Apr 17, 2017 20:18
Fandom: Original, PhobiaAU
Characters: Killua & Cedric
Genre: kind of hurt/comfort, fluff
Rating: P-16
Warning: vandalism, revenge, vigilantism
Er liebte die Stille der Stadt, wenn er mitten in der Nacht durch ihre Straßen schlich. Die Gedanken waren leiser. Es fuhren keine Fahrzeuge mehr umher. Die Luft roch frischer. Nur die Kälte störte ihn, aber im Gegensatz zu den anderen, sehr positiven Dingen war dieser negative Nebeneffekt kaum nennenswert.
Er brauchte diese Ruhe gerade viel zu sehr. Rückfälle waren nichts, auf das er stolz war, aber sie sorgten dafür, dass er sich besser fühlte und manchmal ... war eben jeder Kampf zwecklos. Er landete immer wieder in diesem Zustand, der sich mehr nach Leben anfühlte als alles andere, wenn er nur nicht darüber nachdachte, wie er ihn erreichte. Das Dumme daran war nur, dass er durchaus darüber nachdachte. In jeder Nacht. In diesem Augenblick. Immer. Und es gab nichts, was etwas daran ändern konnte.
Außer Leichen, die mitten auf der Straße lagen.
...
Killua runzelte die Stirn und blieb nahe der großen Kreuzung stehen, auf der um diese Zeit sämtliche Ampeln ausgeschaltet waren, weil keiner mehr unterwegs war und vereinzelte Wagen auch so gut klar kamen. Aber was er da sah, passte überhaupt nicht ins Bild. Er entdeckte den Körper noch vor dem Fahrrad, das unweit der reglosen Gestalt mitten auf der Fahrbahn lag.
Nun ... das war nicht seine Angelegenheit.
Er könnte einfach weitergehen und so tun, als hätte er nichts gesehen, denn was sollte er schon groß tun können? Die Polizei kannte ihn, suchte nach ihm, wenn auch nur halbherzig. Er konnte sie schlecht anrufen und über diesen Vorfall hier informieren. Da wäre ein Notarzt schon sinnvoller, aber auch dem musste er erklären, was Sache war und wenn es nach einem Unfall aussah - nun ... auch da war die Polizei mit von der Partie.
»Ach ... fuck.«
Niemand war zu sehen, kein Wagen in der Ferne zu hören. Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass jemand anders diesen Kerl finden würde. Schnell genug. Denn anders als er erst erwartet hatte, war da durchaus noch Leben in dem Verunfallten, auch wenn davon nichts viel zu sehen war. Er spürte es. Das reichte aus. Killua näherte sich vorsichtig und erkannte, dass es sich um einen Mann in seinem Alter handelte, der ein bisschen unsymmetrisch auf dem Rücken lag. Kein Helm. Der hatte sich sicher tüchtig den Kopf gestoßen beim Fall. Mit einem Brummen ging er neben ihm in die Hocke und streckte die Hand nach der linken Schulter aus.
»Hey!«
Er bekam keine Antwort. Nicht einmal die Lider zuckten. Keine Reaktion zu bekommen, war vermutlich etwas, das so nicht sein sollte. Seine Hand schob sich noch weiter nach vorn und er drehte das abgewandte Gesicht in seine Richtung. Der kurze Randgedanke, dass der Kerl ziemlich gut aussah, verpuffte ebenso schnell, wie er aufgekommen war. Blut rann an der rechten Gesichtsseite hinunter. Eine Platzwunde. Killua drehte den Kopf und musterte den restlichen Körper. Dann tastete er ihn ab. Auch wenn die Position ziemlich kreuz und quer aussah, schien sich der Fahrradfahrer nichts gebrochen zu haben. Allerdings galt das nur für den Brustkorb, die Hüften und die Gliedmaßen. Wie es in der Wirbelsäule des jungen Mannes aussah, konnte er nicht einschätzen und flüchtig kam Killua in den Sinn, dass es vielleicht keine gute Idee war, wenn er den Körper bewegte. Aber eine andere Wahl hatte er nicht.
Gut ... er könnte ihn immer noch liegenlassen.
Er könnte.
Leider war der Typ zu attraktiv. Eine dumme Erkenntnis, aber vielleicht rettete sie den Verletzten ja. Vorsichtig setzte Killua den Bewusstlosen auf, lehnte den Oberkörper an seinen eigenen und griff mit beiden Händen nach dem Hosenbund, um sich den Körper auf die Schulter zu packen. Sonderlich schwer war der Kerl nicht. Aber auch vierzig Kilo mehr hätten keinen Unterschied gemacht. Als Killua wieder stand, wanderten seine roten Augen in Richtung des Fahrrads. Das konnte er nicht hier lassen. Zum Fahren war es nicht mehr geeignet, aber sicher wollte der Fremde es wiederhaben, wenn er aufwachte.
Dumm.
Diese Nacht hatte er sich eigentlich anders vorgestellt.
+
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis der Leblose auf seinem Bett endlich einen Ton von sich gab. Killua wandte den Blick vom Fenster ab und drehte sich um. Der Körper zuckte ein wenig. Das Seufzen erklang erneut. Plötzlich setzte sich der Kerl mit einem Ruck auf und wurde im gleichen Augenblick von so vielen Gedanken und Eindrücken überflutet, dass selbst Killuas Kopf ein wenig ins Kreiseln geriet.
»Hey ... ganz ruhig. Du bist hier sicher. Alles ist gut.«
Ein weiterer Eindruck gesellte sich zu den Anderen, als der Kopf des Fremden in seine Richtung ruckte, ehe der ganze Oberkörper wieder zurück auf das Kissen fiel. Der Kreislauf hatte etwas gegen schnelle, ruckartige Bewegungen. Aber dieses Mal dauerte es nicht allzu lange, bis der Liegende sein Bewusstsein wiedererlangte.
»Wo bin ich?«, murmelte er. »Und wer bist du?«
Seine Finger tasteten zittrig nach seinem Kopf und fanden die Verletzung, aus der noch immer Mundwasser sickerte, aber sie heilte bereits. Killua hatte kein Verbandszeug gefunden. Eine Nachbarin hatte ein paar Pflaster bei sich im Zimmer, die er provisorisch über die Platzwunde geklebt hatte. Mit mäßigem Erfolg. Aber wenigstens hielten sie die Wundränder zusammen. Wohl der Grund dafür, dass da kein Blut mehr kam.
»Ich heiße Killua und du bist bei mir. Ich habe dich draußen auf der Straße gefunden.« Seine roten Augen blieben flüchtig an den Ellenbeugen des jungen Mannes hängen. Da dessen Pullover voller Blut gewesen war, hatte Killua ihm diesen ausgezogen und das Shirt darunter hatte ein paar Narben offenbart, die unter anderem eine Ursache für den Unfall gewesen sein könnten. »Bist du high Fahrrad gefahren?«
»... wie bitte?«
Erst dann schien er zu realisieren, dass seine Unterarme frei lagen und er ließ sie hastig unter der Decke verschwinden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in Killuas Richtung, der dafür nur ein müdes Lächeln übrig hatte.
»Ich habe keine Ahnung vom Fahrradfahren, aber ich schätze, man sollte noch weniger betrunken oder high damit fahren als mit einem Auto.«
Der Kerl vor ihm war vollkommen überfordert mit den Informationen und dazu noch schlich sich eine heftige Röte in das hübsche Gesicht. »So ... so war das nicht! Ich ...« Konzentriert durchzogen Furchen die glatte Stirn, als sich der Kerl zu erinnern versuchte, was passiert war. Killua sah es, bevor er selbst es realisierte und sein träges Lächeln verschwand. »Da war ein anderer Wagen. Er ... kam um die Ecke geschossen, ohne zu schauen. Ich ... meine Vorderbremse hat es zerlegt, so sehr hab ich gebremst. Dann ... dann weiß ich nichts mehr.«
Ein Unfall mit Fahrerflucht also.
Killuas Gesicht verdüsterte sich. Okay - er war dem Kerl nichts schuldig, aber solche Arschlöcher gehörten nicht auf die Straße und dass der Kerl in der Anonymität der Nacht einfach so mit seinem Verbrechen davonkam, ging gar nicht. Kurz überkam ihn der Anflug eines Lachens, weil er selbst genauso so ein Typ Mensch war, aber ... er hatte eben Gründe. Andere nicht. Der Meinung war er zumindest.
»Kannst du dich vielleicht noch an die Art und Farbe des Wagens erinnern?«
»Was? Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Offensichtlich war der Wagen weg, als du mich gefunden hast. Den finden wir nie wieder.«
»Sagst du.«
»Sag ich.« Der junge Mann wagte einen weiteren Versuch, sich aufzusetzen, und tat das deutlich vorsichtiger als vorher. Er blickte auf seine Hände hinunter, die unter der Bettdecke verborgen waren. »Was hast du mit meinem Pullover gemacht?«
»In die Waschmaschine geworfen. Der war dreckig und durchnässt. Die Wunde an deinem Kopf hat ganz schön geblutet.«
»Ich ...« Killua seufzte leise, als er die vielen unschönen Emotionen mitbekam, die wild durch den Körper des Kerls schossen. So völlig unkoordiniert. Der war schon eine Weile clean, aber die Einspritznarben blieben eben. Er musste das eine lange Zeit praktiziert haben und Killua tat es fast schon leid, dass er zuvor so salopp davon gesprochen hatte. Aber eben nur fast. Der Kerl hatte noch kein einziges Dankeschön für die ganze Sache übrig gehabt, also wollte er vermutlich auch nicht netter behandelt werden. Sollte ihm egal sein.
»Bleib noch hier, wenn du willst, und komme erst einmal wieder zu Kräften. Wenn du willst, kannst du dir auch einen Krankenwagen rufen.«
»Bloß nicht«, kam es sofort über die schmalen, sanft geschwungenen Lippen. Gleichzeitig schlug der Kerl die Decke zurück und schwang die Beine über den Bettrand.
Killua hob eine Augenbraue. »Woha ... was soll das werden?«
»Ich bleibe bestimmt nicht allein hier!«
»Ganz allein bist du ja nicht.« Träge deutete Killua zu der kleinen Küchenzeile. Zwei Hocker standen an dem schmalen Tresen und auf einem von ihnen lag ein zusammengerolltes Bündel Fell. »Mein Kater ist noch hier.«
»Was ...« Die blassen, hellgrünen Augen wanderten in die Richtung, dann schüttelte der junge Mann den Kopf. »Was soll ich denn mit deiner Katze? Ich ... mir geht es gut. Ich muss los.«
»Dein Fahrrad hat zwei Achten in den Rädern. Ich glaube nicht, dass du damit noch weit kommst und mit der Kopfverletzung solltest du dir auch nicht zu viel zumuten.«
»Wer bist du? Meine Mutter?«
»Dann hättest du schon längst eine sitzen, glaub mir. Dir hätte ich Manieren beigebracht.«
Ihre Blicke trafen sich. Der Mann war ein wenig kleiner als Killua selbst, aber die Intensität der hellen, kalten Augen ließ es wirken, als wäre er um Köpfe größer. So etwas hatte Killua noch nie gesehen und vielleicht - nur vielleicht - schüchterte ihn das für einen Atemzug lang ein. Schließlich hob er die Schultern.
»Wie auch immer. Ich kann dich nach Hause fahren, wenn du willst.«
»Du hast noch nicht einmal nach meinem Namen gefragt und willst jetzt, dass ich dich wissen lasse, wo ich wohne?«
Der Typ war aber auch misstrauisch. Ob er von Natur aus so war? Oder hatte ihn der Unfall das Hirn vernebelt? Killua grinste schief. »Ich sag ja. Dir fehlen Manieren. Normalerweise stellt man sich selbst erstmal vor, ehe man andere nach ihrem Namen fragt. Das hast du vorhin verschwitzt.«
»Ich ...« Das brachte den Kerl kurz ins Grübeln. Zu kurz, wenn es nach Killua ging. »Ich heiße Cedric.«
Ich weiß, wie du heißt, dachte Killua nur, aber das auszusprechen, hätte wohl Fragen aufgeworfen und darauf, sie zu beantworten, hatte er gerade keine Lust. »Schön. Bleib hier oder komm mit. Ist mir egal.«
Er zog sich seine Boots und die Lederjacke über, dann öffnete er die Tür und betrat das Treppenhaus. Doch er wurde zurückgehalten. »Was ... was ist mit meinem Pullover? Ich kann so nicht raus ...«
Killua hielt inne und drehte sich zu Cedric um, dann seufzte er und ging zurück in seine Wohnung, griff in den Kleiderschrank hinter der Tür und zog dort einen schwarzen Hoodie hervor. »Zieh den an. Die Maschine läuft noch. Die mache ich jetzt sicher nicht auf.«
Er war froh, dass er gecheckt hatte, wie dieses Gerät funktionierte. Er würde garantiert nicht riskieren, sie kaputtzumachen. Cedric gab sich mit dem Oberteil zufrieden, zog es an und gemeinsam verließen sie die Wohnung endgültig.
+
Cedric sprach die ganze Fahrt lang kein Wort, auch wenn er seine Bewunderung für den schwarzen Mustang kaum verbergen konnte. Jedes Mal, wenn Killua Gas gab und der Motor röhrte, ging ein Schaudern durch den Franzosen. Das war eine so nette Abwechslung, dass Killua das ab und zu mal tat.
Bis die die Kreuzung erreichten, an der er Cedric gefunden hatte.
»Dort hast du gelegen. In welche Richtung ist der Wagen weitergefahren? Weißt du das wenigstens noch?«
»Er kam von rechts. Und ist geradeaus über die Kreuzung gebrettert. Wollte es.«
»Okay.«
Killua setzte den Blinker, auch wenn sonst kein Wagen auf der Straße war, aber das würde sich in ein, zwei Stunden ändern. Die Nacht war nicht mehr allzu lang.
»Hey ... da ... wohne ich nicht. Wir hätten geradeaus weiterfahren müssen.«
»Wir machen einen kurzen Umweg.«
»Wozu?«
Killua sparte sich die Antwort und Cedric hakte nicht weiter nach. Dafür, dass der Kerl zuvor so misstrauisch gewesen war, ließ er sich jetzt erschreckend widerstandslos auf Pläne ein, von denen er keine Ahnung hatte, aber Killua hatte nicht vergessen, dass der Fahrer des Wagens abgehauen war, nachdem er einen Unfall gebaut hatte und vielleicht würde Cedric das Fahrzeug ja erkennen, wenn sie eine zusätzliche Runde drehten. Natürlich nur dann, wenn der Fahrer sich überhaupt noch in der Stadt befand.
Es dauerte nur weitere zwanzig Minuten, bis der Schwarzhaarige plötzlich in sein Lenkrad griff und es allein Killuas Reaktionsvermögen zu verdanken war, dass der Ford nichts ins Schlingern geriet.
»Das dort ist er«, atmete Cedric hastig ein und aus, während er das Gesicht an die Beifahrerscheibe presste.
»Der blaue Nissan?«
Dann sah er die Delle oberhalb der linken Radkappe und parkte den Mustang ein paar Autos weiter am Straßenrand. Dann griff er zwischen Cedrics Beine zum Handschuhfach und holte dort etwas heraus, was der Franzose nicht gleich als irgendetwas erkannte. Dafür war Killua viel zu schnell aus dem Wagen heraus.
»Hey, was ...?!«
Mit großen Augen beobachtete er Killua dabei, wie er mit dem linken Fuß ausholte und einmal herzhaft gegen den Wagen trat. Die Alarmanlage sprang sofort an und Killua kniff die Augen zusammen. Die war zu laut, aber damit würde er schon klar kommen. Mal sehen, wer sich daraufhin blicken ließ.
Weitere Minuten vergingen, bis irgendwo eine Tür zuschlug. Dann ein Brüllen.
»Hey, was macht ihr mit meinem Wagen?!«
»Bezeichne diese japanische Dreckskiste mal nicht als Wagen«, brummte Killua, der nun endlich den Gegenstand offenbarte, den Cedric zuvor nur so flüchtig gesehen hatte. Ein Butterflymesser. Er zuckte zusammen, als es aufschnappte. Dieser Kerl wollte den Anderen doch jetzt nicht ...
»Eine Frage. Ist Ihnen heute Nacht irgendetwas komisch vorgekommen? Oder ist irgendetwas passiert? Die Delle hier vorn sieht ja schon übel aus.«
»Das geht dich einen Scheißdreck an!« Der Mittvierziger nahm gar keine Kenntnis davon, dass noch ein Zuschauer anwesend war. Wie eine Furie näherte er sich Killua, der sich daraufhin bückte und die Klinge des Messers in den Vorderreifen rammte. Zischend entwich die Luft und die vordere Karosserie neigte sich dem Boden entgegen. »Was zum ...!«
»Falsche Antwort. Ich frage noch einmal. Woher stammt die Delle?«
»Ich bin letztens gegen einen kleinen Pfosten gefahren. Was soll der Scheiß? Ich rufe die Bullen!«
Killua verdrehte die Augen, machte einen weiteren Schritt und wiederholte die ganze Prozedur auch beim linken Hinterreifen. Dem älteren Kerl schoss die Röte ins Gesicht und Schweißperlen bildeten sich an seinen Schläfen.
»Hör verdammt noch mal auf damit!«
Dem Typen reichte es. Er überwand den letzten Abstand und wollte nach Killua greifen, doch der fing den Schlag mit Leichtigkeit ab, nutzte den Schwung des Kerls und presste ihn mit dem Bauch voran an den Nissan.
»Siehst du den Kerl dort drüben und die Wunde an seinem Kopf? Den hast du vor ein paar Stunden umgefahren und dann ... bist du abgehauen.«
»Ich ... ich weiß nicht, wovon du redest!«
Killua knurrte, griff in die nicht mehr allzu dichten Haare und zerrte den Kopf des Geflüchteten hoch, damit er in Cedrics Richtung blicken konnte, der mehr in den Fokus gerückt war. »Sieh genau hin!«
»Schön, gut. Ich ... es tut mir leid, ja? Ich war ganz allein und ... und hatte Panik!«
Killua leckte sich über die Lippen. Wäre Cedric nicht anwesend, dann würde er dem Kerl für seine dreiste Lüge den Arsch aufreißen. Es kostete ihn einiges an Selbstbeherrschung, es nicht zu tun. Er ließ von dem Typen ab und schwenkte das Messer in der linken Hand, ehe er den Nissan seelenruhig umrundete, um auch die anderen beiden Reifen aufzuschlitzen. Das Auto war lahmgelegt. Und der Typ rastete noch immer aus. In seiner Wut wollte er tatsächlich die Polizei anrufen, besann sich aber danach eines Besseren und steckte das Handy wieder weg. Er würde sich selbst ans Bein pissen damit.
»Wir ... finden sicher eine Lösung für das Ganze, ohne die Polizei zu involvieren.«
So einsichtig sich der Kerl auch zeigte. Es änderte nichts an dem Verbrechen, das er begangen hatte. Aber das lag nicht mehr in Killuas Verantwortung. Sein Gesicht wandte sich Cedric zu, der einen sicheren Abstand zu dem noch immer hochroten Typen hielt. »Die Entscheidung liegt bei dir.«
Killua ging zu seinem Mustang zurück und schwang sich hinter das Lenkrad. Das Messer landete zusammengeklappt wieder im Handschuhfach. Flüchtig musterte er die beiden Männer im Rückspiegel. Cedric schrieb dem Nissanfahrer etwas auf, ehe er die Hände in die Taschen des Hoodies schob und sich dem Ford näherte. Als er wieder neben ihm saß, startete Killua den Wagen und wendete an der nächsten Einfahrt. Mit lautem Motorheulen fuhr er an dem Kerl vorbei, der noch immer bedröppelt neben seinem außer Kraft gesetzten Fahrzeug stand.
»Das ist ein richtiges Auto, Penner!«, rief er aus der offenen Fensterscheibe. Dass sich der Kerl sein Kennzeichen merken könnte - darüber machte er sich keine Sorgen. Der Typ wollte ihn ganz sicher nicht wiedersehen.
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Cedric wohnte ein ganzes Stück von der Innenstadt weg - fast schon am Stadtrand. Als er ihm sagte, dass er hier wohnte, nahm Killua das Tempo weg und ließ den Mustang bis zur Einfahrt rollen. Als sie stehenblieben, griff der Franzose nach dem Türgriff und wollte ihn bereits betätigen, doch dann hielt er noch einmal inne und drehte sich wieder zum Fahrer um. Killua sah durch die Frontscheibe, doch als Cedric nach Luft rang und nicht gleich zu wissen schien, was er sagen sollte, drehte er ihm doch sein Gesicht zu. Den Impuls schien sein Gegenüber gebraucht zu haben.
»Ich ... ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
»Dann tu es nicht. Das hast du schließlich die ganze Zeit nicht getan.«
Auf Cedrics Wangen schlich sich abermals ein leichter Rotschimmer. Er blickte wieder auf seinen Schoß hinunter und strich dabei gedankenverloren über Killuas schwarzen Hoodie, den er trug. »Ich bin schlecht in solchen Dingen. Tut mir leid. Ich weiß, dass du das alles nicht hättest tun müssen, aber ... du hast es getan. Du bist ein guter Mensch.«
Bin ich nicht.
Killua biss sich auf die Zunge und lächelte tapfer. »Du musst mir nicht danken. Den Hoodie kannst du behalten. Ich schulde dir ja einen Pullover, von daher ...«
Cedric lächelte leicht und öffnete die Beifahrertür nun doch, aber bevor er ausstieg, sah er noch einmal über seine Schulter. »Werde ich dich wiedersehen?«
Killua sah ihn nicht noch einmal an. »Glaub mir - das willst du nicht.«
»Und wenn doch?«
»Dann wirst du mich schon finden.«
Mit der Antwort schien sich der Schwarzhaarige mit diesen irren Augen zufrieden zu geben, denn er stieg aus und schlug mit einem Lächeln die Tür wieder zu. Killua sah noch dabei zu, wie der Andere nach seinem Schlüssel kramte und die Tür zu dem einfach aussehenden Haus öffnete. Bevor er darin verschwand, sah Cedric noch einmal in seine Richtung und Killua bereute, dass er nicht gleich losgefahren war. Schließlich wusste der Typ, wo er wohnte und das hier ... war nicht wirklich eine richtige Abfuhr gewesen, die er Cedric erteilt hatte.
»Nun ... was auch immer.«
Mit dem Aufröhren des Motors zeigten sich erste helle Stellen am Horizont. Es wurde Zeit, dass er nach Hause fuhr. Mit einem leichten Lächeln. Das war doch schon fast eine nette Nacht gewesen.
original character: killua,
genre: alternative universe,
warning: vigilantism,
genre: hurt/comfort,
format: oneshot,
warning: vandalism,
format: original,
original character: cedric,
genre: fluff