Stieg Larsson - Trilogie (Verblendung, Verdammnis, Vergebung)

Jul 15, 2009 21:11

Mittlerweile haben sich bei mir so viele gelesene Bücher angesammelt, dass ich mein schleppendes Kanada-Reisetagebuch unterbrechen muss - sonst vergesse ich, was ich zu den einzelnen Büchern zu sagen habe.

Schon eine ganze Weile ist es her, dass ich die Krimi-Trilogie vom leider viel zu früh verstorbenen schwedischen Autor Stieg Larsson gelesen habe. Die ersten beiden Teile habe ich innerhalb von sehr kurzer Zeit im März verschlungen, für den dritten Teil habe ich das Taschenbuch abgewartet - das war das Buch, das mich so gefesselt hatte, dass ich mich in Vancouver aus meinem Zimmer ausgeschlossen hatte.

Das sagt eigentlich auch schon, wie ich die Reihe gefunden habe.

Darum geht es, ganz kurz gesagt:

Verblendung:
Der Journalist Mikael Blomkvist hat ein Problem: Er steht wegen angeblicher Verleumdung eines undurchsichtigen Wirtschaftsbosses vor Gericht und muss seinen Job bei seiner eigenen Wirtschaftszeitschrift "Millenium" aufgeben, um das Blatt vor dem Ruin zu retten. Statt ein paar Monate Ruhe flattert ihm ein Angebot eines mächtigen, alternden Patrons einer bekannten Firma ins Haus. Mikael soll eine Familienchronik verfassen und dabei das Schicksal der Nichte des Firmenchefs noch einmal untersuchen. Sie ist nämlich vor Jahrzehnten bei einem Familienfest spurlos von der Insel verschwunden, auf der die Familie ihren Sitz hat. Eine Leiche wurde nie gefunden. Als Gegenleistung verspricht der Patron, ihm die fehlende Information zu liefern, mit Hilfe derer er seine Theorie gegen seinen Ankläger doch noch belegen könnte. Erst, als er die seltsame, aber brilliante Privatermittlerin Lisbeth Salander einstellt, fängt das Dickicht an, sich zu lichten.

Über die beiden Fortsetzungsbücher kann ich nicht so viel sagen, denn das würde auch bedeuten, einen Teil des ersten Bandes bereits preiszugeben. Es geht jedoch im Wesentlichen um die Geschichte von Lisbeth Salander - und um fatale politische Entscheidungen.

Mein Eindruck:
Zuallererst, vordringlich und am wichtigsten: Die Bücher sind extrem spannend! 
Wirklich. Ich habe bei allen drei eine Nacht beinahe durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sie ausgehen!
Dabei fangen sie alle sehr langsam und gemächlich an. Vor allem das erste, das plätschert in der ersten Hälfte so vor sich hin, dass man gemütlich liest und denkt, man könne es jederzeit weglegen. Genau das ist mir auch zum Verhängnis geworden, als ich an einem Sonntagabend im März erschöpft ins Bett ging und nur noch ein paar Seiten lesen wollte - nur, um dann das Buch fast fiebrig fertigzulesen.

Das erste Buch fängt erstmal an wie ein klassischer Krimi: Ein Fall (wenn auch ein uralter), eine Insel, eine genau eingeschränkte Personengruppe, die als Täter in Frage kommen - man kann fleissig mitraten. Je weiter sich das Buch aber entwickelt, desto mehr wird klar, dass das nicht alles ist. Das wirtschaftliche Überleben der Zeitschrift "Millenium" fängt an, hineinzuspielen, ebenso der Fall des angeblich verleumdeten Wirtschaftsbosses - und am Ende tun sich Abgründe auf, die den Finger auf Wunde Punkte der heutigen Wirtschaft und Politik legen.

Ja, die Krimis sind nämlich neben ihren Krimi-Handlungen auch extrem politisch, vor allem wirtschafts-politisch. Und da Stieg Larsson selbst Journalist war, weiss er auch, wovon er schreibt. Das merkt man ihm auf jeder Seite an. Gut - ausser, wenn eine der Figuren zur Klischee-Schweizer-Bank nach Zürich fährt.

Natürlich hat die Serie diverse Schwächen, die man ihr ankreiden könnte, wenn man Haare spalten möchte. Manche Figuren mögen nicht sehr glaubwürdig wirken, wenn man es mit einer harten Realitätsbrille betrachten möchte - ich persönlich fand sie aber sehr interessant, besonders die widersprüchliche Lisbeth Salander. (Das einzige, was mich immer verwirrte, war der Name - ich habe zwei Tanten Lisbeth, die sind über 50 - und Lisbeth Salander ist Mitte 20. Ich musste mich immer bemühen, mir auch wirklich eine junge Person vorzustellen.)

Besonders empfehlenswert ist die Serie auch, weil der Schreibstil von Larsson bzw. der Übersetzerin sehr angenehm zu lesen ist.

Bücher, rezensionen

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