Er Gehört Zu Mir [Part 2 - Thanksgiving] - Jensen Ackles/Misha Collins RPS

Nov 02, 2011 11:27



Titel: Er Gehört Zu Mir
Part: 2 - Thanksgiving
Autor:
pippin1983
Fandom: Supernatural
Pairing: Jensen Ackles / Misha Collins (Cockles)
Warnings: RPS
Rating: NC17
Disclaimer: Nichts davon ist wahr. Alles reine Fiktion und meiner Fantasie entsprungen!

THANKSGIVING
Jensen lag auf dem Sofa, den Rücken gegen Mishas Oberkörper gelehnt und blätterte durch das neue Script, das er an diesem Abend bekommen hatte. Aber seine Gedanken schweiften ständig ab und er war erst auf der zweiten Seite angekommen.
„Blätterst du irgendwann weiter? Ich hab die Seite bereits fünfmal gelesen,“ fragte Misha.
„Können wir diesen Flug morgen nicht canceln?“ fragte Jensen. Er legte das Script auf den Couchtisch und setzte sich auf. „Ich will da nicht hin.“
„Babe, du hast es versprochen.“ Misha strich Jensen mit dem Daumen über die Wange. „Es wird schon gut gehen.“
„Miiiihiiiiish! Engelcheeeen!“ bettelte Jensen.
„Du wirst mich nicht dazu bewegen, den Flug zu canceln. Und wenn du noch so bettelst.“
Jensen schob seine Hand unter Mishas T-Shirt und zwirbelte seinen Daumen über Mishas Brustwarze. „Sicher nicht?“ Langsam strich Jensen seinem Freund mit Mittel- und Zeigefinger über die Seite.
„Ganz sicher. Es sind nur zwei Tage. Das wird schon gut gehen.“ Misha lehnte sich vor und küsste Jensen sanft auf den Mund. „Also, das was du da tust, darfst du weiter machen, aber es wird mich nicht umstimmen.“
„Wie machst du das? Wieso lässt es dich so kalt?“
„Es lässt mich nicht kalt, Baby, ganz und gar nicht. Ich bin scheiß aufgeregt. Aber absagen bringt nichts. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wie es so schön heißt.“
Jensen zog seine Hand wieder unter Mishas T-Shirt hervor und schlang seine Arme um Mishas Hals. Er legte seine Stirn an Mishas. „Wir schaffen das?“ fragte er leise.
„Wir schaffen das,“ ermutigte ihn Misha und küsste ihn auf die Nasenspitze.
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Der vierstündige Flug von Vancouver nach Dallas schien eine Ewigkeit zu dauern. Wahrscheinlich lag es hauptsächlich daran, dass sie am Abend zuvor bis kurz vor Mitternacht gedreht hatten und bis sie ihm Hotel zurück waren, war es beinah halb zwei gewesen. Jensen war noch viel zu aufgedreht gewesen um direkt ins Bett gehen und so hatten sie noch auf der Couch gelegen, das neue Script gelesen, oder es zumindest versucht. Und bis Misha Jensen überzeugt hatte, dass der Flug nicht gecancelt werden sollte und sie schließlich schlafen gegangen waren, war nicht mehr viel Zeit gewesen, bis der Wecker um 5.30 Uhr geklingelt hatte.
Natürlich wär ein vierstündiger Flug eine Gelegenheit gewesen, etwas Schlaf nach zu holen, aber Jensen konnte nicht einschlafen. Und es war zum Verrücktwerden, dass Misha es konnte. Den Kopf auf Jensens Schulter gelehnt, war er bereits kurz nach dem Start eingeschlafen und schnarchte ihm nun schon seit mehr als dreieinhalb Stunden ins Ohr.
Jetzt, wo der Flieger den Landeanflug auf Dallas begonnen hatte, wurde Jensen wieder nervöser. Die letzten Stunden hatte er abschalten können, hatte sich von Mishas Schnarchen ablenken lassen und nebenbei das Script für den nächsten Drehtermin am Samstag nochmals durchgeblättert. Aber nun?
Gleich würden sie auf texanischem Boden landen, Joshua würde sie abholen und dann würde er sein Versprechen einhalten müssen.
Ein Versprechen, das er Misha vor vier Monaten gegeben hatte. Als sie die Sache mit dem Foto untereinander geklärt hatten, hatte er Misha gestanden, dass er seine Homosexualität nicht nur aus Angst um seine Karriere geheim hielt, sondern zum Teil auch deshalb, weil er sich vor seiner eigenen Familie nie geoutet hatte. Und nachdem ihn Misha überzeugt hatte, dass es dazu doch nach gut siebzehn Jahren wohl mal an der Zeit wäre, hatte er ihm versprochen, dass sie Thanksgiving zusammen bei seinen Eltern verbringen würden und er Misha als seinen Partner vorstellen würde.
Als sie aus dem Flugzeug stiegen, legte Misha leicht seine Hand auf Jensens Rücken. „Alles in Ordnung? Du siehst verdammt blass aus.“
Jensen nickte, und behauptete: „Ja, alles klar. Bin nur einfach müde.“ Er merkte allerdings selbst, dass es mehr als nur eine Notlüge war. Auf dem Weg durch die Gepäckausgabe zum Ankunftsterminalfühlte sich Jensen nicht mehr einfach nur nervös, wegen des bevorstehenden Familientreffens, sondern er begann, sich zittrig und wacklig auf den Beinen. Und obwohl es in Dallas um einiges wärmer war als in Vancouver, war ihm kalt.
„Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“ fragte Misha fürsorglich. Jensen winkte ab und sah sich im Terminal nach seinem Bruder um. Als er ihn erblickt hatte, gab er Misha ein Zeichen und sie gingen ihm entgegen.
„Yeehaw, Jensen,“ Joshua schlug seinem kleinen Bruder zur Begrüßung auf den Rücken.
„Yeehaw,“ entgegnete Jensen müde.
„Wo ist Jared?“ fragte Joshua und schien Misha nicht wirklich wahr zu nehmen.
„Wieso Jared? Der ist bei seinen Schwiegereltern. Ich hab nur gesagt, ich bring ’nen Freund mit, wenn’s Jay gewesen wär, hätt ich euch das gesagt.“ Jensen stützte sich auf Mishas Schulter ab, zum einen, um ihn seinem Bruder vorzustellen, andererseits, weil er gerade das Gefühl hatte, ihm würde schwarz vor Augen.
„ Jen! Alles klar?“ - „Jensen!!“ Joshua und Misha reagierten ungefähr gleich besorgt.
Misha legte seinen Arm stützend um seinen Freund, allerdings nicht zu intim, um Jensen nicht in Verlegenheit zu bringen. Er hielt dem ältesten Ackles Bruder die Hand entgegen. „Misha,“ stellte er sich selbst vor, „Deans Engel,“ fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
„Joshua.“ Joshua schüttelte Misha die Hand. Dann nahm er Jensens Reisetasche und führte die beiden zu seinem SUV.
Auf der Fahrt nach Richardson machte sich Jensen auf der Rückbank breit und ließ Misha vorne bei seinem Bruder sitzen. Er fühlte sich schlapp und hatte pochende Kopfschmerzen.
„Mum versteht übrigens immer noch nicht, warum du unbedingt ins Hotel wolltest. Sie hätte dir auch das Bett in deinem alten Zimmer bezogen, und das Gästezimmer ist auch frei.“
„Ich weiß, ich weiß… Aber…“ Jensen biss sich auf die Unterlippe. „Dachte, sie hat zu Thanksgiving schon genug Stress.“
„Naja, ich wär auch gern bis zum Abendessen am anderen Ende der Stadt,“ meinte Joshua, der mit seiner Frau ein Haus direkt neben dem Elternhaus gebaut hatte, „Zuhause herrscht gerade Chaos. Kenzie besteht darauf, dieses Jahr den Truthahn zubereiten zu dürfen und Mum ist am ausflippen, weil sie meint, die Kleine könne nicht mal Süßkartoffeln machen.“
„Super Aussichten, Mish, was?“ knurrte Jensen.
„Ist das nicht in jeder Familie das Gleiche?“ entgegnete Misha nur mit einem Grinsen.
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Nachdem Joshua die Beiden am Hotel abgesetzt hatte und sie eingecheckt hatten, ließ sich Jensen, kaum dass sie das Zimmer betreten hatten aufs Bett fallen. Sein Kopf pochte und seine Ohren rauschten.
Misha setzte sich neben ihm auf die Bettkante. „Hey mein Hübscher, was ist los?“ fragte er ruhig und strich ihm durch die Haare. Dann blieb seine Hand auf seiner Stirn liegen. „Du bist ja ganz heiß.“ Er rutschte weiter zu ihm heran. „Was machst du denn für Sachen?“
Jensen gab nur ein Brummen von sich.
„Weißt du was? Ich such eine Apotheke und du schläfst erst mal.“
„Mmmmhm,“ murmelte Jensen und wickelte sich in die Bettdecke.
Misha stand auf und gab Jensen einen leichten Kuss auf die fiebrige Stirn. „Gut, dann bis nachher.“
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Als Jensen aufwachte. Saß Misha neben ihm im Schneidersitz auf dem Bett und las.
„Na? Wie fühlst du dich?“ fragte er zärtlich.
„Geht so.“ Jensen setzte sich auf und lehnte den Kopf gegen die Wand hinter dem Kopfende.
„Hier.“ Misha reichte ihm eine Dose Ibuprofen, die Jensen dankbar annahm. Er öffnete die Packung und schüttelte sich zwei Tablette heraus. Dann nahm er eine der Wasserflaschen, die ihm Misha auf den Nachttisch gestellt hatte, und schluckte das Medikament hinunter.
„Wie spät?“ fragte er mit belegter Stimme.
„Halb sieben,“ klärte ihn Misha mit kurzem Blick auf die Uhr auf. „Du hast gute dreieinhalb Stunden geschlafen.“
„Halb sieben? Wir sollten los und ich hab nicht mal geduscht,“ stellte Jensen erschreckt fest und wollte aufstehen.
Misha hielt ihn am Oberarm fest. „Baby, du gehst nirgendwo hin, du bist krank.“
„Mish!“ protestierte Jensen. Er hatte sich am Abend zuvor nicht geschlagen gegeben, hatte nicht vier Stunden im Flieger gesessen um jetzt auf der Zielgeraden aufzugeben. „Mish…“
„Ich hab schon bei deinen Eltern angerufen und gesagt, dass wir nicht kommen,“ gab Misha zu.
Jensen ließ sich aufs Bett zurücksinken und vergrub sein Gesicht im Kissen. „Fuck,“ murmelte er. Misha streckte die Beine aus und legte sich neben Jensen. Er streichelte ihm sanft über die Seite.
„Jensen, du kannst doch so nicht raus. Du hast Fieber und wenn du dich nicht schonst, kriegen Guy und Eric am Samstag nen Anfall, weil wir im Zeitplan sowieso schon hinterher hängen,“ versuchte Misha an Jensens Verstand zu appellieren. „Und Jared und Jim lassen dich grüßen und sagen auch, du sollst im Bett bleiben.“
Jensen rollte mit den Augen, was Misha allerdings nicht sehen konnte, da er den Kopf von ihm abgewandt hatte. „Toll, ich bin krank und du hast nichts besseres zu tun, als es aller Welt zu erzählen?“ maulte er erschöpft.
„So war das nicht,“ verteidigte sich Misha, obwohl er dazu keinen Grund gehabt hätte. „Jared rief an, während du geschlafen hast und Jim auch. Was hätt ich denn sagen sollen, als sie nach dir gefragt haben?“
„Mish?“ Jensen drehte sich auf den Rücken. Er sah ihn einigermaßen versöhnlich an. „Können wir nicht wenigstens zum Apfelkuchen noch hinfahren? Ich ruh mich noch ne Stunde aus, nehm ne heiße Dusche und ganz viel Tabletten und dann gehen wir wenigstens Kuchen essen.“
„Äh, also… Deine Mom wollte morgen vor dem Rückflug was vorbei bringen,“ gestand Misha.
Jensens Augen wurden groß. „Bitte?“
„Sie sagte auch, Bettruhe sei das Beste.“
„Klasse,“ Jensen stöhnte genervt, „Oh, man, ich bin doch kein Kleinkind mehr.“
„Nein, bist du nicht,“ Misha gab ihm einen Kuss. Dann setzte er sich wieder auf. „Okay, pass auf, ich geb nach, weil… weil ich dich a) verdammt gern hab und du der wichtigste Mensch in meinem Leben bist, und b) weil ich es scheiß tapfer von dir find, das trotz Fieber durchziehen zu wollen.“ Jensen sah Misha leicht verwundert und, soweit es sein fiebriger Blick zu ließ, verliebt an. „Nur, die heiße Dusche nimmst du nicht. Das Bad hat ne Wanne und ich hab auch noch nicht geduscht.“
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Als sie auf der Ackles’schen Ranch aus dem Taxi stiegen, ließ zum ersten Mal auch Misha ein nervösen Stöhnen hören. Jensen griff nach seiner Hand.
„Misha?“ Er sah seinen Freund leicht verängstigt an. „Mish, ich will, dass du weißt, egal was da drin gleich passiert, ich liebe dich. Du bist mein Engel ohne den ich gar nicht mehr sein will.“
Misha legte seine freie Hand in Jensens Nacken. „Ich weiß,“ sagte er liebevoll und gab dem jüngeren Mann einen Kuss auf die fiebrig heiße Stirn.
Bevor sie los gefahren waren, hatten sie zusammen ein heißes Bad genommen. Jensen war danach wieder ins Bett, hatte nochmal zwei Tabletten eingeworfen, sich fest in die Decke gekuschelt und seine Krankheit noch ein wenig ausgeschwitzt, während Misha, dem das Badewasser zu warm gewesen war noch extra geduscht hatte.
Jetzt standen sie also hier, Misha im leichten Hemd (November hin oder her, das hier war immer noch Texas und um einiges wärmer als Kanada) und Jensen mit langärmligen T-Shirt, Pulli und Lederjacke (warum auch immer so viel warmes in seinem Koffer für Texas zu finden gewesen war) und Jensens Mut lieferte sich einen inneren Kampf mit seiner Unsicherheit.
Hand in Hand gingen sie die Stufen der Veranda hinauf. Jensen nahm allen Mut zusammen, holte tief Luft und drückte auf den Klingelknopf.
Weil er wusste, wie lang seine Familie brauchte zu entscheiden, wer an die Tür ging, vor allem wenn sie alle zusammen im Esszimmer saßen, lehnte er sich zu Misha um sich Mut anzuküssen. Sie waren noch in ihren Kuss versunken, als die Tür aufging.
„Jensen?“ Der Angesprochene war gerade dabei in Panik zu verfallen, als er zur Tür blickte und sich gleich wieder ein wenig beruhigte. Allerdings war Misha auch ziemlich erschrocken und von ihm zurückgewichen. Verunsichert sah er Jensen an, der überraschender Weise zurücklächelte.
„Dylan.“
„Also…“ Dylan sah Jensen fragend an und deutete mit der Hand zwischen ihm und Misha hin und her. „Will… erm… ich dachte du hast es nie…“
Jensen griff wieder nach Mishas Hand, die er ihm zuvor entrissen hatte, und zog ihn wieder näher zu sich heran. „Ich will es ihnen heut sagen.“ Erklärte er dem Mann in der Tür. „Dylan, das ist Misha, Misha, das ist Dylan, Ranchverwalter meiner Eltern und ehemaliger Stallbursche auf der Ranch.“ Misha und Dylan reichten sich artig die Hand, dann sah ihn Misha fragend an. „Später, okay?“ bat Jensen.
„Okay.“
Dylan trat zur Seite und bat die beiden schließlich herein. „Ich wünsch dir was, Jen,“ meinte er.
„Danke.“ Und als er sah, dass Dylan gehen wollte, fügte er hinzu: „Du kommst nicht mehr mit rein?“
„Ich war grade am gehen, drum durft‘ ich ja auch den Türdienst übernehmen,“ erklärte der Verwalter. „Wobei, jetzt wo du da bist, wo jeder behauptet hat, du kämst nicht…“
„Ich kann jede seelische Unterstützung brauchen,“ meinte Jensen bittend.
„In Ordnung, ich bleib noch.“
„Dein Ex?“ fragte Misha schließlich flüsternd, als sie hinter Dylan zum Esszimmer gingen.
„Meine allererste Erfahrung auf dem Gebiet,“ antwortete Jensen wahrheitsgemäß.
Misha grinste und drückte seine Hand. „Du packst das.“
Je näher sie dem Esszimmer kamen, desto fester wurde Jensens Händedruck, desto näher zog er Misha zu sich heran.
„Hey, seht mal, wer doch noch gekommen ist!“ verkündete Dylan als er die große Schiebetür zum Esszimmer öffnete. „Das kranke Huhn hat sein Gelege verlassen.“ Er ging zu seinem verlassenen Platz zurück und gab den Blick auf Jensen und Misha frei.
„Jensen!“ strahlte Mackenzie, die mit Blick zur Tür saß, allerdings durch ihren nicht nur ältesten sondern auch größeren Bruder, der ihr gegenüber saß, nicht komplett freien Blick auf Jensen hatte.
Alle am Tisch drehten sich zur Tür. Jensen bewegte sich kein Stück. Er klammerte sich lediglich an Mishas Hand.
„Junge! Aber du solltest doch nicht…“ begann seine Mutter ihre du-bist-krank,-ab-ins-Bett Rede.
Jensen fiel ihr ins Wort. „Mom, Dad, das ist Misha, mein Freund, mein fester Freund.“ Wenn er nervös war, was selten genug vorkam, bekam er entweder kein einziges Wort heraus oder platze mit allem, was er zu sagen hatte, in unnormaler Geschwindigkeit heraus.
In der eingetretenen Stille konnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören.
Joshua sah die beiden mit weit aufgerissenen Augen an, ebenso seine Frau. Mackenzies Kiefer war herunter geklappt. Ihr Freund stocherte unsicher auf seinem Teller herum. Mr. Ackles Blick war undeutbar. Dylan sah Jensen mit einem stolzen Lächeln an.
Mistress Ackles stand auf und legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter.
„Junge, setz dich.“ Sie bewegte die Hand auf seine Stirn, doch Jensen hielt sie am Handgelenk fest.
„Mom, hast du gehört, was ich gesagt hab?“ Er ließ Mishas Hand los und legte stattdessen den Arm um dessen Hüfte. „Misha ist mein fester Freund.“
„Ja, ja,“ wimmelte seine Mutter ab, als dachte sie, er würde im Fieberwahn reden. „Jetzt setzt euch und esst was.“
Auch der Rest der Familie schien noch immer zu einer richtigen Reaktion unfähig.
„Mom!“ setzte Jensen an. Doch Misha hielt ihn zurück. Er befreite sich aus Jensens Arm und legte eine Hand auf seinen Oberarm.
„Lass gut sein, Babe,“ er betonte den Kosenamen, denn trotz seiner Beruhigung seines Freundes, konnte auch er es nicht komplett fallen lassen. „Lass gut sein, es bringt nichts,“ sprach er ruhig auf Jensen ein und bewegte ihn in Richtung der zwei freien Stühle, die trotz ihrer Absage am Tisch waren, allerdings ohne Gedecke.
„Kenzie, sei so gut und hol deinem Bruder und Herrn…“
„Collins,“ bot Misha mit einem überlegenen Lächeln an.
„…Herrn Collins Teller und Besteck.“
Die 26 Jährige, die die ganze Zeit ihren Blick nicht von ihrem Bruder abgewandt hatte, stand auf, blickte noch einmal ungläubig auf ihren Bruder und den Mann, der da neben ihm saß, und ging dann mit einem leichten, aber von Jensen nicht unbemerktem Kopfschütteln in Richtung Küche davon.
Jensens Mutter folgte ihrer Tochter in die Küche, Jensen nahm an, um noch etwas vom Hauptgang zu holen und aufzuwärmen, da, wie er zuvor angenommen hatte, bereits der Nachtisch auf dem Tisch stand.
Noch immer war es Mucksmäuschen still. Schließlich stand Jensens Vater auf und ging zum Gläserschrank. Als er die Türe des Schrankes öffnete, wandte er sich an die Neuankömmlinge.
„Misha, ein Bier?“ fragte er und bekam ein freundliches „Ja, danke gern,“ zur Antwort. Er nahm ein Bierglas und ein Wasserglas heraus und stellte sie den zwei Schauspieler auf den Tisch. „Joshua, Dylan? Ihr auch noch eins?“ fragte er bevor er zum Kühlschrank aufbrach.
Während Alan in die Küche ging, kam langsam wieder Leben an den Tisch.
„Logan, noch Apfelkuchen? Oder Kürbis?“ fragte Elena, Joshuas Frau, Mackenzies Freund.
Die drei, Elena, Joshua und Logan, begannen ihre zuvor unterbrochenen Gespräche wieder aufzunehmen, allerdings ohne Jensen oder Misha einzubinden. Und auch Mackenzie, nachdem sie ihnen Teller und Besteck gebracht hatte, setzte sich wortlos wieder an ihren Platz und beteiligte sich an den Gesprächen der drei anderen.
Das war nicht die Familie, die Jensen kannte, die jeden seiner Freunde oder Kollegen immer freundlich und herzlich willkommen geheißen hatten. Aber Jensen fühlte sich viel zu matschig, um sich irgendwie dagegen aufzulehnen. Er war gottfroh, dass Dylan doch wieder mit rein gekommen war und sich nun mit Misha unterhielt. Er fühlte sich richtig mies, Misha in diese Situation gebracht zu haben und wünschte er könne es rückgängig machen.
Erst recht wünschte er es sich, als er hörte, wie seine Eltern sich in der Küche lautstark unterhielten, oder eher stritten. Das taten sie ihm nicht wirklich an, oder? Es war verdammt nochmal Thanksgiving! Sie hatten verdammt nochmal Besuch!
Er konnte die Stimme seiner Mutter hören, leicht hysterisch klingend, wie er sie kaum kannte. „Das ist doch alles Hollywood.“ „Wir hätten den Jungen nie nach LA gehen lassen dürfen.“ „Dazu haben wir ihn doch nicht erzogen!“
Jensen musste die Zähne zusammenbeißen um nicht in die Luft zu gehen.  Und Misha hatte es genauso gehört, denn seine Hand lag nun beruhigend auf Jensens Knie.
Die Worte seines Vater waren schwerer zu verstehen. Dass er sprach, war eigentlich nur an der tieferen Tonlage zu erkennen. Er klang ein wenig ruhiger als seine Frau, allerdings auch sehr erregt. Schließlich kam er allein aus der Küche zurück, mit vier Flaschen Bier im Arm. Er händigte eine seinem ältesten Sohn, eine seinem Verwalter und eine Misha aus. Dann bat er Dylan, doch bitte in der Küche das Essen für Jensen und Misha zu holen, da seine Frau sich nicht wohl fühle und sich hingelegt hätte.
Dass es eine schlechte Lüge war, war wahrscheinlich allen am Tisch klar.
Nachdem Dylan aufgestanden war, nahm Alan dessen Platz ein. Er öffnete seine Flasche und reichte den Flaschenöffner an Misha weiter.
„Ihr arbeitet zusammen?“ fragte er schließlich. Jensen sah seinen Vater überrascht an.
„Ihr verfolgt meine Karriere ja sehr genau…“ stellte er ironisch fest.
„Ja, schon seit drei Jahren,“ antwortete Misha.
„Und, äh, seid ihr…?“
„Nein, erst seit diesem Jahr,“ stellte Misha klar.
„Er hat’s mir nicht leicht gemacht,“ tastete sich Jensen vorsichtig vor.
Alan lachte leicht auf.
Dylan kam zurück und stellte ein paar Schüsseln vor Misha und Jensen, dann stellte er sich hinter Alan und stützte seine Arme auf der Rückenlehne ab.
„Ist das nicht unglaublich schwierig, beim Dreh?“ wollte er wissen.
Die anderen vier hatten ihr Gespräch inzwischen aufgegeben, aber sie hörten nur einfach zu, sie schienen noch immer nicht bereit, Kontakt mit den beiden aufzunehmen.
Jensen und Misha sahen sich auf Dylans Frage hin an und zuckten beide mit den Schultern.
„Ich… also ich hab nicht das Gefühl.“
„Ich finde es hilft der Chemie zwischen Cass und Dean.“
„Jay und Gen haben auch zusammen vor der Kamera gestanden.“
„Wobei es am Anfang schon etwas schwer war…“
Dann meldete sich doch noch Joshua zu Wort. „Dad, Lena und ich packen‘s für heute, wir müssen morgen nach Oklahoma.“
„Josh, nimm doch noch was vom Kuchen mit. Und viele Grüße an deine Eltern, Lena.“
„Danke, wir sehen uns dann.“ Erst als die beiden fast zu Tür raus waren kam noch ein, „Bis dann Jensen. Misha.“
„Ich fang schon mal mit dem Abwasch an,“ beschloss Mackenzie. „Hilfst du mir, Logan?“
Logan und Mackenzie nahmen das gebrauchte Geschirr und gingen ohne sich zu verabschieden zusammen in die Küche. Traurig sah Jensen ihnen hinterher. Eigentlich hatte er von seiner kleinen Schwester am meisten Verständnis erwartet und nicht, auch wenn ihn das unglaublich freute, von seinem Vater.
Alan war seinem Blick gefolgt. „Gib ihnen Zeit, Jen. Es ist nicht einfach, dich zwei-, dreimal im Jahr zu sehen und dann rückst du urplötzlich damit raus, du seist schwul. Bitte, versteh mich nicht falsch. Ich hab damit kein Problem. Ich freu mich, dass du jemanden gefunden hast, der dich so glücklich macht, dass du dieses Glück mit uns teilen willst. Aber ich kann nur für mich sprechen. Du wirst sehen, wenn Josh und Kenzie das verdaut haben, dann sehen auch sie, dass du glücklich bist.“
„Dein Vater hat Recht, Babe, gib ihnen einfach Zeit,“ bestärkte Misha Alans Worte.
„Und Mom? Was ist mit Mom? Wird sie je wieder mit mir reden?“
„Sie wird wieder mit dir reden,“ versicherte Dylan.
„Du musst sie verstehen. Nachdem Elena schon zum zweiten Mal ein Kind verloren hat und Kenzie sich nur auf ihr Jurastudium und ihre Karriere konzentriert… Sie wünscht sich nun mal Enkelkinder und hatte einfach auf dich gehofft.“
„Hmpf… Soll das heißen, wir sind für sie jetzt nur noch da um ihr Enkel zu schenken und wenn wir das nicht tun, sind wir nicht mehr würdig, dass sie mit uns redet?“
„Jensen!“ es spielte keine Rolle, wer der anderen drei es gesagt hatte, es konnte auch sein, dass sie es alle gleichzeitig waren.
„Sei nicht ungerecht, Jensen. Das hat doch so keiner gesagt.“
„Aber sie denkt das bestimmt!“
„Vielleicht solltest du mal überlegen, ob du nicht einen Fehler gemacht hast. Wie lange hast du verschwiegen, dass du schwul bist? Wie lange hast du deine Mutter in dem Glauben gelassen, du würdest uns eines Tages eine Schwiegertochter vorstellen? Hast du es mal von dem Standpunkt aus gesehen?“
Jensen konnte nicht ruhig bleiben, nicht nachdem ihm sein angeblich verständnisvoller Vater so etwas an den Kopf geknallt hatte. Er sprang vom Stuhl auf, warf die Serviette auf den Tisch und stürmte aus dem Zimmer. Als er merkte, dass Misha ihm folgen wollte, drehte er sich kurz um und giftete ihm ein „bleib sitzen und iss, Happy Thanksgiving“ entgegen.
Jensen lief zur Hintertür aus dem Haus und rannte Richtung Pferdestall. Auf halbem Weg blieb er schnaufen stehen und sackte zusammen. Erschöpft und mit tränenden Augen setzte er sich ins Gras. Seine Lunge brannte bereits nach den wenigen Meter, hinter seinen Schläfen hämmerte es wie wahnsinnig und kalter Schweiß lief über seinen Rücken. Nein, gesund war er definitiv nicht. Er war mehr als nur angeschlagen. Es war nicht nur Reaktion seiner Familie gewesen, die seinen Appetit auf einen Thanksgiving Truthahn gedämpft hatte. Er hätte auf Misha, auf Jared, auf Jim, ja sogar auf seine Mutter hören sollen und im Bett bleiben sollen. Aber er hatte ja Rebell spielen müssen und nun hatte er sich und andere unglücklich gemacht und Misha, der immer hinter ihm stand schwach angeschnauzt. Er fühlte sich hundeelend und das nicht nur gesundheitlich gesehen.
Zum ersten Mal seit langem, sehr langem fühlte er sich so beschissen, dass er weinte. Er heulte nicht wie ein kleines Kind, aber es liefen ihm mehr stille Tränen über die Wange als die eine, einzige, perfekte Träne, die Dean von Zeit zu Zeit weinte.
Er war froh, allein zu sein, sich nicht vor anderen die Blöße zu geben, Verletzlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig wünschte er sich, Misha wäre bei ihm, würde ihn mit seiner ruhigen Art wieder auf den Boden bringen, oder ihn mit seiner ausgeflippten Seite, die ihn immer mitreißen konnte, wieder aufheitern.
Er zitterte, er schwitzte, ihm war zugleich heiß und kalt. Hier draußen in der feuchten Nachtluft war nicht der richtige Ort für ihn in diesem Zustand. Er wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht und stellte sich wieder auf seine wackligen Beine.
Langsam ging er wieder aufs Haus zu. Hinter dem großen Fenster des Esszimmers konnte er Misha und seinen Vater erkennen. Sie schienen sich überraschend ruhig zu unterhalten. Dylan konnte er nicht sehen. Dafür konnte er sehen, dass im oberen Stockwerk, im Schlafzimmer seiner Eltern Licht brannte.
Als er weiter auf die Hintertür zu ging, überlegte er, ob er auch hinauf gehen sollte und sich in sein altes Bett legen sollte, endlich zugeben, dass er wirklich zu krank war. Oder ob er gar zu seiner Mutter gehen sollte. Versuchen sollte mit ihr zu reden. Versuchen, sie zu verstehen, versuchen ihr zu erklären, wie er sich fühlte.
Im Haus angekommen, gab er alle Überlegungen auf und setzte sich einfach nur auf die Treppenstufen. Er hatte noch nicht lange dort gesessen, als Dylan von der Toilette kam.
„Hey, na?“ Dylan setzte sich neben ihn. „Es tut mir leid.“ Jensen sah ihn fragend an. „Dass sie es so… ich weiß nicht wie ich es sagen soll, so… verkrampft (?) aufgenommen haben. Du hättest was besseres verdient.“
„Du kannst doch nichts dafür. Entschuldige dich doch nicht für etwas, was nicht in deiner Gewalt liegt.“ Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander. „Hast du es ihnen gesagt?“ wollte Jensen dann schließlich wissen.
„Glaubst du nicht, sie hätten anders auf dich reagiert, wenn sie es vorher schon mir gewusst hätten?“ entgegnete Dylan lächelnd.
„Wahrscheinlich… Und nun wird es wohl auch nie dazu kommen, oder?“
„Ach, wieso? Wenn sie mich rauswerfen, komm ich eben bei dir betteln.“
„Ich weiß nicht, ob das bei Misha gut ankäme.“
„Ach, ich schätz ihn recht locker ein. Ein sauberer Fang, den du da gemacht hast.“
Jensen verschränkte seine Arme auf seinen Knien. „Ich hoffe nur, dass ihn meine tolle Familie jetzt nicht abgeschreckt hat und wir bald getrennte Wege gehen,“ gab er seine Angst preis, bevor er den Kopf auf die Verschränkten Arme stützte.
„Spinnst du? Der sitzt da drin und unterhält sich prächtigst mit deinem Dad.“ Dylan legte seine Hand knapp oberhalb von Jensens Hintern auf dessen Rücken, eine Berührung, die, wäre Misha im Raum gewesen, Jensen mehr als unangenehm gewesen wäre, aber so wie die Situation gerade war, einfach gut tat. „Na, komm, geh wieder rein, entschuldige dich bei Misha, vielleicht auch bei deinem Dad - wobei ich dich da echt verstehen kann, hätte nicht geglaubt, dass er sowas bringt - iss nen Happen, und dann wieder ab mit dir ins Bett. Du siehst echt nicht gut aus.“
Jensen gab ein müdes Lächeln von sich, aber der Dank für das Kompliment, der ihm auf den Lippen lag, war zuviel der Anstrengung um ihn zu formulieren.
„Na komm.“ Dylan stand auf und reichte Jensen die Hand um ihn hochzuziehen. Jensen ließ es über sich ergehen und folgte Dylan zurück ins Esszimmer. Wortlos setzte er sich wieder auf seinen Platz und nahm sich ein wenig von Truthahn, Süßkartoffeln und Cranberry Soße auf seinen Teller. Über was sich sein Vater und Misha unterhielten bekam er gar nicht so recht mit und im Grunde war es ihm auch egal. Er war inzwischen einfach nur noch fix und alle und wollte ins Bett und weg von hier, wo nur sein Freund und sein Ex noch wirklich zu ihm hielten. Er zwang sich zu ein paar Bissen und schob schließlich den Teller doch von sich.
„Dmitri, können wir aufbrechen? Ich bin total k.O.“ wandte er sich schließlich an Misha. Er war der Einzige, der Misha manchmal bei seinem Geburtsnamen nannte und es auch durfte ohne von dem gutmütigen Mann Schläge angedroht zu bekommen. Und er tat es wirklich nur selten, meistens um Uneingeweihte zu verwirren und manchmal, wenn ihm sein sonstiges „Engelchen“ zu lang wurde.
Misha nickte zustimmend und stand auf. „Ich sollte meinen Patienten mal wieder ins Bett schaffen,“ meinte er zu Alan. „Es hat mich sehr gefreut Sie kennen zu lernen.“
„Ja, ganz meinerseits. Und ich heiß übrigens Alan.“ Jensen sah verwirrt zu seinem Vater, dann zu Misha. Er hatte es tatsächlich geschafft, immerhin ein Familienmitglied zu knacken. Gut, bei Misha war das eigentlich wenig verwunderlich, denn wer konnte ihn nicht mögen? Aber es war immer noch erst einer und es fehlten noch vier (Elena zählte er mit, das war klar, aber Logan war ihm egal, den hatte er bis heute auch nicht gekannt). Ob Dylan und Alan in Jensens Abwesenheit noch irgendwas bewegen konnten? Irgendwie bezweifelte er es, aber die Hoffnung wollte er nicht aufgeben.
„Dylan, hat mich gefreut,“ verabschiedete Misha sich von dem Verwalter.
„Jo, mich auch. Und pass gut auf Jay-Bird auf.“ Jetzt wäre Jensen doch gerne im Erdboden versunken. Musste Dylan Misha denn ein Druckmittel gegen ihn in die Hand spielen? Da war ja Jareds „Jenny“ noch erträglicher.
„Was?“
„Jensen, du sollst gut auf ihn aufpassen.“
„Mach ich.“
„Misha, nehmt doch noch was vom Truthahn mit, Jensen hat ja kaum was gegessen.“
„Danke Dad,“ schaltete sich Jensen ein und stand auch endlich auf, „aber wir hätten lieber Kuchen mit genommen. Jared hat schon Antrag drauf gestellt.“
„Kein Problem,“ entgegnete Alan.
„Ich geh schon,“ meinte Dylan und ging zur Küche um den Kuchen zum mitnehmen zu richten.
„Dad.“ Jensen nahm seinen Vater kurz in den Arm. „Es tut mir leid, wegen vorhin und… und dass ich den Abend versaut hab.“
„Dafür sind doch Familienfeiern da,“ lachte Alan. „Mir tut es auch leid, Junge. Aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Und wird schnell wieder gesund.“

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