Dec 15, 2017 14:53
Adventskalendertürchen: 15/24
Fandom: Original, Nachts wenn alles schläft
Characters: Nash & Killua
Widmung: für Ben, weil ich weiß, dass er die beiden mag :D
Genre: hurt/comfort, drama
Rating: P-16
Warning: suicidal thoughts (mentioned)
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Ich schaue ihm nach und fühle … nichts.
Vielleicht ist da nur ein Hauch von Verzweiflung, weil ich so sehr nach einem Gefühl suche, um mich nicht wie das letzte Arschloch zu fühlen. Aber nichts ändert etwas daran, dass ich genau das bin, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe, dass er so vor mir die Flucht ergreifen würde, sobald ich es ihm sage. Wir hätten auch gute Freunde werden können, aber in welches Paralleluniversum müsste ich dafür umziehen? Der Gedanke ist so jämmerlich wie meine Dummheit. Ich habe ihm alles erzählt. Das hätte ich nicht tun sollen. Ihn damit auch noch belasten, obwohl er so schon viel um die Ohren hat.
Aber ich fühle nicht einmal so etwas wie Mitleid.
Ich laufe davon, so wie ich es immer tue. Das kann ich am besten. Ich flüchte mich in die Nacht, weil ich nicht zu Hause sein will und kann. In dieser Nacht würde das kein gutes Ende nehmen.
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Ich bemerke erst, dass ich nach etwas suche, als ich mich am Fluss wiederfinde. Der Pier ist menschenleer. Wie spät ist es? Wie bin ich hergekommen? Ich blicke an mir hinunter. Wie ich an die Flasche Scotch gekommen bin, ist mir auch ein Rätsel. Wie schnell mir nach ein paar Schlücken alles egal wird - das ist fast schon eine Kunst. Und der Alkohol ist mein einziger Freund. Da gibt es keine Pointe.
Bis man feststellt, dass etwas fehlt. Meistens kann man es nicht gleich benennen, aber ich … ich habe einen Namen dafür. Ich warte auf ihn. Er ist wie die Erlösung. Weil er es schafft, einen fühlen zu lassen - was auch immer man gerade braucht. Damit macht er zwar nichts besser, aber es wird dadurch auch nichts schlechter. Es hört nur auf, sich so leer anzufühlen. Mein Körper. Meine Gedanken. Ich hätte schon viel eher darauf kommen sollen. Es liegt auf der Hand. Er ist der Untergang, den ich brauche. Der letzte Rest, der nötig ist, um …
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»Ich hoffe, du gehst nicht davon aus, dass ich jedes Mal antanze, wenn du so drauf bist.«
Die Nacht wird mit seinem Erscheinen noch dunkler, das Hafengelände noch ruhiger. Vielleicht habe ich aber auch nur endlich einen Pegel erreicht, der meine Wahrnehmung so sehr in die Knie zwingt, dass sie mich nicht mehr beeinflusst. Killua steht direkt hinter mir, als ich mich umdrehe. Groß, schwarz, bis zwischen Schal und Haaren helle Haut zu sehen ist … und diese atemberaubenden Augen. Mit 3/8 im Turm wirken sie so bedrohlich, wie sie es wohl bei den meisten Leuten tun und trotzdem lässt mein Reaktionsvermögen zu wünschen übrig.
»Ich … brauche nicht davon ausgehen. Du bist … jedes Mal da. Ich brauche dich nicht einmal rufen.«
Killua verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Du schreist innerlich und bekommst es nicht einmal mit. Das ist lauter als jeder andere Schrei. Dazu kommt, dass ich wohl irgendwie ein bisschen auf dich geprägt bin. Aus … Gründen.«
»Das tut mir leid«, murmle ich und sinke gegen seine Brust. Da ist keine Wärme, aber das bin ich gewohnt. Es dauert, bis er warm wird und meistens passiert das nur, wenn man ihm nahe ist. So nahe wie ich ihm mit meinem süffigen Kopf gerade gern wäre.
Er schiebt mich weg, als er es mitbekommt. »Nein, tut es dir nicht.«
»Und wenn doch?«
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Ich zupfe an seiner Jacke herum, während ich ihm in die Augen sehe. Ich würde ihm gern die Schuld an allem geben, um das eigene Gewicht auf meinen Schultern zu mindern, aber das wäre nicht fair. Allerdings ist es auch nicht fair, dass er mich nicht einfach ignoriert. Es wäre so hilfreich. Und er müsste sich keine Sorgen machen. Obwohl … kann er so etwas überhaupt? Seine Augen wirken bei der Dunkelheit fast schwarz. Nichts spiegelt sich in ihnen. Nicht einmal die Lichter der Stadt auf der anderen Seite des Flusses.
»Victor ist gegangen«, erwähne ich beiläufig.
»Ich weiß.«
Natürlich weiß er das. Er ist auch der einzige Mensch, der in mein Innerstes blicken kann und weiß, wie nahe ich schon wieder an der Klippe herumtanze. Daran bin ich selbst schuld. Ich habe Victor von meinen Problemen erzählt. Wie oft ich daran denke, es einfach zu beenden. So eine Phase hatte ich schon einmal. Damals hat mich Johnny gerettet. Nur gebracht hat es mir nichts. Alles ist so dunkel, wie Killuas Jacke, die wieder näher kommt. Dann sind da Arme, die sich um mich legen, mich so fest drücken, dass ich es fühle … bis auf die Knochen.
»Ich bring dich nach Hause«, murmelt es leise an meinem Ohr. Ich will den Kopf schütteln, aber es geht nicht. Das lässt er nicht zu. »Dann kannst du dich beruhigen.«
»Nur wenn du bei mir bleibst.«
»Das dachte ich mir.«
Ich lasse zu, dass er mir die fast leere Flasche aus der Hand nimmt und sie auf den Pier stellt. Dann schiebt er die Finger zwischen meine und zieht mich hinter sich her, weil sich alles in mir dagegen sträubt, diese Kälte hinter mir zu lassen. Es fühlt sich richtig an, sich den Arsch abzufrieren für so viel Dummheit.
Scheint Killua nicht so zu sehen. Er zieht mich immer weiter und weiter. Bis ich nachgebe und er mich nicht mehr ziehen muss. Dann eben nicht heute Nacht, denke ich mir und schließe die Augen. Ich weiß, dass er dafür sorgen wird, dass ich nirgendwo anstoße …
warning: alkoholmissbrauch,
original character: nash,
genre: drama,
warning: angst,
original character: killua,
adventskalender 2017,
genre: hurt/comfort,
warning: alkohol,
format: oneshot,
genre: angst,
format: original,
warning: suicidal thoughts