Ficathon: für das
Kinkster's Paradise und die
Kinkster's Paradise Bingo ChallengeCharacters: Killua & Nadja
Genre: hetero, erotic, smut
Stichwort: Voice Kink
Fill: 1 / 25
Rating: P-18
Prompt: Fuck me with the sound of your voice and the words you whisper in my ear von
xxaubergineblaq Es gibt Dinge im Leben, die man nicht immer gleich auf Anhieb verstehen muss und sie geschehen im Grunde so selten, dass ich nie darüber nachdenke, dass sie einmal mir passieren könnten.
Mein Handy klingelt nun seit einer gefühlten Ewigkeit, dabei sind es nur ein paar Momente, und als ich mich endlich aufraffen kann, den Anruf entgegenzunehmen, ist mir die Nummer, die ich auf dem Display erkenne, unbekannt. Da steht kein Name dazu. Wäre ich nicht schon längst wach, würde ich solch einen Anruf gekonnt ignorieren. Doch im wachen Zustand ist meine Neugier größer als meine Faulheit.
Ich wische über den Bildschirm und klemme mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, während ich weiter an dem Boot herumhantiere. Diese Schnürsenkel ...
Ich hasse Schleifen binden.
Für Feinmotorikkrüppel, wie ich einer bin, ist das nervenaufreibend.
»Ja, hallo - wer stört?«
Dass ich nicht gleich eine Antwort bekomme, senkt meine Laune rapide in Richtung des Nullpunkts, doch ehe ich fluchen kann, erklingt am anderen Ende der Leitung doch eine Stimme zu dem stockenden Atmen, was das Einzige gewesen ist, das ich bis dato gehört habe.
»Hier ... hier spricht Nadja. Ich ... befürchte, ich habe mich verwählt.«
Dass mich eine Frau anruft, geschieht so selten, dass ich mir fast sicher bin, dass es noch nie passiert ist. Sie klingt unsicher. Ihre Stimme bebt. Die Erkenntnis, dass sie die falsche Nummer angerufen hat, scheint sie in Angst und Panik zu versetzen.
»Schon okay«, erkläre ich ihr deshalb, um sie etwas zu beruhigen. Sie gibt ein Seufzen von sich, das ich im ersten Moment für einen erleichterten Laut halte. Doch der Unterton ist irgendwie ... anders. Nichts, worüber ich mir weiter den Kopf zerbrechen will. »Ich habe die Nummer noch nicht sehr lange. Vielleicht wollten Sie den Vorbesitzer erreichen. Leider weiß ich nicht, wer das ... hm ... alles in Ordnung?«
Ihr schneller werdender Atem lässt sich nicht mehr ignorieren und mir will einfach kein plausibler Grund dafür einfallen. Wenn sie wirklich Panik hätte, dann ... würde ich das merken. Und vermutlich hätte sie dann gar nicht erst jemanden angerufen, den sie vielleicht schon eine Weile nicht mehr gesprochen hat. Menschen ticken manchmal auf andere Art und Weise als der Durchschnitt. Das lernt man schnell, wenn man aufmerksam beobachtet. Und ich habe nachts nichts Besseres zu tun, als genau das zu tun.
»Ich ... muss auflegen. Tut mir leid für die Störung.«
Sie spricht und legt so hastig auf, dass ich von meinem Schuh ablasse und irritiert auf den Bildschirm schaue. Die Nummer verblasst schon, das Display wird dunkel. Was war das denn?
Nun ...
Das gehört dann wohl in die Sparte der Dinge, die man nicht gleich auf Anhieb verstehen muss.
-
Tage später geschieht es wieder. An einem Abend, der ist wie jeder andere auch - nur mit dem Unterschied, dass ich noch nicht im Club bin, sondern mich mit einem der Türsteher unterhalte, während mein Blick immer wieder zufällig über die Menge gleitet, um nach potenziellen Kandidaten für etwas nächtliche Unterhaltung Ausschau zu halten. Nikolai heißt der Kerl, der mich aufhält und wir plaudern, während er trotzdem fachmännisch selektiert, wer das Etablissement betreten darf und wer nicht. Wir kennen uns noch von früher und er ist neben Noah der Einzige meiner alten Freunde, der sein Leben tatsächlich irgendwie auf die Reihe bekommen hat. Er hat einen Job und sogar wieder regelmäßigen Kontakt zu seiner Tochter und seiner Exfreundin. Für ihn läuft es gut. Für mich ... eher weniger.
Und ich kläre ihn gerade munter darüber auf, dass ich ihm meinen Mustang demnächst vorbeibringen werde, damit er mir mein neues Radio einbaut, als ich bemerke, dass ich angestarrt werde. Das Gefühl ist so durchdringend, dass ich nicht einmal lange suchen muss, um die Quelle zu finden. Es handelt sich um eine Gruppe junger Frauen, die in der Reihe schon so weit nach vorn gerückt sind, dass sie unsere Unterhaltung gehört haben. Zumindest unsere Stimmen. Und eine dieser Frauen sieht mich direkt an - mit großen, haselnussbraunen Augen, während ihr ein dunkler, wirrer Pony ins Gesicht fällt.
Plötzlich ... ergibt alles Sinn.
Dieses Ding, das ich nicht sofort verstanden habe.
Und das ist interessant genug, um mir darüber klar zu werden, was ich diese Nacht tun werde. Es ist fast schon lächerlich lange her, dass ich wirklich etwas zum Spielen hatte.
»Lass die Mädels dort rein!«, wispere ich Nikolai ins Ohr, als ich mich zu ihm hochstrecke. Er fragt sich wieso, stellt die Frage jedoch nicht laut, sondern zuckt mit den Schultern und winkt die Truppe hinein. Meine Beobachterin muss von ihren Freundinnen gezogen werden, um sich von der Stelle zu rühren. Ich grinse und es bleibt nicht unbemerkt.
»Seit wann stehst du auf Frauen?«, hakt Nikolai nach und sieht mich mit überrascht gehobenen Augenbrauen an.
Ich schmunzle und gehe an ihm vorbei, um mich ebenfalls im Club zu verlieren. »Stehe ich nicht. Aber ich mag Spielchen und ich habe gerade die perfekte Kandidatin dafür gefunden.«
»Na dann ... viel Spaß.«
»Keine Sorge - den werde ich haben.«
Ich war mir einer Sache noch nie so sicher.
-
Ich brauche sie nicht suchen. Ich entdecke sie, kaum dass ich über die Loge schlendere und hinunter zur Tanzfläche sehe. Die Musik ist gut, genau wie die Stimmung, aber sie fällt allein dadurch auf, dass sie abwesend wirkt und immer wieder Richtung Eingang schaut. Sie hält Ausschau nach mir.
Es ist nicht einmal so, dass sie mich äußerlich attraktiv findet, das habe ich schnell erkannt, als unsere Blicke sich getroffen haben. Und das würde ich auch zu gut kennen. Das wäre nicht mehr spannend.
Nein.
In dem Moment, als wir einander angesehen haben, wusste ich, dass es meine Stimme gewesen ist, die sie so aus dem Takt gebracht hat. Auch das ... ist nicht wirklich fremd für mich. Nur die Ausmaße sind anders. Sie scheint eine Schwäche für Stimmen zu haben. Am meisten wohl für tiefe, leicht raue Männerstimmen mit Akzent. Und mich interessiert einfach brennend, wie weit ich sie damit in den Wahnsinn treiben kann. Jemand wie ich braucht Abwechslung. Meine derzeitige Monotonie langweilt mich schrecklich. Und ich hatte solange keinen ebenbürtigen Partner mehr in meinem Bett, dass ich die Art und Weise, um Spaß zu haben, wohl langsam erweitern und variieren muss.
Und sie ist so perfekt dafür geeignet, dieses noch fremde Territorium zu erkunden.
Dabei ist sie im Grunde eine gestandene Frau. Schon faszinierend, was manche so für Vorlieben haben. Die meisten kann man einem Menschen nicht einfach von der Stirn ablesen. Manche muss man suchen, entdeckt sie durch Zufall oder sie bleiben für immer ein Geheimnis.
Für sie ist es eins. Auch jetzt noch. Denn sie weiß nicht, dass ich es weiß.
Ich gebe ihr und mir noch ein paar Minuten, ehe ich mich unter die Tanzenden mische. Der Rhythmus, der süß-herbe Geruch der sich bewegenden Körper und die Vibrationen von den Boxen. Kurz verliere ich mich, werde einer von ihnen und gebe mich hin.
Dann erinnere ich mich.
In dem Moment, als sie vor mir auftaucht. Ihre dunklen Haare sind im Nacken ausrasiert. Der Rest sieht so weich aus, dass ich fast schon den Drang verspüre, meine Finger durch sie gleiten zu lassen. Aber das ist nicht mein Ziel. Sie mag hübsch aussehen - vor allem ihre Augen. Aber das ändert nichts daran, dass ich kein bisschen auf sie reagiere.
Doch sie tut es.
In dem Moment, als ich dicht hinter ihr stehen bleibe und ihr ein Hey, Nadja ins Ohr flüstere, werden ihre Knie so weich, dass meine Hände flüchtig in ihre Richtung zucken. Aber ich berühre sie nicht, weil sie sich rechtzeitig wieder fängt. Auch ihre Freundinnen bemerken meine Ankunft nun und starren mich mit großen Augen an. Ich beachte sie nicht weiter. Ganz langsam dreht sich Nadja zu mir um, lässt ihren Blick Stück für Stück nach oben wandern, bis wir uns direkt in die Augen sehen.
»Woher ... kennst du meinen Namen?«, ruft sie. Sie ist nicht direkt an meinem Ohr, deswegen muss sie die laute Musik übertönen. Sie glaubt es zumindest. Ich verstehe sie ganz wunderbar.
»Du bist die junge Frau, die mich letztens angerufen hat. Du hast mich draußen an meiner Stimme erkannt, nicht wahr?«
Ihr schießt die Röte in Sekundenschnelle ins Gesicht. Und da ist wieder diese Schnappatmung.
»Nadja? Kennst du den Kerl?«, hakt eine ihrer Begleiterinnen nach, als sie die Anspannung ihrer Freundin bemerkt. Sie sind gewarnt und aufmerksamer als vorher. Nicht auf positive Art und Weise. Der Beschützerinstinkt kommt durch, da kann ich noch so gut aussehen und charmant lächeln.
Aber Nadja spielt gut.
»Ja. Entschuldigt mich kurz.«
Dann greift ihre warme Hand nach meinem Unterarm und sie zieht mich durch die Menge zur Bar, wo die Musik nicht ganz so laut ist. Und ich warte geduldig. Manchmal kann ich das gut.
Sie ist noch immer rot im Gesicht, aber ihre haselnussbraunen Augen sind klar und ihr Blick ist fest. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns irgendwann mal sehen würden.«
»Manchmal gibt es schon seltsame Zufälle, nicht wahr?«
»Ja, vermutlich.«
Sie beißt sich auf die Unterlippe und blickt wieder etwas scheuer zur Seite. Ihr rasen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich nicht alle erfassen kann. Aber die, die ich mitbekomme, sind interessant.
»Also«, fahre ich fort und neige etwas den Kopf. »Du stehst also auf meine Stimme, hm?«
»Was?« Ihre Augen sind so wahnsinnig groß. »Wie ... woher ...«
Ich kann das Grinsen, das an meinen Lippen zieht, kaum unterdrücken. Aber im Moment muss ich das. Es würde wohl ein sehr gruseliges Lächeln werden und ich will sie nicht verjagen.
»Ich will ehrlich mit dir sein.« Ich trete etwas näher an sie heran, beuge mich zu ihr hinunter und bringe meine Lippen abermals nahe an ihr glühendes Ohr. »Mich würde interessieren, wie weit das geht, wenn du verstehst, was ich meine.«
Das tut sie. Ihr kann kaum noch heißer werden. Sie ist verlegen, gleichzeitig aber so neugierig, dass sie nicht sofort etwas darauf erwidert. Sie ist verheiratet. Sie hat Kinder. Sie hält das schlichtweg für unmöglich, was nichts daran ändert, dass es eine Sehnsucht ist, die sie bei ihrem Mann nicht befriedigen kann.
Und ich weiß, dass ich genau die Art Stimme habe, die ihre Knie weich werden lässt. Und wenn mich nicht alles täuscht, sind da sogar noch mehr Reaktionen, auch wenn ich mir da nicht so sicher bin. Da fehlen mir schlichtweg die Erfahrungswerte. Die vermisse ich nicht wirklich. Eigentlich kann ich mein Interesse selbst nicht ganz nachvollziehen. Es ist einfach da.
»Wie ... meinst du das?«
Ihre eigene Stimme ist kaum noch mehr als ein etwas hilfloses Hauchen, weil sie will ... und gleichzeitig nicht will. Weil sie versteht, aber eigentlich nicht verstehen will.
»Du weißt, wie ich das meine. Komm raus, wenn du es dir überlegt hast. Ich werde warten.«
Und ich lasse sie an der Bar zurück.
Mit ihren kreisenden Gedanken und ihrem hitzigen Körper.
-
Sie lässt mich länger warten, als mir lieb ist. Mein Interesse ist nicht sonderlich ausdauernd. Es ist wie ein Drahtseilakt. Einmal das Gleichgewicht verloren und weg ist es. Schon zwei Kandidaten sind an mir vorbeigelaufen, die diesen Abend noch hätten retten können und zwei Mal habe ich ihnen nur nachgesehen. Den Dritten werde ich nicht einfach so ziehen lassen.
Aber wie das Schicksal es will, springt Nadja noch rechtzeitig von der Schippe, als sie allein aus dem Club kommt und sich suchend umsieht.
Ich lehne an einer Hauswand gegenüber des Eingangs und rauche gemütlich eine Zigarette, als sie mich entdeckt und zögernd näher kommt. Ich weiß, was sie sagen will, deswegen hebe ich einen Finger und lächle.
»Es ist kein Seitensprung, wenn ich dich nicht anfasse, oder? Denke mal darüber nach. Du würdest es dir vermutlich einfach nur ... selbst machen - mit einer etwas anderen Stimulation.«
Mit so viel Direktheit ist sie schlichtweg überfordert. Mehr noch, als mit der Tatsache, dass ich weiß, was sie denkt. Sie redet nicht über ihre sexuellen Vorlieben. Die wenigsten Menschen tun das. Sie unterdrückt und sie leidet. Die Aussicht darauf, dass sich das vielleicht für eine Nacht lang ändern könnte, hat sie hier hinaus getrieben. Die Furcht davor, etwas Falsches zu tun, lässt sie zögern. Ihre weichen Knie, verursacht von der - nicht mehr von Musik verfälschten - Stimme meinerseits, lassen sie bleiben. Ich biete ihr meine Zigarette an und mit zitternder Hand greift sie danach.
Sie zieht nervös. »Ich ... kann nicht zu mir nach Hause. Mein Mann ist da und die Kinder schlafen.«
»Das dachte ich mir schon«, die Stimme leicht angeraut vom Zigarettenrauch. Sie erschaudert und ich schmunzle verhalten. Das ist viel zu interessant. Es wäre eine Schande, wenn ich sie nicht doch noch irgendwie überzeugen könnte und es würde gegen die Spielregeln gehen, wenn ich es auf meine Weise tue. »Ich wohne nur ein paar Blöcke weiter.«
»Ich ... ich weiß nicht. Du ... du könntest irgendein kranker Bastard sein, der ...«
Wenn sie wüsste ...
Aber nein. Nicht in dieser Nacht. Heute bin ich verspielt - nicht durstig.
»Könnte ich sein. Aber dann wärst du mir nicht hinaus gefolgt, nicht wahr?«
»Ich ... ich bin deiner Stimme gefolgt. Ich kriege sie einfach nicht aus dem Kopf. Bei dem Gespräch am Telefon ... ich habe erwartet, eine alte Bekannte von mir zu hören, weil wir bald Klassentreffen haben, und dann ... war da deine Stimme.«
»Und sie gefällt dir«, stelle ich fest und komme ihr wieder etwas näher. »Lass mich herausfinden, wie sehr.«
»Und du ... was, wenn du ...«
»Ich bin schwul.«
Die Überraschung ist echt. Sie hat Vorurteile wie viele andere auch und damit hat sie nicht gerechnet. »Oh. Aber warum hast du ... dann Interesse an mir?«
»Weil mich Menschen interessieren. Es macht keinen Unterschied. Und ich bin bisher niemandem begegnet, der so dermaßen lustvoll auf eine fremde Stimme reagiert. Das ist neu für mich und aufregend.« Ich mustere sie noch einmal von oben bis unten. Die kurzen, wirren Haare, die schmalen Schultern. Das lange Oberteil, das weit über die Leggings reicht, die sie trägt, und wohl eher als ein Kleid durchgeht. Ich habe davon keine Ahnung. Dann sind da die schwarzen Stiefel mit den schmalen Absätzen. Sie ist wirklich hübsch, zumal sie auch recht groß geraten ist, was allerdings auch an den Schuhen liegen könnte. Ich bin sicher, dass es viele Männer und vielleicht auch Frauen gibt, die ihr gerne nachschauen, wenn sie vorbei geht, doch es bleibt dabei. Für mich ist sie keine solche Frau. Deswegen kommt mir ein weiterer Gedanke. »Weißt du ... ich habe noch eine andere Idee. Du gehst in meine Wohnung und ich setze mich draußen in meinen Wagen und dann ... rufe ich dich an.«
Eine Antwort warte ich nicht ab. Ich gehe los. Damit muss sie klarkommen, denn ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich wirklich sehen will, wie sie es sich selbst besorgt. Die Vorstellung ist befremdlich.
-
Sie wird noch befremdlicher, da Nadja mich zurückhält, als ich ihr vor der Pension, in der ich lebe, meinen Schlüssel aushändigen will.
Sonst siehst du doch gar nicht, was du mit mir machst, denkt sie, spricht es aber nicht aus, sondern ihre haselnussbraunen Augen ruhen auf meinen, die sie erst im diffusen Licht der Eingangsleuchte so richtig wahrzunehmen scheint. Als das, was sie sind - blutige Abgründe. Doch sie läuft nicht weg. Sie wartet nur auf weitere Worte, die sie in dem bestätigen, was sie hier tut.
Etwas für sich.
Etwas, wovon ihr Mann niemals etwas erfahren darf.
Etwas, das eine einmalige Sache bleiben sollte.
Ich nehme den Schlüssel wieder an mich, trete an ihr vorbei und schließe auf. Ihr Parfüm riecht nach Blumen. Vorher ist mir das nicht aufgefallen. Sie fängt auch kein Gespräch darüber an, wie ich dazu komme, an so einem eher heruntergekommenem Ort zu leben, oder woher ich überhaupt komme. Diese Distanz bewahrt sie sich. Sie will nicht mehr über mich wissen, als unbedingt nötig.
Bis auf eine Sache.
»Ich habe noch gar nicht nach deinem Namen gefragt«, stellt sie leise fest und bleibt mitten auf der Treppe stehen, die nach oben führt. Ich selbst gehe noch ein Stück weiter und drehe mich dann zu ihr um.
»Killua.«
»Du heißt Killua? Diesen Namen ... habe ich noch nie gehört.«
»Er ist nicht sonderlich verbreitet.«
Ich habe ihn nur einmal in einem Manga gesehen. Eine Variante davon. Aber das erzähle ich ihr nicht. Ich gehe weiter und ihre leise klappernden Absätze folgen mir, bis wir das Zimmer mit der Nr. 13 erreichen und ich den zweiten Schlüssel in das Schloss schiebe. Sofort wächst Nadjas Anspannung wieder.
Ich trete ein und drehe mich um. »Jetzt ist es zu spät. Du kannst nicht mehr zurück, also ... komm rein.«
Ich neige den Kopf, verleihe meiner Stimme einen so sinnlichen Klang, wie es mir nur irgendwie möglich ist, und ihre Knie zittern ein wenig, als sie den letzten Schritt wagt und über die Schwelle tritt. Ich schließe sie Tür.
Jetzt ist sie in meinem Reich.
Und ich mache die Regeln.
Sie sind nicht sonderlich schwer.
»Schließe die Augen ...«
Ihr Atem beschleunigt sich, aber sie tut, was ich ihr sage und bleibt im Flur stehen. Mein Kater ist unterwegs. Das ist gut so. Er würde sie nur ablenken. So muss sie sich auf mich konzentrieren. Mich und meine Stimme.
»Geh zwei Schritte und zieh dein Oberteil aus. Keine Angst. Ich sorge dafür, dass du nirgendwo anstößt. Aber du musst auf mich hören.«
»Ja ...«
Ihre eigene Stimme klingt nunmehr um einiges rauer und ich muss zugeben, dass hier hat etwas. Ein seichtes Kribbeln bemächtigt sich meines Nackens und wandert an meiner Wirbelsäule hinunter. Das Oberteil raschelt leise, als sie es sich über den Kopf zieht und es auf den Boden fallenlässt. Darunter kommt ein schwarzer Spitzen-BH zum Vorschein, über einer schmalen Taille und ebenfalls recht schmalen Hüften. Lautlos trete ich an ihr vorbei, um sie auch von vorn zu sehen. Sie trägt Spuren ihrer Schwangerschaften auf der Haut, wie ich meine Narben. Aber sie trägt sie mit Stolz. Sie denkt keine Minute daran, dass sie für mich unattraktiv sein könnte. Allerdings liegt das vermutlich daran, dass ich ihr gesagt habe, dass ich normalerweise für das andere Team spiele.
»So ist es gut. Du bist schön. Ich sehe da einen kleinen Haken an deinem BH. Öffne ihn.«
Winzige Schweißtropfen bilden sich an ihren Schläfen, als sie die Hand hebt und mit einem leisen Klicken die beiden Körbchen voneinander trennt. Ihre Brüste sind normal, schätze ich, runden das Gesamtbild ab.
»Dir ist heiß, hm?«
Sie nickt und presst die Oberschenkel zusammen, weil sie befürchtet, man könnte schon Spuren sehen. So weit ist sie schon? Das überrascht selbst mich, auch wenn ich mir der Hitze zwischen ihren Schenkeln gewahr bin.
»Fünf Schritte. Die ersten vier geradeaus, der Letzte etwas nach rechts versetzt. Dann bist du bei meinem Bett.«
Und sie öffnet kein einziges Mal die Augen. Die Intensität, mit der sie meine Stimme wahrnimmt, steigert sich so zu ihrem Vorteil. Dennoch ist ihr anzumerken, wie erleichtert sie ist, als sie sich endlich auf das Bett setzen kann. Ihre Beine zucken ein wenig und ihre Hände streichen ruhelos über das Laken.
»Was ... soll ich jetzt tun?«, murmelt sie leise, weil ich sie eine ganze Weile zappeln lasse, um ihre körperlichen Reaktionen auf mich wirken zu lassen. Mich sollte das nicht so faszinieren, aber letztlich bin ich auch nur ein Mann ... und ein Tier. Natürlich reagiere ich auf solche Dinge und je weiter dieses Spiel geht, desto intensiver werden die Empfindungen. Aber es ist nur mein Kopf, der rotiert. Weiter unten regt sich noch immer nichts. Das ist besser so. Das würde kein gutes Ende nehmen. Denn mir bleibt auch nicht ihr schneller werdender Puls verborgen. Und wie das Blut hitzig durch ihre Adern rauscht.
»Zieh die Stiefel aus.«
Die Absätze klappern auf dem Boden, als sie es tut. Dann lässt sie sich von selbst nach hinten sinken, schiebt sich auf dem Laken höher und legt ihre Finger an den Bund der Leggins. Doch dann wartet sie.
»Schieb die Hand unter den Stoff. Und tiefer ...«
Ich komme näher, lasse mich neben dem Bett in die Hocke sinken und beuge mich vor. Sie zuckt kurz zusammen, als sie das Gewicht meines Oberkörpers auf dem Bett wahrnehmen kann, doch dann erschaudert sie, weil sie weiß, was als Nächstes kommt.
Ich bringe meine Lippen ganz nahe an ihr Ohr. »Jetzt fass dich an!«
Sie keucht leise auf und ihre Oberschenkel pressen sich aneinander, als sie ihr Zentrum findet, das vermutlich nur darauf gewartet hat, endlich Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Atemzüge sind ruppiger, lauter und unter dem Stoff, zwischen ihren Fingern, kann ich es hören.
Ich höre, wie erregt sie schon ist.
»Lass die Hand da und benutze die andere, um den Rest auszuziehen.«
Die Koordination ist schon nicht mehr allzu einfach. Irgendwie gelingt es Nadja, die Hose und ihre Unterwäsche wenigstens bis zu den Waden zu schieben. Den Rest erledigen ihre Füße. Ihr Geruch breitet sich im Zimmer aus und meine Nasenflügel zittern ein wenig. Wäre ich anders, dann wäre das wohl langsam der Moment, in dem ich die Kontrolle verlieren würde. Es ist intensiv. Das, was sie fühlt, wie sie sich bewegt und wie sie riecht.
»Ich werde dir jetzt erzählen, was ich mit dir tun würde, wenn die Ausgangslage etwas anders wäre.«
Am Anfang ist es befremdlich für sie. Ich erzähle ihr, wie ich einem anderen Mann den Himmel zeigen würde und es dauert, bis sie Parallelen entdeckt und verinnerlichen kann. Aber es ist nicht das, was ich erzähle, das sie in ihrem Tun fahriger werden lässt, sondern die Art und Weise wie ich es erzähle. Ich ficke sie mit meiner Stimme. Dass es anregende Sachen sind, die sie zu hören bekommt, ist nur ein willkommener Bonus. Mein Blick wandert über ihr Profil. Die geöffneten Lippen, ihre Brüste zwischen denen sich langsam der Schweiß sammelt. Der sanft geschwungene Rippenbogen, der in eine kleine Kuhle übergeht. Die bebenden Schenkel und das Zentrum zwischen ihnen, in denen nun zwei Hände ruhen. Ich erzähle ihr, wie ich sie ficken würde. Erst langsam und tief, dann schneller. Und dass ich nicht aufhören würde, wenn sie gekommen ist. Dass ich sie immer weiter treiben würde, bis sie nicht mehr weiß, wie sie heißt, wo sie sich befindet und was in Gottes Namen hier nur passiert.
Das ist der Moment, als sie kommt. Ihre Schenkel zucken unkontrolliert und sie rollt sich wie ein Embryo zusammen, dreht sich auf die Seite und stöhnt so laut, dass ich sicher bin, dass meine Nachbarn das hören. Aber die haben schon ganz andere Sachen zu Ohren bekommen und stellen sich vermutlich keine Fragen mehr. Ich fahre mir mit der Zunge über die Lippen, will die Hand ausstrecken und sie wieder auf den Rücken drehen, aber ich tue es nicht. Das war der Deal. Ich werde sie nicht anfassen.
»Nicht aufhören. Mach weiter.«
»... aber ...«, keucht sie schwer. Ihr ganzer Rücken zittert. Ihre Haare sehen noch wirrer aus als vorher.
»Vertrau mir ... du bist noch nicht fertig ...«
Sie wälzt sich auf den Bauch, wirft einen flüchtigen, glasigen Blick in meine Richtung und vergräbt ihr Gesicht dann im Kissen, als sie ihre Hüften etwas hebt und weiter macht. Das Zucken bleibt, weil sie noch viel zu gereizt ist.
»Wie lange ist es her, dass du dich so gefühlt hast?«, frage ich sie und betrachte die Kurven, die ihr Körper nun zeigt. Ihr Rücken ist durchgedrückt, ihr fester Po in die Höhe gestreckt. Ein Arm fest an dem Kissen, der andere unter ihrem Bauch, mit den Fingern zwischen ihren Beinen. Doch irgendetwas scheint sie zu blockieren. Die Furcht davor, es so weit zu treiben, dass sie die Kontrolle verliert.
»Killua ...«, haucht sie meinen Namen. »Ich ... kannst du nicht ...«
Ihre Gedanken reichen weiter. Weiter als das, was sie im Moment noch über die Lippen bringt. Dabei weiß sie, dass ich eben nicht kann.
»Wir haben eine Abmachung. Lass einfach los. Es ist okay.«
»Ich ...«
Ich beuge mich vor. Fast schon berühren meine Lippen ihr Ohr. Und ich sage nur ein einziges Wort, seufze es fast schon. Und sie lässt los. Sie beißt in das Kissen, bricht zusammen und zuckt hilflos.
Tränen stehen ihr in den Augen, als sie atemlos den Kopf dreht. Solch ein seliges Lächeln habe ich lange nicht mehr gesehen. Ganz verschwitzt ist sie, aber glücklich.
Und alles, was ich dafür tun musste, war es, ihr ihren Namen ins Ohr zu flüstern.
-
Ich schicke sie unter die Dusche und beziehe währendessen das Bett neu. Ich kann mich kaum konzentrieren, so intensiv riecht es nach ihr und Sex. Es ist seltsam stimulierend und ich weiß, dass ich noch einmal hinausgehen und mir jemanden suchen werde, mit dem ich dann all die Dinge tun werde, die ich ihr gerade so schmutzig ins Ohr geflüstert habe, einfach weil ich das Gefühl habe, durchzudrehen, wenn ich diese Nacht keinen Sex habe. Vermutlich habe ich dieses Spielchen etwas zu weit getrieben. Nicht für sie, sondern für mich selber. Ich sollte wohl aufpassen, welche Vorlieben ich hier wie ausnutze. Manche Spiele sind gefährlich, auch wenn dieses hier noch glimpflich ausgegangen ist.
Mischa hat wohl wirklich recht.
Ich bin viel zu weich geworden.
Normalerweise würde ich das Bett beziehen, weil es voller Blut ist.
Nun ... ein anderes Mal.
Es dauert eine Weile, bis sie wieder aus dem Bad kommt. Wieder angezogen und frisch. Die Verlegenheit steht ihr noch immer deutlich ins Gesicht geschrieben. Wir rauchen noch eine am Fenster und beobachten die Menschen auf den Straßen und die Lichter der fernen Innenstadt.
»Das war ... überwältigend«, gibt sie irgendwann zu, weil ihr diese Aussage schon die ganze Zeit durch den Kopf gekreist ist und sie nur nicht die richtigen Worte hatte, um auszudrücken, wie sie es fand.
Ich lächle schief. »Das freut mich. Ich hätte nicht erwartet, dass es solche Ausmaße annimmt.«
»War es komisch für dich? Ich meine ... was du mir erzählt hast ... ich ...«
»Es war okay. Es war ein nettes Schauspiel.«
Wieder wird sie rot. So sehr, dass selbst ihre Ohren diesen Hautton annehmen. Sie will die Frage stellen, die ich schon befürchtet habe, tut es jedoch nicht.
Den Mut dafür hat sie erst, als ich sie zur Tür bringe und sie noch einmal zu mir aufsieht. »Wir werden uns wohl nicht noch einmal sehen.«
Sie ist ein schlaues Mädchen.
Ich nicke, schenke ihr aber noch ein keckes Grinsen. »Nun. Wenn die Sehnsucht zu groß wird, hast du ja noch meine Nummer.«
»Das ...« Sie zögert kurz und schüttelt leicht den Kopf über sich selbst und ihre Verlegenheit, ehe sie wieder zu mir hochsieht. »Das stimmt. Aber ich glaube, das sollte sich nicht etablieren.«
»Ist deine Entscheidung.«
Lächelnd zieht sie von dannen und ich schließe die Tür.
Faszinierend.
Das war doch ein interessanter Abend.