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Fandom: Twilight
Lyrics: Lover, You Should’ve Come Over - Jeff Buckley
Pairing: Leah x Edward
A/N: Ein bisschen teen, ein bisschen überzogen, ein bisschen nicht ganz so ernst zu nehmen in Sachen Dramatik, weil eben; mit der Absicht, canon zu bleiben, geschrieben, und da gab’s am Ende ja diesen riesigen Berg Pfannkuchen mit zu viel Sirup und Kandiszucker obendrauf.
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Wimpernschläge
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looking out the door I see the rain fall upon the funeral mouners
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Hast du es je bereut, gegangen zu sein?, fragt er sie einen Wimpernschlag später, in einer Zeit, in der ihr Haar bereits weiss, ihre Haut bereits runzelig ist, und das Schlagen ihres Herzens so unglaublich müde klingt, fast schon wie ein Echo von Vergangenem.
(Er sieht aus wie ein kleiner Junge, denkt sie warm, und einen Moment lang muss er wirklich fest die Zähne zusammen beissen, um nicht wie ein eben solcher zu reagieren; um sich nicht trotzig und voller Unverständnis an sie zu klammern und zu verkünden: du darfst mich nicht allein lassen, nicht noch einmal, dazu hast du kein Recht.)
Gegangen?, sagt sie. Wohin?
Ihre Fingerkuppen küssen ganz leicht die seinen.
Ich komme doch erst noch richtig an.
(Sag hallo, trägt sie ihm stumm auf, und genau das tut er, einen weiteren Wimpernschlag später, als er in die verregnete Welt hinaus blickt und jeder sich von ihr verabschiedet, alles vergeht so schnell im Ewigsein, leb wohl und ruhe in Frieden und du wirst mir fehlen sagen sie und er, weit von ihnen allen entfernt in seinen eigenen Regenschauer gehüllt, winkt ihr kurz, während er sie begrüsst.)
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you should’ve come over
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Sie ist sechzehn Jahre alt und soll einen weiten Bogen um ihn machen.
Sie ist sechzehn Jahre jung und kommt direkt auf ihn zu ...
(Sieh bloss, Mom, gleich frisst mich der böse, kleine Vampir auf, buhu!)
... das Lächeln ein Spiegel ihrer spöttischen Gedanken, Selbstsicherheit in den Schritten und ungestüme Träume für später, irgendwann in den Augen.
»Hi, wie geht’s?«, sagt sie. Die Worte kommen ein bisschen zu schnell über ihre Lippen, holpern ein wenig, denn lach bloss nicht, Leah, verzieh nicht das Gesicht, er hat es sich ja nicht ausgesucht, wie ein toter Rotschopf auszusehen (in Gedanken grinst sie dafür umso breiter).
Edward sagt gar nichts, er steht einfach da und ermahnt sich seinerseits, sich seine Wut nicht ansehen zu lassen oder gar nach ihrer Kehle zu schnappen (das kann er sich nicht erlauben, so oft wie er Rosalie für ihre Oberflächlichkeit offen verachtet, und überhaupt, du sollst nicht töten). Er wirft durch ihre Augen einen Blick auf sich selbst, nicht aus Eitelkeit, einfach nur, um ihre Belustigung besser nachvollziehen zu können, und tatsächlich, das grelle Licht zwischen Eingang und Empfangstresen betont das Weiss seiner Haut und das sonst eher dezente Rot seines Haars ungemein.
Vielleicht ist er zurückgeblieben, überlegt sie jetzt, was er ihr nicht verübeln kann; seine Verblüffung über seinen eigenen Anblick verleiht seiner Miene nicht gerade einen intelligenten Zug.
»Ich bin Leah«, spricht sie weiter, einen Tick zu langsam und betont, »ich wohne in der Nähe, unten in La Push. Du weisst schon ... «
(dort, wo du nicht hin darfst)
» ... das Indianerreservat gleich um die Ecke.«
Ihre Eltern predigen ihr und ihrem kleinen Bruder mindestens einmal in der Woche, einen grossen Bogen um die Cullens zu machen, sie weder anzusprechen noch zu berühren, ihnen nicht direkt in die Augen zu sehen und lieber bis zur Ohnmacht die Luft anzuhalten, als die selbe wie sie einzuatmen.
Leah weiss selber nicht so genau, warum sie heute nach Forks gekommen ist und das kleine Städtchen nach einem Cullen, irgendeinem, durchkämmt hat. Zum einen ist es kindische Rebellion gegen die Regeln des Zuhauses, gesteht sie sich ein, ein bisschen Rebellion ist es immer, und Neugierde spielt auch eine Rolle, das sowieso, schliesslich kann man nie zu hundert Prozent wissen, ob bei einem Hallo nicht vielleicht doch Reisszähne aufblitzen (falls er überhaupt je den Mund aufkriegt). Ausserdem, aber so weit ist Leah mit ihren eigenen Überlegungen noch nicht gekommen, fühlt sie sich schlecht, andere wegen einer albernen alten Geschichte als Monster abzustempeln, sie will nicht wie ihre Eltern enden, die in diesem Punkt fanatisch sind, will niemanden ausgrenzen, nur weil jemand sagt, sie solle es tun; im Grunde ihres Herzens ist sie sogar richtig empört darüber, dass er und seine Familie gemieden und verachtet werden, bloss wegen ihrer ein wenig (sehr sehr sehr) bleich geraten Haut.
Und nicht zu vergessen: Sie langweilt sich ZU TODE, echt, besser ein Tag mit diesem wunderlichen Stummen als schon wieder von den Klippen springen und dem Regen beim Fallen zusehen.
Edwards Mundwinkel zucken.
Leah strahlt.
(Es vergehen ungezählte Wimpernschläge, bis er begreift, dass sie an jenem Tag, in jenem Moment, nicht zu ihm rübergekommen ist, nicht wirklich.)
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maybe I’m too young to keep good love from going wrong
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Es ist seine erste Freundschaft zu einem Lebenden, seit er selber nur noch so tut, als würde er dazu gehören, und wenn er sich in stillen Momenten sagt, sie, die Freundschaft zu Leah (und Leah selbst, vor allem Leah selbst), bedeutet ihm alles, könnte er es nicht ernster meinen.
Er liebt Leah, wie er Carlisle und Esme und seine Geschwister liebt, wie er das Verschmelzen mit der Musik und die gestohlenen Stunden Freiheit unter dem nackten Sonnenlicht liebt.
(Das ist gelogen. Er liebt sie so und er liebt sie, wie er sonst noch niemanden und nichts geliebt hat. Aber er ist ein toter Siebzehnjähriger, wenn sich in seiner Welt ausnahmsweise mal etwas verändert, dann verändert es sich heftig und gewaltig und bleibend. Aus menschlicher Sicht, Leahs Sicht, bedeutet das, dass er einen Therapeuten braucht. Also verbietet er es sich, darüber zu sprechen oder auch nur nachzudenken.)
Sie treffen sich überall ausser in La Push und Forks, fahren oft einfach nur durch die Gegend und diskutieren über alles mögliche so lange, bis sie beide schlecht gelaunt sind und sich gegenseitig halbherzig Schlechtes wünschen, oder sehen sich Filme im Kino an und beschweren sich über Leute, die sich während der wichtigsten Szenen besonders viele Nachos in den Mund schaufeln und sie laut zerkauen. Es hört sich nach wenig an, nach nichts Besonderem, aber die Gefühle dabei könnten nicht weniger gewöhnlich sein.
Alles ist gut, alles ist viel besser als gut, bis Leah die eine Frage stellt.
»Jetzt sag schon«, fordert sie ihn lachend auf, »bist du wirklich ein bitterböser Vampir?«
Er verzieht keine Miene, wirklich nicht, er ist sich absolut sicher, und doch, keine Sekunde später trifft ihn das Ach. Du. SCHEISSE! in ihrem Kopf mit voller Wucht.
Sie stolpert rückwärts aus seiner Reichweite, Hände erhoben, Augen aufgerissen. Es gibt ein Zögern, als sie zwischen Flucht und hysterischem Gelächter schwankt, dann stürzt sie davon, kann ihn gar nicht schnell genug hinter sich lassen.
Zwei Wochen lang trinkt Edward keinen Tropfen Blut und liegt den ganzen Tag auf der Couch in seinem Zimmer, wo er zur deprimierendsten Musik aus seiner Sammlung an die Decke starrt und fest davon überzeugt ist, nie wieder Freude empfinden zu können (Emmett macht die meisten Teenager-und-Liebeskummer Witze, Alice denkt dafür am häufigsten ich hab’s dir doch gesagt; als ob es ihn tröstet, dass sie von Anfang an keine gemeinsame Zukunft gesehen hat, egal welcher Art, und Esme ist selber schon ganz krank vor Sehnsucht nach Leah, so sehr leidet sie mit ihm mit).
Alles ist vorbei, die Welt ist so gut wie untergangen ... und dann kommt Leah zurück.
Sie wagt sich nicht bis zum Haus vor, fährt auf halber Strecke der Einfahrt an den Rand, betritt an Ort und Stelle den finsteren Wald und geht drei Schritte vor, einen Schritt zurück, drei Schritte vor, einen zurück - er kann sie zählen hören, murmelnd und denkend, und bald hört er die Schritte selbst, während er rennt, ihr entgegen, immer ihr entgegen (ihr entgegen bedeutet vorwärts, das muss es, aber wenn er blinzelt und es vorbei sein wird, wird da der leise Zweifel sein, dem er sich taub gestellt hat).
Sie entdeckt ihn, kaum dass er in ihre Sichtweite geraten ist. Er drosselt sein Tempo und sie steigert ihres, sie sind beide gleich schnell und rennen aufeinander zu, wie in einem kitschigen Film, mit ganz vielen Bäumen als Hindernis dazwischen, Slalom für mehr Unterhaltung.
»Behalt die Reisszähne einfach bei dir, ja?«, stösst sie schwer keuchend aus und sackt gegen seine Brust. »Beissfreie Zone und so weiter, dann sind du und ich okay, dann ist zwischen uns alles gut.«
Sie blickt zu ihm auf, bittend und entschuldigend und auf einmal so unsicher, sie lässt ihre dunklen Augen ganze Geschichten erzählen und krallt dabei die Finger in sein Shirt, hält sich an ihm fest oder hält ihn fest. Ich komme damit klar, denkt sie, ihr haltet euch an die Regeln, also was soll’s, ich bin erschrocken und jetzt hab’ ich mich eingekriegt, tot oder untot, ich habe dich vermisst, das sagt doch alles.
Edward hebt langsam die Hand, berührt ihre erhitzte Wange. Sie schmiegt sich in die Berührung, ohne den Blick von ihm abzuwenden, ihre Gedanken fallen ausseinander, fallen ins Nichts, sie werden beide zu einem einzigen Moment, es gibt keine andere Zeit und keine andere Welt, nur noch einen schmalen Grat im Nirgendwo und den Sprung in die eine oder andere Richtung.
Spring spring spring, pocht Leahs Herz, so hört es sich für Edward an, spring spring spring.
Aber ...
Er weiss, dass die Rollen vertauscht sind, dass er die schnell vorbei gewesene Sekunde in ihrem kurzen Leben und sie der einnehmende Hauptakt seiner Ewigkeit sein wird; dass sie kein Stein ist, in den Liebe gemeiselt wird, für immer, sondern ein Buch mit vielen Seiten, die man umblättert, Liebe, Vermissen, Liebe, Loslassen, Liebe, Leben; dass sie wieder gehen wird und es für ihn viel zu früh sein wird, ganz egal, wie lang sie bleibt. Er weiss, wenn er bis zum letzten Atemzug Teil von ihr sein will, wie sie Teil von ihm ist, darf er die Grenze nicht überschreiten, muss er den Augenblick beenden, das Knistern in der Luft ersticken, Momente wie diese zukünftig rigoros vermeiden.
Das weiss er alles.
Er küsst sie trotzdem.
(Keine gute erste Liebe handelt klug und bedacht.)
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too young to hold on
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Sie küssen sich unter Nadelbäumen, an harzverklebte Stämme gelehnt, zersausen sich die Haare dabei zu den wildesten Kreationen, müssen lachen, verlegen und jung, wenn einer von ihnen zu viel Gefallen daran findet und es nicht verbergen kann. Es gibt kein Ende, denn die Zeit steht still, ihre Gedanken bedeuten nichts.
(Ich ... , mehr nicht, ganz am Anfang denkt sie die Sätze in Lücken, ... erwachsen und alt werden, sterben, Kinder, vergänglich sein, ganz am Anfang denkt sie die Sätze in Lücken und Edward hofft wider aller Vernunft, füllt ein will nicht nach dem anderen in die Lücken, will nicht erwachsen werden, und da er ohnehin schon dabei ist, sich etwas vorzumachen, macht er sich weis, dass er das alles genauso wenig will.
Ich sollte, beginnen ihre Gedankensätze nach einem Monat und einen Wimpernschlag später ist sie bereits bei: ich will.)
Sie will sterblich bleiben, das ist gut, das ist löblich, Edward hätte sie niemals drängen wollen, ihre Seele aufs Spiel zu setzen. Zusammen sein können sie trotzdem, er wird ihr einfach folgen, immer weiter und weiter, überall hin, wird sich ihr anpassen, und wenn sie geht, die Welt verlässt, braucht er auch nicht mehr zu bleiben.
Es ist trotzdem nicht für immer.
»Ich bin zu jung«, sagt sie irgendwann, »für ... «
(dich, du denkst doch schon an morgen und übermorgen, du wärst schon der Eine für mich und würdest niemals gehen, danach käme nichts mehr)
» ... etwas Festes. Wir sollten uns manchmal auch mit anderen treffen, meinst du nicht, ausprobieren, einfach mal sehen, ob es wirklich nichts anderes gibt oder wir das nur glauben.«
Er sagt ihr nicht, dass er ihre Gedanken lesen kann und weiss, dass sie losgelassen hat.
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too old to just break free and run
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(Mit Sam ist es anders, sie lernt ihn zu lieben, sie macht ihn zum Einen, sie entscheidet das, nicht er, und vielleicht hat sie da schon geahnt, dass es mit ihrem gebrochenen Herzen enden wird, vielleicht hat sie sich eine Bestrafung ausgesucht, dafür, wie sie gegangen ist, einfach so, wie man nur gehen kann, wenn man jung ist und nichts weiss.
Es ist schön, dass seine Fingerspitzen auf ihrer Haut warm und weich sind, dass er seine Zähne nicht versteckt und an sie geschmiegt einschläft. Sam kann mit ihr in die Sonne, mit ihr essen, sie so fest halten, wie sie es möchte, ohne sie dabei zu verletzen. Ihn kann sie mit nach Hause nehmen, in seinem Gesicht wird sie sehen können, wie auch ihre Zeit voranschreitet.
Sie denkt nicht mehr an Edward, nie, gar nicht, denkt nicht daran, dass er einen Ersatz für sie gefunden hat, Bella, verdammte Bella, sie denkt nie an Edward und sie denkt nie daran, was sie mit Bella Swan und einer spitzen Schere anstellen könnte, sie denkt immer nur: Sam Sam Sam ...
Sie muss sich ein bisschen dazu zwingen, aber es geht, und nach ein paar Wimpernschlägen ist er ohnehin für sie gestorben, an dem Tag, als sie sich verwandelt, ihren Dad tötet, Leben und Sein zerbricht. Davor kann sie nicht davon laufen, als wäre sie ein Kind.
Sie denkt nie wieder mit Namen von ihm.)
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it’s never over, she’s the tear that hangs inside my soul forever
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»Es hat niemanden vor dir gegeben«, sagt er ihr und sieht darin keine Lüge, nicht wirklich, denn er ist ein Stein, was ist bleibt ewig; Leah ist, wird immer sein, es gibt keine korrekte Vergangenheitsform dafür.
(Leah ist in seinen Wimpernschlägen, sie ist in der Zeit, die zu langsam und zu schnell vergeht; Leah ist die fehlende Träne, wenn er blinzeln und sich abwenden muss; Leah ist die erste Liebe, für die er der Eine hätte sein können, hätten ihre Leben zueinander gepasst.)
Aber Bella würde das nicht verstehen, sie würde unsicher werden und glauben, sie wäre seine zweite Wahl, nur so lange da, wie Leah weg ist, also schweigt er und schwört, dass er all die Jahre auf sie gewartet hat. Das stimmt schliesslich. Dass er schon vor ihr geliebt hat und davon gezeichnet ist, bedeutet nicht, dass er bei ihr nicht genau dort ist, wo er sein will.
Er berührt sacht die Röte ihrer Wangen, fragt: »Woran denkst du?«
(sie denken beide an für immer)
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