Jaja, die deutsche Rechtschreibung… für die einen ein Buch mit sieben Siegeln, für die anderen das, was die Bibel für die Menschen im tiefsten Mittelalter war.
So oder so ist aber Fakt: Sobald wir uns in einem Medium wie dem Internet bewegen, ist Rechtschreibung ein Thema (oder sollte es zumindest sein) und da ich wieder und wieder Klagen höre, dass viele nicht wissen, welche Rechtschreibregeln eigentlich gerade gelten, habe ich beschlossen, mir die Mühe zu machen, einmal einen Grundkurs in Rechtschreibung und Zeichensetzung zu verfassen.
Das ganze basiert auf dem original Regelwerk, das in seiner Gesamtheit einen Umfang von fast 100 Seiten hat und von mir hier so stark wie möglich zusammengefasst wurde. Wen es interessiert: Der Link zum vollständigen Regelwerk befindet sich ganz am Ende.
Es wurde auch einiges hier gekürzt oder ausgelassen, ich erhebe auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit; trotzdem sollte ich hier das wichtigste abgedeckt haben und es nach besten Wissen und Gewissen erklärt haben. Um den Rahmen nicht vollkommen zu sprengen, habe ich dabei versucht, den theoretischen Grammatikteil möglichst herauszulassen (auch wenn mein Germanistenherz blutet), aber ganz ohne ein paar Fachbegriffe geht es natürlich nicht. Die wichtigsten sind aber kurz unter dem ersten Punkt erläutert. Wer dennoch Fragen zu Grammatik und Co hat, kann sie mir natürlich auch stellen ^^
Sollten jemandem Fehler oder Ähnliches auffallen, sagt mir bitte Bescheid! Ich habe mich wirklich intensiv mit dem Text beschäftigt, aber der Fehlerteufel ist eben ein hartnäckiger kleiner Bursche.
Und sollte es danach noch Fragen geben oder sollte etwas unklar sein, scheut euch nicht, mich zu fragen - wenn ich helfen kann, erkläre ich es gerne ^^
Das aktuell geltende Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung und Zeichensetzung ist das vom 01. August 2006, was wiederum eine Modifizierung der Reform von 1996 war. Wer wie ich das zweifelhafte Glück hatte, alle drei Regelwerke (alt, neu und ganz neu) zu lernen, weiß, was Verwirrung heißt. Man kann zu den Regeln stehen, wie man will - Fakt ist, dass sie gelten.
Und bitte - das hier soll nicht mehr als ein knappes Regelwerk sein. Ich möchte hier weder eine Diskussion zu den Rechtschreibreformen anzetteln noch eine über das fehlende Rechtschreibewusstsein manches Users hier.
Vielleicht findet es ja der ein oder andere nützlich. Ich würde mich freuen.
(Tausend Dank an meine liebe
youseichen fürs Korrekturlesen!)
1)
Ganz ohne Fachwörter komme ich leider doch nicht auch, so sehr ich sie auch versuche zu vermeiden. Deswegen hier eine knappe Liste, mit all den Wörtern, die ich verwende, im Text selbst aber nicht weiter erkläre:
Substantiv: Hauptwort oder auch Dingwort, z.B. Turm, Kopf, Tisch, Stuhl, Fantasie, Geist…
Verb: Tunwort oder Tätigkeitswort, z.B. gehen, singen, springen, schreiben, denken…
Adjektiv: Wiewort, Eigenschaftswort oder auch Artwort, z.B. schön, grün, groß, sonnig…
Nomen: ein deklinierbares Wort, also allgemein entweder ein Substantiv, Adjektiv, Artikel oder Pronomen
Flexion: meint allgemein die Änderung der Wortform zum Ausdruck von grammatischer Funktion
Deklination: die Flexion von Substantiven, Adjektiven und Pronomen
Konjugation: die Flexion von Verben
Vokal: a, e, i, o, u
Konsonant: alles, was nicht a, e, i, o, u ist
Diphthong: Vokalpärchen, also au, ei, eu
Umlaute: ä, ö und ü
Suffix: eine an ein Wort angehängte Ableitungs- oder Nachsilbe, z.B. Schönheit, sichtbar, Hündin…
Präfix: wird im Gegenteil zum Suffix vor den Wortstamm angehängt, z.B. ableiten, Unverständnis, nachmachen…
Artikel: die Begleiter von Substantiven, gibt es unbestimmt (ein, eine) oder bestimmt (der, die, das)
Präposition: drücken Verhältnisse zwischen bestimmten Personen, Dingen oder Sachverhalten aus, z.B. vor, nach, während (zeitlich); an, auf, aus (örtlich); angesichts, bezüglich (begründend); wider, einschließlich, entgegen (die Art und Weise betreffend)
Konjunktion: verbinden Wörter, Wortarten, Satzglieder oder Sätze miteinandern, z.B. und, oder, weil, obwohl…
Pronomen: stehen ihrem Namen entsprechend stellvertretend für ein Nomen und werden entweder substantivisch gebraucht (das Haus ist meines) oder wie ein Artikelwort (das ist mein Haus); es gibt eine ganze Reihe verschiedener Pronomenarten, angefangen bei Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie) über Demonstrativpronomen (dieser, diese…) bis hin zu Interrogativpronomen (welcher?, wer?, was?) - im Zweifelsfall lohnt sich ein Blick in die Grammatik des Vertrauens… oder Wikipedia
Adverb: auch Umstandswort; beschreibt Umstände von Tätigkeiten, Geschehnissen, Ereignissen, Eigenschaften oder Verhältnissen. Ihre Funktion ist somit der der Adjektive nicht unähnlich, der Unterschied besteht aber darin, dass Adjektive flektierbar sind und Substantive beschreiben, während Adverbien nicht flektierbar sind und Verben, Partizipien, andere Adverben oder ganze Sätze beschreiben (z.B. die schöne Schrift - Adjektiv; sie schreibt schön - Adverb)
Attribut: eine Beifügung, die das Bezugswort näher beschreibt; ein Attribut kann ein Adjektiv, ein Adverb, ein Substantiv, ein Patrtizip oder ein Pronomen sein
Prädikat: in der deutschen Sprache immer das finite Verb
finites Verb: das Verb mit Personalendung (z.B. ich habe dich gestern gesehen)
infinites Verb: Verbform, die keine grammatischen Kategorien wie Numerus oder Person ausdrükt (z.B. sehen, sehend, gesehen)
Korrelat: ein Wort, das grammatisch od. bedeutungsmäßig auf ein anderes Wort bezogen ist
2)
Zuallererst einmal muss gesagt werden, dass wir, was den Zusammenhang zwischen Lauten und Buchstaben angeht, eine ziemlich einfache und vor allem sehr beständige Rechtschreibung im Deutschen haben.
Warum? Ganz einfach, weil wir auch wirklich das schreiben, was wir sprechen und das auch noch als Regelfall. Im Prinzip sieht das so aus: Wenn wir den Laut [u] hören, dann wissen wir, dass er in der Regel auch mit dem Buchstaben U wiedergegeben wird und zwar unabhängig davon, ob er im Wort „durch“, „unten“ oder „Luft“ vorkommt. Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigt sich im Englischen. Dort findet man für [u] Beispiele wie „book“, „through“, „few“ oder „cruel“, also vier Schreibungen für einen einzigen Laut!
Nun ja, allgemein ist das Grundlegende, was es zu den Buchstaben an sich zu sagen gibt, einem jeden, der Deutsch lesen, schreiben und sprechen kann, bekannt, deswegen will ich gleich einmal mit den Regeln anfangen.
a. Vokale, Konsonanten und Konsonantenverdopplungen
Konsonantenverdopplungen erfolgen immer dann, wenn auf einem kurzen betonten Vokal im Wortstamm ein Konsonant folgt. Beispiele hierfür sind Ebbe, üppig, starr oder gönnen. Diese Regel erklärt auch, warum es Galopp und nicht Gallop heißt - die Betonung liegt hier auf der zweiten Silbe des Wortes, also dem O. Folglich wird das P gedoppelt.
Zwei orthografische Ausnahmen von dieser Regel bilden K und Z: Statt KK heißt es CK, statt ZZ wird TZ geschrieben.
Wirkliche Ausnahmen bilden aber folgende acht Fälle:
1) Einige (vor allem aus dem Englischen stammende) einsilbige Wörter, wie Bus, Job, Slip… (ACHTUNG: Ableitungen davon fallen aus dieser Ausnahme heraus! Vgl. Busse, jobben, slippen…)
2) Wörter mit den Suffixen -ik und -it (Kritik, Profit)
3) Wörter mit Suffixen -d, -st und -t, z.B. Brand (trotz brennen), Gespinst (trotz spinnen) oder Geschäft (trotz schaffen)
4) Worte, mit sog. unikalen Morphemen. Unikale Morpheme sind Wortbestandteile, die so nur noch in dieser einen Verbindung vorkommen und nicht ‚gesondert‘ stehen können. Beispiele hierfür sind Himbeere oder Walnuss. Nuss und Beere sind beides wirkliche Wörter, die auch alleine stehen und verwendet werden können, Him oder Wal nicht.
5) Einige Fremdwörter, wie Ananas, Hotel, Kapitel…
6) Einige einsilbige Wörter mit grammatischen Funktionen, wie ob, man, plus, des… nicht aber dann, wenn oder wann
7) Die Verbformen (ich) bin und (er) hat
8) Einige weitere Ausnahmen wie Drittel, Mittag oder dennoch.
Es gibt natürlich auch Fälle, in denen der Konsonant gedoppelt wird, obwohl der vorhergehende Vokal nicht betont ist. Das betrifft zum einen eine Reihe von Fremdwörtern (Buffet, Konkurrenz, Attraktion - dies rührt vor allem von der Wortherkunft her) und zum anderen Wörter, die auf -in, -is, -as, -os oder -us enden (Ärztin/Ärztinnen, Beschwernis/Beschwernisse). Dazu kommen noch Wörter mit scharfen (stimmlosen) s in Fremdwörtern (passieren, Karussell) und einige wenige Wörter mit tz (Kiebitz, Stieglitz).
Parallel zu den kurzen Vokalen gibt es auch lange Vokale. Um den Rahmen nicht zu überspannen, ganz grob: Im Allgemeinen wird ein Vokal mit einem H gelängt (hohl, ahnen, früh). Bei A, E und O werden die Vokale gedoppelt (Haare, Fee, Boot) und bei I gibt es die altbekannte Möglichkeit von IE (lieben) oder auch IEH (Vieh). Der Grund, warum ich das hier so kurz abhandle ist, dass es dermaßen viele Ausnahmen gibt, die von verschiedensten Gründen der Wortherkunft u.Ä. herrühren(z.B. leeren und lehren), dass ich gar nicht weiter darauf eingehen will, da es nur zum bloßen Auflisten von Ausnahmen führen würde, die weder sinnvoll noch besonders spannend während. Im Zweifelsfall einfach einmal einen Blick ins Wörterbuch riskieren, es lohnt sich.
Das Einzige, was ich hier noch anmerken will, ist, dass Umlaute nicht gedoppelt werden! Es heißt also Boot, aber Bötchen, Haar, aber Härchen.
b. ss und ß
Bei der Frage nach SS oder ß hat uns die neue Rechtschreibreform einiges einfacher gemacht. So steht das Doppel-S im Regelfall nach kurzen Vokalen (wie in Hass, Klasse, fassen) und das ß nach langen Vokalen und Diphthongen (Floß, Fuß, heißen, draußen).
Man ersetzt ß übrigens nur, wenn kein SS zur Verfügung steht (eine Ausnahme bildet die Schweiz)!
Achtung: Schreibt man alles in Großbuchstaben, wird das ß IMMER zu SS! Man schreibt nicht HEIßEN, sondern HEISSEN!
c. Fremdwörter
Was soll ich sagen? Die muss man einfach lernen. Im Zweifelsfall bitte einfach nachschlagen (schon einmal als Warnung: Diese Empfehlung werde ich noch einige Male in diesem Text aussprechen, oh ja).
Meistens schreibt man die Fremdwörter so, wie sie in ihrer Originalsprache, aus der sie stammen, auch geschrieben werden (z.B. „Trikot“ - hier haben wir im Deutschen das stumme T beibehalten, obwohl wir es auch genauso gut hätten weglassen können). Es gibt einige Fremdwörter, die ein bisschen eingedeutscht wurden. So kann man statt Mayonnaise auch Majonäse schreiben oder statt Sauce auch Soße.
Ein weiteres Beispiel sind die ganzen Wörter, die ehemals (vor 1996) ausschließlich mit PH geschrieben wurden (Telephon, Delphin, Phantasie), die heute allerdings eigentlich mit regulärem F geschrieben werden (Telefon, Delfin, Fantasie). Tatsächlich sind seit 2006 wieder beide Schreibungen zulässig, der DUDEN empfiehlt jedoch die zweite.
Wichtig bei Fremdwörtern ist: Sie sind Bestandteile der deutschen Sprache und werden als solche auch wie andere deutsche Wörter verwendet. Das Verb downloaden stammt zwar ohne Zweifel aus dem Englischen, wenn es aber schon benutzt werden muss, dann wird es im Deutschen auch regulär durch alle Formen gejagt: ich downloade, du downloadest, er/sie/es downloadet… etc.
Genauso verhält es sich bei Nomen. Der Genitiv von Internet heißt des Internets - nur weil es ein Fremdwort ist, hat es nicht das Privileg ohne sein Genitiv-s im zweiten Fall rumzuspringen.
Ähnliches gilt für Wörter aus dem Englischen, die auf -y enden. Ja, im Englischen wird das -y zu -ies im Plural (baby, babies), im Deutschen allerdings nicht (Baby, Babys).
3)
Ich gebe zu: Getrennt- und Zusammenschreibung ist wirklich nicht ganz einfach. Vor allem, da hier einige Regeln der alten Rechtschreibung gegenüber der neuen geändert wurden, welche zur neusten Reform 2006 dann zum Teil wieder geändert wurden (leidtun ist ein Beispiel - durch diese Änderung torpedierten sie mir meinen Running Gag meiner MStings :/). Verwirrt? Ja, ich auch.
Wie gesagt, die Regeln sind komplex, nicht immer ganz durchsichtig und die Ausnahmen zahlreich. Aber ich versuche es, so einfach wie möglich zu erläutern.
Ich empfehle im Zweifelsfall immer den Blick ins Wörterbuch. Am Ende habe ich auch einige ganz nützliche Links.
a. Verb
Grundlegend zu unterscheiden sind untrennbare und trennbare Verbstämme. Untrennbare Verbstämme behalten immer ihre Form, wie z.B. maßregeln: ich maßregele, du maßregelst, er maßregelt, er hat maßgeregelt, er wurde gemaßregelt…
Im Unterschied dazu die trennbaren Wortgruppen - hierfür als Beispiel das Wort hinzukommen: ich komme hinzu, du kommst hinzu, er kommt hinzu, er kam hinzu, er ist hinzu gekommen…
Im Zweifelsfall hilft natürlich immer die Probe: ich regele maß ist Quatsch, genauso wie ich hinzukomme.
Es gibt eine ganze Menge Wortarten, die mit Verben zusammen eine Einheit bilden können (Substantive, Adjektive, Partikeln….), aber diese grammatischen Genauigkeiten lassen wir an dieser Stelle nun einmal außen vor.
Wirklich schwierig wird die Unterscheidung, was zusammengeschrieben wird und was nicht, erst wenn es die Wortkombination sowohl als Zusammensetzung als auch als Wortgruppe gibt.
Was ist nun hier wieder der Unterschied? - Eine Zusammensetzung ist, wie der Name schon impliziert, so etwas wie eine Fusion. Also, aus zwei macht eins: Das Verb schlafwandeln wurde zum Beispiel wenig überraschend aus dem Substantiv Schlaf und dem Verb wandeln gebildet. Diese Zusammensetzungen können, wie eben schon erwähnt, entweder trennbar oder nicht trennbar sein.
Wortgruppen sind wirklich das, was der Name schon sagt: Gruppen von Wörtern (die eben irgendwie zusammengehören). Sie werden nicht und damit meine ich nicht und niemals zusammengeschrieben.
Da nichts wirklich einfach sein kann, kommen Wortgruppen oft parallel zu Zusammensetzungen vor, wie bergsteigen (Zusammensetzung) und auf den Berg steigen (Wortgruppe).
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer solcher Fälle: staubsaugen/Staub saugen, danksagen/Dank sagen, delfinschwimmen/Delfin schwimmen.
Und ja, es gibt wirklich beide Formen: Man kann sowohl sagen Ich sauge Staub als auch Ich staubsauge. Es ist letztendlich eine Frage des eigenen Geschmacks (und wahrscheinlich auch des Dialekts), welche Form man bevorzugt. Korrekt sind beide. Sie bedeuten auch beide das Gleiche.
Allerdings gibt es auch Formen, die zwar aus den gleichen Wörtern bestehen, aber eben nicht das Gleiche bedeuten. Dieser Bedeutungsunterschied wird durch den Unterschied der Getrennt- oder Zusammenschreibung dargestellt.
Eine Art von Beispiel dafür ist schwarzmalen (pessimistisch sehen) vs. schwarz malen (etwas schwarz anstreichen).
Der entscheidende Unterschied liegt hier darin, ob das Verb eine neue idiomatisierte Bedeutung hat oder nicht. Im Klartext: Man muss sich immer fragen, was das Verb ausdrückt und ob dies noch mit der ursprünglichen Bedeutung der beiden Einzelworte übereinstimmt oder nicht. Idiomatisiert heißt eben gerade, dass die Wortbedeutung nicht mehr aus den Einzelbestandteilen abgeleitet werden kann.
Nehmen wir das Beispiel schwarzmalen/schwarz malen.
Schwarz malen bedeutet exakt das, was es auch sagt: Etwas wird schwarz angemalt. Der erste Wortbestandteil ist selbstständig; es könnte also auch genauso gut blau, rosa oder grellgelb gemalt werden.
Schwarzmalen jedoch hat weder mit Farbe noch mit Malen etwas zu tun - außer im übertragenen Sinne. Wer etwas schwarzmalt, sieht es pessimistisch - die Bedeutung dieses Ausdrucks kann man also nur kennen, wenn man den Ausdruck auch kennt. Und genau um den geht es. Es gibt dementsprechend auch nicht die Verben blaumalen oder pinkmalen.
Das klingt nun alles schrecklich kompliziert, ich weiß. Aber schauen wir uns noch ein paar Beispiele an, vielleicht wird es dann klarer:
schwer fallen vs. schwerfallen: In der getrennt geschriebenen Variante ist die Bedeutung wörtlich (irgendetwas fällt/stürzt schwer), in der zusammengeschriebenen übertragen (schwerfallen = Mühe machen).
richtig stellen vs. richtigstellen: Hier bedeutet die erste Variante, dass man beispielsweise etwas richtig hinstellt oder sich richtig hinstellt (Lieblingssatz meiner Mama: „Stell dich richtig hin, Kind!“ - ja, genau das), während die zweite bedeutet, dass etwas berichtigt wird (er wollte seine Aussage nur richtigstellen).
blau machen vs. blaumachen: Im ersten Fall wird etwas blau getüncht, im zweiten Fall schwänzt jemand Schule o.Ä.
Es gibt aber auch Unterschiede, die sich mit diesem Ansatz nicht erklären lassen, wie zusammenfahren (Zusammensetzung) vs. zusammen fahren (Wortgruppe). In beiden Fällen kann die Wortbedeutung aus den einzelnen Wörtern erschlossen werden, die Argumentation mit der Idiomatisierung fällt also weg. Worin liegt also der Unterschied?
Dazu soll zunächst einmal der Bedeutungsunterschied geklärt werden.
1. Wir sind zusammengefahren. bedeutet: Wir hatten einen Auffahrunfall mit dem Auto.
2. Wir sind zusammen gefahren. bedeutet: Wir sind gemeinsam irgendwohin gefahren.
Zur Identifizierung des zweiten Falls gibt es verschiedene Proben:
- Kann man die Satzteile verstellen? (Wir sind zusammen nach München gefahren geht wunderbar; Bei Wir sind an der Kreuzung zusammengefahren wird deutlich, dass die Verbzusammensetzung nicht durchbrochen werden kann)
- Wo liegt der Akzent? Bei Zusammensetzungen liegt der Hauptakzent meistens auf dem ersten Bestandteil, bei Wortgruppen nicht
Wobei ich persönlich die erste Probe bevorzuge.
Was wird sonst noch zusammengeschrieben?
-Verbindungen mit Partikeln, die die Merkmale von frei vorkommenden Wörtern verloren haben (wie abhanden-, anheim-, dar-, umhin-…. Man denk hierbei einmal an die unikalen Morpheme, die schon einmal erwähnt wurden)
-Bestandteile, die bei der Kombination mit einem Verb keiner bestimmten Wortgruppe mehr zugeordnet werden können (fehl-, irre-, weis-, wett-…) - das soll heißen, dass nicht klar gesagt werden kann, welche Wortgruppe (Substantiv, Adjektiv etc.) diese Bestandteile haben. irre- könnte zum Beispiel ein Substantiv sein, Adjektiv wäre aber genauso möglich
-Eine ganze Reihe Verbindungen mit substantivischen erstem Bestandteil, welcher die Eigenschaften selbständiger Substantive weitestgehend verloren hat, wie leidtun, kopfstehen, teilhaben, nottun
Die letzte Regel ist allerdings eindeutig die schwerste von allen… meiner Meinung nach zumindest. Der Versuch, sie zu erläutern, gestaltet sich dementsprechend schwer. Was gemeint ist, ist dass der ehemals selbstständige substantivische Bestandteil nun nicht mehr allein stehen kann. Wer nun aber einwendet, dass Leid sehr wohl ein Substantiv ist, hat natürlich Recht, allerdings verhält es sich im Fall von leidtun etwas anders. leid kann hier nicht mehr als das Substantiv Leid verstanden werden, weil… das Leid an sich ja nicht nichts mehr tut.
Uff, ich versuche es noch einmal: Nehmen wir als Gegensatz Staub saugen. Hier ist das Substantiv wirklich noch Substantiv, weil damit der ganz konkrete Staub gemeint ist, auf den sich die Handlung des Verbs bezieht.
Für alle, die nun gänzlich verwirrt sind: hinnehmen und auswendig lernen. Ich hasse diese Regel auch mit Leidenschaft, weil sie (meiner Meinung nach) ziemlich undurchsichtig ist.
Was wird sonst noch getrennt geschrieben?
-Verbindungen von zwei Verben, z.B. laufen lernen, arbeiten kommen… etc. Ausnahmen sind hierbei Verbindungen mit bleiben und lassen, die eine übertragene Bedeutung haben, wie sitzenbleiben (im Sinne von nicht versetzt werden), diese können zusammengeschrieben werden
-Verbindungen mit sein (beisammen sein, vorbei sein, fertig sein)
b. Adjektiv
Verbindungen mit Adjektiven werden zusammengeschrieben, wenn
-der erste Bestandteil des Wortes paraphrasierbar sind, wie angsterfüllt („von Angst erfüllt“) oder feuerrot („rot wie Feuer“). Paraphrasieren bedeutet umformulieren
-ein Fugenelement zwischen den Wörtern steht (wie in altersschwach oder sonnenarm
-einer der Bestandteile nicht selbständig vorkommt (schwerstbehindert, kleinmütig)
-es sich um ein Partizip eines zusammengeschriebenen Verbs handelt (wehklagend, wegen wehklagen)
-es sich um eine Kombination zweier gleichrangiger Adjektive handelt (graublau, dummdreist, feuchtwarm)
-Der erste Bestandteil bedeutungsverstärkend oder -vermindernd ist (bitterernst, stockdunkel, superleicht…)
-es sich um mehrteilige Kardinalzahlen unter einer Millionen und Ordinalzahlen im Allgemeinen (neunhundertdreiundachtzigtausend, der zweimillionste Besucher…)
Desweiteren gibt eine Menge Wörter, die sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben werden können, da sie sowohl als Zusammensetzung als auch als syntaktische Fügung angesehen werden können: allein erziehend/alleinerziehend, allgemein gültig/allgemeingültig… etc. Diese Regeln verhält sich Konform zu der Regel zu den Zusammensetzungen und Wortgruppen bei Verben, die ebenfalls sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben werden können.
Sobald ein Bestandteil erweitert oder gesteigert ist, werden die Wörter auf jeden Fall getrennt geschrieben (leichter verständlich, höchst erfreulich, weniger nett…).
c. Substantiv
Verbindungen mit Substantiven werden prinzipiell zusammengeschrieben, ungeachtet welche Wortart mit dem Substantiv kombiniert wird (Bratpfanne, Schreibtisch, Freibrief, Niemandsland, Nichtraucher…). Ebenso verhält es sich mit mehrteiligen Substantivierungen wie Holzholen oder Inkrafttreten
Ausnahmen bilden hier vor allem Fremdwörter aus dem Englischen (Hot Dog, High Society) und auf
-er endende Ableitungen geografischer Namen (Allgäuer Alpen, Wiener Wald).
d. andere Wortarten
Grundsätzlich gilt hier die Faustregel: Sobald die Wortform, Wortart oder Bedeutung der einzelnen Wortbestandteile nicht mehr deutlich erkennbar sind, schreibt man mehrteilige Adverbien, Konjunktionen, Präpositionen und Pronomen zusammen.
Beispielsweise kann bei indessen die Bedeutung nicht durch die Einzelwörter in oder dessen erklärt werden. Ein anderes Beispiel ist himmelwärts: -wärts ist eindeutig keine selbständige Wortform, also gilt die oben genannte Regel.
e. Die Schreibung mit Bindestrich
Zunächst einmal: Es gibt einen Unterschied zwischen einem Bindestrich und einem Gedankenstrich! Der Gedankenstrich ist länger, außerdem steht ein Leerzeichen vor und hinter ihm - so wie hier. Der Bindestrich ist kürzer und wird ohne Leerzeichen vor oder hinter ihm geschrieben (Egal, was das Rechtschreibprogramm sagt. Mein altes Word hatte bisweilen Anwandlungen, in denen es mich davon überzeugen wollte Doppelnamen wie Hans-Jörg mit einem Leerzeichen hinter dem Bindestrich zu schreiben. Nein. Macht es auch einfach nicht).
Im Grunde gilt: Komposita (Zusammensetzungen) werden im Deutschen ohne Bindestrich geschrieben. Egal, ob Tannenbaum oder Tannennadelvernichtungsanlage, die Wörter werden einfach wie an einer Perlenkette aneinander gereiht (Das ist auch eine der Eigenschaften des Deutschen, die viele Nicht-Muttersprachler zum Weinen bringt. Allerdings ist das Deutsche nicht die einzige Sprache, die so kompositionsfreudig ist, das Finnische erfreut sich auch daran. Wer als Nicht-Finne dann aber Wörter wie syntymäpäiväkakku (Geburtstagskuchen) liest, kann den Frust dieser Leute verstehen…)
In folgenden Fällen werden hingegen Bindestriche gesetzt:
-Bei Zusammensetzungen mit Einzelbuchstaben, Abkürzungen und Ziffern (x-beliebig, Kfz-Schlosser, 8-Zylinder)
-Bei einer Verbindung von Suffixen mit Einzelbuchstaben (das x-te Mal; nicht aber 32er, 100%ig oder ÖVPler)
-Bei substantivisch gebrauchten Zusammensetzungen, vor allem bei substantivisch gebrauchten Infinitiven mit mehr als zwei Bestandteilen (das Sowohl-als-auch, das In-den-Tag-Hineinträumen)
Ohne Bindestrich geschrieben werden allerdings übersichtliche Zusammensetzungen mit Infinitiven (z.B. das Inkrafttreten). Übersichtlich bedeutet hier, dass das Wort ohne Störung gelesen werden kann und Missverständnisse oder -interpretationen ausgeschlossen sind.
Die Frage nach der Übersichtlichkeit ist nicht unwichtig, was die Verwendung von Bindestrichen angeht. Prinzipiell versucht man mit der Platzierung von Bindestrichen, die Lesbarkeit von Wörtern zu erleichtern. Vitamin-B-haltig und Hals-Nasen-Ohren-Klinik fielen ohne Bindestriche definitiv in die Kategorie „unübersichtlich“.
Mann kann mit diesem Argument eine Menge Bindestriche setzen, wenn man das will. Ich empfehle aber, es nicht zu übertreiben. Es ergibt durchaus Sinn bei Wörtern wie Lotto-Annahmestelle, Hawaii-Inseln oder Musiker-Leben. Sobald drei gleiche Buchstaben aufeinander prallen, die Wörter zu lange werden oder Missverständnisse wahrscheinlich sind, ist die Platzierung eines Bindestriches nicht falsch.
Ich persönlich würde aber niemals auf die Idee kommen, Wörter wie Schifffahrt oder Papppapier mit Bindestrich zu schreiben (auch wenn es theoretisch möglich ist) - ist einfach eine Sache des persönliches Geschmacks. Ich liebe die Tatsache, dass Komposition im Deutschen so wunderbar möglich ist und halte es für unnötig, unendlich viele Bindestriche in meine Texte einzufügen, da Bindestriche für mich immer etwas Trennendes an sich haben.
Möglich und richtig ist es wie gesagt, falsch ist es allerdings, wenn durch das Setzen des Bindestriches das Wort missverstanden werden kann. Wenn man schon den Rollladenkasten irgendwo trennen will, dann bitte aber als Rollladen-Kasten und nicht als Roll-Ladenkasten, dreimal gleicher Buchstabe hin oder her. Der zweite Fall ist nämlich dann ein rollender Ladenkasten und kein Kasten für Rollladen.
Genauso verhält es sich bei Hochseeschifffahrt. Wer Hochsee-Schifffahrt trennt, meint die Fahrt auf hoher See, wer Hochseeschiff-Fahrt trennt, meint eine Fahrt auf einem Hochseeschiff.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hirn anschalten und einmal drüber nachdenken, bevor man sein Substantive mit Bindestrichen pierct.
Wichtig ist aber außerdem, dass man das mit der Übersichtlichkeit nicht übertreibt. Schreibtisch ist nun wirklich kein „unübersichtliches“ Wort, es wird auf jeden Fall ohne Bindestrich geschrieben.
Wörter, die ein Fugenelement enthalten, können zwar theoretisch mit Bindestrich geschrieben werden (bei Wörtern wie Installations-CD müssen sie sogar so geschrieben werden), stilistisch ist es aber beim Otto-Normal-Kompositum in vielen Fällen einfach nur zum Heulen. Es gibt keinen Grund, aus Weihnachtsdekoration eine Weihnachts-Dekoration zu machen, genauso wenig wie man Hähnchenschenkel zu Hähnchen-Schenkel zerhackstückeln sollte.
So. Soviel zur Getrennt- und Zusammenschreibung. Es war nicht nur eine Menge, sondern auch eine Menge trockenes Zeug. Trotz allem habe ich hier nicht alle Ausnahmen und Regeln aufgeführt, weil es dann doch etwas zu lange geworden wäre. Bei Interesse kann man das sehr gut in dem Regelwerk nachlesen, auf das ich mich hier auch den gesamten Text hindurch beziehe. Der wieder und wieder erwähnte Blick ins Wörterbuch lohnt sich natürlich bei Fragen auch immer.
Prinzipiell gilt im Übrigen die Zusammenschreibung. Also - wenn sich mal partout keine Antworten auf eine Frage finden lassen, das gefragte Wort im Zweifelsfall am besten zusammenschreiben.
4)
Richtig. Die Großschreibung ist etwas, in dem sich die deutsche Orthographie beispielsweise von der englischen oder französischen unterscheidet.
Und - ob es einem nun passt oder nicht - sie ist Teil der deutschen Rechtschreibung und muss auch eingehalten werden. Leider neigt unsere vom Internet geprägte Generation dazu, einfach alles durchweg klein zu schreiben. Akzeptabel ist es meiner Meinung nach im Chat. Oder meinetwegen bei SMS oder dergleichen, weil es da bekanntlich schnell gehen muss und weniger um den literarischen Wert der Äußerungen geht.
Aber schon bei E-Mails und dergleichen nervt es mich tierisch… am besten sind dann emails die auch noch als lauftext ohne jegliche interpunktion geschrieben werden so dass der arme empfänger eigentlich keine ahnung hat wo was anfängt oder aufhört es sei denn dem schreiberling fällt irgendwann ein dass es ja sowas wie einen punkt gibt den man ja mal setzen könnte wenn man sonst nichts besseres zu tun hat und er eben gerade keinen absatz setzen will. - Ganz ehrlich, bei so etwas kommt mir die Galle hoch.
Weblogs, Fanfictions und natürlich vor allem Essays, Hausarbeiten, Aufsätze u. Ä. sind aber definitiv Dinge, die eine gute Orthographie fordern, um überhaupt ernst genommen werden zu können. Eine richtige Großschreibung ist dabei natürlich essenziell!
Aber nun zum eigentlichen Regelteil, bevor ich mich hier noch vollkommen in Rage rede.
a. Am Anfang war die Großschreibung…
Der Anfang eines Ganzsatzes wird großgeschrieben. Das gilt auch, wenn nach einem Doppelpunkt ein kompletter Satz folgt (folgt kein kompletter Satz, wird klein weitergeschrieben).
Überschriften, Namen von Werktiteln, Gesetzen, Verträgen, Deklarationen und dergleichen werden ebenfalls großgeschrieben.
Ebenfalls wird das erste Wort der wörtlichen Rede großgeschrieben, nicht aber das erste Wort des Begleitsatzes oder das erste Wort eine fortgeführten wörtlichen Rede. Im Klartext: “Ich frage mich“, sagte sie nachdenklich, „ob das wirklich so eine gute Idee war!“, und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
Parenthesen - also Satzeinschübe - werden kleingeschrieben, solange die nicht sowieso großgeschrieben würden. Hier ebenfalls ein Beispiel: Befragt wurde Herr S. - Vater zweier Kinder - und die Ergebnisse…, hier wird Vater sowieso großgeschrieben, weil es sich um ein Substantiv handelt, wohingegen im Fall von Sie sagte dies - unfreundlich, barsch und ohne Rücksicht auf die Gefühle ihrer Verwandten - in dem Moment, in dem… das erste eingeschobene Wort regulär kleingeschrieben wird.
Auslassungspunkte (die berühmten drei Pünktchen…), Apostrophe oder Zahlen gelten auch als Satzanfang. Stehen sie am Anfang eines Ganzsatzes bleibt die Schreibung des zweiten Wortes unverändert.
b. Substantive und was keine Substantive sind
Alle Substantive schreibt man immer groß. Immer. Immer. Immer! Und zwar nicht nur deutsche, sondern auch fremdsprachige Substantive. Der Baum wird genauso mit Großbuchstabe versehen, wie das Trottoir, die Compilation oder das Exlibris.
Ebenfalls großgeschrieben wird das erste Wort einer Zusammensetzung mit Bindestrich, wenn sie die Eigenschaften eines Substantivs besitzen, wie z.B. In-den-Tag-hinein-Leben. Hier werden nur die beiden Substantive und das erste Wort großgeschrieben, die anderen beiden werden weiterhin regulär kleingeschrieben.
Eine Ausnahme sind natürlich Abkürzungen, die per se mit Kleinbuchstaben geschrieben werden, wie beispielsweise pH (also heißt es auch pH-Wert und nicht PH-Wert).
Substantive werden auch großgeschrieben, wenn sie innerhalb einer Zusammensetzung mit Bindestrich stehen, selbst wenn die Zusammensetzung an sich keinen substantivischen Charakter hat (pH-Wert-neutral).
Soweit klingt das doch eigentlich ganz logisch, oder? Aber leider wäre keine Regel perfekt, wenn es nicht auch Ausnahmen gäbe… kommen wir also zu den Dingen, die keine Substantive sind:
Fangen wir mit den Prädikativen an (manchmal auch Prädikatsnomen genannt). Dabei handelt es sich um eine Ergänzung des Prädikats, das den Zustand des Subjekts oder Objekts beschreibt. Klingt nun kompliziert? Keine, Sorge, das ist es nicht. Hier zwei Beispiele:
Der Junge ist glücklich.
Ich sah, dass der Hund hungrig war.
Alles klar?
Nun gibt es eine Reihe von Wörtern, deren Gebrauch in der Verbindung mit den Verben werden, sein und bleiben als prädikativ gedeutet wird, auch wenn man sie ohne Kontext als Substantive ansehen würde. Die folgenden Wörter sind davon betroffen: angst, bange, feind, freund, gram, klasse, leid, pleite, recht, schuld, spitze, unrecht, weh (ich bin es leid, es wird mir angst und bange, er ist und bleibt schuld).
Wobei man recht/unrecht in Verbindung mit behalten, bekommen, geben, haben, tun auch großschreiben kann, wenn man will.
Achtung! Ebenfalls nicht als Substantiv gewertet werden Teile von trennbar zusammengesetzten Verben, wie kopfstehen. Es heißt also Ich stehe kopf und nicht Ich stehe Kopf. Auch das vorher eher schwammig erklärte leidtun zählt hier dazu.
Neben Verben und Adjektiven werden natürlich auch Präpositionen, Adverbien und Konjunktionen kleingeschrieben. Das erklärt auch, warum man am Abend großschreibt, abends allerdings nicht.
Ebenfalls kleingeschrieben werden unbestimmte Zahlwörter (ein paar, ein bisschen), Bruchzahlen auf -tel und -stel vor Maßangaben und Uhrzeitangaben (ein zehntel Millimeter, drei viertel acht).
c. Substantivierungen und was keine Substantivierungen sind
Substantivierungen sind Wörter, die eigentlich keine Substantive sind, aber wie welche gebraucht werden. Diese schreibt man groß.
Man erkennt Substantivierungen in der Regel an einem oder mehreren der folgenden drei Merkmale:
1) Sie haben einen Artikel (der, die, das, ein, eine), stehen mit Pronomen (jeder, keiner, mein, nichts, etwas, alle, einige, welcher…) oder mit unbestimmten Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig…). Zum Beispiel kann das Adjektiv gut so substantiviert werden: das Gute, alles Gute, nichts Gutes, etwas Gutes, viel Gutes, wenig Gutes…
2) Sie stehen mit voran- oder nachgestelltem Attribut: Das satte Grün, die Erhöhung des Preises…
3) Sie haben eine grammatische Funktion als kasusbestimmtes Satzglied oder Attribut. So zum Beispiel im Satz Sein Auftreten war sehr selbstsicher - hier ist Auftreten das Subjekt des Satzes und steht im Nominativ (ergo: kasusbestimmt)
Prinzipiell können alle Wortarten substantiviert werden. Also nicht nur Adjektive und Verben, sondern auch Pronomen (Sie standen vor dem Nichts), Zahlwörter (Abergläubische Menschen fürchten die Dreizehn), Adverbien ( Es gibt kein Übermorgen), Präpositionen (Er stand im Aus), Konjunktionen (Sein ständiges Aber stört mich) und Interjektionen (Das Nein fällt ihm schwer).
Aufpassen sollte man nur, wenn sich Adjektive, Pronomen oder Partizipien auf ein vorgehendes oder nachstehendes Substantiv beziehen, wie in dem Satz Sie war die beste und fleißigste Schülerin ihres Jahrgangs. Hier beziehen sich beste und fleißigste auf das Substantiv Schülerin, es handelt sich bei den beiden Wörtern also nicht um Substantivierungen, sondern um vollkommen normale Adjektive, weswegen sie auch regulär kleingeschrieben werden.
Vorsicht! Diese Regel gilt auch über Satzgrenzen hinaus: Der Verkäufer zeigte mir seine Auswahl an Krawatten. Die gepunkteten und gestreiften gefielen mir am besten.
Auch hier beziehen sich die Adjektive im zweiten Satz noch auf das Substantiv im ersten und werden deswegen ebenfalls kleingeschrieben. Wenn man sich in einem Satz nicht sicher ist, bietet sich die Probe durch Einsetzen an: Der Verkäufer zeigte mir seine Auswahl an Krawatten. Die gepunkteten (Krawatten) und gestreiften (Krawatten) gefielen mir am besten.
Desweiteren schreibt man auch Superlative klein, nach denen man mit „Wie?“ fragen kann: Sie rannte am schnellsten.
Ein letztes Wort der Warnung nur noch: Auch wenn man Pronomen substantivieren kann, werden sie regulär natürlich kleingeschrieben!
d. Eigennamen und Anredepronomen
Fangen wir mit Eigennamen an, da sich die Sache da sehr einfach darstellt: Eigennamen schreibt man groß. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Namen von Personen, Ländern, Bergen, Flüssen, Meeren, Staaten, Dörfern, Städten, Landstrichen, Sternen, Fahrzeugen, Tieren, Pflanzen, Institutionen, Firmen, Zeitschriften oder Epochen handelt.
Hat ein Name mehrere Bestandteile, so wird alles außer Präpositionen, Artikel und Konjunktionen großgeschrieben (Johann Wolfgang von Goethe, das Gasthaus zum Tanzenden Lämmchen).
Ebenfalls großgeschrieben werden Titel, Ehrenbezeichnungen, besondere Kalendertage oder bestimmte fachsprachliche Bezeichnungen, wie Heiliger Vater, Heiliger Abend, Fleißiges Lieschen oder Erste Hilfe.
Adjektivische Ableitungen von Eigennamen schreibt man klein (indischer Tee), außer die Grundform eines Namens wird durch ein Apostroph verdeutlicht (das Wakernagel'sche Gesetz - wobei man auch wakernagelsche Gesetz schreiben könnte).
Kommen wir nun zu den Anredepronomen. Prinzipiell werden alle Pronomen kleingeschrieben und somit auch die Anredepronomen du, ihr, die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer und das Reflexivpronomen sich. Das gilt prinzipiell auch für Briefe - allerdings darf man da die Anrede auch großschreiben, wenn man das will. In allen nicht-brieflichen Kontexten muss sie aber kleingeschrieben werden!
Eine wichtige Ausnahme bildet nur die Höflichkeitsanrede Sie bzw. Ihr sowie alle flektierten Formen (Ich freue mich, Sie zu sehen. Könnte ich Ihnen eine Frage stellen?.) und zwar immer und ohne Ausnahme! Dasselbe gilt im Übrigen auch für ältere Anredeformen wie beispielsweise Euer.
5)
Satzzeichen sind tierisch praktische Dinger. Nicht nur, dass sie unser Geschriebenes gliedern und das Lesen somit um einiges leichter machen, nein, sie können auch besondere Absichten des Schreibers ausdrücken oder Stilistisches zum Ausdruck bringen. Zumindest wenn man sie richtig anwendet.
a. Punkt, Fragezeichen und Ausrufezeichen
Prinzipiell werden alle drei dieser Zeichen eingesetzt, um das Ende eines Ganzsatzes zu markieren.
Laut DUDEN-Grammatik ist ein Ganzsatz „…eine Einheit, die aus einem finiten Verb und allen vom Verb verlangten Satzgliedern besteht“. Dabei sind theoretisch keine Grenzen gesetzt, wie lang oder wie kurz dieser Satz sein kann, die Hauptsache ist, er ist vollständig im Sinne der eben genannten Definition.
Die Unterschiede zwischen Punkt, Ausrufezeichen und Fragezeichen sollten zwar geläufig sein, der Vollständigkeit halber, erwähne ich sie aber noch einmal:
-Ein Punkt steht am Ende von neutralen Sätzen, denen kein besonderer Nachdruck verliehen werden soll. Er fällt also sozusagen unter die Default-Kategorie der Satzzeichen. Zu beachten ist nur, dass bei Überschriften, Werktiteln, Titel, Anschriften usw. kein Punkt steht
-Das Ausrufezeichen wird an das Ende von Ganzsätzen gesetzt, wenn man der Äußerung Nachdruck verleihen will, also zum Beispiel bei Aufforderungen, Wünschen oder - naja, Ausrufen eben. Anders als der Punkt kann ein Ausrufezeichen auch bei Überschriften u. Ä. gesetzt werden
-Das Fragezeichen steht wenig überraschend am Ende einer Frage. Es kann ebenfalls bei Titeln und Co. gesetzt werden
b. Punkt, Klappe die 2te
Ein Punkt kann aber nicht nur das Ende von Ganzsätzen, sondern auch Abkürzungen kennzeichnen (wobei hier zu beachten ist, dass eine ganze Reihe von Abkürzungen ohne Punkt stehen). Nach einem Punkt, der einer Abkürzung kennzeichnet, wird klein weitergeschrieben: Ich ging bzw. rannte heute Morgen zur Schule.
Steht ein Abkürzungspunkt am Satzende, wird danach kein weiterer Punkt mehr gesetzt, sehr wohl aber ein Ausrufe- oder Fragezeichen.
c. Doppelpunkt
Mit einem Doppelpunkt kündigt man an, dass etwas Weiteres folgt. Das können Aufzählungen sein oder auch Zusammenfassungen von vorher Gesagten. Obligatorisch sind sie außerdem bei der wörtlichen Wiedergabe von Äußerungen oder Textstellen (Er fragte: „Was willst du tun?“).
Nach einem Doppelpunkt wird groß weitergeschrieben, wenn ein vollständiger Satz folgt. Ist dies nicht der Fall, wird klein weitergeschrieben (Uns bleibt nur eine Möglichkeit: beten und hoffen).
d. Auslassungspunkte
Auslassungspunkt sind die berühmten drei Pünktchen, die sich bei manchen Menschen einer geradezu einzigartigen Beliebtheit erfreuen...
Sie zeigen an, dass in einem Wort, Satz oder Text Teile ausgelassen worden sind.
Stehen sie am Ende eines Ganzsatzes, so setzt man nach ihnen keinen Punkt, sehr wohl aber ein Ausrufe- oder Fragezeichen.
e. Komma
Oh je, ein wahrlich weites Feld. Gerade wenn ich mich hier in den Blogs oder im Forum umschaue, muss ich zu dem Schluss kommen, dass das Komma der natürliche Feind eines jeden Schreibers ist. Dabei ist seine Verwendung nicht nur sinnvoll und wichtig, sondern auch gar nicht allzu schwer. Man braucht nur relativ wenig Regeln kennen, um es in den allermeisten Fällen richtig zu setzen.
Bevor die Regeln folgen, ein kurzer Einschub zur Klärung: Warum ist Kommasetzung wichtig?
Ganz einfach deswegen, weil wir ohne sie leicht den Überblick in langen Sätzen verlieren würden (Sie sprachen nicht weiter über den Besuch bei Lauro und auch im stillen jeder für sich enthielten sie sich des Urteils über sein Gehaben. Besser aber gefiel es allen beiden bei Anton Karlowitsch Ferge aus Petersburg der mit seinem großen gutmütigen Schnurrbart und seinem ebenfalls mit gutmütigem Ausdruck vorragenden Kehlkopf im Bette lag und sich nur langsam und schwer von dem Versuche erholte den Pneumothorax bei sich herstellen zu lassen was ihm Herrn Ferge um ein Haar auf der Stelle das Leben gekostet hätte. (Thomas Mann, „Der Zauberberg“) ist ohne Kommas schon eine rechte Zumutung).
Davon abgesehen kann ein fehlendes Komma in manchen Fällen auch sinnentstellend wirken (man denke nur einmal an den frappierenden Unterschied zwischen „Komm, wir essen, Opa!“ und „Komm wir essen Opa!“)
Aber genug der Vorrede, nun zu den Regeln!
1) Das Komma als Abgrenzung von gleichrangigen Teilsätzen, Wortgruppen und Wörtern
Fangen wir mit den Teilsätzen an. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Im Hausflur war es still, ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel oder Das ist ja großartig, welch ein Glück!.
Im Prinzip bedeutet diese Regel nichts anderes als: Macht man aus zwei Sätzen einen, trennt man diese beiden mit einem Komma.
Wörter und Wortgruppen in Aufzählungen werden ebenfalls durch Kommas getrennt: Völlig erschöpft, hungrig und frierend, vom Regen durchnässt kamen sie nach Hause oder Nein, nein! Warum, weshalb, weswegen?
Allerdings setzt man kein Komma, sobald diese beiden Sätze durch und, oder beziehungsweise, sowie (im Sinne von und), wie (im Sinne von und), entweder… oder, nicht… noch, sowohl… als (auch), sowohl… wie (auch) oder weder… noch verbunden sind. Diese Ausnahme gilt ebenfalls für Wörter und Wortgruppen.
Wenn gleichrangige Sätze durch und, oder, beziehungsweise, entweder… oder, nicht… noch oder weder… noch verbunden sind, kann man ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes zu deutlicher zu machen - man muss aber nicht:
Nicht einmal ein Danke kam über seine Lippen(,) noch fand er sonst wohlwollende Worte.
Noch ein Wort zu den Aufzählungen: Ein Komma wird nur bei gleichrangigen Adjektiven gesetzt, bei nicht-gleichrangigen lässt man es weg. Um zu entscheiden, ob ein Adjektiv gleichrangig ist oder nicht, kann man die Probe machen und ein und dazwischen setzen. Lässt sich das und problemlos einsetzen, sind die Adjektive gleichrangig und ein Komma muss gesetzt werden.
Als Beispiel dazu:
das schöne, intelligente Mädchen (das schöne UND intelligente Mädchen)
die allgemeine wirtschaftliche Lage (und lässt sich hier nicht sinnvoll einsetzen)
2) Nebensätze
Nebensätze werden immer mit einem Komma vom Hauptsatz abgegrenzt. Sind die in den Hauptsatz eingeschoben, werden sie mit Kommas eingegrenzt.
Bsp.: Gestern sah sie den Mann wieder, von dem sie uns erzählt hatte.
Als mein Wecker heute Morgen klingelte, drehte ich mich nur wortlos um und schlief weiter.
Das kleine Boot, das wir uns letzten Sommer gekauft hatten, dümpelte ruhig vor sich im Hafenbecken dahin.
Dass das Komma dabei immer VOR (vor dem Relativpronomen oder der Konjunktion oder was auch immer den Nebensatz einleitet) bzw. NACH dem Nebensatz steht, sollte dabei klar sein.
Es gibt auch einige Fälle, bei denen man Kommas setzten kann, aber nicht muss. Stehen vor dem eigentlichen Nebensatz noch weitere einleitende Wörter oder Einschübe, so kann man ein Komma setzen, muss aber nicht:
Ich werde morgen kommen, egal(,) ob es euch passt oder nicht.
Sie wird unglaublichen Ärger bekommen, angenommen(,) du hast Recht mit dem, was du sagst.
Wie unterscheidet man nun einen Hauptsatz von einem Nebensatz? Die Regel, die man in der Schule normalerweise lernt, besagt, dass ein Nebensatz nicht alleine stehen kann, ein Hauptsatz aber sehr wohl. Das ist zwar im Prinzip richtig, liefert bei dem Beispiel Als ich heute Morgen aus dem Haus ging, schien die Sonne hell und warm aber keine Antwort, da keiner der beiden Satzteile so, wie er dasteht, ein unabhängiger Satz ist. Natürlich handelt es sich beim ersten Teil um den Nebensatz und beim zweiten um den Hauptsatz
Woran man den Nebensatz jedoch wirklich relativ leicht erkennen kann, ist seine Verbstellung.
Das Deutsche ist im Grunde eine Verb-End-Sprache, das heißt, dass das finite Verb am Kopf, also am Ende des Satzes steht. Nun verhält es sich bei Hauptsätzen aber so, dass das Verb in die zweite Position des Satzes gezogen wird. Aufgrund dieser Tatsache lassen sich Haupt- und Nebensatz im Deutschen ziemlich einfach unterscheiden.
Z.B.: Als ich heute Morgen aus dem Haus ging, schien die Sonne hell und warm
Im ersten Teil steht das finite Verb am Satzende, also muss das der Nebensatz sein. Das finite Verb des Hauptsatzes steht an der zweiten Stelle (der Nebensatz gilt hierbei in seiner Gesamtheit als „erste Stelle“ - das nun auszuführen, würde zu weit führen; jedenfalls steht das finite Verb des Hauptsatzes deutlich NICHT am Satzende).
3) Infinitivgruppen
Infinitivgruppen werden mit Komma abgegrenzt, wenn…
-… sie mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet ist (Sie rannte über die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten, Er konnte nichts anderen tun, als zu lachen)
-… sie vom Substantiv abhängt (Er fasste den Plan, heimlich abzureisen)
-… sie von einem Verweiswort oder Korrelat abhängt (Damit, doch noch zu gewinnen, hatte er nicht gerechnet, Es gefiel mir nicht, das zu tun)
Früher hat man noch bei allen erweiterten Infinitiven ein Komma gesetzt (also auch bei Mark glaubte fest,den Mann schon einmal gesehen zu haben - nach neuer Rechtschreibung kann man das Komma auch weglassen.
Ich persönlich setzte immer so viele Kommas wie möglich, letztendlich ist es aber Geschmackssache.
4) Zusätze, Nachträge, Anreden und Ausrufe
Zunächst einmal verfährt man damit genauso wie man auch mit Nebensätzen verfährt: Man grenzt sie durch Komma ab.
Mit Zusätzen und Nachträgen ist dabei alles von Parenthesen (Einschüben) bis zu Appositionen (Zusätze im gleichen Kasus wie das Bezugswort) gemeint:
Eines Tages, es war mitten im Sommer, hagelte es.
Mein Nachbar, ein großer Tierfreund, passt in den Ferien auf unseren Hund auf.
Die Klasse, zum Ausflug bereit, versammelte sich auf dem Schulhof.
Es gibt viele Fälle, in denen die Setzung von Kommas fakultativ ist. Da ich das hier nicht alles auflisten will, empfehle ich jedem, der unbedingt an Kommas sparen will, einen Blick ins Regelwerk.
Anreden, Ausrufe und Ausdrücke einer Stellungnahme (Verneinung, Bejahung, Bitte, Bekräftigungen) werden allerdings immer durch Kommas abgegrenzt:
Ich freue mich Sie zu sehen, Herr Meier
Oh, wie kalt es doch ist!
Nein, das möchte ich nicht.
Ich beschloss, einfach einmal einen Tag gar nichts zu machen, eine gute Idee.
f. Semikolon
Mit einem Semikolon können gleichrangige Teilsätze oder Wortgruppen voneinander abgegrenzt werden. Es ist dabei so etwas wie ein Zwischending zwischen Punkt und Komma - ein Semikolon drückt eine höhere Abgrenzung aus als ein Komma, allerdings eine geringere als ein Punkt.
Inzwischen ist das Semikolon nicht mehr allzu geläufig, aber gerade bei einem stark parataktischen Stil könnte man über eine Verwendung von Semikola einmal nachdenken. Aber auch das ist wieder eine Frage des persönlichen Geschmacks.
g. Gedankenstrich, Bindestrich und Auslassungsstrich
Zuerst einmal: Bindestrich und Gedankenstrich sind nicht gleich. Sie sehen noch nicht einmal gleich aus.
Der GEdankenstrich ist länger als der Bindestrich und hat ein Leerzeichen vor und nach ihm.
Der Gedankenstrich kündigt etwas Weiterführendes an, er kann einen Wechsel im Thema des Geschriebenen bedeuten und somit einen Absatz ersetzen oder Zusätze und Nachträge abgrenzen:
Eines Tages - es war mitten im Sommer - hagelte es.
Kommst du? - Ja, ich komme.
Plötzlich - ein grausiger Schreckensruf.
Aber auch Gedankenstriche machen obligatorische Kommas nicht urplötzlich obsolet:
Er behauptete - ich kann es kaum fassen -, dass ich einem Date mit ihm zugestimmt hätte.
Und ja, innerhalb des Einschubs sind Ausrufezeichen oder auch Fragezeichen zulässig, Punkte jedoch nicht.
Ein Ergänzungsstrich sieht im Grunde so aus wie ein Bindestrich. Nur mit dem Unterschied, dass ihm ein Leerzeichen folgt oder vorangeht. Ergänzungsstriche kennzeichnen die Auslassung gleicher Bestandteile bei Zusammensetzungen oder Ableitungen einer Aufzählung, der sinngemäß zu ersetzen ist, so wie in: Haupt- und Nebeneingang, Schulbücher und -hefte oder Textilgroß- und -einzelhandel.
h. Klammern
Klammern schließen Zusätze oder Nachträge ein, so wie es auch Kommas oder Gedankenstriche tun können. Wichtig ist dabei: Wer eine Klammer öffnet, muss sie auch schließen, also immer (blablabla)!
Steht die Klammer am Ende eines Satzes wird danach natürlich regulär ein Punkt gesetzt (aber das sollte eigentlich klar sein).
Innerhalb der Klammer setzt man nur einen Punkt, wenn ein kompletter, selbstständiger Satz darin steht.
i. Anführungszeichen
Im Deutschen gibt es zwei Möglichkeiten für Anführungszeichen.
Zum einen die klassische deutschen: „Das sind eben dieser hier.“ Wichtig dabei ist, dass sie UNTERN beginnen und OBEN aufhören. Die Englischen, die OBEN beginnen und auch OBEN aufhören, sind im Deutschen nicht gebräuchlich (ja, ja, ich weiß, das schert manche in ihren Fanfictions kein bisschen - trotzdem: Euren Deutschlehrer wird’s sicherlich nicht freuen).
Desweiteren sind auch noch die sog. französischen zulässig (auch wenn die Bezeichnung etwas verwirrend ist, da die eigentlichen französischen anders aussehen; aber das nur am Rande): »Das sind diese hier.«
Dabei ist zu Beachten, dass das eben NICHT zweimal das Größer-als- bzw. Kleiner-als-Zeichen ist, sondern wirklich ein eigenes Zeichen.
Zum Vergleich:
Zweimal Größer-als-Zeichen: >>
Anführungszeichen: »
Definitiv ein Unterschied.
Ganz gleich für welche Form man sich entscheidet, so schließt man mit Anführungszeichen wörtlich Wiedergegebenes ein (darunter fallen sowohl Zitate als auch direkte Rede).
Zum Beispiel: „Es macht nicht gerade Spaß“, seufzte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, „aber manchmal muss man da eben durch.“
Wichtig hierbei sind neben den Anführungszeichen auch noch die Kommas, die auf jeden, jeden, JEDEN FALL gesetzt werden müssen - auch wenn Ausrufezeichen oder Fragezeichen vor den Anführungszeichen stehen („Was meinst du?“, fragte er verwirrt.).
Während man Ausrufezeichen und Fragezeichen bei der wörtlichen Rede setzt, werden Punkte nur dann gesetzt, wenn mit dem Ende der wörtlichen Rede auch der Ganzsatz endet: „Weiß du“, sagte er, „ich kann nur hoffen, dass du weißt, was du tust.“ nicht aber „Weiß du, ich kann nur hoffen, dass du weißt, was du tust.“, sagte er.
Desweiteren können Anführungszeichen auch zur Hervorhebung von bestimmten Textstellen angewendet werden. Titel, Zitate oder Wörter, über die eine Aussage gemacht werden soll, können ebenfalls in Anführungszeichen eingeschlossen werden, wie zum Bespiel: Der Plural von „Komma“ kann nach der ersten deutschen Rechtschreibreform auch „Kommas“ heißen, die alte Pluralform „Kommata“ ist aber weiterhin zulässig.
Will man innerhalb von einer von Anführungszeichen eingeschlossenen Stelle etwas hervorheben, benutzt man dafür die so genannten halben Anführungszeichen: Sie sagte: „Ich hab die tausend Seiten von Thomas Manns ‚Zauberberg‘ damals in zwei Wochen gelesen.“
j. Apostroph
Ein Apostroph zeigt an, dass man ein Wort oder einen/mehrere Buchstaben ausgelassen hat.
Apostrophe werden gesetzt bei Auslassungen wie D'dorf (für Düsseldorf) oder Sich nich' aufregen, das is' der Gedanke, der's einfacher macht.
Beim Genitiv wird ein Apostroph nur gesetzt, wenn das Wort auf -s, -z, -x oder sonstigen Lauten, die wie S klingen, endet: Max' Idee, Felix' Geburtstag etc.
Im Regelfall steht der Genitiv aber OHNE Apostroph: Lauras Idee, Annas Geburtstag, Karls Hose, Heinrichs Einfall etc. Da der Trend zum Abhacken des Genitiv-S nach englischer Manier geht, nennt man den fälschlicherweise gesetzten Apostroph bei Genitiv im Deutschen auch bezeichnenderweise „Deppen-Apostroph“. Lasst es einfach.
k. Schrägstrich
Ein Schrägstrich wird dazu benutzt, um zu kennzeichnen, dass Wörter oder Zahlen zusammengehören. Das kann bei Angabe mehrerer alternative Möglichkeiten der Fall sein, bei Gliederung von Adressen, Aktenzeichen oder dergleichen oder auch bei Angabe von Verhältnissen.
Bsp.: Die Rundfunkgebühren für Januar/Februar/März sind noch nicht bezahlt.
Wintersemester 2008/2009
Im Durchschnitt 80 km/h
6)
Hiermit wäre ich dann auch am Ende meines kleinen Ausflugs in die Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung angelangt. Vielleicht findet es ja sogar der ein oder andere nützlich, wer weiß. Ich würde mich jedenfalls freuen.
Wie gesagt, ich will hier keine Grundsatzdiskussionen vom Zaun brechen - für Fragen und Anmerkungen bin ich aber natürlich offen.
Prinzipiell ist es natürlich so, dass man nie ganz gegen Fehler gefeit ist, aber es fordert nicht allzu viel Mühe und man kann zumindest die häufigsten und lästigsten Fehler besser vermeiden.
Um meinen Professor zu zitieren: „Man muss diese Regeln nicht deifizieren, es ist auch nicht schlimm, wenn man sie nicht weiß. Es ist aber schlimm, wenn man zu faul ist, den DUDEN rauszunehmen und nachzuschauen.“
In diesem Sinne wünsche ich allen weiterhin viel Spaß beim Schreiben und viel Erfolg bei der Zeichensetzung ;)
7)
http://www.korrekturen.de/regelwerk/pdf/regeln2006.pdf (das Regelwerk, das ich hier zusammengefasst habe, in seiner vollständigen Fasssung)
http://www.korrekturen.de/ (eine sehr nützliche Seite, bei der es allerlei zum Thema Rechtschreibung zu lesen gibt. Desweiteren kann man über die Suche auch noch nach „beliebten Fehlern“ suchen und bekommt dann neben der richtigen Schreibung auch noch eine Erklärung und einen Vergleich zur alten und älteren neuen Rechtschreibung geliefert)
www.duden.de www.wikipedia.de (zur schnellen Begriffsklärung)
http://www.neue-rechtschreibung.de http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/ueberblick/index.html?MenuId=GermanSpelling (Erklärungen zum neuen Regelwerk mit vielen guten Beispielen)
http://cornelia.siteware.ch/linguistik/orthographie.html (eine Menge links rund um Orthographie)