ES WAR ERDE IN IHNEN, und
sie gruben.
Sie gruben und gruben, so ging
ihr Tag dahin, ihre Nacht. Und sie lobten nicht Gott,
der, so hörten sie, alles dies wollte,
der, so hörten sie, alles dies wusste.
Sie gruben und hörten nichts mehr;
sie wurden nicht weise, erfanden kein Lied,
erdachten sich keinerlei Sprache.
Sie gruben.
Es kam eine Stille, es kam auch ein Sturm,
es kamen die Meere alle.
Ich grabe, du gräbst, und es gräbt auch der Wurm,
und das Singende dort sagt: Sie graben.
O einer, o keiner, o niemand, o du:
Wohin gings, da's nirgendhin ging?
O du gräbst und ich grab, und ich grab mich dir zu,
und am Finger erwacht uns der Ring.
***
DAS WORT VOM ZUR-TIEFE-GEHN,
das wir gelesen haben.
Die Jahre, die Worte seither.
Wir sind es noch immer.
Weißt du, der Raum ist unendlich,
weißt du, du brauchst nicht zu fliegen,
weißt du, was sich in dein Aug schrieb,
vertieft uns die Tiefe.
***
DEIN
HINÜBERSEIN heute Nacht.
Mit Worten holt ich dich wieder, da bist du,
alles ist wahr und ein Warten
auf Wahres.
Es klettert die Bohne vor
unserm Fenster: denk
wer neben uns aufwächst und
ihr zusieht.
Gott, das lasen wir, ist
ein Teil und ein zweiter, zerstreuter:
im Tod
all der Gemähten
wächst er sich zu.
Dorthin
führt uns der Blick,
mit dieser
Hälfte
haben wir Umgang.
PSALM
Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,
niemand bespricht unsern Staub.
Niemand.
Gelobt seist du, Niemand.
Dir zulieb wollen
wir blühn.
Dir
entgegen.
Ein Nichts
waren wir, sind wir, werden
wir bleiben, blühend:
die Nichts-, die
Niemandsrose.
Mit
dem Griffel seelenhell,
dem Staubfaden himmelswüst,
der Krone rot
vom Purpurwort, das wir sangen
über, o über
dem Dorn.
TÜBINGEN, JÄNNER
Zur Blindheit über-
redetet Augen.
Ihre - «ein
Rätsel ist Rein-
entsprungenes» -, ihre
Erinnerung an
schwimmende Hölderlintürme, möwen-
umschwirrt.
Besuche ertrunkener Schreiner bei
diesen
tauchenden Worten:
Käme,
käme ein Mensch,
käme ein Mensch zur Welt, heute, mit
dem Lichtbart der
Patriarchen: er dürfte,
spräche er von dieser
Zeit, er
dürfte
nur lallen und lallen,
immer-, immer-
zuzu.
(«Pallaksch. Pallaksch.»)
[Паллакш, паллакш ─ ці позбавлені конкретного смислу слова любив повторювати німецький поет Фрідріх Гельдерлін, який майже сорок років прожив у стані душевного потьмарення у вежі над Некаром на утриманні теслі Ціммера. В залежності від настрою чи обставин вони могли означати «так» або «ні».]
FLIMMERBAUM
Ein Wort,
an das ich dich gerne verlor:
das Wort
Nimmer.
Es war,
und bisweilen wusstest auch du's,
es war
eine Freiheit.
Wir schwammen.
Weißt du noch, dass ich sang?
Mit dem Flimmerbaum sang ich, dem Steuer.
Wir schwammen.
Weißt du noch, dass du schwammst?
Offen lagst du mir vor,
lagst du mir, lagst
du mir vor
meiner vor-
springenden Seele.
Ich schwamm für uns beide. Ich schwamm nicht.
Der Flimmerbaum schwamm.
Schwamm er? Es war
ja ein Tümpel rings. Es war der unendliche Teich.
Schwarz und unendlich, so hing,
so hing er weltabwärts.
Weißt du noch, dass ich sang?
Diese -
o diese Drift.
Nimmer. Weltabwärts. Ich sang nicht. Offen
lagst du mir vor
der fahrenden Seele.
***
EINIGES HAND-
ÄHNLICHE, finster,
kam mit den Gräsern:
Rasch - Verzweiflungen, ihr
Töpfer! -, rasch
gab die Stunde den Lehm her, rasch
war die Träne gewonnen -:
noch einmal, mit bläulicher Rispe,
umstand es uns, dieses
Heute.
***
EINEM, DER VOR DER TÜR STAND, eines
Abends:
ihm
tat ich mein Wort auf -: zum
Kielkropf sah ich ihn trotten, zum
halb-
schürigen, dem
im kotigen Stiefel des Kriegsknechts
geborenen Bruder, dem
mit dem blutigen
Gottes-
gemächt, dem
schilpenden Menschlein.
Rabbi, knirschte ich, Rabbi
Löw:
Diesem
beschneide das Wort,
diesem
schreib das lebendige
Nichts ins Gemüt,
diesem
spreize die zwei
Krüppelfinger zum heil-
bringenden Spruch.
Diesem.
...................................
Wirf auch die Abendtür zu, Rabbi.
....................................
Reiß die Morgentür auf, Ra- -
***
AN NIEMAND GESCHMIEGT mit der Wange -
an dich, Leben.
An dich, mit dem Handstumpf
gefundnes.
Ihr Finger.
Fern, unterwegs,
an den Kreuzungen, manchmal,
die Rast
bei freigelassenen Gliedern,
auf
dem Staubkissen Einst.
Verholzter Herzvorrat: der
schwelende
Liebes- und Lichtknecht.
Ein Flämmchen halber
Lüge noch in
dieser, in jener
übernächtigen Pore,
die ihr berührt.
Schlüsselgeräusche oben,
im Atem-
Baum über euch:
das letzte
Wort, das euch ansah,
soll jetzt bei sich sein und bleiben.
..............................................
An dich geschmiegt, mit
dem Handstumpf gefundenes
Leben.
***
ZWEIHÄUSIG, EWIGER, bist du, un-
bewohnbar. Darum
baun wir und bauen. Darum
steht sie, diese
erbärmliche Bettstatt, - im Regen,
da steht sie.
Komm, Geliebte.
Daß wir hier liegen, das
ist die Zwischenwand -: Er
hat dann genug an sich selber, zweimal.
Laß ihn, er
habe sich ganz, als das Halbe
und abermals Halbe. Wir,
wir sind das Regenbett, er
komme und lege uns trocken.
................................
Er kommt nicht, er legt uns nicht trocken.
ANABASIS
Dieses
schmal zwischen Mauern geschriebene
unwegsam-wahre
Hinauf und Zurück
in die herzhelle Zukunft.
Dort.
Silben-
mole, meer-
farben, weit
ins Unbefahrne hinaus.
Dann:
Bojen-,
Kummerbojen-Spalier
mit den
sekundenschön hüpfenden
Atemreflexen -: Leucht-
glockentöne (dum-,
dun, un-,
unde sispirat
cor),
aus-
gelöst, ein-
gelöst, unser.
Sichtbares, Hörbares, das
frei-
werdende Zeitwort:
Mitsammen.
[unde suspirat cor (лат.) - через них зітхає серце. Запозичено з трьохчастинного мотету Моцарта „Exsultate, jibilate“. Повний його текст звучить так:
Tu virginum corona,
tu nobis pacem dona,
tu consolare affectus,
unde suspirat cor.
Короно поміж дів,
пошли нам мир благий,
притлум усі жадання,
через які зітхає серце.]
KERMORVAN
Du Tausendgüldenkraut-Sternchen,
du Erle, du Buche, du Farn:
mit euch Nahen geh ich ins Ferne, -
Wir gehen dir, Heimat, ins Garn.
Schwarz hängt die Kirschlorbeertraube
beim bärtigen Palmenschaft.
ch liebe, ich hoffe, ich glaube, -
die kleine Steindattel klafft.
Ein Spruch spricht - zu wem? Zu sich selber:
Servir Dieu est régner, - ich kann
ihn lesen, ich kann, es wird heller,
fort aus Kannitverstan.
[Kannitverstan - в оповіданні німецького письменника Йоганна Петера Гебеля, яке він запозичив у французького мандрівника графа де Кюстіна, розповідається про пригоду, яка трапилася з одним чужинцем в Амстердамі, коли той, не знаючи голландської мови, на свої поставлені німецькою запитання, кому належить цей чудовий дім, цей багато споряджений корабель і кого це саме проводжають на цвинтар, отримував одну й ту ж відповідь: Kannitverstan («не розумію»), яку він витлумачив як ім'я дуже багатої і впливової людини.]
KOLON
Keine im Licht der Wort-
Vigilie erwanderte
Hand.
Doch du, Erschlafene, immer
sprachwahr in jeder
der Pausen:
für
wieviel Vonsammengeschiedenes
rüstest du's wieder zur Fahrt:
das Bett
Gedächtnis!
Fühlst du, wir liegen
weiß von Tausend-
farbenem, Tausend-
mündigem vor
Zeitwind, Hauchjahr, Herz-Nie.
[КОЛОН (грец. kölon) - цим терміном зі сфери риторики позначають ритміко-інтонаційну одиницю мовлення, фразу, виокремлену паузами та об'єднану логічним наголосом. Найменша одиниця ритму, «одиниця дихання», як визначав її Целан.
віґілія (лат. vigilia) - «нічна варта», «нічне пильнування». Як літургійне поняття вживається для позначення різних форм молитовної практики, напр., нічної молитви й нічного пильнування біля померлого. У начерках до Бюхнерівської промови «Меридіан» читаємо: «Вірш - це безкінечна віґілія».]
***
WAS GESCHAH? Der Stein trat aus dem Berge.
Wer erwachte? Du und ich.
Sprache, Sprache. Mit-Stern. Neben-Erde.
Ärmer. Offen. Heimatlich.
Wohin gings? Gen Unverklungen.
Mit dem Stein gings, mit uns zwein.
Herz und Herz. Zu schwer befunden.
Schwerer werden. Leichter sein.
***
HINAUSGEKRÖNT,
hinausgespien in die Nacht.
Bei welchen
Sternen! Lauter
graugeschlagenes Herzhammersilber. Und
Berenikes Haupthaar, auch hier, - ich flocht,
ich zerflocht,
ich flechte, zerflechte.
Ich flechte.
Blauschlucht, in dich
treib ich das Gold. Auch mit ihm, dem
bei Huren und Dirnen vertanen,
komm ich und komm ich. Zu dir,
Geliebte.
Auch mit Fluch und Gebet. Auch mit jeder
der über mich hin-
chwirrenden Keulen: auch sie in eins
geschmolzen, auch sie
phallisch gebündelt zu dir,
Garbe-und-Wort.
Mit Namen, getränkt
von jedem Exil.
Mit Namen und Samen,
mit Namen, getaucht
in alle
Kelche, die vollstehn mit deinem
Königssblut, Mensch, - in alle
Kelche der großen
Ghetto-Rose, aus der
du uns ansiehst, unsterblich von soviel
auf Morgenwegen gestorbenen Toden.
(Und wir sangen die Warschowjanka.
Mit verschilften Lippen, Petrarca.
In Tundra-Ohren, Petrarca.)
Und es steigt eine Erde herauf, die unsre,
diese.
Und wir schicken
keinen der Unsern hinunter
zu Dir,
Babel.
[Коса Береніки (лат. Coma Berenices) - сузір'я північної півкулі неба, назване на честь єгипетської цариці Береніки II, дружини Птоломея III Еверґета (III ст. до н.е.), яка відрізала своє прекрасне волосся й пожертвувала його богам, щоб віддячити за подаровану її чоловікові перемогу над сірійцями.
За свідченням російського письменника Іллі Еренбурга, з мемуарами якого Целан був знайомий, під час свого перебування в одному з таборів ГУЛАГу Осип Мандельштам читав ув'язненим побратимам сонети Петрарки.]
LES GLOBES
In den verfahrenen Augen - lies da:
die Sonnen-, die Herzbahnen, das
sausend-schöne Umsonst.
Die Tode und alles
aus ihnen Geborene. Die
Geschlechterkette,
die hier bestattet liegt und
die hier noch hängt, im Äther,
Abgründe säumend. Aller
Gesichter Schrift, in die sich
schwirrender Wortsand gebohrt - Kleinewiges,
Silben.
Alles,
das Schwerste noch, war
flügge, nichts
hielt zurück.
HUHEDIBLU
Schwer-, Schwer-, Schwer-
fälliges auf
Wortwegen und -schneisen.
Und - ja -
die Bälge der Feme-Poeten
lurchen und verspern und wispern und vipern,
episteln.
Geunktes, aus
Hand- und Fingergekröse, darüber
schriftfern eines
Propheten Name spurt, als
An- und Afterschrift, unterm
Datum des Nimmermenschtags im September -:
Wann,
wann blühen, wann,
wann blühen die, hühendiblüh,
huhediblu, ja sie, die September-
rosen?
Hüh - on tue… Ja wann?
Wann, wannwann,
Wahnwann, ja Wahn, -
Bruder
Geblendet, Bruder
Erloschen, du liest,
dies hier, dies:
Dis-
parates -: Wann,
blüht es, das Wann,
das Woher, das Wohin und was
und wer
sich aus- und an- und dahin- und zu sich lebt, den
Achsenton, Tellus, in seinem
vor Hell-
hörigkeit schwirrendem
Seelenohr, den
Achsenton tief
im Innern unsrer
sternrunden Wohnstatt Zerknirschung? Denn
sie bewegt sich, dennoch, im Herzsinn.
Den Ton, oh,
den Oh-Ton, ah,
das A und das O,
das Oh-diese Galgen-schon-wieder, das Ah-es-gedeiht,
auf den alten
Alraunenfluren gedeiht es,vals schmucklos-schmückendes Beikraut,
als Beikraut, als Beiwort, als Beilwort,
ad-
jektivisch, so gehen
sie dem Menschen zuleibe, Schatten,
vernimmt man, war
alles Dagegen -
Feiertagsnachtisch, nicht mehr, -:
Frugal,
kontemporan und gesetzlich
geht Schinderhannes zu Werk,
sozial und alibi-elbisch, und
das Julchen, das Julchen:
daseinsfeist rülpst,
rülpst es das Fallbeil los, - call it (hott!)
love.
Oh quand refleuriront, oh roses, vos septembres?
[ВІТУЖЕТУ (в німецькому оригіналі HUHEDIBLU) - назва цього вірша є прикладом семантичного нонсенсу, утвореного за принципом звуконаслідування. Вихідним пунктом тут є німецький переклад поетичного рядка з вірша французького поета Поля Верлена «Ah, quand refleuriront les roses de septembre?» («Ах, коли зацвітуть вересневі троянди?», нім. «Oh, wann blühen wieder die Septemberrosen?"). Граничне еліптичне стягнення звукового складу цього рядка утворює, врешті-решт, той позбавлений значення, незвичний заголовок, який дешифрується тільки в кінці Целанового вірша.]
HÜTTENFENSTER
Das Auge, dunkel:
als Hüttenfenster. Es sammelt,
was Welt war, Welt bleibt: den Wander-
Osten, die
Schwebende, die
Menschen-und-Juden,
das Volk-vom-Gewölk, magnetisch
ziehts, mit Herzfingern, an
dir, Erde:
du kommst, du kommst, wohnen werden wir, wohnen, etwas
- ein Atem? ein Name -
geht im Verwaisten umher,
tänzerisch, klobig,
die Engels-
schwinge, schwer von Unsichtbarem, am
wundgeschundenen Fuß, kopf-
lastig getrimmt
vom Schwarzhagel, der
auch dort fiel, in Witebsk,
- und sie, die ihn säten, sie
schreiben ihn weg
mit mimetischer Panzerfaustklaue -,
geht, geht umher,
sucht,
sucht unten,
sucht droben, fern, sucht
mit dem Auge, holt
Alpha Centauri herunter, Arktur, holt
den Strahl hinzu, aus den Gräbern,
geht zu Ghetto und Eden, pflückt
das Sternbild zusammen, das er,
der Mensch, zum Wohnen braucht, hier,
unter Menschen,
schreitet
die Buchstaben ab und der Buchstaben sterblich-
unsterbliche Seele,
geht zu Aleph und Jud und geht weiter,
baut ihn, den Davidsschild, lässt ihn
aufflammen, einmal,
lässt ihn erlöschen - da steht er,
unsichtbar, steht
bei Alpha und Aleph, bei Jud,
bei den ändern, bei
allen: in
dir,
Beth, - das ist
das Haus, wo der Tisch steht mit
dem Licht und dem Licht.
***
ES IST ALLES ANDERS, als du es dir denkst, als ich es mir denke,
die Fahne weht noch,
die kleinen Geheimnisse sind noch bei sich,
sie werfen noch Schatten, davon
lebst du, leb ich, leben wir.
Die Silbermünze auf deine Zunge schmilzt,
sie schmeckt nach Morgen, nach Immer, ein Weg
nach Russland steigt dir ins Herz,
die karelische Birke
hat
gewartet,
der Name Ossip kommt auf dich zu, du erzählst ihm,
was er schon weiß, er nimmt es, er nimmt es dir ab, mit Händen,
du löst ihm den Arm von der Schulter, den rechten, den linken,
du heftest die deinen an ihre Stelle, mit Händen, mit Fingern, mit Linien,
- was abriß, wächst wieder zusammen -
da hast du sie, da nimm sie dir, da hast du alle beide,
den Namen, den Namen, die Hand, die Hand,
da nimm sie dir zum Unterpfand,
er nimmt auch das, und du hast
wieder, was dein ist, was sein war,
Windmühlen
stoßen dir Luft in die Lunge, du ruderst
durch die Kanäle, Lagunen und Grachten,
bei Wortsinn,
am Heck kein Warum, am Bug kein Wohin, ein Widderhorn hebt dich
- Tekiah! -
wie ein Posaunenschall über die Nächte hinweg in den Tag, die Auguren
zerfleischen einander, der Mensch
hat seinen Frieden, der Gott
hat den seinen, die Liebe
kehrt in die Betten zurück, das Haar
der Frauen wächst wieder,
die nach innen gestülpte
Knospe an ihrer Brust
tritt wieder zutag, lebens-,
herzlinienhin erwacht sie
dir in der Hand, die den Lendenweg hochklomm, -
wie heißt es, dein Land
hinterm Berg, hinterm Jahr?
ich weiß, wie es heißt.
Wie das Wintermärchen, so heißt es,
es heißt wie das Sommermärchen,
das Dreijahreland deiner Mutter, das war es,
das ists,
es wandert überallhin, wie die Sprache,
wirf sie weg, wirf sie weg,
dann hast du sie wieder, wie ihn,
den Kieselstein aus
der Mährischen Senke,
den dein Gedanke nach Prag trug,
aufs Grab, auf die Gräber, ins Leben,
längst
ist er fort, wie die Briefe, wie alle
Laternen, wieder
musst du ihn suchen, da ist er,
klein ist er, weiß,
um die Ecke, da liegt er,
bei Normandie-Njemen - in Böhmen,
da, da, da,
hinterm Haus, vor dem Haus,
weiß ist er, weiß, er sagt:
Heute - es gilt.
Weiß ist er, weiß, ein Herzstrahl,
ein Fluss,
du kennst seinen Namen, die Ufer
hängen voll Tag, wie der Name,
du tastest ihn ab, mit der Hand:
Alba.
***
IN DER LUFT, da bleibt deine Wurzel, da
in der Luft.
Wo sich das Irdische ballt, erdig.
Atem-und-Lehm.
Groß
geht der Verbannte dort oben, der
Verbrannte: ein Pommer, zuhause
im Maikäferlied, das mütterlich blieb, sommerlich, hell-
blütig am Rand
aller schroffen,
interhart-kalten
Silben.
Mit ihm
wandern die Meridiane:
an-
gesogen von seinem
sonnengesteuerten Schmerz, der die Länder verbrüdert nach
dem Mittagsspruch einer
liebenden
Ferne. Aller-
orten ist Hier und ist Heute, ist, von Verzweiflungen her,
der Glanz,
in den die Entzweiten treten mit ihren
geblendeten Mündern:
der Kuss, nächtlich,
brennt einer Sprache den Sinn ein, zu der sie erwachen, sie -:
heimgekehrt in
den unheimlichen Bannstrahl,
der die Verstreuten versammelt, die
durch die Sternwüste Seele Geführten, die
Zeltmacher droben im Raum
ihrer Blicke und Schiffe,
die winzigen Garben Hoffnung,
darin es von Erzengelfittichen rauscht, von Verhängnis,
die Brüder, die Schwestern, die
zu leicht, die zu schwer, die zu leicht
Befundenen mit
der Weltenwaage im blut-
schändrischen, im
fruchtbaren Schoß, die lebenslang Fremden,
spermatisch bekränzt von Gestirnen, schwer
in den Untiefen lagernd, die Leiber
zu Schwellen getürmt, zu Dämmen, - die
Furtenwesen, darüber
der Klumpfuß der Götter herüber-
gestolpert kommt - um
wessen
Sternzeit zu spät?
Петро Рихло ─ «НІЩО У СТАНІ ЦВІТІННЯ». Поетична збірка Пауля Целана «Нічийна троянда»
Rose, oh reiner Widerspruch, Lust,
Niemandes Schlaf zu sein unter soviel
Lidern.
Reiner Maria Rilke.
Трижды блажен, кто введет в песнь имя;
Украшенная названьем песнь
Дольше живет среди других -
Она отмечена среди подруг повязкой на лбу,
Исцеляющей от беспамятства.
Осип Мандельштам.