schob. Der Druck war groß. Aber da war eine Hand an seiner Kehle, die seinen Kopf in dieser Postion hielt, während er tief gefingert wurde, und mehr brauchte er nicht, um die Augen zu schließen und zu keuchen. Der Griff blieb auch dann noch, als Killua die flinken Finger mit seinem Schwanz ersetzte. Killua hauchte genüsslich in sein Ohr, dann keuchte auch er und Bull vergaß, dass er wirklich hatte gehen wollen … und den Grund dafür. Er hätte nie gedacht, tatsächlich mal in einer Clubtoilette zu vögeln, aber er merkte schnell, was ihm da entgangen war. Nun … so merkwürdig dieser Abend auch gewesen war - der Abschluss war ganz nett. Dennoch würde er morgen beim Brunch mit Olga so einiges zu erzählen haben …
Es gab da einige offene Fragen zu klären.