Five words

Dec 03, 2011 16:38

Gestern wurde unsere allmonatliche Teambesprechung von einem Anruf gesprengt, als wir gerade mitten in spannenden Grundsatzdiskussionen über unser marodes Gesundheitssystem waren, weil, wenn sich Freitag nachmittag um 16 Uhr die Nachtwache für Freitag und Samstag Nacht krank meldet, dann hat man ein Problem.

Naru ist spontan, unverheiratet und ohne Kinder. Deshalb bin ich heute außerplanmäßig wieder eine Nachtschwester und bereite mich innerlich darauf vor, indem ich gute Laune verbreitende Musik von putzigen norwegischen Jungs anhöre (http://www.youtube.com/watch?v=qJD6H-pF0eQ&feature=results_video&playnext=1&list=PL506BC8C15956B8E0).

Außerdem erfreue ich mich gerade generell meines Lebens, die umherrollende Krankheitswelle schwappt bisher immer brav an mir vorbei, die bisherigen Versuche meiner Mandeln, sich mit diffusen Beschwerden zurückzumelden, habe ich erfolgreich in Thymiantee ertränkt, der Herbst war schön, der Winter ist bisher auch sehr schön trocken und ohne Glatteis und sehr mild, so dass ich fleißig in den Bioladen meines Vertrauens marschieren kann an meinen freien Nachmittagen, ohne dabei als Eiszapfen wieder zurückzukommen, und Kürbisse und Himbeerlassi einkaufen kann.

Und nu muss ich mich commes five words widmen, die sie mir hat zukommen lassen:

1) Brot.

Oh, das ist ein weites Feld, Luise. Meine Mama hat früher immer Brot gebacken! Und eine meiner frühen Kindheitserinnerungen, ich war irgendwas zwischen 3 und 6, besteht aus meiner Mama, der Getreidemühle, und einem Nachbarsmädchen namens Melanie, mit der ich aus dem Mehlauffangfach der Mühle die sich dort immer befindenden Mehlreste rausgekratzt hab und sie mit irgendwas angerührt und daraus Fladen geformt habe. Vermutlich haben wir sie danach an ihre Puppe verfüttert, so genau weiß ich das auch nicht mehr. Und später bin ich dann immer in der großen Pause im Gymnasium (von 9.30 bis 9.45, wohlgemerkt) in den nächsten Bioladen gerast, habe fünf Kilo Dinkel und 5 Kilo Weizen eingekauft und dann unter den mißtrauischen Augen meiner Mitschüler den ganzen Tag mit mir rumschleppen müssen. (Naja, sonst hätte es ja kein Brot gegeben, was tut man nicht alles.)
Und als ich auf meinem Bauernhof gewohnt hab, viel viel später, hab ich Holzofenbrot backen gelernt, so ungefähr fünfzig Laibe pro Backofen und ich hatte eine sehr praktische Teigknetmaschine, weil, knetet ihr mal fünfzig Laibe von Hand. Die Narbe zwischen meinem rechten Daumen und Zeigefinger stammt von diesem wunderhübschen Holzofen und einem sehr heißen Backblech, das da drin war. Brotbacken ist etwas sehr Meditatives. Ich empfehle es allen gestressten Burn-Out-Managern, die sich den ganzen Tag mit Tastaturen, Zahlen und Touchscreens beschäftigen.

2)Urlaub

Den ganzen Januar werde ich weg sein! Weit weg! Und über Silvester auch! Ich bin noch ganz fassungslos. Urlaub ist, je nach Destination, ein sehr unökologisches Unternehmen. Deshalb muss ich auch noch irgendwo Bäume pflanzen oder aber dem NaBu was spenden, damit er auch weiterhin Gelbbauchunken rettet oder Moore renaturiert. Ich finde es aber gerade sehr interessant, dass ich gar kein Bedürfnis habe, den Beginn des Urlaubs unglaublich herbeizusehnen bzw. die Zeit bis dahin zu verkürzen. Vermutlich ist dies ein relativ gesundes Gefühl und Anzeichen dafür, dass ich mich gerade auch in meinem Arbeitsleben wohl und nicht zu sehr belastet und überfordert fühle. Ich finde, das sollte so sein. Wenn ich nur auf meinen Urlaub hinleben würde, was sagt das denn über mein sonstiges Leben aus?
Aber ich freu mich auf Sonne.

3) Winter

Im Sommer finde ich den Winter immer schlimmer als im Winter selbst. Ich fürchte, man adaptiert sich so nach und nach an die Dunkelheit und die Kälte. Und wenn's dann mal wirklich eisig und schneeig ist, dann zieht man sich halt warm an und außerdem kommen dann Kerzen und Plätzchen und Tee und Kuscheliges. Doof im Winter ist allerdings, Auto zu fahren. (Ich hatte bisher immer nur im Januar Unfälle und immer nur bei Glatteis. RIP, mein kleines rotes Auto! Ich hoffe, du hast ein schönes Grab gefunden.) Und ja, im Februar, da reicht's mir dann auch irgendwann mal. Wobei Schneeschippen, positiv betrachtet, einen zu vermehrter körperlicher Aktivität zwingt, die einem jedes Fitnessstudio o.ä. erspart. (Dinge, die ich noch nie getan habe: Ins Fitnessstudio gehen. Sind das eigentlich zwei oder drei s?)

4) Holz.

Holz ist einfach! Holz, das ist das waldig riechende schwere berindete Zeugs, von dem Naru und ihr Liebster vor zwei Wochen ca. 2,5 Tonnen halbe Bäume in einen Anhänger gestopft, heimgebracht, ausgepackt, kleingesägt, gespalten und aufgestapelt haben. Danach hatte ich Muskelkater! (Siehe: Dinge, die einem das Fitnessstudio ersparen.) Man kann Lagerfeuer damit machen und den Ofen heizen und es wärmt wunderhübsch, viel schöner als eine Heizung.

5) Straße.

Straße? Straße?? Ich muss in mich gehen. Straße. Ja, hm. Straßen sind schon ganz geschickt, ne. Und die gibt es ja auch schon recht lange, ne, damals, in den alten Asterixen meiner Kindheit, hatten die ja auch Straßen, so mit lauter hubbeligen Steinchen, so ähnlich wie Kopfsteinpflaster. Ansonsten fällt mir dazu nur das alljährlich Lamento im ADAC-Heft ein, dieses unsägliche Seniorenheftchen, in dem jedes Mal auf ca. 20 Seiten für seniorengerechte Handys (mit einem großen roten und einem großen grünen Knopf) und für seniorengerechte Donau-Kreuzfahrten für 399 € mit deutschsprachiger Reiseleitung und abendlichem Unterhaltungsprogramm, ächz, geworben wird, anyway beklagen sich darin in schöner Regelmäßigkeit Menschen über den erbärmlichen Zustand deutscher Autobahnen etc pp und wundern sich dabei nicht wie Naru über diese erheblich zugenommene Anzahl fetter höhergeschraubter Pick Ups oder was auch immer das ist, diese riesigen amerikanischen Karossen mit extra Seitentrittbrett zum Einsteigen, mit denen man eigentlich auf 'ne Safari gehen könnten, und über die Millionen LKWs, die Millionen unnütze Konsumgüter über unsere Straßen schleifen, von denen eine Hälfte von Kindern in China zusammengeschraubt und die andere Hälfte vom Discountfilialmitarbeitern am nächsten Tag wieder weggeschmissen wird. (Taste the waste, anyone?)

Ach ja, die Welt. Kann die mal jemand retten, zwischendurch?
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