Museum 11 - Museum Tinguely

Mar 14, 2010 22:12

Museum Nummer 11:  Museum Tinguely

Thema: Werke des grossen Schweizer Künstlers Jean Tinguely
Ort: Basel
Zeit verbracht: 2 Stunden
Highlight: Der "Mengele-Totentanz" im obersten Stock
Nachteil: nachdem die mechanischen Skulpturen einmal "abgespielt" worden waren, war der Mechanismus für eine unbekannte Zeit blockiert. Es war nirgends anzusehen, wann man ihn erneut auslösen konnte.
Was ich gelernt habe: moderne Kunst kann auch spannend und voller Bewegung sein

Auch an unserem letzten Ferientag in der Schweiz war es schreckliches Wetter, kalt, windig und ungemütlich. Deswegen beschlossen wir, noch ein weiteres Museum zu besuchen - in einer Stadt, in der wir auf unserer Reise kreuz und quer durch die Schweiz noch nicht vorbeigekommen waren. Meine Schwester war schon mal im Museum Tinguely gewesen und konnte es empfehlen.

Die Anreise war, unter den gegebenen Umständen, etwas mühsam. Zumal in Basel in dieser Zeit gerade die Mustermesse war und wir in die gleiche Richtung mussten. Das Tram war dann erstmal bis zum Wettsteinplatz ziemlich voll - danach gings. Das Tinguely Museum steht beinahe unter einer Autobahnbrücke, aber auch in einem kleinen Park, direkt am Rheinufer. Bei schönem Sommerwetter wäre es bestimmt auch interessant gewesen.

Da wir kurz vor der Fasnacht in Basel waren, widmete sich die Sonderausstellung den Laternen der Cliquen, die sich mit den Jahren immer wieder mit Kunst befasst hatten oder selbst zu Kunst wurden. Die Ausstellung fand ich auch spannend. Die Stars der Ausstellung waren aber natürlich die Maschinen-Skulpturen von Tinguely.

Obwohl man bei einigen Skulpturen eher das Gefühl hatte, dass Tinguely einfach mal ein paar Dinge zusammengebastelt hatte, waren andere spannend und zeigten auch einen Sinn, der auf den zweiten oder dritten Blick grandios erschliesst.

Das wohl beklemmendste Werk war der Mengele-Totentanz im obersten Stock. Schon beim Eintreten bemerkt man eine leicht morbide, aber faszinierende Stimmung. Tote Tierschädel, verkohlte Holzstücke und teils ebenso beeindruckende wie leicht furchteinflössende Bewegungen.

Das Ganze gewann an Tiefe, als ich den Zettel fand, der das Werk beschreibt.

Alle Materialien für die Totentanz-Serie stammten aus einem Brand auf einem Bauernhof in der Nähe von Tinguelys Atelier. Der Hof ging mitten in einer Sommernacht nach einem Blitzeinschlag in Flammen auf. Das Feuer brannte Lichterloh, weil der Stall bis oben mit Heu gefüllt war. Zum Glück waren die Menschen und das meiste Vieh in Sicherheit. Nur ein Stier und vier Kälber verbrannten. Trotzdem stank es am nächsten Tag nach verkohltem Fleisch. Es war apokalyptisch und Tingely sagte, es habe ihn an den Holocaust erinnert. Da man die verkohlten Tierskelette kaum noch von menschlichen hätte unterscheiden können.

Der Grund, warum der Totentanz "Mengele" heisst, ist aber nicht der grausame Nazi-Arzt - sondern die Mähdrescherherstellerin Mengele Agrartechnik. Ein Gerät dieser Firma war im Bauernhof verbrannt, ein Teil mit dem Schriftzug blieb ganz. Er baute es in eine seiner Skulpturen ein und wusste nun, welchen zweideutigen Namen er seinem Totentanz geben wollte. (Meine erste Assoziation war aber - wie wohl bei allen anderen auch, der Nazi-Arzt. Ich wollte schon protestieren, der Name sei leicht geschmacklos.)

Das Museum lohnt sich übrigens auch für seine Architektur - insbesondere der Weg über dem Rhein ist spannend.

Ein Wermutstropfen war hingegen, dass man nach dem aktivieren der Skulpturen warten musste, muss sie wieder in Betrieb gesetzt werden konnten. Nichts, keine Ampel oder ein Fortschrittsbalken zeigten, wie lange man noch warten musste. Das führte dazu, dass man ständig auf irgendwelche Knöpfe stand, ohne dass es etwas bewirkte.

Das Museum ist ausserdem sehr beliebt bei Familien mit (zum Teil kleinen) Kindern - diese sind vor allem begeistert davon, überall alle möglichen Knöpfe zu drücken. Das macht die Sache doch etwas unruhig. Und - ich weiss nicht, wie man auf die Idee kommt, mit Babies ins Museum zu gehen - glaubt man, die hochkulturellen Schwingungen würden die Gehirnentwicklung des Babys erhöhen?

Wie auch immer: Museum Tinguely: Empfehlenswert!

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