The Devil you know

Oct 09, 2016 00:10

Fandom: One Piece, One Shot
Pairing: Shanks/Mihawk
Rating: P-12 Slash
Prompt: the devil you know

Durch die offene Tür weht kalte Luft ins Innere der Spelunke. Gestalten treten ein, sehen sich unauffällig um und lauschen dem mürrischen Brummen von den Tischen nahe der Tür. Sie sind viele. Es dauert, bis die komplette Meute eingetreten ist. Die Beschwerden häufen sich.
»Macht endlich das Brett zu!«
Irgendwo von links ... mit Nachdruck.
Genauso wie die Faust, die den Gestörten ruhig stellt. Wie aus dem Nichts. Er hat sie nicht kommen sehen.
»Wir wollen hier keinen Ärger.«
Der Wirt sieht gelassen aus. Er kennt solche Gesellen. Aber diesen Rotschopf und seine Truppe - die sieht er hier nicht oft. Selbst wenn er sie noch nie hier gesehen hätte - die Gesichter wären ihm nicht unbekannt. Er kennt sie von Plakaten. Überall in der Stadt hängen sie. Drogen- und Waffenhandel, Prostitution. Dieses Gesindel hat die Finger ganz tief drinnen im Untergrund und sie spielen geschickt. Die wenigsten Delikte werden aufgeklärt. Die Typen sind zu gut, bewegen sich stets am Rand des Legalen und überschreiten diese Grenze doch immer wieder. Den Behörden ist es egal. Niemand leidet direkt darunter. Nicht einmal das Ansehen dieses Ortes. Der Rotschopf beschützt die Stadt. Mehr wollen die Menschen hier nicht wissen.
»Wo ist er?«
Shanks - so nennen sie den Mann mit den dunkelroten Haaren, der unter seinem schwarzen Mantel verbirgt, dass er nur im Besitz eines Armes ist. Er bleibt direkt vor dem Tresen stehen, blickt dem Wirt tief in die Augen, doch der versteht das Anliegen nicht.
»Wo ist wer?«
Hinter dem Einarmigen schnauft jemand ungeduldig. Shanks hebt nur träge die verbliebene Hand, um sein Gefolge zu beruhigen. »Ich denke, ihr wisst genau, von wem ich spreche.«
Hinter dem fragenden Blick des Wirtes flackert etwas auf. Der Mann ist sich darüber nicht im Klaren. Seine Gelassenheit überlagert noch immer alles, doch die Augen des Roten - sie sind schärfer als so manche Klinge. Er macht sich nicht die Mühe, den Spelunkenbesitzer über den Tresen zu zerren, um die Worte aus ihm herauszuprügeln. Sie wollen auch keinen Ärger.
Es gibt nur einen Grund für ihr Erscheinen.
Sie wollen ihn.
Und der Wirt weiß das. Genauso wie er auch den Aufenthaltsort kennt.
Etwas an der Haltung des älteren Mannes verändert sich. Ein tiefer Atemzug folgt. Dann ein resignierendes Seufzen.
»Hinten ... im Raucherbereich. Bitte lasst die Einrichtung heil. Ich hatte letztens erst eine ...«
»Seid unbesorgt. Deswegen bin ich nicht hier.«
Der Rote nickt seinen Männern zu. Nach und nach verteilen sie sich im Raum, bestellen sich Bier oder Wein und er ist der Einzige, der sich zum hinteren Bereich des Schankraumes, der abgeschottet genug ist, um mit dem Rauch der Qualmenden die Gäste hier vorn nicht zu stören, aber doch so nahe, dass die Ankunft von Shanks selbst in der hinterletzten Ecke angekommen sein sollte.

Auf den ersten Blick ist niemand zu erblicken. Es ist spät. Die meisten der hiesigen Gäste sind nur noch da, weil sie vergessen haben, dass sie nach Hause sollten und einfach weitertrinken, weil die Zeit keine Rolle mehr spielt. Shanks selbst ist noch hellwach und der Geruch von Zigarettenrauch ist zu frisch. Er weiß, dass der Gesuchte hier ist.
Den ganzen Raum muss er durchqueren, bis er den Schatten in einer Ecke sitzen sieht. Ein riesiger Hut verbirgt das Gesicht. Nur die lange, filigrane Zigarettenspitze lugt unter ihm hervor. Eine dünne Rauchschwade wandert vom äußersten Ende in Richtung Zimmerdecke. Lange Beine sind übereinandergelegt, die ganze Gestalt wirkt versunken, aber trotzdem respekteinflößend und das ohne jeden Blickkontakt. Erhabenheit in seiner Reinform.
»Du hast dich tatsächlich hierher getraut.«
Shanks konfrontiert den Mann vor sich direkt, als er vor dem Tisch zum Stehen kommt.
Er würde es nie zugeben, aber im Moment würde er so ziemlich alles dafür tun, dem Blick seines Gegenübers zu begegnen. Selbst jemand wie er ist vor seiner Wirkung nicht gefeit.
Nichts an dem Anderen bewegt sich. Nur das Rauchrinnsal verebbt kurz, während die Zigarette rot glüht.
»Oh ... wir reden also nicht miteinander? Gut. Das lässt sich ändern.«
Mit Schwung dreht sich der Rote um, huscht zurück in den größeren Schankraum und bestellt zwei große Krüge Sake. Einen klemmt er sich zwischen Unterarm und Bauch. Den anderen nimmt er in die Hand. Nur ein paar wenige Schritte zurück zu dem schweigenden Schatten, der sich keinen Millimeter bewegt hatte.
»So. Ich biete dir Sake. Das gemeinsame Trinken sollte das Eis doch brechen, nicht wahr?«
»Du warst erst derjenige, der es hat entstehen lassen, oder hast du das vergessen?«
»Das liegt alles schon längst hinter uns. Allerdings kann ich mich an deinen letzten Auftritt hier ziemlich gut erinnern. Du hast uns ziemlich auf Trab gehalten.«
»Einen Kindergarten muss man nicht aufwühlen. Die Unruhe ist schon da. Du hast davon nur nichts bemerkt.«
»Und wer bist du, um mir zu sagen, was in meiner Stadt passiert, hm?«
Der Rote lässt sich auf den einzigen freien Stuhl am Tisch nieder. An der anderen Hälfte der Sitzbank lehnt das riesige Schwert, das Dulacre nur selten von seinem Rücken nimmt. Aber zum Sitzen eignet es sich nicht. Gefährlich bleibt dieser Mann trotzdem. Abstand ist nie verkehrt.

Die Kante des breitgefächerten Hutes bewegt sich langsam nach oben, ganz so als würde sie an einem seidenen Faden hängen und gezogen werden. Shanks starrt auf die Stelle, an der in den nächsten Sekundenbruchteilen die Augen auftauchen sollten und ... da sind sie.
So sehr Shanks gegen die Gänsehaut ankämpft. Sie kriecht von seinem Nacken aus tiefer, sammelt sich in seinen Lenden und lässt ihn gänzlich erschaudern.
Er steht auf dieses Gefühl. Dagegen ist jeder durch Alkohol oder den Genuss einer Frau verursachte Rausch nur ein Tropfen, der trostlos ins Meer stürzt.
Doch dieser Blick ... ist der Ozean.
Ein goldenes Meer voller Strudel.
Man ertrinkt ... und kann nichts dagegen tun.
Man will es gar nicht.
Der Rote atmet tief ein, dann wieder aus. »Habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit?«
»Einen kleinen Teil von ihr. Dir entgeht zu viel. Aber wen wundert es. Selbst jetzt riechst du nach Sake.«
»Das kommt von dem Krug, der da vor dir steht.«
Die Lippen des Schwarzhaarigen verziehen sich nicht. Nur flüchtig mustert er das Getränk. Vergebliche Liebesmühe. Er wird es nicht anrühren. Er wird gleich verschwinden. Wenn er aufgeraucht hat. Er hat seinen alten ... was eigentlich? Freund? Bekannten? Er hat seinen alten Bekannten wiedergesehen. Nun kann er verschwinden. Hier scheint alles in Ordnung zu sein. Die Gerüchte, die ihm zu Ohren gekommen sind, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Ein seltener Irrtum, der ihm unterlaufen ist. Geschieht in letzter Zeit öfter.
Shanks hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig. »Wie du siehst, ist hier alles beim Besten. Man könnte meinen, du machst dir Sorgen um mich, so oft wie du aus dem Nichts auftauchst. Ärger gibt es eigentlich erst dann, wenn du involviert bist. Heute Morgen. Der Kopfgeldjäger.«
»Er hat sich überschätzt.«
»Und jetzt ist der tot. Papperlapapp.« Shanks winkt ab, grinst breit dabei und greift dann nach seinem Sakekrug, um ihn anzuheben. »Langweile mich lieber mit alten Geschichten. Denen lausche ich lieber, als den Neuen.«
»Tatsächlich? Dann muss ich dich enttäuschen. Ich lebe nicht in der Vergangenheit.«
Falkenauge - so wird er von den meisten genannt, die seinen vollen Namen nicht kennen - erhebt sich langsam und schiebt sich den Hut tiefer in den Nacken, als er die aufgerauchte Zigarette von der Spitze zieht und im Aschenbecher ausdrückt. Danach platziert er den langen, dünnen Stab in der Innenseite seines weiten Mantels und wirft dem immer noch Sitzendem einen langsam Blick zu.
»Du wirst dich nie ändern, oder?«
»Komm schon. Wir haben den neunten März.«
»Und?«
Shanks schüttelt leise lachend den Kopf und blickt zum Boden. »Selbst ein Teufel wie du feiert seinen Geburtstag, oder nicht? Also ich feiere meinen.«
»Du kannst tun und lassen, was du willst. Hast du es jemals anders gehandhabt?«
»Nein. Ich kriege immer, was ich will. Also setz dich hin und trink einen mit mir. Lass uns über die alten Zeiten plaudern.«
Einladend nickt er zu dem nunmehr leeren Platz hin, lächelt aufmunternd und greift nach dem Krug. Es dauert eine kleine Ewigkeit, doch da sich Mihawk nicht von der Stelle bewegt, ist sich Shanks sicher, dass er nicht gehen wird. Allerdings verkürzt es die Wartezeit zum Anstoßen nicht wirklich.
Solcher Kinderkram. Der beste Schwertkämpfer der Welt begreift es nicht. Dieser hartgesottene Rotschopf, vor dem die ganze Welt erzittert - da sitzt er und will zu ihrer beider Geburtstag anstoßen. Lächerlich!
Einfach ... lächerlich, dass er sich tatsächlich wieder setzt, nach dem Sake greift, den Shanks ihm mitgebracht hat, und ihn anhebt. »Nur einen, danach verschwinde ich wieder.«
»Tu, was du nicht lassen kannst. Alles Gute, Dulacre.«
»Ja ... danke, gleichfalls.«
Ein kurzes Aufeinandertreffen ihrer Gläser, dann Stille. Gemeinsame, tiefe Züge. Eine Wärme im Bauch, die sich im ganzen Körper ausbreitet. Erst dann zaghafte Geschichten. Hier und da ein Lachen des Roten. Manchmal ein Funken Belustigung hinter Falkenaugen.

Ein Krug, für den sie Stunden brauchen.

format: fanfiction, format: oneshot, fandom: one piece, pairing: shanks/mihawk

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