Oct 23, 2016 22:12
Fandom: Harry Potter
Format: One Shot (geteilt)
Pairing: Percy/Oliver
Rating: P-12 Slash
Warning: Alkoholmissbrauch (light)
Träge wandert sein Blick zur Uhr. 22:57 Uhr. Es gehört zu seinen Aufgaben als Vertrauensschüler, sich zu vergewissern, dass alle Schüler seines Hauses vor der Nachtruhe wieder im Schloss sind. Bis 21 Uhr müssen die Jüngeren hier sein und dürfen nicht mehr raus. Nach 23 Uhr gilt das auch für die älteren Schüler.
Percy hat gute Arbeit geleistet. Alle sind wieder hier.
Nun ... fast alle ...
22:58 Uhr.
Wo steckt der Kerl?
Sein Blick klebt am Sekundenzeiger und er weiß, dass es sich nicht verhindern lassen wird, jenem Schüler eine Strafe für das zu späte Heimkehren aufzuerlegen. Natürlich nur in Rücksprache mit Professor McGonagall.
22:59 Uhr.
Ihm ist zu Ohren gekommen, dass das heutige Quidditch Spiel gegen die Ravenclaws nicht so gut gelaufen ist, wie Wood es sich vorgestellt hat. Dass der Kapitän der Gryffindors noch nicht wieder hier ist, kann kein gutes Zeichen sein. Natürlich - er könnte seine beiden Brüder fragen, wo ihr Mannschaftskapitän abgeblieben sein könnte, aber das würde mehr Fragen aufwerfen als beantworten, deswegen verzichtet Percy Weasley darauf.
Mit einem Seufzen erhebt er sich, nutzt seine Sonderstellung als Vertrauensschüler, um die Räumlichkeiten beim elften Gong der Wanduhr zu verlassen, und sucht die Gemächer von McGonagall auf. Den Weg beherrscht er schon im Schlaf, denn zumeist sind es seine eigenen Brüder, wegen denen er diesen Weg immer und immer wieder auf sich nehmen muss. Dass es dieses Mal nicht Freds und Georgs Verschulden ist, ist seltsam genug. Dass es wegen Oliver ist - eine unschöne Premiere.
Begeistert ist ihre Hauslehrerin über den so späten Besuch nicht. Es ist nach wie vor ein seltsamer Anblick, die sonst so streng aussehende Frau mit offenen Haaren und im Schlafgewand zu sehen. Percy bereut schon nach dem ersten Blickkontakt, dass er zu dieser späten Stunde noch gestört hat.
»Guten Abend, Professor. Entschuldigen Sie die späte Störung. Oliver Wood ist noch nicht in die Schule zurückgekehrt. Bitte um Erlaubnis, in der Stadt nachzusehen. Ich befürchte, er ist im Gasthaus hängengeblieben.«
»Wood?«, wiederholt sie ungläubig. »Oliver Wood?«
»Ja, Professor.«
Sie scheint es kaum glauben zu können und vermutlich ist das der einzige Grund, warum sie ihm eine schriftliche Erlaubnis zum Verlassen des Schulgeländes verfasst, die sie ihm letztlich mit leichter Sorge auf den lebenserfahrenen Wangen aushändigt.
»Beeilen Sie sich! Normalerweise ist solch eine Erlaubnis nur in den äußersten Notfällen angebracht. Aber ich denke, dass es in diesem Fall nicht schaden kann. Wood gehört normalerweise nicht zu den Schülern, die unsere Hausregeln nach Belieben ausdehnen. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«
»Darauf hoffe ich auch. Gute Nacht, Professor.«
»Gute Nacht, Mister Weasley. Und viel Erfolg.«
»Danke.«
[...]
Er findet ihn.
Er findet ihn nur nicht dort, wo er ihn vermutet hat.
Percy hat erst das Gasthaus ‚Drei Besen‘ aufgesucht. Doch nach der Frage, ob sie Oliver Wood gesehen hat, schüttelt Madam Rosmerta den Kopf. Ernüchternd. Aber das ist nicht alles, was sie ihm an Information bieten kann.
»Ein paar andere Schüler waren vorhin noch hier und ich hörte, dass sie von ihm gesprochen haben. Gryffindor hat heute das Spiel verloren, oder? Zumindest waren es die Ravenclaws, die heute Nachmittag nach dem Quidditch hier ihren Sieg gefeiert haben und davon sprachen. Vielleicht solltest du im ‚Eberkopf‘ nach ihm sehen?«
Percy hat nur genickt, den Weg zu besagtem Gasthaus erfragt und sich dann brav bedankt. Im ‚Eberkopf‘ ist er nie gewesen. Selbst in Rosmertas einladender Schänke kehrt er nur sehr selten ein. Er vertreibt sich die freie Zeit lieber in der Bücherei. Weggehen und etwas trinken - das gehört nicht wirklich zu den Dingen, denen er viel Bedeutung beimisst. Allerdings hat er auch kein Problem damit, dass die meisten anderen die Wochenenden, an denen sie her dürfen, nutzen. Es gibt ja weitaus mehr Möglichkeiten, sich hier die Zeit zu vertreiben, als nur im Gasthaus zu sitzen.
Doch es spielt keine Rolle mehr, als er tatsächlich die schmuddeligste Schänke betritt, die er jemals gesehen hat. Dagegen ist sein Zuhause eine Oase der Sauberkeit und Ordnung. Sofort beschleicht ihn ein sehr ungutes Gefühl. Das abgelegene Gasthaus ist viel zu gut gefüllt, aber betrachtet man das Klientel und dann die Uhrzeit, dann ist das auch kein Wunder. Wie hat es Oliver überhaupt geschafft, diese Spelunke zu finden? Die meisten, die Percy auf den ersten Blick sehen kann, haben vermummte Gesichter und stecken die Köpfe zusammen, als sie ihn sehen. Es braucht einiges an Selbstbeherrschung und Mut, um nicht sofort wieder kehrtzumachen und schnellstmöglich Land zu gewinnen. Denn ein zweiter Blick lässt ihn Oliver entdecken.
In der hintersten Ecke liegt der Gryffindor mehr auf dem Tisch, als dass er an ihm sitzt. Vor ihm steht eine leere Flasche, deren Etikett und so auch den vermeintlichen Inhalt Percy nicht erkennen kann. Er weiß spontan nur so viel - Oliver Wood ist betrunken und es wird seine Aufgabe sein, den Trunkenen sicher wieder in die Schule zurückzubringen.
Innerliches Fluchen.
Es zeichnet sich nur auf seinem Gesicht ab und auch wenn sich Percy der Blicke, die ihm folgen, als er Olivers Tisch ansteuert, durchaus bewusst ist, sind seine Schritte sicher und halten erst an, als er direkt neben dem Stuhl steht, auf dem Oliver lümmelt.
»Wood?«, spricht er den stämmigen Kerl an, der seinem Namen stets alle Ehre macht. Nebensächlich. Da kommt keine Reaktion. »WOOD!«
Der Körper regt sich etwas und ein undeutbarer Laut dringt über die halb geöffneten Lippen. Percys Geduld neigt sich dem Ende. Für zwischenmenschliche Interaktionen hat er nie freie Kapazitäten, was das angeht. Beugt er sich über ein Buch mit komplizierten Zaubertrankmixturen oder komplexen Zaubersprüchen, dann ist seine Ausdauer unermesslich. Hier nicht. Er greift nach Woods breiter Schulter, schüttelt sie unbarmherzig und sorgt so dafür, dass sein Gegenüber schwerfällig, aber doch mehr und mehr ins Hier und Jetzt zurückkehrt und letztendlich sogar den Kopf hebt, ihn ansieht und irritiert blinzelt.
»Percy?«
Olivers Zunge ist so schwer und sein Verstand so unerreichbar, dass sich der letzte Buchstabe seines Namens dermaßen zieht, dass Percy schnauben muss, um diesen gedehnten Ausruf zu unterbrechen.
»Was hast du dir dabei gedacht, dich hier zu betrinken? Los, wir müssen zurück! Ich habe eine Sondergenehmigung, um dich zu holen, aber die gilt nicht für den Rest der Ewigkeit, also los!«
»Ich ... will nich ...«, nuschelt Wood, senkt den Kopf wieder und vergräbt ihn zwischen seinen Armen.
»Ist mir egal, ob du willst oder nicht! Los!«
Percy greift nach dem kräftigen Arm und braucht seine ganze Kraft, um Oliver in eine aufrechte Position zu bekommen. Er sieht sich nach einem Wirt um und entdeckt nicht wirklich einen. So greift er nur in seine Tasche, zieht seinen Geldbeutel heraus und legt das nötige Geld für die Metflasche (denn beim Näherkommen hat er das Etikett nun doch lesen können) auf den Tisch und führt Oliver nach draußen - abermals von zahllosen Blicken begleitet. Sie sind unangenehm und nichts will er mehr, als endlich wieder auf einer Straße zu sein, die belebter ist als diese Seitengasse hier.
Sobald er wieder nüchtern ist, kann er sich was anhören, denkt er sich, während er Oliver stützen muss, damit der nicht einfach wieder umfällt. Bevor Harry sich dem Team angeschlossen hat, hat Gryffindor sehr viele Male verloren. Warum hat der Kapitän der Mannschaft also nun so einen Zusammenbruch?
Percy kann es sich nicht erklären, aber er wird es herausbekommen - früher oder später. Nun. Er wirft einen Seitenblick zu Olivers Gesicht, das seinem viel zu nahe ist, so sehr muss sich der Andere auf ihn lehnen. Eher später als früher. Oliver sieht schlecht aus. Und er murmelt die ganze Zeit etwas, das Percy nicht verstehen kann. Der Rotschopf rückt mit der freien Hand seine Brille zurecht und merkt erst dabei, dass er eigentlich mit konstanter Leichtigkeit den Kopf schüttelt. Sein Unterbewusstsein versteht noch viel weniger, was hier gerade passiert und was passiert sein muss, damit es überhaupt so weit kommen konnte. Warum ist das alles aber auch so kompliziert? Gut, dass Bücher nicht solche Situationen auslösen können. Die muss man nicht aus irgendwelchen Kneipen holen. Man denkt zwar über sie nach, aber irgendwann findet sich immer eine Lösung auf den Seiten. Bei Menschen ist das nicht so einfach, deswegen hält sich Percy für gewöhnlich fern von ihnen.
Dafür hast du dir aber wirklich den falschen Posten ausgesucht, murmelt sein Verstand bitter, aber Percy weiß, worauf er hinarbeitet und ein Posten als Vertrauensschüler und - wie er sich für die nahe Zukunft vorgenommen hat - Schulsprecher machen sich in jeder Bewerbung gut.
»Percy ...«
Dem Weasley kräuseln sich die Augenbrauen, als das ‚i‘ schon wieder einem Singsang nahe kommt.
»Was ist?« Und er klingt definitiv so genervt, wie er im Moment auch ist. Was zum Henker tut er hier nur? Er sollte Oliver einfach auf der Straße liegenlassen. Das senkt wenigstens die Wahrscheinlichkeit, dass er in irgendwelche zwielichtigen Handlungen involviert wird. Im ‚Eberkopf‘ hätte das sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen.
»Hab ich dir jemals gesagt, was für tolle Wuschelhaare du hast?«
» ... was?«
Percys Irritation ist so groß, dass Wood ihm kurz entgleitet. Schnell rafft er ihn wieder, zieht ihn an sich und spürt eine Hitze auf dem Gesicht, wie er sie noch nie gespürt hat. Zu seiner Erleichterung ist es zu dunkel, um das sehen zu können, zumal es Oliver bei seiner eingeschränkten Wahrnehmung wohl eh nicht bemerkt hätte.
Einen entsetzten Blick später bleiben seine Augen auf den zu einem seichten Grinsen verzogenen Lippen hängen. Der Quidditchspieler wiederholt seine Worte nicht noch einmal. Percy ist nicht traurig deswegen. Das Echo der vorangegangenen Worte hallt noch laut genug in seinen Gedanken. Wuschelhaare. Er kann nicht nachvollziehen, was an denen so toll sein soll. Wenn er versucht sie zu kämmen, sehen sie danach genauso aus wie vorher. Aber vielleicht hat Oliver es nur erwähnt, weil Percys Haare neben seiner Hornbrille das zweite sind, was an ihm auffällt und der Größere es in den Schwaden seiner Trunkenheit einfach als Einziges bemerkt hat.
[...]
Es ist weit nach Mitternacht, als sie Hogwarts erreichen. Mit den pferdelosen Kutschen fährt man nur wenige Minuten von Hogsmeade zur Schule. Doch zu Fuß und mit einem betrunkenen, viel schwereren Mann auf den Schultern nimmt das Zurücklegen des Weges um einiges mehr Zeit in Anspruch. Und natürlich streunern Filch und Mrs. Norris noch auf den Gängen herum. Es dauert, bis Percy die von Professor McGonagall verfasste Erlaubnis aus seiner Manteltasche gezogen hat, denn natürlich erachtet es ihr Hausmeister nicht als notwendig, ihm Oliver abzunehmen, damit er nicht nur eine Hand zum Suchen zur Verfügung hat. Manchmal fragt sich Percy schon, was diesen alten, verbissenen Mann dazu gebracht hat, an einer Schule anzuheuern, in der es vor Kindern und Jugendlichen, die Filch ganz offensichtlich nicht ausstehen kann, nur so wimmelt.
»Schwein gehabt, Weasley«, brummt der Hausmeister nur, ehe er seine hervortretenden Augen abwendet und seiner Katze folgt, die schon längst weitergehuscht ist. Percy atmet erleichtert aus, schultert Oliver noch einmal und steuert mit ihm ihre vertrauten Räumlichkeiten an. Es fühlt sich so falsch an. Er sollte nicht mehr auf den Gängen sein. Selbst mit Genehmigung ist es ein Missachten der Hausregeln. Und Oliver ist Schuld daran. In Percys Bauch staut sich Wut. Jetzt wäre doch eine gute Gelegenheit, Oliver einfach fallenzulassen. Sie sind wieder in der Schule. Pflicht erfüllt.
Dennoch ist es Olivers Bett, auf das er seinen Zimmergenossen letztendlich wirft. Der öffnet nicht einmal die Augen, sondern gluckst nur leise wegen der unsanften Landung auf. Percy, der eigentlich den ganzen Abend (und vermutlich einen Großteil der Nacht) lernen wollte, spürt wie ihm die Müdigkeit in die Knochen kriecht, während er Oliver dabei beobachtet, wie er den Umhang öffnet und versucht, sich liegend aus diesem herauszuwinden. Ein sinnloses Unterfangen. Der Rotschopf kann sich das nicht mit ansehen.
»Reiß dich zusammen, Wood! Das geht im Liegen nicht.«
Percy greift nach den herumtastenden Händen, zieht den schwerfälligen Körper an diesen in eine aufrechte Position und öffnet den Umhang, um ihn dann zu lösen.
»Oh ... Percy. Was machst du?«
»Ich ziehe dich aus. So kannst du nicht schlafen.«
»Ausziehen? Hab ich ... mit dir geflirtet? Hmm ...« Percy kann sich kaum auf das konzentrieren, was er da tut. Oliver ist zu nahe und er riecht nach dem Met, den er getrunken hat. Süßlich. Nach Honig eben. Und? Was macht er da für Geräusche? Schnüffelt er etwa?
»Hm ... deine Haare riechen gut. Hab ich dir schon mal gesagt, wie toll ich deine Wuschelhaare finde?«
»Du bist betrunken.«
»Darf ich sie mal anfassen?«
»Nein.«
Percy weiß nicht, warum er überhaupt antwortet. Oliver ist sich ganz offensichtlich kein bisschen im Klaren darüber, was er da redet und es wird wohl darauf hinauslaufen, dass er nach seinem Ausnüchterungsschlaf nichts mehr hiervon wissen wird. Percy aber wird sich erinnern und auch die Wut wird bleiben. Wie soll er das nur auf die Reihe bekommen?
Er presst die Kiefer aufeinander, als er nun auch den Pullover über Woods Kopf zieht und ihn wieder nach hinten drückt, um auch die Schuhe und Hose auszuziehen. In Shirt und Shorts lässt es sich ja auch gut schlafen. Das muss reichen.
»Du kannst dir morgen etwas anhören und da wird es mir völlig gleich sein, ob du einen Kater hast oder nicht.«
»Mhm ... danke, Percy.«
»Ach, sei still!«
»Mein ... s ... ernst.«
Percy schielt für einen kurzen Moment hinauf zu Olivers Gesicht. Der hat beide Hände an den Wangen, streicht sich dann über die Augen und lässt die Finger dort. Wird ihm schlecht?
Oh, bitte nicht...
»Musst du dich übergeben?«
Wie gut, dass die anderen drei Bewohner des Schlafsaals schon schlafen. Die wären gerade alles andere als hilfreich. Percy schaut intensiv zu Woods Gesicht hinauf und bemerkt das Kopfschütteln. Gut. Er hat sich schon Sorgen gemacht.
»Komm! Die Beine bekommst du selbst ins Bett.«
»Hm ...«
Oliver dreht sich, zieht erst ein Bein, dann das andere hinauf und brummt abermals etwas Unverständliches. Dafür, dass er unwichtige Dinge ganz nüchtern hervorbringt, endet das andere auffallend oft in Gebrabbel.
Percy betrachtet den breiten Rücken für einen Moment, ehe er nach der Decke greift, sie über dem Einschlafendem ausbreitet und dann die Vorhänge zuzieht.
01:24 Uhr.
Abwesend hebt Percy die Hand, streicht sich durch die Haare und runzelt die Stirn.
Nein ... er weiß wirklich nicht, was an seinen Haaren so toll sein soll.
[erster Teil - Ende]
warning: alkoholmissbrauch,
format: fanfiction,
format: oneshot,
fandom: harry potter,
pairing: percy/oliver