Sep 06, 2012 17:02
In den Wänden sitzt irgendein Tier! Ein Siebenschläfer, eine Mäuseherde, whatever, es kruschtelt und knurpselt und nagt an der Dämmung herum. Da ich gerade handwerklich unfreiwillig geschult werde (um mich herum werden bunt durcheinander gerade 1 Bad, 1 komplette Wohnung, noch 1 Bad, 1 Gaube, 1 Dach, 1 Kamin und diverse Kleinigkeiten um-, aus- und neugebaut), weiß ich inzwischen auch, dass das Viech sich mit der Dampfsperre vergnügt, was, soweit ich weiß, nicht so arg dolle ist für den Feuchtigkeitshaushalt in der Wohnung usw usf, aber wie soll man denn rankommen an das Tier, wenns in der Wand wohnt? Kater Nr.1 sitzt jeden Abend fleissig davor und hypnotisiert die Wand mit gesträubten Schwanzfedern, aber davon ließ es sich bisher nicht beeindrucken.
Zimmermann 1 schlug bereits vor, ein Loch in die Wand zu bohren und Fallen/Gift reinzulegen. Barbarisch, ich weiß, und was macht man nachher mit dem Loch in der Wand?
Sonst habe ich gerade erstaunlich viele freie Tage, aber völlig legitim, d.h. nicht der aktuellen Situation geschuldet o.ä., nein, ganz normale Urlaubstage, die ich mit Feldsalat aussäen, in meinem Bauernhof arbeiten und nach Görlitz fahren verbringe (Naru war wieder auf diesem wunderhübschen Baumhausfreizeitabenteuerwuselhippiepark an der polnischen Grenze, wo man viele schöne Dinge bestaunen kann und viele lustige Bands anhören). Ich zählte ungefähr 200 Babys, um ihre Mamas gewickelt in diversen Tragevorrichtungen, und bin nu erstaunlich gut informiert über die verschiedensten Binde-, Trage- und Wickeltechniken (aber Kinderwägen wären auf dem Gelände auch sehr sinnlos, in der Tat. Man klettere mal mit einem Kinderwagen durch Röhren und Tunnel und Brücken auf ein Baumhaus!)
Aber ach, mein Bauernhof feiert nu am Wochenende Hoffest, wo ich fleissig Tofu verkosten und im Laden stehen und Dinge von A nach B tragen werde, und danach gehts wieder in meine Lieblingsklinik, zwei Wochen Frühschicht haben, unterbrochen von einem winzigen freien Tag, den ich mit Schwester 1 und 2, Bruder 1 und 2, Neffe 1, Schwägerin X und der halben sonstigen Verwandtschaft auf der Hochzeit von Vetter 3 verbringen werde, aaaach, und dieser logistische Aufwand, bis alle mal dort sind, wo sie hinsollen!
Und ein Päckchen kam zu mir geflattert, mit Daria zum Angucken und chinesischen Mitbringseln und einem Peter-Pan-Buch mit sehr schönen Illustrationen, aber der Inhalt war tatsächlich etwas zu splatterlastig. Naru liebt ja Peter Pan, den Helden ihrer Kindheit, und der Peter von Child Thief hatte auch einen interessanten Charaktertwist und das richtige bisschen Wickedness, aber ich fand die Handlung des Buches etwas zu sehr begraben unter all dem Rumgeschlitze, Innereienverteilen, Köpfeabhacken, Messerstechen, Foltern und völlig sinnlos harmlose Menschen dahinschlachten, da ging es mir wie mit den Zombiefilmen, die meine Mitbewohnerin so gerne zum Einschlafen guckt und bei denen ich mir früher während dreiviertel des Films die Hände vor die Augen halten musste, bis ich beschloss, dass das einfach nix für mich ist. Fluff! Happy endings! Harmonie! *geht ihre harmoniebedürftigen Katzen streicheln*
(Wobei ich mir auch bei Kill Bill und Machete und all diesem Tarantino/Rodriguez-Kram die ganze Zeit die Augen zuhielt. Ich träume davon schlecht! Wie macht das der Rest der Menschheit? (Ich könnte jetzt ja ein Pamphlet verfassen über das passive Ausleben der jedem Menschen innewohnenden Aggressionen anhand des Anschauens grausamer Filme, das darauf hinausläuft, dass Zombiefilmegucker im Alltag friedlicher sind, weil sie ihre Aggressionen mit Filmegucken bereits kompensiert haben und nu im Umgang mit anderen völlig entspannt sein können, aber irgendwie glaube ich selber nicht wirklich an diese Theorie.)
Ansonsten werde ich allmählich rund und dick und habe ein kleines strampelndes Wesen im Bauch, wo auch immer das herkommt, und evtl. kommt daher auch die gesteigerte Harmoniebedürftigkeit, und ach, die Welt! Voller Plastik und Atomkraftwerke! Mein Weltschmerz wird nur noch gesteigert durch die Tatsache, kleine Menschlein in die Welt zu setzen, ohne sicherstellen zu können, dass ebenjene Menschlein irgendwann noch Meere ohne Plastikmüll, Essen ohne Gift, Energie ohne Apokalypsen oder fruchtbaren Boden ohne Monsanto zur Verfügung haben. Neige mich immer mehr in Richtung autarkes Selbstversorgerdasein, zumindest gedanklich, aber ich finde den momentanen Zustand doch sehr bedenklich. Und meine Tomatenernte reicht nichtmal für Wintervorräte! Nächstes Jahr brauche ich eine größere Tomatenplantage, damit ich mal Passata machen kann.
*geht Tomaten ernten*