14 Tage Irland haben wir nun hinter uns gebracht. Das Wetter war lausig, aber das Land und die Leute sind einfach toll. Wir waren ganz oben im County Donegal im Nordwesten an der Küste untergebracht in einem kleinen Cottage ausserhalb vom Dorf. Also genau so wie man sich das vorstellt: mitten im Torf zwischen felsigen Hügel und einen kleinen See direkt am Haus und das nächste Nachbarhaus kann man gerade noch so sehen.
Als erstes ist natürlich das Autofahren zu erwähnen. Nach 2h Flug nach Dublin 4h in die Nacht rein zum ersten Mal im Linksverkehr. Da kommt alles zusammen: bisschen müde schon, dunkel, Regen, enge, verwinkelte, hügelige Straßen und die Iren fahren wie die Henker. Nachdem man sich klar gemacht hat dass der Rest vom Auto links ist und man damit die Fahrspur halten kann ist es eigentlich gar nicht so schwer. Aber die Straßen sind wirklich lausig und man darf sich nicht verleiten lassen leichtfertig wie die Ortsansässigen zu fahren. Donegal ist da selbst für irische Verhältnisse ein gefährliches Pflaster. Aber eigentlich fliesst der Verkehr sehr entspannt. Man geht nett miteinander um und das Ralley-artige Überholen ist nicht böse gemeint. "Paddy" fährt nun mal gern zügig.
Nun ein bisschen Chronologie:
Samstag sind wir durch's Moor am Haus gestapft und haben uns die Gegend angesehen. Sonntag haben uns die Vermieter vom Ferienhaus zu einer Charity-Veranstaltung eines Gnadenhofs für Esel mitgenommen. Die waren wirklich süß. Auch sonst wurde ein bisschen was geboten wie mächtige Kaltblüterpferde, bisschen Hundeschau und am Rande noch Traktoren- und Oldtimer-Aussstellung.
Montag haben wir uns den Nationalpark Glenveagh und den Mount Errigal angeschaut, ohne da viel zu unternehmen, weil es unangenehm geregnet hat. Einen Blick haben wir auch den "Donegal International Airport" geworfen, was eher belustigend war, da dieser Flughafen doch eher niedlich ist. Aber für die Region doch sehr wichtig, denn immerhin gehen tägliche Flüge zu den großen irischen Städten.
Dienstag sind wir dann "richtig" nach Glenveagh. Also erst zu Fuß zum Schloss am See und dort alles besichtigt inklusive der schönen Gartenanlagen am Hang oberhalb. Am Mittwoch haben wir den Errigal dann bestiegen. Man glaubt gar nicht wie anstrengend 700m sein können. So richtig erschlossen ist er halt nicht. Und so geht es ohne befestigte Wege ohne Serpentinen direkt erst durch's Moor und dann loses Geröll gerade hoch. Oben hat man natürlich einen wunderbaren Blick weit in die Region, da der Berg die höchste Erhebung in der ganzen Gegend ist.
Donnerstag schauen wir uns einige Küstenlinien an bis weit oben am "Bloody Foreland". Die Seeluft ist herrlich. An der Steilküste ist sie wirklich rein und salzig ohne das "Aroma" von Tang und Watt. Freitag haben wir einen Freund in der Nähe von Kildare auf seinem großzügigen Anwesen besucht.
Am Samstag sind wir direkt von Kildare nach Dublin mit dem "suburban train" gefahren, der sich für deutsche Ohren etwas großspurig "Intercity" nennt. Das geht ziemlich komfortabel und auch in der Stadt kommt man mit der modernen Tram namens "Luas" gut ins Zentrum. Das war sicher schlauer als mit dem Auto, da in Dublin eine besondere Maut fällig wird, die man nur umständlich bezahlen kann. Auch der Verkehr in Dublin ist ziemlich "großstädtisch". In Dublin haben wir uns die berühmte Bibliothek im Trinigy College (recht viel Eintritt und dann halb zu wegen Personalmangel...) angesehen und verschiedene andere sehenswerte Dinge im Stadtzentrum. Für eine Kirche Eintritt zu verlangen kam uns dann doch etwas ungehörig vor und so haben wir St. Patrick nur von aussen bewundert; ausserdem wurde die Zeit etwas eng.
Sonntag hat uns die Gastgeberin dann zur Gallerie "Glebe" mitgenommen. Dort hat ein Kunstsammler sein Haus mit allerlei Dingen geschmückt und das ist nun ein Museum, wo einem während der Führung wirklich allerlei unterhaltsame Anekdoten erzählt werden. Auch der Garten ist sehenswert. Am Montag besichtigen wir die kombinierte Korn- und Flachsmühle "Newmills". Sie ist ein Beispiel für das Bindeglied zwischen den traditionellen Mühlen aus Holz wie man sie in Deutschland z.B. im Museum bei Gifhorn sehen kann und den modernen Industrie-Anlagen wie man sie heutzutage kennt. Danach fahren wir ans "Horn Head", einer beeindruckenden Küstenformation wo man auch sehr gut eine Runde wandern kann.
Dienstag gehen wir weit in die Kulturgeschichte Irlands zurück und besichtigen zuerst den "Grianan of Aileach" oder "Grianán Ailigh", eine alte Befestigungsanlage auf einem Hügel, von der aus man weit ins Land blicken kann. Bei dieser Gelegenheit ist vielleicht gut zu erwähnen, dass die Irische Sprache recht weit verbreitet ist und aktiv benutzt wird, bis hin zu Verkehrsschildern. Nicht immer ist die Ähnlichkeit der Namen so groß wie hier. So heisst die Stadt Dungloe auf irisch "An Clochán Liath" und viele Wegweiser sind nur so beschriftet. Eine zweisprachige Karte wäre also sehr nützlich. Danach sind wir zum "Beltany Stone Circle" bei Raphoe gefahren. Das sind einige kreisförmig aufgestellte Felsen, die ein wenig wie Stonehenge wirken, aber noch älter sind.
Mittwoch verbringen wir in Nordirland. Zuerst nach Bushmills um die Destille zu besichtigen. Ich freue mich darauf endlich mal eine produktive in Betrieb zu sehen, weil die von Jameson in Middleton halt "nur" ein Museum war. Aber leider machen die für Wartungsarbeiten gerade Betriebspause. Als Entschädigung gibt es zum Probierglas noch eine kleine Flasche extra; trotzdem schade. Dann düsen wir rauf zum "Giant's Causeway" und sind ein kleines bisschen entsetzt. Nach den Erfahrungen in der Republik erwarten wir einen Autoabstellplatz von wo man dann zu Fuss über einen Trampelpfad die Natur besichtigen kann. Statt dessen finden wir eine Merchandizing-Industrie mit Eintritt und Pendelbussen, Hotel und allem Schnickschnack wie an einem überlaufenen Badekurort. Nuja, wenn man erst mal unten ist, wird es etwas ruhiger und es ist schon einen Ausflug wert und es gibt einiges zu sehen. Diese Felsformation ist schon etwas besonderes.
Den Donnerstag fahren wir die Küstenstraße auf der Halbinsel vor Dungloe ab. Wir haben endlich mal sonniges Wetter und der Ausblick ist herrlich. Da wir morgen recht früh los müssen verbringen wir den Rest des Tages recht ruhig und mit packen. Die Rückreise am Freitag dauerte dann 13h, verlief aber wie geplant und ereignislos.
Noch ein paar weitere Eindrücke:
Das Leben in Irland ist recht entspannt. Man kann gut Lebensmittel einkaufen. Die Preise sind signifikant höher als hier. Aber gerade Alkohol ist gar nicht noch mal extra teurer wie oft behauptet wird. Hier haben wohl unsere deutschen Supermärkte wie Aldi und Lidl auch etwas auf den Preis gedrückt. Aber es gibt auch noch die kleinen "Tante Emma"-Läden, die meist zu "the cope" gehören, einer Kooperative die irgendwie mit Spar verknüpft ist.
Den eigentlich recht entspannten Verkehr habe ich schon erwähnt. Es ist auch eher weniger los als bei uns. Besondere Beschilderungen wie an Baustellen werden allerdings gern mal vergessen und man gewinnt den Eindruck, dass man darauf wartet dass sie verrotten oder weggeweht werden. Die Straßen sind übrigens meist recht großzügig um die Siedlungen herum gebaut und man hat weniger Ortsdurchgangsverkehr als in Deutschland. Offensichtlich hat man frühzeitig daran gedacht, dass Umgehungsstraßen eine gute Sache sind. Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt es sehr selten. Aber als "Erinnerung" wird das reguläre Limit von 80 oder 100 immer wieder aufgestellt. Das kann auch unmittelbar vor einer gefährlichen Stelle oder einer Ortschaft sein. So ein Schild darf also nicht als "hier angemessene Geschwindigkeit" interpretiert werden.
Das frische Wetter ist vielleicht nichts für Sonnenanbeter und die schönen Sandstrände die es dort auch gibt wirken deshalb ziemlich verwaist, aber dafür ist die kühle Luft sehr erfrischend und erholsam.
Die Leute sind sehr offen und freundlich; "man kennt sich". Hier wird Nachbarschaft noch wirklich gelebt. Das zeigt sich auch in Nachbarschaftsläden, wo Dinge des täglichen Bedarfs "second hand" weiterverkauft werden. Das funktioniert wohl viel besser als hier bei uns mit den Flohmärkten.
Irland ist eine Reise wert und wir denken schon an eine Fortsetzung.
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