The 2nd of December

Dec 02, 2017 10:12


Adventskalendertürchen: 2/24

Fandom: Original, Nachts wenn alles schläft

Characters: Nash, Natalie

Widmung: für jene, die Natalie mögen (die viel zu selten aufgetaucht ist)

Genre: hurt/comfort

Rating: P-12

Ihr Parfum riecht ein bisschen nach Zimt und Koriander und nach Schnee, der den dreckigen Asphalt draußen mehr und mehr unter sich begräbt. Doch noch viel intensiver ist der Duft nach Zuhause, nach Liebe. Er mischt sich mit dem meiner Tränen. Eigentlich Bullshit. Als ob diese sinnlosen Dinger nach irgendetwas riechen. Viel wichtiger ist die Frage nach dem Grund. Was ist passiert? Wie lange ist meine Schwester schon hier und was zum Henker geht hier überhaupt vor sich?

Sie hält mich so fest im Arm, dass ich keine Luft mehr bekomme und ich habe nicht gewusst, dass sie so stark ist. Warum tut sie das? Liegt es an den jämmerlichen Geräuschen, die ich von mir gebe? Ich fühle mich um zwanzig Jahre zurückversetzt. Die ersten Versuche, Rad zu fahren, ein Sturz, mein nicht sonderlich einfühlsamer Vater und dann sie, die ihre Lippen auf mein aufgeschürftes Knie gedrückt hat, um den Schmerz verschwinden zu lassen.

Jetzt bin ich wieder dieser kleine Junge von damals …

Verflucht …

»Shht, Nash … beruhige dich …«

Will ich gar nicht. Mir dämmert, was passiert ist. Sie hat alles hervorgeholt. Ich habe alles hervorgeholt. Da muss sie jetzt durch. Und ich auch. Alles habe ich ihr gesagt. Alles rausgelassen, was ich ewig in mich hineingefressen habe und ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was der Trigger gewesen ist. Wir haben Wein getrunken, einen Film geschaut und dabei geplaudert …

Und dann ging es los und es fühlt sich an, als wäre meine ganze Welt in sich zusammengestürzt, was im Grunde nichts Neues ist, denn sie war noch nie ganz. Es ist nur noch nie passiert, als jemand direkt neben mir saß.

Sie weiß nun, dass ich homosexuell bin und dass ich nicht nur ab und zu zu viel trinke, sondern ständig und dass sich das mehr und mehr zu einem heftigen Alkoholproblem entwickelt, gegen das ich langsam etwas tun sollte. Von Johnny habe ich ihr erzählt und wie verliebt ich so viele Jahre in ihn gewesen bin und dass ich ihn habe fallen lassen, als ich ihn endlich hatte - für diese eine Nacht, von der ich ihr vermutlich auch erzählt habe - so im Rausch. Ich gestand ihr die Sache mit Killua, berichtete von den beiden Malen, in dem ich einem Mörder viel zu nahe gewesen bin und wie sehr das meine Objektivität eingeschränkt hat. Was für ein schlechter Mensch ich eigentlich bin und dass ich gar kein Recht darauf habe, auf dieser Welt zu existieren.

Da hat auch sie angefangen zu weinen und sie jetzt so neben mir sitzen zu sehen, nicht weniger aufgelöst als ich selbst, reißt mir das Herz aus der Brust … und flickt es gleichzeitig zusammen.

Seit dem hocken wir verloren und doch gemeinsam auf dem Sofa. Der Film ist längst zu Ende und der Raum wieder dunkel. Draußen schneit es stärker.

»Bleibt du die Nacht hier?«, hauche ich irgendwann kraftlos. Ich habe nicht viel Platz, aber das ist nicht wichtig. Ihr ist das nicht wichtig.

»Natürlich.«

Sie wischt sich über die Augen. Ihr Mascara verwischt und als ich sie aus meinen geschwollenen Augen heraus anblinzle, kribbelt es in meiner Kehle, doch sie gluckst eher los als ich.

»Du siehst echt beschissen aus.«

»Schau mal in den Spiegel, du blöde Kuh!«

»Crybaby …«

»Ach, leck mich doch!«

Ich schubse sie leicht und ziehe sie direkt wieder in meine Arme. Ich brauche den Geruch nach Zuhause und ihrer Liebe gerade mehr als alles andere auf der Welt. Wie dankbar ich ihr dafür bin, ahnt sie vermutlich nicht einmal. Meine Welt mag gerade schon wieder einige Risse davongetragen zu haben, aber verdammt … es hat sich so gut angefühlt.

original character: nash, format: short, warning: outing, adventskalender 2017, original character: natalie, genre: hurt/comfort, format: oneshot, warning: alkohol, format: original, genre: fluff

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