Fandom: Harry Potter
Chara/Pairing: Lavender, Lavender x Cedric
Warnung: Chara Death, ganz schlimmer Mist
A/N: War mal für ein Lavced Halloween Projekt, aber dieses Ding war mir zu peinlich, um es hochzuladen xD
Der Fluch der Todesfee
Er wies sie zurück, wollte sie nicht, verschmähte ihr seine Liebe, nach der sie so dürstete. Alles war sie zu geben bereit gewesen. Ihre Treue, ihre Unterwürfigkeit, ihre Seele. Ihm wäre sie gefolgt, bis ans Ende der Welt, bis ans Ende des Daseins. Kein Opfer wäre ihr zu gross gewesen, nichts, das ihre Liebe zu ihm geschmälert hätte. Aber er liess sie nicht sein Herz berühren und brach das ihre, als er ging, sie zurückliess, ihre flehenden Bitten ignorierte. Zerstört und gespalten gab sie sich dem Schmerz hin, litt mit jedem Atemzug, starb, lange bevor sich ihre Augen schlossen - und als ihr Körper ihrer Seele ins Jenseits folgte, war das Letzte, was sie fühlte, unzähmbarer Zorn.
Manche Qual wird nie verebben. Man hält sich daran fest, greift danach, weil man glaubt, sie wäre das einzige, was man ertragen kann, was einen erinnern lässt und am Leben hält. Unerwiderte Liebe hallt in jeder Generation als Echo wider, ist so gewiss, wie die Nacht die auf den Tag folgt. Und manchmal, obwohl sie nicht daran Schuld sind, obwohl sie nicht daran beteiligt sind, legt sich sogar ein Fluch auf die Existenz Dritter.
Wenn jemand sie gefragt hätte, wie viel ihr Leben ihr wert sei, wäre ihre Antwort ein nüchternes überhaupt nichts gewesen. Sicher wäre sie zu einer ausführlichen Erklärung gedrängt worden, eine Erklärung die sie nicht parat hatte. Aber niemand stellte ihr Fragen dieser Art und wie gross war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sich irgendwann mal jemand dafür interessieren könnte?
Eigentlich hätte sie gar nicht existierend dürfen, fand sie. Dass sie hier stand, vor einem Spiegel, sich in die eigenen tiefblauen Augen blickend, war falsch. Nicht normal. Seit 15 Jahren schon. 15 Jahre, in denen sie eine permanente Gefahr für ihre Mitmenschen dargestellt hatte. Niemand ahnte, was für eine Bestie sie im Grunde war. In ihr schlummerte etwas, das alles andere als gut war. Ein undefinierbares Ungeheuer, das danach verlangte, ungehalten zu wüten und der Zerstörung nachzugehen. Lavender mochte nicht über sehr viel Wissen verfügen, doch eines stand für sie ausser Frage: Sie durfte sich unter keinen Umständen verlieben. Würde man sie zurückweisen, würde man ihre Liebe ablehnen, sie könnte es nicht ertragen. Instinktiv war ihr klar, dass sie in so einem Fall sogar töten würde.
Ihr Vater, ein angesehener Muggel Anwalt, starb bei einem Verkehrsunfall, da war sie gerade mal vier. Jahre später, als sie langsam begann, die Jungen mit anderen Augen zu betrachten und sich gleichzeitig über den anormalen, unberechenbaren Teil in ihr Bewusst wurde, drängte sie ihre Mutter dazu, ihr von der Beziehung zu Michael zu erzählen. Später, Lavender hatte eben erst ihr 1. Schuljahr an Hogwarts beendet, gestand sie ihr unter Tränen, dass Michael nie das Selbe für sie empfunden hatte, wie sie für ihn. Er stand bis zu seinem Tod unter dem Einfluss eines der stärksten Liebestränke dieser Welt. Schockiert ab dieser Nachricht, hatte sie, kaum war sie wieder in der Schule, heimlich Nachforschungen angestellt und war Stunde um Stunde in der Bibliothek gesessen, hatte Bücher gewälzt und nach einem Hinweis gesucht, der ihr hätte erklären können, warum sie anders war als die anderen. Warum sie das Verlangen verspürte, jedem, der ihr das Herz brach, den Tod zu wünschen. Sie vermutete, dass die einseitige Liebschaft ihrer Eltern etwas damit zu tun hatte - und sie lag richtig damit. Als sie zum ersten Mal einen Abschnitt über Todesfeen in einem staubigen Buch entdeckt hatte, setzte ihr die Mischung aus Entsetzen und Erleichterung übel zu. Den ganzen restlichen Tag hatte sie eingesperrt in einer Toilettenkabine verbracht und sich unter Tränen übergeben. Weil ihre Mutter die Liebe eines Menschen erzwungen hatte, war sie mit einem Fluch geboren worden. Ein Fluch, der sie früher oder später zur Mörderin machen würde.
Lavender stach nie zwischen den anderen Mädchen ihres Alters hervor. Sie lachte, alberte rum, beschwerte sich über die vielen Hausaufgaben - niemand kam auf die Idee, dass sie sich auf irgendeine Weise von ihnen unterschied. Sie gab immer mal wieder vor, von diesem oder jenen Jungen zu schwärmen, aber in Wirklichkeit setzte sie alles daran, sich nicht zu verlieben. So lange sie für niemanden Gefühle entwickelte, bestand auch keine Gefahr. Aber Cedric war zu nett, zu zuvorkommend, zu anziehend. Als er ihr kurz nach der zweiten Aufgabe des Trimagischen Turniers unaufgefordert dabei half, ihre verschwundene Katze Palvat auf den Ländereien zu suchen, unterschrieb er ahnungslos sein eigenes Todesurteil.
Es kam des Öfteren vor, dass Palvat ausbüxte und sich dann am Rande des Verbotenen Waldes herumtrieb. Lavender war schon halb erfroren gewesen, als sie an jenem verhängnisvollen Sonntagmorgen mit gerötetem Gesicht durch den Schnee gestapft war und mit heiserer Stimme den Namen ihrer Katze gerufen hatte. Cedric war ihren Rufen gefolgt und neugierig zu ihr gekommen. Er brauchte nur zu lächeln und schon war sie rettungslos in ihn verliebt.
Seufzend wand sie sich von ihrem Spiegelbild ab und löste den lockeren Haarknoten. Inzwischen war es Juni und die dritte und letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers stand kurz bevor. Wie sich alle darauf freuten, dem nächsten Abend entgegenfieberten, Wetten abschlossen - Lavender war sich noch nie so sehr wie eine Aussenstehende vorgekommen. Sie stand gelöst vom Geschehen in einer anderen Welt und beobachtete das Treiben in einer kleinen, unscheinbaren Schneekugel. So unbedeutend, so überflüssig. War sie wirklich mit diese Menschen befreundet? Menschen, die regelmässig von Neuem ihr Herz verschenkten, das anderer ohne Erbarmen brachen oder töricht, wie sie waren, behaupteten, sie bräuchten keine Liebe. Als undeutliche Schemen huschten sie um Lavender rum, gingen einem Leben nach, das frei von jedem Fluch war. Niemand von ihnen war dazu verdammt, sich fern von Unschuld nach Rache zu sehnen.
Cedric konnte ihr nicht geben, wonach sie sich seit Monaten verzerrte. Ende Mai hatte Lavender ihn vor der Grossen Halle abgefangen und ihn zu einem Spaziergang am See überredet. Es war ein warmer Tag gewesen, und der Wind trug einen leisen Vorgeschmack der kommenden Hitzemonate mit sich. Sie hatte all ihren Mut zusammengekratzt, hatte tagelang nach der perfekten Formulierung ihres Geständnisses gesucht, war vor lauter Verlegenheit kaum im Stande gewesen, auch nur einen einzigen zusammenhängenden Satz zu bilden. Als er ihr ohne jeden Spott, ohne jede Schadenfreude erklärte, dass er mit Cho Chang zusammen war und nicht vorhatte, die Beziehung mit ihr zu beenden, war Lavender nicht sonderlich überrascht darüber gewesen. Sie hatte geahnt, dass er auf diese Weise reagieren würde. Sie hatte geahnt, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Sie hatte geahnt, dass es schlussendlich darauf hinauslaufen würde. Aber die Wucht der Zurückweisung traf sie völlig unvorbereitet. Ihr war, als wäre ein Gebäude über ihr zusammengestürzt und hätte sie lebendig begraben. Der winzige Funke Hoffnung, der trotz aller Vernunft in ihr brannte, erlosch mit einem Schlag und hinterliess beklemmende Finsternis. Sie war zurück ins Schloss gerannt, hatte sich Cedrics aufrichtige Worte des Bedauern nicht zu Ende angehört. Bis zum Morgengrauen hatte sie geweint, vor Wut gegen Wände eingeschlagen und sich der Besinnungslosigkeit hingegeben.
Und nun wartete sie im unbeleuchteten Schlafsaal auf das Fortschreiten der Nacht, wartete auf den Moment, in dem sie an Cedrics Bett schleichen und ihm den letzten Kuss auf die Lippen hauchen würde. Sie versuchte, die regelmässigen Atemzüge ihrer Freundinnen zu ignorieren. Wären sie, hätten sie von Lavenders verfluchten Existenz gewusst, dazu in der Lage gewesen, sie aufzuhalten? Wohl kaum. Das Monster in ihr schreckte vor nichts zurück, war bereit, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sorgte dafür, dass seine Rachegelüste auf jeden Fall gestillt wurden. Todesfeen sind gefährlich, hiess es. Viele Todesfeen verfallen dem Wahnsinn, weil sie, wie sehr sie auch dagegen kämpfen mögen, nicht dazu in der Lage sind, den Fluch zu brechen. Aber manche von ihnen geniessen es regelrecht, Zurückweisungen jeder Art zu vergelten. Lavender reihte sich selber in die erstere Gruppe ein, doch in wiefern machte das ihr Leben leichter? Die Bücher in der Schulbibliothek bestätigten ihr das, was sie ohnehin bereits wusste: Nichts auf der Welt konnte den Fluch brechen. Es spielte keine Rolle, ob sie ein guter Mensch war, oder ob sie Mitgefühl, Erbarmen und Freundschaft kannte.
In die Räume der Hufflepuffs zu gelangen, war mehr als nur einfach. Einem 1.klässler hatte sie das Passwort für eine Tüte Brausedrops abgekauft und als sie sich weit nach Mitternacht in den gelb-schwarz gestalteten Gemeinschaftsraum schlich, war keiner mehr auf. Lavender besah sich die verschiedenen Türen die links und rechts zu weiteren Räumen führten und hielt vor jener mit der Aufschrift Zauberer 6. Klasse inne. Wie auch im Gryffindorturm war es Mädchen möglich, die Schlafsäle der Jungen zu betreten. Leises, mehrstimmiges Schnarchen drang an ihre Ohren. Lavender zog vorsichtig die Tür hinter sich zu und tapste blind zum ersten der sechs Betten. Obwohl sie kaum mehr als einen pulsierenden Schatten ausmachen konnte, konnte sie mit Gewissheit bestimmten, dass es sich nicht um Cedric handelte. Erst als sie die Vorhänge des vierten Bettes einen Spalt weit zur Seite schob, fand sie ihn friedlich schlummernd vor. Wovon träumte er? Hatte er sich noch Gedanken über sie gemacht oder hatte er ihren Namen bereits wieder vergessen? Sie hätte alles dafür gegeben, in seinen Armen liegen zu dürfen. Unter seinen geschlossenen Lidern huschten die Augen hektisch hin und her. Die Decke hatte er fest mit den Händen umklammert. Hatte er Angst? Ahnte er im Unterbewusstsein vielleicht sogar, dass dies seine letzte Nacht sein würde? Fürchte dich nicht, hätte sie ihm am liebsten zugeflüstert. Ich bin bei dir, beschütze dich, liebe dich.
Wie schön es doch hätte sein können…
Lavender beugte sich über seinen schlafenden Körper und betrachtete jeden Quadratzentimeter seines Gesichts. Nie war ihr jemand begegnet, der so vollkommen und unwiderstehlich auf sie wirkte. Seine Anziehungskraft war enorm. Er hatte ein loderndes Feuer der Versuchung gelegt, doch bedauerlicherweise war sie nicht die einzige gewesen, die sich in seinem Bann gefangen wiedergefunden hatte. Cho Chang hatte sich in sein Herz geschlichen und Besitz vor ihm ergriffen. Eine Welle glühenden Zornes brach über Lavender ein. Cedric hätte nur für sie die Augen öffnen sollen. Von ihr träumen, sich nach ihr sehnen, allein sie berühren. Warum konnte er nicht verstehen, dass einzig für sie leben sollte? Ihr hätte sein Begehren gelten sollen, ihr hätte er Liebesschwüre machen sollen. Mit dem Gedanken an sie hätte sein Tag beginnen und mit dem Gedanken an sie hätte sein Tag enden sollen. Wäre sie die Welt für ihn, würde sein Herz nicht so bald schon das letzte Mal Blut durch seine Adern pumpen. Du bist ein Narr, Cedric, dachte sie. Keine kann dir das geben, was ich dir zu schenken bereit bin. Keine ist auch nur annährend dazu fähig, deinen Weg mit mehr Liebe zu pflastern als ich. Nur noch ein paar Meter, Cedric, dann ist es vorbei. Du hattest die Wahl und hast dich gegen mich entschieden. Bitte versteh, dass du ohne mich nicht leben darfst.
Sachte legte sie ihre Lippen auf die seinen und liess es geschehen. Ein Kuss der, obgleich er sich von keinem gewöhnlichen unterschied, Cedrics Schicksal besiegelte. Er würde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden umkommen, wie genau, konnte sie nur erraten. Möglich, dass er eine Treppe runterstürzen und sich dabei das Genick brechen würde. Vielleicht würde er beim Frühstück ersticken oder an einem falsch gebrauten Trank sterben. Gleich wie, sie würde ihn nicht mehr wiedersehen.
Am darauffolgenden Abend gesellte sich Lavender nicht zu ihren Mitschülern, die allesamt auf den Tribünen zum Quidditch Feld sassen und dem Trimagischen Turnier beiwohnten. Sie hatte sich ihr liebstes Kleid übergezogen, blütenweiss und aus leichtem Stoff. Furchtbar melodramatisch für das, was sie vorhatte, doch niemand würde sich darum kümmern, in welchem Aufzug sie ihr Leben ausgehaucht hatte. Cedric lebte noch, und die Erkenntnis, dass er vermutlich beim Turnier sterben würde, stimmte sie ruhig und sogar zufrieden. Das, wozu der Fluch sie gezwungen hatte, war nicht mehr rückgängig zu machen, aber es lag in ihrer Hand dafür zu sorgen, dass in Zukunft nicht noch mehr Menschen ihretwegen sterben mussten.
Jener Teil von ihr, der nicht vom Fluch kontrolliert und gelenkt wurde, empfand Reue, die nicht in Worte zu fassen war. War es nicht allein ihre Schuld, dass heute ein junges Leben endete? Wenn sie nur schon früher gehandelt hätte, bevor sie sich in Cedric verliebt hatte. Ihr Tod war kein Verlust, und wenn, dann nur, weil man sie nicht mehr für ihre Tat bestrafen konnte.
In der ferne erklangen etliche Entsetzensschreie, ein Gemisch aus Klagerufen und ersticktem Gekreische durchbrach die Stille die eben noch am Ufer des Sees geherrscht hatte. Cedric? Lavender richtete ihren Zauberstab auf die Innenseite ihres linken Unterarms. Ein blaustichiger, dunkler Strahl schoss daraus hervor und hinterliess einen langen, tiefen Schnitt in ihrem Fleisch.
Konnte ein freier, nicht verfluchte Mensch anhand ihres Abschiedbriefes ein Stück weit verstehen, was in den letzten Wochen ihres Lebens in ihr vorgegangen war? War jemand bereit, den Versuch zu starten, sich in ihre Lage zu versetzen? Sie erwartete keine Vergebung, aber als sich ihre Lungen ein letztes Mal mit Sauerstoff füllten, war ihr, als nahm sie jemand an der Hand.