Fandom: Twilight
Pairing: Bella x Rosalie
Rating: P-16
Warnung: Rape
Geschrieben für
daswaisenhaus, Prompt #_0365: she told me that she never could face the world again / so I offered her a plan
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LEKTIONEN
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Eins.
Überlebe.
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Später schlagen sie sie, treten ihr in den Unterleib, reissen ihr an den Haaren die Kopfhaut blutig, trampeln über ihre Gliedmassen und spucken auf ihr verheultes Gesicht. Die Grenze ist schon lange überschritten, jetzt können sie auch die letzte ihrer kranken Fantasien an ihr ausleben, den animalischen Trieben nachgeben, sie zum Ziel ihres Zorns machen.
Sterben ist nie verführerischer gewesen.
Trapp, trapp, trapp, machen ihre Schritte, sie haben genug, es ist vorbei, sie rennen davon, verschwitzt und überdreht, und sie liegt dort auf dem Boden, allein gelassen mit dem Ausklang ihrer Dummheit.
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Sie wünschte, das wäre das Ende gewesen, sie wünschte, man hätte ihr den Frieden gelassen.
Halte durch, du musst durchhalten, sagt die Frau und hält ihre Hand, Lichter kommen, blenden grell, die Sirenen eines Krankenwagens schrillen schmerzhaft, und alles, was Bella denken kann, ist: nein nein nein -
(nein nein nein, hat sie gebettelt und gefleht und geschrieen, und sie stiessen zu, keuchten ja ja ja)
- nein nein nein, und: bitte, ich kann nicht.
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Ich bin einmal dein kleines Mädchen gewesen, geht es ihr durch den Kopf, und sie empfindet nichts dabei.
Charlie weiss nicht, wohin er sehen soll, er steht da im Krankenzimmer mit einem Ausdruck in den Augen, als wäre er es gewesen, den sie vom Asphalt gekratzt haben, nackt und blutig. Vorhin hat er versucht, Bella in den Arm zu nehmen, und sie dachte, wenn sie jetzt nicht endlich stirbt, würde jemand anderes sterben müssen, durch ihre Hände, geschwollen und gebrochen, das war zu viel, die Berührung, die Nähe, dieser Halt ans Hier und Jetzt.
(Nein nein nein, hat sie geschrieen und konnte die Liebe nicht wieder finden, konnte sich nicht an Vertrauern erinnern, obwohl ihr Dad sofort zurück gewichen ist, nicht weiter gedrängt hat.)
Was bin ich jetzt?, fragt sich Bella, und bricht in Tränen aus.
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Zwei.
Werde kalt.
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Rosalie kennt kein Erbarmen.
Aber das war nicht das Ende, schliesst sie ab. Carlisle kam und verwandelte mich.
Bella weiss nicht, ob sie sich das Kissen auf das Gesicht drückt, um Schluchzer oder Schreie zu ersticken (vielleicht sogar ein hysterisches Lachen, das kann alles nicht wahr sein, das darf es einfach nicht). Die Besuchszeit ist längst um, im Zimmer ist es dunkel, und Rosalie ist ein in Rot gekleideter Racheengel.
Du bist nicht allein damit, hat sie gesagt (es ist nie passiert, geh weg, ich will das nicht hören, verschwinde, zwing mich nicht, daran zu glauben, es ist nicht wahr) und Bella zum ersten Mal ohne Verachtung angeblickt, sie ernst und offen betrachtet. Mir wurde es auch angetan.
In ihrer Geschichte gab es ein kleines Kind, das in weiter Ferne weinte, während sie unter der Strassenlaterne lag und Abschied von ihrem Märchen nahm.
Bella, sagt Rosalie sanft. Sie nimmt ihr das Kissen weg, berührt sie dabei nicht, hält ihr aber die Hand hin. Was willst du tun?
Ich weiss es nicht, sagt Bella, ich weiss es einfach nicht. Ich kann da nicht wieder rausgehen. Ich ertrage es nicht. Ich kann nicht noch einmal ... Ich kann nicht.
Du musst nicht, verspricht Rosalie. Du musst nicht schwach und verletzlich zurück in die Welt. Niemand kann mich noch brechen. Ich kann dir das Selbe geben.
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Stark und unbezwingbar, flüstert Bella in der nächsten Nacht, und es sind die einzigen Worte, die ihr noch etwas bedeuten, die zu ihr vordringen und gegen die Taubheit ankommen.
Sie fliegt auf Rosalies Armen durch das Schwarz, durch einen Wald zu einer kleinen, schäbigen Holzhütte, und das Feuer in ihren Adern nimmt ihr die Angst.
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Wie fühlst du dich?, fragt Rosalie.
Ich bin hungrig. Ich bin zornig.
Bella lächelt ihr Spiegelbild an. Es ist schwierig, sich daran zu erinnern, wie sich Machtlosigkeit und Unterlegenheit anfühlen.
(Aber sie weiss noch, welche Farbe das Blut hat, wie brechende Knochen sich anhören.)
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Drei.
Nimm Rache.
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Sie denken, sie sind damit davon gekommen, sagt Rosalie. Sie denken, sie sind gross und stark und niemand kann ihnen etwas anhaben, kein kleines Mädchen würde sich jemals erheben und ihnen geben, was sie verdienen. Sie denken, sie sind Götter, immer im Recht.
Rosalie blickt sie scharf an.
Beweis ihnen, wie falsch sie liegen.
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Sie will es tun, wie es Rosalie getan hat, ganz ohne den Hunger, kalt und zornig. Sie will ihren Tod und damit das Ende, will ihre Leben auslöschen und sie nie wieder in sich drin spüren müssen, nicht ihre Körper, ihre Überlegenheit, ihr Hohngelächter, und auch nicht ihr Blut.
Keinen Tropfen will sie davon kosten.
Hallo, sagt Bella, wenn sie die nächste Tür eingetreten hat, du erinnerst dich doch noch an mich?
(Hast du es gewagt, mich zu vergessen? Hast du es gewagt, nachts selig einzuschlafen?)
Nein nein nein, betteln und flehen und schreien sie, und Gott, die Freude ist überwältigend, wieder und wieder bricht Bella einen Knochen, lacht und säuselt ja ja ja, tritt ihnen die Organe zu Matsch, fängt ihre Tränen auf.
Fühlst du dich noch immer mächtig?, fragt sie.
Sie winseln um Erbarmen für ihr Leben, aber keiner entschuldigt sich für jenes, das sie Bella genommen haben.
(Es tut mir leid, Dad, denkt Bella nach jedem Mord. Ich war zu gebrochen, um zurück zu kehren.)
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Es sind noch nicht alle, begehrt Bella auf, es gibt noch so viele, die das Selbe getan haben und das Selbe tun werden, jemand muss sie alle -
Nein, sagt Rosalie, immer wieder nein.
Bellas früheres Blut hat ihr System noch nicht vollständig verlassen, sie ist stärker als Rosalie, könnte sie nur zu leicht überwältigen und an ihr vorbei aus der Tür stürmen. Sie will es tun, will sich Rosalies Führung entreissen, ihren eigenen Weg gehen, helfen.
Du kannst die Welt nicht retten, sagt Rosalie ruhig. Das wirst du lernen müssen.
Ich kann es immerhin versuchen, erwidert Bella patzig. Nicht allen ist egal, was passiert.
Nein, habe ich gesagt. Rosalies Hand schiesst vor, legt sich um Bellas Kehle. Als du das letzte Mal nein sagtest und sie doch geantwortet haben, was wurde daraus?
Das ist doch etwas völlig anderes, das ist nicht miteinander vergleichbar, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - und doch, Bella hält inne.
Du hast dir zurückgeholt, was dir genommen wurde, sagt Rosalie. Jetzt stell dich wieder deiner eigenen Welt.
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Vier.
Heile.
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Es ist ein grässliches erstes Jahr.
Sie besitzt eine Selbstbeherrschung, die die Cullens verblüfft, aber zurück zu Charlie, zurück in den Unterricht, das geht nicht, meinen sie. Sie ist nie allein, man behält sie stets im Auge, und wenn Emmett manchmal vergisst, was Bella wiederfahren ist, und sie scherzhaft knufft, ganz kurz nur und ohne Hintergedanken, schreit sie schrill und laut und so lange, bis Rosalie kommt, und sie mit ihrem Körper vom Rest der Welt abschirmt.
Nur Rosalie darf das. Nur Rosalie erinnert Bella an Vertrauen und Sicherheit.
Sie telefoniert oft mit ihren Eltern, geht regelmässig auf die Jagd, um Charlie treffen zu können, mit ganz viel Abstand zwischen ihnen, schreibt Mails an ihre Schulfreunde, liest Selbsthilfebücher.
Ich bin ein Opfer, sagt sie manchmal tonlos in ihr Zimmer hinein. Sie fühlt sich nicht gefangen, aber Freiheit sieht sie auch keine.
Die Leere ist überwältigend.
Ein Opfer, denkt sie, und weint ein bisschen ohne Tränen, einfach so, weil ihr das passend erscheint.
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Ich habe dir alles gezeigt, was ich weiss, sagt Rosalie. Nur das eine noch nicht.
Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, legt die Arme um Emmetts Nacken, küsst ihn zärtlich auf den Mund, mit geschlossenen Augen, denn sie fürchtet sich nicht, vertraut darauf, dass nichts geschieht, das sie nicht will. Sie dreht sich zur Seite, streicht mit dem Daumenkuppen sachte über Bellas Wange.
Ist das in Ordnung?
Bella tritt einen Schritt näher, schmiegt sich in die federleichte Berührung.
Ja, sagt sie und lächelt zaghaft. Das ist Liebe, hauchzarte und unbrechbare Liebe, ein sicherer Hafen, den sie aus freien Stücken aufsuchen kann.
Eines Tages wirst du heilen, verspricht Rosalie. Eines Tages bestimmt.
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