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Mar 15, 2017 18:07

No Ficathon ...

Fandom: Original, PhobiaAU
Characters: Mischa & Dominik
Rating: P-12
Warning: kurze Suizidandeutung, ein etwas gestandenerer Dominik

Für einen kurzen Moment lang fühlte es sich an, als würde er träumen. Oder sich mit einer Halluzination konfrontiert sehen. Vielleicht hatte ihm der Alte etwas in den Wodka getan, den er zur Feier seines Geburtstages für die Paten und Ausbilder ausgegeben hatte.
Doch auch nach mehrmaligem Blinzeln verschwand das Bild vor seinen Augen nicht.
Da saß doch tatsächlich jemand mitten auf dem Gang - mit einem Messer in der Hand - und ritzte irgendetwas in die helle Betonwand. Dominik verzog das Gesicht und sah sich um. Niemand war zu sehen.
Der Kurze hatte hier draußen gar nichts mehr verloren!
Wie fremdgesteuert griff er an seine Hüfte, aber er trug keine Waffe mehr bei sich. Normalerweise würde er auch schon im Bett liegen und wäre nicht mehr auf den Gängen unterwegs, aber er war auf der Suche nach Killua. Dass er natürlich jemand anderen finden würde, war so nicht gedacht gewesen.
Dominik schnaubte und näherte sich mit deutlich hörbaren Schritten dem jungen Mann da vor sich, der davon nichts zu bemerken schien. Viel zu vertieft war er in das, was er da tat. Dominik sah es aus dem Augenwinkel heraus, drehte den Kopf und blieb vielleicht etwas zu lang an dem Gebilde hängen, das dort am Entstehen war.
Ein Bild. Klare, deutliche Linien. Irgendein ... Tier.
Dominik schluckte.
Das ... sah gut aus.
Aber leider durfte er sich davon nicht blenden lassen.
»Was glaubst du, was du da tust?«, fragte er mürrisch und bekam keinerlei Antwort darauf - nicht einmal eine kleine Reaktion. Sein Gegenüber tat, als hätte er ihn nicht gehört. Vielleicht ... waren Dominiks Worte tatsächlich im Nichts verpufft.
Mit knirschenden Zähnen holte er aus und trat dem Typen mit Wucht mitten ins Gesicht.
Ein protestierender Laut kam über dessen Lippen und flüchtig konnte Dominik die Nummer am Handgelenk erkennen.
444.
Der Kleine gehörte zu Nikolais Truppe. Schloss dieser Wichser die Zellen nicht richtig ab oder warum schlich einer seiner Männer draußen herum? Etwas war bei dem Tritt zu Boden gefallen. Dominik entdeckt das Messer aus ihrer Küche auf dem Boden. Damit hatte der Kleine in den Beton geritzt. Interessant. Andere nahmen es mit, um sich von ihrem Leid zu erlösen, nur um dann an der Stumpfheit der Klinge zu scheitern.
»Was soll die Scheiße?!«, fluchte die Nummer 444 und tastete seine blutende Nase ab. Nicht gebrochen.
»Pass auf, mit wem du hier redest«, kam die zischende Antwort über Dominiks Lippen und mit einer fahrigen Geste deutete der Ausbilder auf die verunstaltete Wand. »Niemand hat dir das erlaubt! Aber noch schlimmer ist die Tatsache, dass du draußen bist. Es ist weit nach der Schließzeit. Wie ist dein Name?«
»Nr. 444.«
Dominiks Augenwinkel zuckte. Dieses Spielchen also. An dem Grinsen, das ihm geschenkt wurde, konnte der Dunkelhaarige sofort erkennen, dass sein Gegenüber ihre eigenen Regeln gegen sie ausspielen wollte. Nun ... nicht mit ihm.
»Also aus Nikolais Gruppe, hm? Nun ... wenn er es nicht hinbekommt, die Zellen ordentlich abzuschließen, muss ich ihn wohl melden und ein anderes Arschloch tritt an seine Stelle. Er verwöhnt euch viel zu sehr.«
Dominik schob die Hände lässig in seine Hosentaschen und neigte den Kopf. Sein Blick fiel auf die Beine des jungen Mannes. Die Hosen waren ein Stück hinauf gerutscht und entblößten nackte Waden. Die Narbe war noch frisch. Da dämmerte es dem Ausbilder und er grinste flüchtig.
»Oh ... du bist der, dem der Marshall den Schwanz verbrannt hat. Ich wette, er würde es mit Freude wieder tun, wenn er hiervon erfährt.«
»Daran zweifle ich nicht«, brummte die 444 und kurz zuckte sein Augenlid nervös. Zu flüchtig, um gesehen zu werden. »Es tut mir ja leid. Wenn ich nicht malen kann, dreh ich durch. Da hält mich auch eine Zellentür nicht auf. Vielleicht solltet ihr euch angewöhnen, die Knochen aus dem Fleisch zu entfernen, dann kann sich keiner was einstecken.«
Er steckte die Hand in seine rechte Hosentasche und holte einen kleinen Knochen hervor, den er dafür benutzt hat, seine Zellentür zu knacken. Nicht zum ersten Mal, aber davon wusste niemand etwas.
Dominik musste zugeben, dass das ziemlich clever war und er den Mut des Kleinen bewunderte. Ebenso wie das Bild. Es war eine seltsame Situation. Andere hätten versucht, die Einrichtung zu verlassen. Aber dieser Typ hatte sich einfach nur in den Gang gesetzt, wo jeder ihn sehen konnte, und hatte die Wand missbraucht. Dass Killua nicht schneller mit der Entdeckung dieses Rebellen gewesen war, wunderte Dominik schon ein wenig. Vielleicht war sein Freund nicht dort, wo er ihn gerade vermutete und eigentlich spielte das gerade auch keine allzu große Rolle mehr. Die Lust auf Killuas Anwesenheit war ihm vergangen. Das hier war ... interessanter.
Dominik hob die Schultern, trat näher an den Künstler heran und nahm ihm den Knochen aus der feingliedrigen Hand. »Den nehm ich und jetzt steh auf! Ich bringe dich zu Nikolai.«
Sollte der sich mit seinem Schützling auseinandersetzen. Dominik verspürte da gerade keinerlei Motivation dazu.

Als das erledigt war, kehrte er noch einmal zu der Stelle zurück, an der Mischa - wie er von Nikolai den Namen des jungen Mannes erfahren hatte - Linien und Muster in die Betonwand geschlagen hatte. Mit einem stumpfen Messer. Dafür war einiges an Kraft nötig.
Dominik ging ein paar Schritte von dem Bild weg und staunte. Es war kein Tier. Es waren Augen. Augen, die sich zu einem Großen zusammen fügten. Es war abstoßend und faszinierend zugleich.
»Nicht malen, hm?«, murmelte der Schwarzhaarige, ehe er in sein Zimmer ging und die zahlreichen Blätter und Stifte auf seinem Tisch musterte.
Er konnte das viel zu gut nachvollziehen.
Das war ein Problem.

»Ich schließ deine Zellen mit auf«, erklärte Dominik am nächsten Morgen dem erstaunten Zwei-Meter-Mann, der das Zimmer neben ihm bewohnte, in dem vorher ein Kerl namens Mustafa gewohnt hatte. Der lebte schon zwei Jahre nicht mehr. Nikolai hatte ihn bei seiner letzten Prüfung getötet. Schon interessant, dass er daraufhin das Zimmer seines letzten Opfers bezogen hatte.
Dominik verdrängte den Gedanken, nahm dem Größeren den Schlüssel ab und trabte davon.
»Hey, was hast du da?«, hörte er die Frage, als er schon fast an den Stufen war.
»Nichts«, erklärte er nur und verschwand die Treppe hinunter, fasste den Stapel Blätter dabei fester und hoffte, dass niemand der anderen schon auf den Beinen war. Cedric, Sergej oder Finn. Erstere wären kein Problem. Der hellblonde Bastard aber schon. Doch keiner kreuzte seinen Weg, als er im dritten Trakt verschwand und vor der Zelle stehenblieb, in der die Nummer 444 nunmehr als Einziger wohnte. Sein ehemaliger Mitbewohner war längst tot.
Der junge Mann erhob sich von seiner Pritsche, als er erkannte, dass es nicht Nikolai war, der da vor seiner Zelle stand und es war reiner Instinkt, dass er zurückwich, als Dominik den Schlüssel ins Schloss schob und ihn drehte.
»Du hast Nikolai also verpfiffen?«, fragte Mischa sofort misstrauisch. Vielleicht war da auch ein Hauch von Reue.
Mit dem Kopfschütteln hatte er nicht gerechnet. Und was als Nächstes geschah, entzog sich auch so völlig seinem Verständnis. Dominik legte einen Stapel Blätter auf der Pritsche ab, hob sein Shirt an und zog zwei Stifte aus seinem Hosenbund sowie einen Anspitzer aus der Hosentasche. Säuberlich legte er die Utensilien neben die Blätter. Dann sah er den kleinen Tschechen an und runzelte die Stirn. Er kam einen Schritt näher, Mischa wich einen weiteren zurück. Er stand mit dem Rücken an der Wand und der Andere überragte ihn fast einen ganzen Kopf.
»Wenn du irgendjemandem davon erzählst, bringe ich dich um.«
Dann ging der Ausbilder.
Hastig schob Mischa seine neuen Habseligkeiten unter seine Decke, als er hörte, wie Dominik scheppernd die anderen Zellentüren aufschloss und dabei »Los! Raus, raus, raus!« brüllte.
Mischa konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Da waren sich wohl zwei Künstler begegnet, aber davon reden sollte er tatsächlich nicht. Er wusste, was Andrej für einen Hass auf diesen Typen schob, auch wenn Dominik Mischa gerade sehr viel sympathischer geworden war.
Schweigen war Gold.
Er hatte etwas zum Malen.
Alles andere interessierte ihn gerade nicht mehr.

original character: dominik, format: oneshot, format: original, original character: mischa, warning: suizid, genre: alternative universe

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