Und heute der letzte Teil meines Reiseberichts von Thailand. Traurig, traurig...
Nachdem wir uns also schriftlich von Mark verabschiedeten, ihm für die Gastfreundschaft dankten, weil er gerade in der Uni Unterricht hatte, nahmen wir den Bus nach Chachoengsao (ฉะเชิงเทรา [ʨʰàʨɤ̄ːŋsāw]), der Heimat Tiks. Ihre Eltern wohnen dort, doch da diese dagegen sind, dass Tik vor dem Uni-Abschluss einen Freund hat, konnten wir sie natürlich nicht besuchen. Aber der Reihe nach...
Angekommen im BigC, einem großen Einkaufszentrum, das es in jeder thailändischen Stadt zu geben scheint, warteten Tik und ich auf die Ankunft von Mhuey (หมวย [mǔa̯j]) und Noom (หนุ่ม [nùm]). Derweil habe ich mir dort noch ein Wörterbuch gekauft, doch mehr dazu später. Die beiden kamen dann auch und wir fanden uns aufgrund großen Hungers in einem Pizzaladen ein. Pizza ist auch eines der Gerichte, die ich ewig schon nicht mehr gegessen habe, daher fand ich es nicht zu schade, mal kein Thai Food zu essen. Wir haben uns die Mägen vollgeschlagen, denn es war auch wirklich lecker. Offenbar ist nicht nur thailändisches Essen in Thailand lecker. Restaurants und allgemein Essensläden sind in Thailand noch besser als in China, wie ich finde, da sauberer und irgendwie auch von der Qualität her hochwertiger. Aber asiatisches Essen ist generell toll, wie man mir ja schon vor meinem Flug nach China prophezieh.
Hiernach ging es daran, uns noch eine letzte Sehenswürdigkeit "reinzuziehen", den Wat Sothon Wararam Worawihan (วัดโสธรวรารามวรวิหาร [wát sǒːtʰɔ̄ːn wárāːrāːm wóráwíhǎːn]), einen weiteren großen buddhistischen Tempel in Gold und Weiß. Auch im Inneren war alles
mit Gold verziert und die Decke bildete ein
Sternenfirmament. Alles sah irgendwie sehr gepflegt und fast neugebaut aus, auch die
Buddhastatuen. Irgendwie hatte das ganze wohl noch etwas mit China zu tun, denn im "
Hinterhof" des Tempels gab es ein
chinesisches Tor.
Danach ging's ans Essen, aber ich hab nach der vielen Pizza kaum noch was runtergekriegt. So hab ich die thailändische Version der Jiaozi-ähnlichen Teigtaschen (jiǎozi, 饺子 [ʨjãɔ̯ʦz̩̀]) verpasst, awwwww...
Da der Tag im Prinzip rum und Tik bei sich daheim längst überfällig war, suchte man für mich für die letzte Nacht eine möglichst billige Unterkunft. Eigentlich war angedacht, bei Noom und seinem Bruder im Studentenwohnheim in Bangkok zu nächtigen, das war aufgrund der großen Entfernung zum Flughafen doch etwas müßig. Für 400 ฿ (knapp 9,50 €) die Nacht fanden wir eine Art kleinen Bungalow nicht allzuweit vom Busbahnhof. Dann ist Tik erstmal zu ihren Eltern, bei denen sie aber gottseidank noch aushandeln konnte, am nächsten Morgen ihre "Freunde" noch zum Flughafen in Bangkok zu begleiten. Ich hab derweil
ANKI gemacht, gelesen, thailändisches Fernsehen gesehen (es war gerade Militärfesttag), geduscht und geschlafen. Ein wenig gruselig war Tiks und Mhueys Hinweis, die Tür auf gar keinen Fall zu öffnen, falls es klopft. Das sei gefährlich, könnte ja sonstwer sein! Umso erschrockener war ich dann, als es um etwa 20:00 Abends (Thailand ist so zivilisiert, dass es das 24h-System verwendet, Respekt!) an meiner Tür pochte. Aber es war die fürsorgliche Tik, die mir Orangensaft brachte. Wie lieb!
Am nächsten Morgen um 6:00 dann der Weg zum Flughafen Suvarnabhumi, zum zweiten Mal. Wir hatten dort viel Zeit und sind daher noch bummeln und essen gegangen. Dann der Abschied, auch wenn's nur für einen Monat ist. Tik hat gar nicht mehr aufgehört zu weinen... :(
Im Passagierbereich, als ich eine Rolltreppe passierte, sah ich auf dem Boden dann aber auf einmal Geld liegen. Chinesisches Geld. 300 Yuan (über 33 €, davon kann man hier anderthalb Wochen gut leben) waren es insgesamt, was für ein Glück. Um 10:55 Ortszeit ging dann mein Flieger direkt nach Kunming, Ankunftszeit: 2:05 p.m. (Zeitverschiebung und das unpraktische 12h-System). Zum zweiten Mal stieg ich aus dem Flugzeug in Kunming aus, ging die Strecke zur unglaublich unfreundlichen Passkontrolle und riss meinen Koffer vom Band. Nur diesmal ohne Spannung und Vorfreude auf die Zeit in Kunming.
Wirklich, man bekommt einen Schock, wenn man von Thailand nach China fliegt: es ist eisekalt, die Leute gucken alle mürrisch und das Personal ist extrem unfreundlich. In Thailand wird sich verbeugt und Khop khun kha! (ขอบคุณค่า [kʰɔ̀ːp kʰūn kʰâː]) gesagt. Dialog bei der Passkontrolle von dem uniformierten Mann: 什么学校? - "Hm?" - "Which school?!" - ziemliche Ernüchterung. Dann die alten, grauen und vom roten Staub beschmutzten Gebäude, die man vom Flugzeug aus schon sehen konnte (allerdings ist das Fotografieren Chinas von oben verboten!), das und der Fakt, dass Tik im schönen, warmen, freundlichen und modernen Thailand weilt, hat mich dann auch ziemlich traurig gemacht.
Ich habe dann ein Taxi gesucht und mich zum Wohnheim bringen lassen. Der Taxifahrer hat sich bei mir darüber beklagt, wie blöd doch so ein Taxifahrerjob ist. Die Tuktuk- und Zweibankbusfahrer in Thailand schienen mir immer gut gelaunt...
So war das also, ja ja. Die Reiseroute verlief ganz anders als geplant, war aber somit auch viel schöner und sehenswerter. Auf dem Bild hier rechts sieht man nun noch einmal die Stationen unserer Reise, angefangen von Kunming über Xishuangbanna, Mohan, Ban Houayxay (ບ້ານຫ້ວຍຊາຍ [bâːn hùa̯jsáːj]) - so hieß das laotische Gegenstück zu Chiang Khong, wo wir über den Mekong geschippert sind -, der kurze Abstecher zur burmesischen Grenze nach Mae Sai, das schöne Chiang Mai, Lampang mit den Elefanten, Mae Sot, Kamphaeng Phet, Chonburi und dann Chachoengsao und der Flughafen von Bangkok. Da habe ich ja fast das ganze Land gesehen, mit Ausnahme vom Süden und der nordöstlichen Region Isan (อิสาน [ʔìsǎːn]), in der man einen dem Laotischen ähnlichen
Dialekt spricht.
Jetzt ist es knapp eine Woche her, dass ich wieder hier in Kunming bin, und ich vermisse Thailand sehr, nicht nur wegen Tik. Das Wetter, die Leute, das Essen (oooh, das Essen!), die Landschaft und auch die Sehenswürdigkeiten sind einfach schön, Internetnutzung wird nicht eingeschränkt. Es gibt Vögel und Schmetterlinge, ganz im Gegensatz zu Kunming, wo es leider kaum Vögel gibt (wo ich Spatzen doch so mag!). Es ist wirlich fast ohne Übertreibung ein paradiesisches Land. Es wundert mich gar nicht, dass so viele Touristen jedes Jahr nach Thailand kommen und sich auch eine nicht zu geringe Zahl von Expats dort sogar dauerhaft niederlassen. Laura meinte neulich, die arme Tik könne ja gar nicht in Urlaub fahren, wenn sie mal will, da alle anderen Länder weniger schön sind. Als ich das Tik erzählt hab, hat sie dem sogar zugestimmt. Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich Thailand besuche...
The End