(no subject)

Aug 03, 2017 15:43


Fandom: Original, Nachts
Characters: Killua & Nash
Genre: kind of angst, light smut/slash
Rating: P-16 Slash
Wordcount: 3859
Warning: depression, alcohol, cheating
it's been too long ... and I'm so glad ...

Er sitzt in einer Bar, in der man andere Gäste erst suchen muss, um sie zu entdecken, so weit voneinander entfernt sitzen sie. Der Mangel an Besuchern liegt nicht unbedingt an der Uhrzeit oder gar an dem komplizierten Weg hierher. Nein. Der ausschlaggebende Grund dafür ist ein anderer und er wird deutlich, kaum dass man die Tür öffnet. Das hier ist nicht mehr als eine Spelunke. Es riecht nach Urin, billigem Whiskey und Rost. Es wundert nicht, liegt doch das Stahlwerk nur ein paar Blöcke weiter und die meisten der jämmerlichen Gestalten, die hier sitzen, stammen vermutlich von dort. Arbeiter, die zum Feierabend einer 14-Stunden-Schicht nur ein Ziel haben - sich den Kopf zuschütten, um die Probleme zu vergessen, die zu Hause auf sie warten. Ob nun laute Kinder, eine zeternde Ehefrau oder ein Berg unbezahlter Rechnungen.

Im Grunde überrascht es mich nicht, dass ich Nash inmitten dieser verwahrlosten Männer sitzen sehe, denn tatsächlich ist nicht eine einzige Frau anwesend. Es dauert nur Augenblicke, um sich durch seine trunkenen Hirnwindungen zu arbeiten. Er hat keine Lust mehr auf sein Leben, will nicht gefunden werden und der Alkohol hier ist billig und knallt. Ein paar Sekunden später weiß ich auch den Grund für diesen Rückfall und ich kann ein Seufzen kaum unterdrücken. Er ist ein hoffnungsloser Fall und da ich selbst auch einer bin, verstehe ich ihn verdammt gut. Alkohol ist für mich nur nie eine Lösung. Wie auch? Ein fast schon wieder tragisch witziger Gedanke.

Misstrauische Blicke ruhen auf mir, als ich mich dem Tresen nähere. Nash ist der Einzige, der mich nicht bemerkt. Zu tief schaut er in sein Glas. Zu weit ist er schon von der Realität entfernt, auch wenn er nie gänzlich vor ihr davonlaufen können wird. Das ist keinem von uns vergönnt.

»Kein Wunder, dass mich die anderen alle so verzweifelt anrufen und fragen, ob ich weiß, wo du steckst. Das hier ist nicht die Bar, in der du sonst so herumhängst.«

Dass er nicht einmal zusammenzuckt, als er wie aus dem Nichts angesprochen wird, macht nur noch deutlicher, dass dies nicht das erste Glas ist, das er sich gönnt. Zählt man alle zusammen, die er bereits intus hat, reicht das für eine großzügige Flasche. Mehr als genug. Wenn man anfängt, mehr Alkohol als Blut im Körper zu haben, wird es wirklich kritisch - rein symbolisch betrachtet.

Ich lasse mich auf dem Hocker neben seinem nieder, nachdem ich mich vergewissert habe, dass ich mir die Hose nicht mit irgendetwas vollschmiere. Dann trete ich gegen seinen Hocker. Die Hand, mit der er sein Kinn gestützt hat, sackt nach unten und sein Kopf hinterher. Rechtzeitig vor der harten Kante fängt er sich noch ab. Endlich bekommt er mit, dass er hier nicht mehr allein sitzt, doch eine Ewigkeit vergeht, ehe er mich auch erkennt.

» … l l u a?« Träge hebt sich seine Hand, wischt einmal über die müden Augen, ehe auch sie Halt am Glas sucht. »Was … machstn hier …?«

»Ich werde von deinen werten Kollegen und deinem Lover belästigt.«

Er nimmt ein wenig Haltung an, als könnte das dabei helfen, meinen Worten besser zu folgen. Es klappt nur bedingt, denn er sieht mich treudoofer an, als ein Hund es jemals könnte. Mit gehobenen Augenbrauen und einem fragenden Blick. Ich bereue schon, hergekommen zu sein. Das sieht süß aus, dabei ist es eigentlich ziemlich traurig. »Warum … dasn?«

Ehe ich antworte, blicke ich zum Barkeeper, der mich schon ganz skeptisch beobachtet. »Bringen Sie ihm einen Kaffee? So etwas gibt’s hier doch, oder?«

»Dafür müsste ich die Maschine noch einmal anmachen. Das lohnt sich für eine Tasse nicht.«

»Dann machen Sie eine ganze Kanne. Die geht auf mich. Bin sicher, hier gibt es den ein oder anderen, der auch einen vertragen könnte.«

»Wie Sie meinen.«

Der Typ ist so abgefuckt wie der ganze Laden. Vermutlich haben ihn die armen Arbeiter irgendwann einmal leid getan und er war ein freundlicher, umgänglicher Geselle. Dann ist es Gewohnheit geworden und die Melancholie der Arbeiter hat sich auf ihn übertragen. Herrgott - Nash passt hier genauso wenig hin wie ich. Wir sind auf eine andere Art in unserem Leben gescheitert. Ich mustere den neben mir Sitzenden wieder und antworte ihm endlich auf seine Frage.

»Sie suchen nach dir. Victor hat Johnny angerufen, weil du nicht an dein Handy gegangen bist und er fragen wollte, ob du bei ihm bist. Dann hat Johnny, als du auch bei ihm nicht abgenommen hast, Rory angerufen, der wiederum auf Arbeit nachgefragt hat, wo du auch nicht gewesen bist und schließlich … war ich an der Reihe, weil ich aus Gründen den Ruf weg habe, alles wiederzufinden, was verloren gegangen ist.«

Vermutlich hätte ich es bei dem ersten Satz belassen sollen. Ich kann förmlich sehen, wie er hinter seiner Stirn diese vielen Informationen zu verarbeiten versucht und es doch nicht schafft. Ich winke ab und bin erstaunt darüber, wie schnell eine große Tasse Kaffee vor Nash auftaucht. Vermutlich will uns der Kerl hinter dem Tresen so schnell wie möglich loswerden.

»Ich … wollt kein Kaffee«, nuschelt Nash, als ihm der Geruch des schwarzen Gebräus in die Nase steigt. Wenigstens das funktioniert noch. »Wollt noch einen … Doppeltn …«

»Das Whisekyglas vor dir ist noch voll«, kläre ich ihn auf.

Er muss den Inhalt erst schwenken, um mir mit einem zufriedenen Lächeln zuzustimmen. »Hast recht.«

»Trink ein bisschen Kaffee, dann kannst du es mischen. Was dann vermutlich scheußlich schmeckt.«

Seine Augen leuchten, als er mich ansieht. Das erste Mal richtig bewusst. »Das ne gute Idee!«

Ja, manchmal habe ich tatsächlich gute Ideen, aber im Moment kann man das wohl sehen wie man will. Er sollte nichts mehr trinken und vermutlich wird die heiße Mischung aus Kaffee und Whiskey ihm noch mehr in den Kopf steigen. »Sieh zu, dass du fertig wirst. Ich bringe dich nach Hause. Du brauchst dringend Schlaf.«

Seine tiefen Augenringe verraten mir, dass er damit in letzter Zeit wieder sehr sparsam war. Nachdem er mit Victor zusammen gekommen ist, haben seine Freunde geglaubt, er würde endlich Fuß in der Welt fassen und mit sich selbst ins Reine kommen. Ich habe sehr daran gezweifelt. Wir sind uns recht ähnlich. Deswegen habe ich natürlich recht behalten.

»Pff … Schlaf …« Er schüttelt glucksend den Kopf. »Brauch … keinen Schlaf …«

»Wie du meinst.« Mir völlig gleich, was er davon hält. Wenn er erst einmal im Bett liegt, wird er schlafen wie ein Baby. »Gib mir deine Brieftasche.«

»Hm … wieso?«

»Damit ich deine Rechnung bezahlen kann. Ich glaube nicht, dass du noch raffst, welche Scheine du über den Tresen wandern lässt.«

»Hm …«

Er zeigt sich verständnisvoll, tut aber nichts dergleichen. Ich seufze, greife zu seinem Hintern und ziehe den Geldbeutel aus der Tasche. Abermals gluckst er und durch seine Gedanken huschen Bilder, die er gar nicht haben sollte. Erinnerungsfragmente aus einer kurzen, gemeinsamen Zeit. Einer bestimmten Nacht, um genau zu sein. Ja, er ist wirklich ein hoffnungsloser Fall und genug Geld hat er auch nicht dabei. Ich rechne noch einmal nach und legte die Scheine aus seinem mit ein paar aus meinem Portemonnaie zusammen. Das Trinkgeld ist mäßig. Doch für den Laden hier wird es reichen.

-

Eine Ewigkeit vergeht, bis er den Kaffee endlich geleert hat. Das volle Whiskeyglas bleibt unberührt. Ich muss ihn stützen, als er aufsteht und ihn führen, als wir die Bar verlassen. Dieser Bastard tastet doch tatsächlich nach seinen Schlüsseln, als wir vor seinem Wagen stehen.

»Gib sie mir - ich fahre!«

»Mir geht es gut. Ich kann fahren …«

Mein Augenlid zuckt. »Muss ich dir - einem Polizisten - wirklich etwas von kein Alkohol am Steuer erzählen?«

Ich nehme die Schlüssel an mich, als er sie gefunden hat. Sein Protest ist nur halbherzig. Vermutlich war die Faulheit, das Auto umrunden zu müssen, um zur Beifahrerseite zu gelangen, Auslöser dafür, selbst fahren zu wollen. Schon Mist, wenn man nur einen Dreitürer besitzt. Ich hätte mit dem Mustang herfahren sollen. Stattdessen bin ich gelaufen, weil ich Bewegung brauchte und war letztlich zu weit von meinem Zuhause weg, als ich Nash in der Ferne gespürt habe. Mit dem Vorhaben selbst zu fahren, wird er nicht der Einzige bleiben, kommt mir in den Sinn, als ich rückwärts aus der Parklücke fahre. Vor der Bar stehen so viele Wagen. Ich schätze, viele der Gäste werden noch nach Hause fahren, obgleich ihr Pegel es nicht mehr zulässt. Doch sie sind mir egal. Nash ist es nicht.

Er nickt auf halbem Weg ein - zusammengesunken, leise schnarchend. Ich drehe die Radiomusik leiser, auch wenn gerade ein alter Titel von Linkin Park läuft, und beobachte ihn für ein paar Augenblicke, immer mal wieder unterbrochen von einem flüchtigen Blick auf die Straße, die mittlerweile so gut wie leer ist. So sehr ich verstehen kann, dass er sich so fertig macht, so sehr will ich auch, dass er es nicht tut. Er ist ein toller Kerl, mit dem Herz am rechten Fleck. Irgendwann hat ihn nur ein wenig das Glück verlassen. Dabei ist es bloß vor seine Füßen gefallen. Er müsste es nur aufheben. Aber es scheitert schon am Willen.

»Ach, Nash …«

Er hört es nicht.

-

Victor ist der, den ich noch vom Auto aus anrufe, um ihm mitzuteilen, dass ich Nash gefunden habe und ihn nach Hause bringe. Als Nashs Freund sollte er es als Erster erfahren und ich übergebe es in seine Verantwortung, dass er es auch die Anderen wissen lässt. Auf die Frage hin, ob er noch vorbeikommen soll, wimmle ich ihn ab. Das würde im Moment vermutlich nichts besser machen, ist es doch die Schuld des Russen, dass Nash so von der Rolle ist. Dabei ist es nicht einmal eine bewusste Aktion gewesen. Es waren blöde Umstände. Und wer lernt in eben solchen schon gern die Eltern des Anderen kennen, die dann auch noch alles andere als umgänglich sind? Vermutlich niemand. Ich musste mich mit derlei Dingen zum Glück noch nie auseinandersetzen. Ich habe nur ein Mal den Vater eines Exfreundes kennengelernt. Und den Bruder. Das hat mir gereicht.

In der Nähe von Nashs Loft einen Parkplatz zu finden, entpuppt sich als Geduldsspiel. Wir müssen noch einige Meter laufen, bis wir seine Wohnung erreichen. Er ist noch nicht wieder richtig wach. Grummelnd akzeptiert er den Umstand, dass ich wirklich lange nach seinem Wohnungsschlüssel suchen muss. Alkohol macht geduldig. Oder verschiebt die zeitliche Wahrnehmung. Ich war nie betrunken, ich kann nur raten.

»Hat dir … wohl gefehlt … mich so anzufassen, hm?«

Die Frage kommt aus dem Nichts. Seine trunkenen Gedankengänge sind so wirr, dass ich mich nicht weiter mit ihnen befasst habe. Umso überraschter bin ich. »Natürlich. Ich fummle gern an Betrunken herum, obwohl es hier draußen scheiße kalt ist.«

»Könnt dich … wärmen, wenn wir oben sind ...«

»Ich komm klar. Keine Sorge. Ah! Da sind sie!«

Er hängt zu schwer in meinen Armen, um die Schlüssel triumphierend in die Höhe halten zu können. Ist schwer genug, herauszufinden, welcher hier unten an der Haustür passt und welcher für oben ist. Dann sind die Schlösser auch noch störrisch. Mit meiner eigenen Geduld ist es langsam nicht mehr weit her. Doch ist das mühselige Vorankommen nicht das Schlimmste. Nash wird wieder aktiver. Nur nicht auf die Art, die gerade hilfreich wäre. Ich kann hören, wie er an meinem Hals schnuppert, spüre, dass ihm wärmer wird und er sich an meinen Geruch erinnert … und an andere Dinge. Oh bitte - er sollte den Abend nicht noch komplizierter machen, als er es so schon ist.

»Denke nicht einmal dran!«, ermahne ich ihn, als wir das Treppenhaus hinter uns gelassen und auch seine Wohnungstür aufgeschlossen haben.

»Woran denk ich denn?« Mir ist sehr danach, ihn einfach auf den Flur fallen zu lassen, als ich ihm die Jacke ausziehe. Er drängt sich an mich, als seine Arme noch auf seinem Rücken sind und der Stoff der Jeansjacke seine Handgelenken fixiert. »Erinnerst du dich manchmal noch dran, wie's war? Mit mir?«

»So wie mit jedem anderen Kerl, den ich gefickt habe.«

Schade nur, dass diese abfällige Bemerkung rein gar nichts bringt. Er zischt etwas, zieht einen Arm aus dem Ärmel und greift nach meinem Kinn. Sein Kuss ist besser, als ich von einem betrunkenen Menschen erwartet hätte und vielleicht bringt er mich tatsächlich kurz aus dem Takt. Nicht lang genug, um ihn zu erwidern. Früher hätte ich es getan. Und ich hätte ihn gefickt, bis er Sterne sieht. Aber nicht heute Nacht. Irgendwann in den letzten Monaten habe ich so etwas wie Anstand gelernt. Mehr oder weniger. Eher weniger. Es ist selten nötig, anständig zu sein. Hier ist es das.

»Ich denk noch dran«, erklärt er mir, als die Jacke fällt und er sich umständlich selbst von dem Shirt darunter befreit. Er scheint in letzter Zeit wieder mehr trainiert zu haben. Seine Proportionen sind definierter, was mir vor allem an seinem Bauch und den Hüften auffällt. Die Linien, die von seinen Hüftknochen aus zum Zentrum führen, treten deutlicher hervor. Ich ertappe mich selbst dabei, dass ich ihn viel zu lange anschaue. Und ich ertappe ihn dabei, wie er das ganz genau zur Kenntnis nimmt. »Ich weiß, dass du das auch tust … ab und zu …«

Tue ich nicht. Aber im Moment denke ich daran zurück. Und die Bilder lassen sich schwerer verdrängen, als mir lieb ist. »Komm! Ich stecke dich in die Dusche, damit du wieder klar kommst und dann gehst du schlafen.«

»Dusche, hm? Hört sich gut an …«

Oh man. Ich dachte immer, dass ein erhöhter Alkoholspiegel nicht unbedingt zu einer erhöhten Libido führt, aber in seinem Fall liege ich damit völlig daneben. Kichernd torkelt er Richtung Bad. Ich lasse ihn machen. Und es dauert nur ein paar Augenblicke bis es im Badezimmer scheppert. Da abermals ein lautes Glucksen einsetzt, beeile ich mich nicht damit, nachzusehen, was passiert ist.

»Die Hose will nich …«, erklärt er mir, als ich ihn vor der Duschkabine sitzend vorfinde. Gerade eben hat er wohl noch im Stehen versucht, sich die Hose und die Shorts auszuziehen. Betrunken auf einem Bein stehen funktioniert offensichtlich nicht so gut, wie er sich das gedacht hat. Mir fällt dazu nichts mehr ein. Ich greife nach den Hosenbeinen, ziehe beherzt an ihnen und sein Lachen wird lauter. Bei der Shorts wird er stiller und ich entziehe mich seinen Händen, als sie nach mir greifen wollen. Ich sollte ihn einfach liegen lassen und gehen. Das sollte ich wirklich. Aber nein. Natürlich bin ich ein Idiot und helfe ihm stattdessen auf, drehe ihn um, ehe er sich mir abermals an den Hals werfen kann, und schiebe ihn in die Duschkabine. Ich drehe den Hahn nach rechts. Mir völlig gleich, ob er gleich kreischt wie ein altes Waschweib. Er muss dringend - ganz dringend - wieder nüchterner werden. Seine Reaktion auf das kalte Nass ist eher katastrophal. Er will direkt aus der Kabine springen, unterschätzt den rutschigen Boden und ich muss ebenfalls unter das Wasser, um ihn halten zu können. Bravo. Ich hatte wirklich schon bessere Einfälle. Geistesgegenwärtigere. Sinnvollere.

»Verflucht, Nash! Stell dich nicht so an!«

Ich halte seinen Kopf in den Wasserstrahl und er prustet, schüttelt sich, ächzt und will mich abwehren. Ich höre erst auf, als sein Widerstand gezielter wird. Es ist nur ein kurzer Handgriff, um dem Wasser eine angenehmere Temperatur zu verleihen.

»Besser?«

»Scheiße, Mann!«

»Okay, eindeutig besser.«

Er gefällt mir mehr, wenn er flucht und sich wehrt. Das ist der Nash, den ich in Erinnerung habe. Nicht dieser jämmerliche, betrunkene Bastard, der nicht weiß, wo er hingehört und was er mit seinem Leben anfangen soll. Als wir uns kennengelernt haben, hat er sich wenigstens noch in seine Arbeit gestürzt. Nicht einmal das bekommt er momentan hin und deswegen fehlt ihm ein Kompensator für seine Misere. Er dreht das Wasser selbst ab, wischt es sich aus dem Gesicht und schaut mich böse an. Dann aber grinst er.

»Jetzt bist du nass … und musst länger bleiben …«

»Noch so ein Spruch und ich dreh das kalte Wasser noch einmal auf.«

»Das macht's auch nich besser.«

Leider habe ich das auch schon festgestellt. Ich reiche ihm kopfschüttelnd ein Handtuch und verlasse das Bad. Das Shirt klebt wie eine zweite Haut an mir und ich ziehe es ächzend aus. Damit kann ich wirklich nicht raus. Es war schon im trockenen Zustand keine Hilfe gegen die Kälte. Und ich hasse frieren. Auch mein linkes Hosenbein ist völlig durchnässt. Dieser Mistkerl! Es würde mich nicht wundern, wenn er das mit Absicht gemacht hat.

Er grinst vor sich hin, als er nackt aus dem Bad kommt und mich inmitten seines Wohnzimmers stehen sieht. »Und nun?«

Ich hebe eine Augenbraue. »Leihe ich mir Sachen von dir.«

»Hab nur Jeans und die werden dir sicher nich passen.«

»Irgendeine werde ich schon finden.«

»Na dann … viel Erfolg …«

Er schwankt in Richtung seines Bettes, das man durch ein paar Stufen erreicht. Ein netter Anbau für die sonst so eintönig geschnittene Wohnung. Seufzend lässt er sich auf das zerwühlte Lager fallen. Ich versuche, nicht dabei zuzusehen, wie er sich auf dem Laken wälzt und ganz offensichtlich versucht, mich doch herumzukriegen. Er macht das gut, aber als ich an seinem Kleiderschrank zugange bin, kann ich ihn ganz gut ignorieren. Ich habe keine Ahnung, wie er sich das Ganze gerade vorstellt, was er sich dabei denkt. Nichts, vermutlich. Wäre da nicht Victor, der wirklich schwer in Ordnung ist und Nash mit Sicherheit gut tun würde, sobald der das endlich einmal zulässt, dann würde ich nicht mehr hier stehen. Dann würde ich das Seufzen, das Nash von sich gibt, lauter werden lassen. Ich kann spüren, was er tut. Bewusst sehe ich nicht hin, auch wenn der Drang groß ist.

Dieser verruchte Mistkerl!

Ich hatte schon einmal eine Schwäche für ihn und stelle fest, dass sie noch immer da ist. Er macht so hinreißende Geräusche. Meine Konzentration lässt etwas nach.

»Killua … nun mach schon …«

»Vergiss es! Ich ruf Victor an. Der kann sich um dich kümmern.«

»Ich will aber, dass du das tust.«

Er klingt nüchterner als gut für mich ist. Und für ihn. Ich finde keine verdammte Hose, die passt! Ich lasse es bleiben, hebe meine Jeans und das Shirt vom Boden auf und bringe sie ins Bad zurück, um sie in den Trockner zu werfen. Der kann für zwei Kleidungsstücke nicht so lange brauchen, oder? Mir bleibt neben dem Offensichtlichen nichts anderes übrig, als zu warten. Hier sind die seufzenden Laute von Nash nicht so deutlich zu hören. Dass ich ihn immer noch viel zu intensiv spüre, versuche ich zu ignorieren. Laut der Digitalanzeige muss ich nur eine halbe Stunde durchhalten.

Das klingt machbar.

Es wäre auch machbar, wenn nicht nach ein paar Minuten die Tür aufgehen würde. Nashs Gesicht ist gerötet. Vereinzelte Schweißtropfen glänzen an seinen Schläfen. Er zittert ein wenig. Aber mein Blick bleibt woanders hängen und mir fällt es schwer, den Kopf wegzudrehen.

»Geh wieder ins Bett …«

»Ich denke ja gar nicht dran!«

Er braucht nur drei Schritte, dann ist er bei mir. Ich bin schnell genug, um ihn an der Kehle zu packen und so auf Abstand zu halten. Selbst in diesem harten Griff sieht er viel zu gut aus. Weil das Grinsen bleibt. Weil sich seine Hand hebt und an meinem Unterarm entlangstreicht. Weil seine andere tiefer wandert und fest seine Härte umfasst.

»Ich sollte … das nicht tun«, hauche ich, als meine Finger sich noch fester um seine Kehle legen. Ich hebe die Lippen, zeige ihm meine Zähne. Es wirkt nicht so wie es soll. Was habe ich erwartet? »Was dann? Was, wenn ich dich jetzt ficke und du morgen alles bereust?«

»Morgen is noch weit weg«, presst er hervor und seine Finger lösen sich von seinem harten Schwanz und greifen nach meiner Shorts. Ich kann nicht verbergen, dass er mich heiß macht. Es hat schon angefangen, als ich noch seine Klamotten durchwühlt habe. Es ist erschreckend, wie ähnlich wir uns sind. Für den Moment leben. Tun, wonach einem ist, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken. Früher war ich schlimmer, was das angeht. Mittlerweile … kann ich es mir nur noch selten leisten, nicht weitsichtig zu agieren. Das geht nur noch zwischenmenschlich. Wie in diesem Augenblick, als ich ihn am Hals näher ziehe und ihm tief in die Augen schaue. Für mich hat das, was passieren wird, keine Folgen. Für ihn umso mehr, sollte Victor davon erfahren. Oder Johnny. Oder Nashs Schwester. Seine Eltern. Irgendjemand.

Er hat wirklich keine Ahnung, was er da anrichtet.

Und ich habe einen Punkt erreicht, an dem mir das schlichtweg egal ist.

-

Ich erinnere mich viel zu gut daran, was er gefällt, wie ich ihn am meisten reizen und ihm meinen gekeuchten Namen entlocken kann. Es klingt zu gut, um aufzuhören. Ich habe angenommen, es wäre eine Strafe, wenn ich ihn beiße. Dafür, dass er mich so sehr gereizt hat, dass ich mich nun doch auf ihn einlasse. Aber ich erreiche das Gegenteil. Er zuckt stöhnend zusammen und umschließt mich fester. Ich vergrabe das Gesicht in seinem Nacken, koste von seinem Blut und grabe dabei die Finger in das Laken, um ihn nicht noch mehr zu verletzen, dabei hätte er es verdient. Mir war nicht bewusst, wie ausgehungert ich hiervor gewesen bin. Ich komme kaum zur Ruhe, lasse ihm keine Gelegenheit, um sich sammeln zu können und der Geruch von Schweiß, Sperma und Blut mischt sich immer mehr, lässt mich noch ungehaltener werden und ich höre selbst dann nicht auf, als ich den Trockner piepen höre.

Er ist vollkommen erledigt, als ich mit ihm fertig bin. Schwer atmend liegt er auf dem Rücken, hat die Augen geschlossen und alle Gliedmaßen von sich gestreckt. Ich schlüpfe in die noch warmen Jeans und das Shirt, ehe ich nach der Decke greife und ihn zudecke. Ich sollte etwas sagen, weiß aber nicht was, deswegen wende ich mich Richtung Fenster und will es öffnen, da hält Nash mich am Shirt zurück.

»Bleib hier …«

»Nein.«

»Warum nich?«

Er braucht dringend Schlaf. Und er ist noch immer zu betrunken, um klar zu denken. Aber das sind nicht die Gründe dafür. Ich werde sie ihm auch nicht nennen. Das sollte gar nicht zur Debatte stehen, aber der Klang seiner Stimme und die Sehnsucht in seinem Blick verdeutlichen, dass es durchaus sehr heikel werden könnte, wenn ich bleibe.

»Ich werde gehen. Und morgen gehst du auf Arbeit, isst eine Kleinigkeit mit Victor und redest mit ihm. Mach dir das nicht kaputt. Einen Besseren wirst du kaum finden.«

»Aber ...«

»Da gibt es kein aber.« Ich löse seine Hand von meinem Shirt und trete einen Schritt zurück. Ich fühle gerade gar nichts. Das wird später kommen. »Gute Nacht, Nash. Und lass mich dich nicht noch einmal irgendwo aufsammeln. Ich bin echt nicht dein Kindermädchen.«

Die Ansage scheint auf fruchtbaren Boden zu fallen. Er erwidert nichts, sieht mich nur kurz betroffen an, ehe er irgendwo in einer noch nüchternen Ecke seines Hirns versteht. Er legt den Kopf auf das Kissen zurück und beobachtet mich dabei, wie ich das Fenster öffne und auf das Brett steige.

Den Blick spüre ich selbst dann noch, als ich längst wieder auf der Straße bin und zurück Richtung Innenstadt laufe. Das war definitiv keine gute Idee.

Ich fühle mich furchtbar.

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